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Sommersonnenwende

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Ullstein Taschenbuchvlg.erschienen am01.06.2023Auflage
»Hochaktuell und spannend bis zur letzten Seite.« David Lagercrantz Die Sonne brennt heiß auf den Asphalt in einem Stockholmer Vorort, als eine junge Frau gefunden wird, vergewaltigt und erdrosselt. Kriminalkommissar Tomas Wolf kann den Anblick der Toten kaum ertragen - zu sehr erinnert sie ihn an die dunkle Zeit in seiner Vergangenheit, die er am liebsten vergessen würde. Doch in diesem Sommer '94 ist er der Erste am Tatort. Er ahnt nicht, dass auch die Journalistin Vera Berg in diesem Mordfall ermittelt und dabei alles aufs Spiel setzt - vor allem ihr eigenes Leben. Als in einer Kleinstadt eine Katastrophe passiert und es weitere Tote gibt, kreuzen sich die Wege von Tomas und Vera: Die gemeinsame Jagd nach einem brutalen Frauenmörder beginnt. Sie wird in alle Ecken der Gesellschaft reichen, dorthin, wo die dunkelsten Ängste und der tiefste Hass zu Hause sind. Der Auftakt einer neuen schwedischen Krimireihe vom Bestseller-Duo Engman & Selåker

Pascal Engman ist Schwedens aufstrebender Star der Kriminalliteratur. Er hat weltweit über 1 Million Bücher verkauft und wird in über 20 Sprachen übersetzt. David Lagercrantz bezeichnet ihn als »Meister der neuen Krimi-Generation«.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR17,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

Klappentext»Hochaktuell und spannend bis zur letzten Seite.« David Lagercrantz Die Sonne brennt heiß auf den Asphalt in einem Stockholmer Vorort, als eine junge Frau gefunden wird, vergewaltigt und erdrosselt. Kriminalkommissar Tomas Wolf kann den Anblick der Toten kaum ertragen - zu sehr erinnert sie ihn an die dunkle Zeit in seiner Vergangenheit, die er am liebsten vergessen würde. Doch in diesem Sommer '94 ist er der Erste am Tatort. Er ahnt nicht, dass auch die Journalistin Vera Berg in diesem Mordfall ermittelt und dabei alles aufs Spiel setzt - vor allem ihr eigenes Leben. Als in einer Kleinstadt eine Katastrophe passiert und es weitere Tote gibt, kreuzen sich die Wege von Tomas und Vera: Die gemeinsame Jagd nach einem brutalen Frauenmörder beginnt. Sie wird in alle Ecken der Gesellschaft reichen, dorthin, wo die dunkelsten Ängste und der tiefste Hass zu Hause sind. Der Auftakt einer neuen schwedischen Krimireihe vom Bestseller-Duo Engman & Selåker

Pascal Engman ist Schwedens aufstrebender Star der Kriminalliteratur. Er hat weltweit über 1 Million Bücher verkauft und wird in über 20 Sprachen übersetzt. David Lagercrantz bezeichnet ihn als »Meister der neuen Krimi-Generation«.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783843730068
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.06.2023
AuflageAuflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse3799 Kbytes
Artikel-Nr.11420915
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Montag, 6. Juni 1994
1

Tomas Wolf starrte in die Augen seiner Frau Klara. Sie erwartete eine Antwort. Auf der Hornsgatan hupte ein Lkw, und der Missklang durchschnitt die warme Frühsommerluft.

»Ich habe dich gefragt, wo das Geld geblieben ist«, wiederholte sie.

Er wandte den Blick ab, betrachtete das Schaufenster der Bankfiliale, aus der sie gerade gekommen waren. Vor dem Geldautomaten links vom Eingang hatte sich eine kleine Schlange gebildet. Sein Mund war wie ausgetrocknet. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, griff sich an den Krawattenknoten und lockerte ihn. Lächerlich, dass er sich in Schale geworfen hatte. Braunes Jackett, dunkelroter Schlips. Unter dem weißen Hemd rann ihm der Schweiß. Tomas zog eine Zigarette aus der Brusttasche und schob sie zwischen die Lippen. Ehe er sie anzünden konnte, riss Klara sie ihm aus dem Mund, warf sie auf den Boden und zertrat sie.

»Würdest du mir das verflucht noch mal erklären?«

»Ich bringe das in Ordnung. Komm.«

Er nahm sie sanft beim Arm und führte sie zum Auto, wo ihre beiden Kinder Alexander und Ebba warteten. Heute war der erste Sommerferientag. Klara hatte Urlaub, und Tomas hatte sich freigenommen, um den Tag mit seiner Familie zu verbringen. Der himmelblaue Volvo 240 stand in der Swedenborgsgatan im Schatten. Vor einer Konditorei stieg ihm der Duft frisch gebackener Zimtschnecken in die Nase. Drinnen saßen weißhaarige Senioren mit krummen Rücken über ihr Gebäck gebeugt.

Klara schien sich ein wenig beruhigt zu haben, resigniert lief sie neben ihm her. Ein Stück vom Auto entfernt blieb sie stehen und sah ihn an. Ihr Blick war eher bittend als wütend. Die Enttäuschung in ihren Augen weckte sein schlechtes Gewissen.

»Sag mir die Wahrheit, Liebling. Ich werde nicht sauer. Hast du das Geld deinen Brüdern gegeben? Steckst du wegen ihnen in Schwierigkeiten?«

Er schüttelte leicht den Kopf. Wellen von Scham durchfluteten ihn. Er konnte es ihr nicht sagen. Es war unmöglich.

»Nein.«

»Wie sollen wir das Haus kaufen?«

»Ich sagte doch, ich werde das regeln.«

»Und wie? Wir brauchen fünfundzwanzigtausend Kronen. Du verdienst dreiundzwanzigtausend, und uns bleiben weniger als zwei Monate, bevor der Makler sich nach anderen Käufern umsieht.«

Tomas antwortete nicht, ging zum Auto und öffnete die Fahrertür. Bevor er sich hinters Lenkrad setzte, zog er das Jackett aus, faltete es hastig zusammen und legte es zwischen Ebba und Alexander auf die Rückbank.

Sie hatten die Seitenfenster nach unten gekurbelt, trotzdem waren die Gesichter der Kinder gerötet und glänzten vor Schweiß. Tomas ließ den Motor an und drehte das Gebläse auf die höchste Stufe. Die Luft, die herausströmte, war warm und muffig.

»Kommst du?«, fragte er Klara, die noch auf dem Bürgersteig stand.

Sie zog die Beifahrertür auf und stieg ein.

Tomas lenkte den Wagen vom Bordstein weg und fädelte sich in die vormittägliche Rushhour auf der Hornsgatan ein. Klara hielt den Blick von ihm abgewandt. Ebba begann laut zu plärren. Der sechsjährige Alexander, der Ältere der beiden, trat und boxte von hinten gegen den Fahrersitz. Schnelle, rhythmische Schläge.

»Lässt du das bitte?«, sagte Tomas.

Die Tritte und Schläge hörten auf.

Sie hielten an einer roten Ampel, hinter einem roten Bus. Grauschwarze Dieselschwaden drangen ins Wageninnere. Tomas nahm seine rechte Hand vom Schaltknüppel, legte sie auf Klaras linke und drückte sie sanft. Sie zog sie mit einem Ruck weg und verschränkte die Arme vor der Brust.

Die Ampel sprang um, und der Bus fuhr mit einem Ächzen los. Ebbas Gebrüll erfüllte das Auto. Langsam krochen sie die Hornsgatan entlang. Die stickige Luft im Auto war schwer und massiv und schien dem Körper keinerlei Sauerstoff zuzuführen. Tomas atmete durch den Mund, seine Beine kribbelten. Eine Handbreit vor ihnen drängelte sich ein grüner Volvo in den Verkehr. Tomas bremste abrupt, unterdrückte einen Fluch. An der Kreuzung Ecke Ringvägen mussten sie an der nächsten roten Ampel halten. Er konnte den Nacken des Fahrers des grünen Volvo sehen. Der Sechsjährige fing wieder an, mit den Füßen gegen den Vordersitz zu treten. Nicht mit der gleichen Vehemenz wie eben, dafür fester, entschlossener. Tomas nahm sein Jackett von der Rückbank, legte es auf seine Oberschenkel, rieb seine schweißnassen Hände trocken und tastete nach seinen Zigaretten. Fand sie.

»Du rauchst verdammt noch mal nicht im Auto«, sagte Klara.

Stumm wischte er sich mit dem Hemdsärmel den Schweiß von der Stirn und schob sich eine Zigarette zwischen die Lippen. Ebba heulte immer lauter. Tomas steckte die Prince an, schloss die Augen und ließ den Rauch durch die Nase entweichen. Vor seinen Augen flimmerte es, seine Finger waren krampfhaft geschlossen. Die Ampel sprang um. Die Rücklichter des grünen Volvo entfernten sich. Er versuchte, sich daran zu erinnern, wie er seine Füße stellen musste, damit der Wagen losfuhr, und starrte mit leerem Blick auf den Tacho. Hinter ihm begann es zu hupen. Zuerst nur eine einzelne Hupe, doch das Hupen schwoll rasch an, steigerte sich zu einem hallenden dissonanten Orchester.

Alexander trat fest gegen seinen Sitz.

»Wieso fährst du nicht los, Papa?«, fragte er.

Klara sah ihn an.

Ein weiterer harter Tritt.

Ich muss hier weg. Ich muss raus aus diesem Auto. Sofort. Sonst sterbe ich.

Tomas stieß die Tür auf. Stieg aus. Klara streckte sich über den Fahrersitz und rief ihm etwas nach. Unschlüssig blieb er vor der Kühlerhaube stehen. Er schwankte, fühlte sich, als hätte ihm jemand einen Schlag versetzt. Sein Blickfeld verschwamm. Er blinzelte hektisch. Passanten blieben stehen, beobachteten neugierig, was sich da abspielte. Kurz entschlossen drehte er sich um und überquerte die Mittellinie in Richtung Zinkensdamm. Ein Auto machte im letzten Moment eine Vollbremsung, um ihn nicht zu überfahren. Klara rief etwas Unverständliches, aber er ging weiter.
2

Vera Berg hatte ihren Freund Jonny Möller zuletzt vor sieben Tagen gesehen. Am vergangenen Sonntag war er losgezogen, um Bier zu kaufen, und seitdem nicht mehr aufgetaucht.

Jetzt hockte Jonnys sechsjähriger Sohn Sigge in der Dreizimmerwohnung in der Ystadsgatan in Malmö am Küchentisch und starrte sie an.

»Muss ich dann ganz allein hierbleiben, wenn du wegziehst?«

Auf dem Boden lag Veras schwarze Reisetasche wie eine Mauer zwischen ihnen. Der physische Beweis des Vertrauensbruchs, den sie in Kürze an dem Jungen begehen würde.

»Ich würde dich niemals alleine lassen, Großer.«

In zwei Stunden musste sie sich ins Auto setzen und nach Stockholm fahren. Dort wartete eine neue Wohnung auf sie. Ein neuer Job als überregionale Journalistin in der Hauptstadtredaktion der Kvällsposten. Eines der anspruchsvollsten Ressorts der Zeitung.

Vera stand auf, ging einen Schritt auf Sigge zu und wollte ihm über den Kopf streicheln, aber er wich ihr aus.

»Doch, das wirst du. Das weiß ich«, sagte er. »Alle lassen mich allein. Erst Mama. Dann Papa. Und jetzt du.«

Vera wusste, wie es sich anfühlte, wenn die ganze Familie sich von einem abkehrte. Darum hatte sie ihre Abreise um eine Woche verschoben, darauf gewartet, dass Jonny zurückkam, aber er war nicht aufgetaucht. Und am Freitag hatte ihre neue Chefin gedroht, die Stelle zurückzuziehen, wenn Vera nicht Montagnachmittag auf der Matte stünde.

»Papa kommt bestimmt bald, Kumpel.«

Vera glaubte ihren Worten selbst nicht mehr, aber was sollte sie sagen? Der Junge hatte recht. Sein Vater schien sich nicht mehr für ihn zu interessieren. Seine Mutter war tot, und Vera musste die Chance ergreifen, die die Kvällsposten ihr bot.

»Du bist nicht mal meine Mama«, sagte Sigge jetzt. »Ich bin dir egal.«

Das stimmte nicht. Die ganze Woche hatte sie versucht, Jonny zu finden, und, als das gescheitert war, sich den Kopf nach einer anderen Lösung zermartert. Um nicht das tun zu müssen, wozu sie nun gezwungen war.

»Du bist der wichtigste kleine Mann in meinem Leben. Ich weiß, dass ich nicht deine Mama bin, aber du bist trotzdem wie ein Sohn für mich.«

Der Junge entspannte sich, und Vera streckte die Hand aus. Diesmal ließ Sigge zu, dass sie ihm durch die zerzausten braunen Haare fuhr. Seine grünen Augen sahen sie an.

Dann sprang er auf und lief ins Wohnzimmer. Ein paar Sekunden später drang die Titelmelodie von Mio, mein Mio aus dem Fernseher.

Vera versuchte, die Wut zurückzudrängen, die in ihr aufstieg.

Wer tat so etwas seinem eigenen Kind an?

Meine Eltern, dachte sie. Und das wusste Jonny.

Der Scheißkerl.

Darum hatte er sich aus dem Staub gemacht. Das war seine Art, sie zu kontrollieren. Jonny war der einzige Mensch, der ihr Geheimnis kannte. Das Schreckliche, das vor zwölf Jahren geschehen war. Was Vincent zugestoßen war. Warum ihre Eltern sie nicht mehr als ihre Tochter ansahen. Und jetzt verwandte er dieses Wissen gegen sie.

Er wusste, dass sie Sigge niemals im Stich lassen würde.

Am liebsten hätte sie mit der Faust ein...
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Autor

Pascal Engman ist Autor und Journalist. Sein Thriller-Debüt Der Patriot, erschienen 2017, wurde von Kritiker:innen und Leser:innen gleichermaßen gefeiert. Er hat weltweit über 1 Million Exemplare seiner Bücher verkauft und wird in über 20 Ländern veröffentlicht. In Schweden ist er einer der beliebtesten Krimiautoren.