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Bis es wieder regnet

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Aufbau Verlage GmbHerschienen am15.08.20231. Auflage
Die neue weibliche Stimme aus Israel.

Vielteilig wie ein Mosaik und tief wie ein Brunnen - dieser erstaunliche Debütroman erzählt die Geschichte der israelischen Familie Steinmann über gut hundert Jahre: von der Gründung eines Siedlungsdorfs in der Jesreelebene bis in die Gegenwart. Im glutheißen Zentrum des Romans die ländlich dörfliche Stimmung der Monate Elul, Tischre und Cheschwan, in denen traditionell ausgesät und auf Regen gewartet wird. Aber was tun, wenn der Regen auch diesmal ausbleibt? Während die schwangere Jael ins Heimatdorf zurückkehrt, wo ihre Schwester Gali vergeblich Hochzeit feiern will, während die Eltern scheinbar unerreichbar im Ausland sind, die Großeltern sich wie Feinde belauern und Wasserraub zum Alltag gehört, schießt das mühsam unter Verschluss gehaltene Familiengeheimnis in den Himmel wie eine Fontäne.

Ein großer israelischer Familien- und Gesellschaftsroman in der Tradition von Meir Shalev.

»Ein rauer und überraschender Roman über große Dramen in einem kleinen Ort.« Haaretz.


Saleit Shahaf Poleg, 1977 geboren, ist Schriftstellerin, Redakteurin und Universitätsdozentin. Ihre Kindheit verbrachte sie in Be'er-Sheva und ihre Jugend in einem Kibbuz und in einem Moschaw in der Jesreelebene in Nordisrael. Shahaf Poleg hat Kurzgeschichten in diversen israelischen und internationalen Literaturzeitschriften auf Hebräisch und Englisch veröffentlicht. »Bis es wieder regnet« ist ihr erster Roman, der in Israel von der Kritik und den Lesenden gleichermaßen gefeiert wurde. Ruth Achlama, geboren 1945, lebt seit 1974 in Israel und übersetzt seit Anfang der 80er Jahre hebräische Literatur, darunter Werke von Amos Oz, Meir Shalev, Yoram Kaniuk und Ayelet Gundar-Goshen. Für ihre Arbeit wurde sie unter anderem mit dem deutsch-israelischen Übersetzerpreis und dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR23,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR17,99

Produkt

KlappentextDie neue weibliche Stimme aus Israel.

Vielteilig wie ein Mosaik und tief wie ein Brunnen - dieser erstaunliche Debütroman erzählt die Geschichte der israelischen Familie Steinmann über gut hundert Jahre: von der Gründung eines Siedlungsdorfs in der Jesreelebene bis in die Gegenwart. Im glutheißen Zentrum des Romans die ländlich dörfliche Stimmung der Monate Elul, Tischre und Cheschwan, in denen traditionell ausgesät und auf Regen gewartet wird. Aber was tun, wenn der Regen auch diesmal ausbleibt? Während die schwangere Jael ins Heimatdorf zurückkehrt, wo ihre Schwester Gali vergeblich Hochzeit feiern will, während die Eltern scheinbar unerreichbar im Ausland sind, die Großeltern sich wie Feinde belauern und Wasserraub zum Alltag gehört, schießt das mühsam unter Verschluss gehaltene Familiengeheimnis in den Himmel wie eine Fontäne.

Ein großer israelischer Familien- und Gesellschaftsroman in der Tradition von Meir Shalev.

»Ein rauer und überraschender Roman über große Dramen in einem kleinen Ort.« Haaretz.


Saleit Shahaf Poleg, 1977 geboren, ist Schriftstellerin, Redakteurin und Universitätsdozentin. Ihre Kindheit verbrachte sie in Be'er-Sheva und ihre Jugend in einem Kibbuz und in einem Moschaw in der Jesreelebene in Nordisrael. Shahaf Poleg hat Kurzgeschichten in diversen israelischen und internationalen Literaturzeitschriften auf Hebräisch und Englisch veröffentlicht. »Bis es wieder regnet« ist ihr erster Roman, der in Israel von der Kritik und den Lesenden gleichermaßen gefeiert wurde. Ruth Achlama, geboren 1945, lebt seit 1974 in Israel und übersetzt seit Anfang der 80er Jahre hebräische Literatur, darunter Werke von Amos Oz, Meir Shalev, Yoram Kaniuk und Ayelet Gundar-Goshen. Für ihre Arbeit wurde sie unter anderem mit dem deutsch-israelischen Übersetzerpreis und dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841232922
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum15.08.2023
Auflage1. Auflage
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.11542962
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe




Heimatkunde


»Regen, Regen fällt vom Himmel, viele kleine Wassertropfen, ping, ping platschen, alle in die Hände klatschen ⦫

Solche Lieder singt man noch in unserem Kindergarten, der längst zu einem Verbund mehrerer Kindergärten angewachsen ist. Lieder dieser Art, dazu Herbstblumen, Heimatkunde, ein Geschenk zum bevorstehenden Neujahrsfest und das Lied »Hammer, Nagel« zum Laubhüttenfest und wo bleibt der Regen?

Kein Mensch spürt sein Fehlen außer uns. Wirklich. Die Gärten sind noch grün, auch wenn die Rasenflächen schon verschwunden sind, Kunstrasen, Holzplanken mit wer weiß was drunter, Gott behüte, glatter Beton, Blumen in Kübeln.

Im ganzen Land fließt schon fades, entsalztes Meerwasser aus den Hähnen, und unser Boden wird von Tag zu Tag salziger, die Bäume ächzen unter der dicken Staubschicht, und wir bewässern sorgenvoll weiter, Wasser ist nicht mehr so billig wie einst, und die nun schon alltäglichen Diebstähle, Tribute an die Diebe jenseits des Bergzugs, gehen ins Geld.

Man dreht uns alle Wasserhähne ab. Wir sind auf uns selbst gestellt. Ihr habt vergessen, wer hier Morast und Mücken und Malaria gefressen hat, während ihr in Tel Aviv und Haifa Kaffee getrunken habt. Aber wir vergessen es nicht - und auch nicht der Regen, der uns vorerst verlassen hat, der kehrt noch wieder.

Lügen und Geheimnisse bringen angeblich mehr Schaden als Nutzen, alle wollen jetzt ehrlich sein, die Büchsen der Pandora und die Sündenregister öffnen, die Skelette aus den Schränken holen, das diene der Läuterung der Seele, heißt es. Unsere Kinder überhäufen uns mit unberechtigten Vorwürfen, genau wie bei unseren Nachbarn in den Kibbuzim, dort jammern sie über ihre verlorene Kindheit in den Kinderhäusern, über die Nachtwächterinnen und die hartherzigen Eltern, und bei uns vergießen sie Krokodilstränen, weil wir sie angeblich zu hart rangenommen haben, auf dem Acker, an den Fischteichen, in Kuhställen und Hühnerhäusern.

»Wir hatten keine Zeit, uns individuell zu entwickeln«, klagen sie und bilden Selbsthilfegruppen, die sich donnerstags im Volkshaus treffen, und wenn man dort vorbeiradelt, hört man manchmal lautes Schluchzen aus dem kleinen Saal.

Ein Witz.

Aber wir kennen die Wahrheit.

Was sie Lügen und Geheimnisse nennen, nennen wir »sich mit dem eigenen Kram befassen und die Nase nicht in anderer Leute Angelegenheiten stecken«. Wir sind Experten darin, und vielleicht ist das ja das Geheimnis unserer Resilienz hier auf der schweren sumpfigen Erde; die Toten und die Lügen und die Geheimnisse liegen tief vergraben und erlauben uns weiterzuleben, ohne dass wir übermäßig viel an sie denken müssen. Nicht an sie und nicht an die paar Araber, die wir von hier vertrieben haben, und auch nicht an diejenigen unter uns, die verrückt geworden sind und sich umgebracht haben, oder an die gestorbenen Kinder und die verbotenen Seitensprünge.

Worin unterschied sich dieses Geheimnis?

Nicht, dass im Dorf nicht darüber geredet worden wäre, es gibt immer jemanden, der redet, seine Zeit mit Klatsch und Verleumdung vergeudet. Die Natur des Menschen ist böse von Jugend an, lehrte uns der legendäre Lehrer Kipnis, ein Verwandter des berühmten Dichters, der in der alten Baracke wohnte, die schon damals baufällig war und noch heute junge Leute und Bettelarme aufnimmt.

Es ist ja auch nicht so, dass wir kein Herz hätten. Schließlich haben wir eine große Fläche mitten im Dorf für das staatliche Kinderheim zur Verfügung gestellt. Eine Fläche groß wie ein halbes Fußballfeld vom teuren Gemeinschaftsboden für verwahrloste Kinder, damit sie ein bisschen saubere Luft atmen können. Später haben wir sie mit einem großen Zaun umgeben und ebenfalls vergessen. Unsere Kinder kannten sie nicht, und die Enkel werden auch die Nachfolgenden nicht kennenlernen, denn es kommen immer welche nach. Es gibt Dinge, die uns nichts angehen.

Wir verdrängten, schlossen die Augen, hielten uns die Ohren zu, sahen auch ihn nicht, wenn er nachts umherstreunte, beim nächtlichen Melken wie ein Schatten an uns vorbeihuschte, die schlammigen Wege mit Hunderten von Papierfiguren übersät waren. Wir haben uns nicht eingemischt, es ging uns nichts an, es gibt Dinge, über die man besser schweigt, und wir schwiegen viel, über neunzig Jahre oft und lang.

Und doch gibt es Dinge, die man nicht verschweigen darf, auch die gibt es.

Dächer ohne Ziegel zum Beispiel. Restaurants in Hühnerhäusern, Pizzerien auf dem Hof, Boutique-Molkereien, zu Stundenhotels umgebaute Pferdeställe. So geht das Dorf unbemerkt vor die Hunde. Ja, wegen des Regens, aber auch wegen anderer Dinge.

»Kommt, ihr Wolken, bringt Wasser den Gärten, tropf, tropf wacker, bringt Regen dem Acker, der Ähre, dem Baum, und auch dem Blümchen am Gartensaum.«

Die Kleinkinder singen in den Kindergärten, und wir kommen mit den Treckern vorbei und halten kurz an, um zu lauschen. Danach springen wir schnell in den Dorfladen, um Dickmilch und Mischbrot zu kaufen, und fahren weiter auf die Felder, um die Bewässerung anzuschalten und zu retten, was zu retten ist.

* * *

Sophie weiß, wenn sie morgens früh genug aufsteht, sieht sie die Honigsauger den Morgentau aus den Rangunschlingerblüten trinken. Vielleicht entdeckt sie auch einen Blutspecht, der dicke Würmer aus der absterbenden Zypresse in der Mitte der Reihe angelt. Früher schützten die Zypressen ihren Orangenhain vor dem bösen Nordwind, doch jetzt, da der Hain nicht mehr ist, säuern sie nur den Boden unter sich und weiter nichts.

Es gibt auch ein Bülbülpärchen, das sich an Zippas Brustbeeren gütlich tat, bevor Jaeli die Bäume abdeckte, aber Sophie war es egal. Zum einen ist Zippa nicht mehr, und auch zu deren Lebzeiten hatte Sophie die Vögel nie verjagt, nicht von den Brustbeeren und nicht von den Wollmispeln. Sie schaute ihnen gern zu, wenn sie morgens früh genug wässerte, damit Joske nicht mit seinem Gezeter anfing. Überhaupt komisch, dass sie sich an die Vogelnamen erinnerte, wohl noch von Schimele, der ihr mit seinen Listen das Hirn vollquatschte.

Früh morgens ist es still im Dorf, selbst den Lärm der Melkmaschinen hört sie nicht, nicht, weil er nicht da wäre, sondern weil sie daran gewöhnt ist. Hier und da stört ein Traktor die Ruhe, aber das macht ihr nichts aus. An so einem ruhigen Morgen, wenn sie gießt oder jätet oder pflückt, kann sie einfach ihrem Sehnen nachhängen. Sehnsucht ist ein Gefühl, das sie von Kopf bis Fuß erfüllt. Sie sehnt sich nach dem, was einmal war, aber auch in der Gegenwart ist jede Minute, die vergeht, eine verpasste Minute, und auch nach diesen Versäumnissen sehnt sie sich. Zum Beispiel ihre Töchter, Nili, die gestorben ist, und Anati, die für ein ganzes Jahr im Ausland sitzt - beide fehlen ihr, aber wirkliche Sehnsucht hat sie nach der Zeit, als sie klein waren, kleine Mädchen. Als sie ihr am Morgenrockzipfel hingen und in den Garten nachliefen. Sie sehnt sich nicht nach den Frauen, die sie geworden sind, Erwachsene, die nichts mit ihr gemeinsam haben: Die geschiedene Nili, deren Mann sie mit drei Kindern für eine andere Frau sitzen gelassen hat, raucht Kette an ihrem Küchenfenster gegenüber dem Geschäftszentrum, schaut vorbeifahrenden Autos nach und liest Liebesromane vorm Fernseher. Nicht nach dieser Nili sehnt sie sich, sondern nach dem kurzen Wuschelkopf, der mit aufgeschürften Knien und schlammverschmierter Kleidung nach Hause kam - manchmal mussten sie sie bestrafen wegen ihres ungestümen Verhaltens -, aber Nili lachte auch danach noch, und Sophie schnitt zwar ein böses Gesicht, lachte innerlich jedoch mit.

Auch die ernste und stille Anati, die sie in der Sportkarre oder im Laufstall manchmal schlichtweg vergaßen, weil sie sich stundenlang mit etwas beschäftigen konnte, was sie ihr in die Hand gedrückt hatten. Doch so ruhig und ausgeglichen sie als Kleinkind gewesen war, so unerträglich wurde sie als erwachsene Frau - Vegetarierin, Feministin mit...


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Autor

Saleit Shahaf Poleg, 1977 geboren, ist Schriftstellerin, Redakteurin und Universitätsdozentin. Ihre Kindheit verbrachte sie in Be'er-Sheva und ihre Jugend in einem Kibbuz und in einem Moschaw in der Jesreelebene in Nordisrael. Shahaf Poleg hat Kurzgeschichten in diversen israelischen und internationalen Literaturzeitschriften auf Hebräisch und Englisch veröffentlicht. »Bis es wieder regnet« ist ihr erster Roman, der in Israel von der Kritik und den Lesenden gleichermaßen gefeiert wurde.

Ruth Achlama, geboren 1945, lebt seit 1974 in Israel und übersetzt seit Anfang der 80er Jahre hebräische Literatur, darunter Werke von Amos Oz, Meir Shalev, Yoram Kaniuk und Ayelet Gundar-Goshen. Für ihre Arbeit wurde sie unter anderem mit dem deutsch-israelischen Übersetzerpreis und dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
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