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Wintermondnacht

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
308 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am13.09.2023
Beim weihnachtlichen Klassentreffen gibt es Streit, als Simone die wilden Vollmondpartys von vor mehr als zwanzig Jahren erwähnt - und sie ziemlich schräg, ja übergriffig nennt. Rico, ein unverbesserlicher Sexist, hatte sie organisiert. Am nächsten Morgen liegt er tot hinterm Gasthof Greiner. Kommissar Georg Angermüller, zu Besuch in der oberfränkischen Heimat und auch beim Klassentreffen, wird wie alle anderen als Zeuge vernommen. Zurück im Norden erhält der Lübecker Kommissar nicht nur einen überraschenden Anruf, sondern auch Besuch aus der Heimat ...

Ella Danz, gebürtige Oberfränkin, lebt seit ihrem Publizistikstudium in Berlin. Nach Jahren in der Ökobranche ist sie mittlerweile als freie Autorin tätig. Ihr spezielles Interesse gilt der genauen Beobachtung von Verhaltensweisen und Beziehungen ihrer Mitmenschen. In ihren Angermüller-Krimis wird gern gekocht und gegessen, mischt sich Spannung mit Genuss. Und der Kommissar, ein sympathischer Oberfranke im Lübecker Exil, kämpft nicht nur gegen das Verbrechen, sondern auch gegen schlechtes Essen.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR10,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextBeim weihnachtlichen Klassentreffen gibt es Streit, als Simone die wilden Vollmondpartys von vor mehr als zwanzig Jahren erwähnt - und sie ziemlich schräg, ja übergriffig nennt. Rico, ein unverbesserlicher Sexist, hatte sie organisiert. Am nächsten Morgen liegt er tot hinterm Gasthof Greiner. Kommissar Georg Angermüller, zu Besuch in der oberfränkischen Heimat und auch beim Klassentreffen, wird wie alle anderen als Zeuge vernommen. Zurück im Norden erhält der Lübecker Kommissar nicht nur einen überraschenden Anruf, sondern auch Besuch aus der Heimat ...

Ella Danz, gebürtige Oberfränkin, lebt seit ihrem Publizistikstudium in Berlin. Nach Jahren in der Ökobranche ist sie mittlerweile als freie Autorin tätig. Ihr spezielles Interesse gilt der genauen Beobachtung von Verhaltensweisen und Beziehungen ihrer Mitmenschen. In ihren Angermüller-Krimis wird gern gekocht und gegessen, mischt sich Spannung mit Genuss. Und der Kommissar, ein sympathischer Oberfranke im Lübecker Exil, kämpft nicht nur gegen das Verbrechen, sondern auch gegen schlechtes Essen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839276884
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum13.09.2023
Reihen-Nr.12
Seiten308 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.11592397
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel I

Mila hastete durch die Shopping Mall. Drei Tage vor Heiligabend wimmelte es von Menschen auf der Jagd nach Geschenken. Das hatte sie natürlich vorher gewusst und versuchte nun, sich nicht über das Gewühle zu ärgern. War ja auch ihr Fehler, Geschenke auf den allerletzten Drücker zu besorgen.

Überall hingen Girlanden mit Sternen, Glocken, roten Schleifen und anderen weihnachtliche Accessoires, nicht fein und zierlich, sondern unbescheiden groß. Sie sollten neben zahlreichen üppig geschmückten Tannenbäumen aus Plastik, die mit Kunstschnee bestäubt waren, in den klimatisierten Gängen und Atrien eine festliche, winterliche Atmosphäre verbreiten. Während draußen frühlingshafte Temperaturen herrschten, verteilten in der Mall rot gewandete Santas mit weißen Rauschebärten Tüten mit nutzlosen Überraschungen an die Kleinen. Und über dieser vibrierenden Betriebsamkeit lag ein Geräuschteppich aus Jingle Bells und White Christmas. Mila hatte gänzlich andere Erinnerungen an die Advents- und Weihnachtszeit ihrer Kindheit. Warum man dieses Fest am 24. Dezember feierte, dafür interessierte sich hier kaum jemand. Die Deko musste blinken und glitzern, das war die Hauptsache, und die Kunden in Weihnachtsstimmung - sprich Kauflaune - versetzen.

Für Henry hatte Mila in einem Laden namens Liquid Gold einen Scotch erworben, von dessen Geschmack der Verkäufer in den höchsten Tönen schwärmte. Dem Preis nach zu urteilen befand sich wirklich Gold in der Flasche. Christopher hatte sich spezielle Kopfhörer für sein Handy gewünscht, ihr die Adresse des drei Etagen umfassenden Apple Store genannt, sodass auch dieser Wunsch leicht zu erfüllen gewesen war.

Mila war froh, alles erledigt zu haben und die IFC Mall verlassen zu können. Nur wenn es sich nicht umgehen ließ, betrat sie diese Konsumtempel, von denen es unzählige in der Stadt gab, und fühlte sich stets irgendwie fehl am Platze. Jetzt wollte sie nur noch schnell nach Hause. Sie nahm den Ausgang zur Harbour View Street, hatte Glück und erwischte dort gleich ein Taxi.

Es dämmerte schon, doch die Gebäudeschluchten von Central gleißten taghell im Licht der Geschäfte und Restaurants, unzählige Menschen wuselten über die Trottoirs oder standen diszipliniert an roten Ampeln, während sich ein endloser Strom aus Autos, Bussen und Tram daran entlangschob. Doch je weiter das Taxi den Hügel emporkletterte, desto ruhiger wurde es draußen.

Wenig später stand Mila auf ihrer dunklen Terrasse und rauchte eine Zigarette. Vor ihr ragten die strahlenden Hochhaustürme des Bankenviertels von Hong Kong Island auf, am anderen Ufer funkelte die Skyline von Kowloon. Es fühlte sich vertraut an, fast wie Heimat, oder wie etwas, das sie zumindest dafür hielt, denn Mila wusste nicht zu beschreiben, was Heimat eigentlich ausmachte. Und in dieser verrückten Stadt hielt sie es nur für längere Zeit aus, wenn sie ihr hin und wieder entfliehen konnte. Dabei war ihr bewusst, dass sie auf hohem Niveau jammerte, auf sehr hohem Niveau.

Wer konnte sich schon eine über 2.500 Square Feet geräumige Wohnung in den Mid Levels East leisten, in einer Anlage mit Tennisplätzen, gepflegten Gärten, Gym, In- und Outdoor Swimming Pools und vielen weiteren Annehmlichkeiten? Charly konnte. Obwohl sie nun schon eine ganze Weile in diesem Luxus lebte, kam Mila die Realität manchmal total unwirklich vor. Sie war in Hong Kong gelandet, um einer mal wieder gescheiterten Beziehung und ach so vielem anderen zu entfliehen, so weit weg wie möglich von Deutschland, mit wenig Geld und der Idee, ein deutsches Café zu eröffnen.

Sie jobbte in der Gastronomie, um die Miete für ihr enges Einraumapartment in Mongkok zu verdienen, und begann außerdem, in ihrer winzigen Küche deutsches Backwerk herzustellen, das sie übers Internet anbot. Und eines Tages meldete sich ein Kunde, der für die Geburtstagsparty seines Sohnes drei Torten, zwei Napf- und zwei Blechkuchen orderte.

Mila erinnerte sich gut an den Stress, mit ihrer wenig professionellen Ausstattung diesen Riesenauftrag auszuführen, zumal es ein schwüler Augusttag mit über 30 Grad war und die Klimaanlage gegen den Backofen kaum ankam. Doch irgendwie gelang es ihr, auch die Schwarzwälder Torte perfekt zu produzieren. Sie räumte ihren Kühlschrank komplett leer, um das Kunstwerk darin bis zur Lieferung zu lagern.

Und das war das nächste Problem. Sie konnte diese Menge an Gebäck nicht allein mit der U-Bahn und dem Bus bewältigen. Kurzerhand schickte Mila dem Kunden eine Mail, dass er angesichts der Menge jemanden schicken sollte, mit dem zusammen sie die Lieferung per Taxi durchführen konnte.

Wenig später stand der Auftraggeber selbst vor ihrer Tür, stellte sich in akzentfreiem Deutsch als Charly Lao vor, und sie schafften gemeinsam die Torten und Kuchen zu seinem Wagen. Mila interessierte sich nicht für Autos, doch dass dieser weiße Van zu den teureren gehörte, fiel ihr gleich auf. Der Mann schloss die Heckklappe, und Mila wollte sich schon verabschieden, da sah er sie plötzlich an.

»Sagen Sie, ich könnte Unterstützung gebrauchen bei unserer Geburtstagsparty«, meinte er zögernd, »ich allein mit einer Horde Zehnjähriger, mir graut davor. Wollen Sie nicht mitkommen?«

»Äh, jetzt?«

Charly Lao nickte. Sie sah an ihrem T-Shirt und den Shorts herunter, die durchgeschwitzt waren und unverkennbare Spuren ihrer Backorgie trugen.

»Ich müsste mich aber erst umziehen â¦«, stellte sie etwas hilflos fest und überlegte dabei, was sie für einen zusätzlichen Kindergeburtstagsservice berechnen könnte.

»Kein Problem.«

Nach der Fahrt zu seiner Wohnung wusste sie, dass seine verstorbene Mutter aus Deutschland stammte, wo er fast jedes Jahr einige Zeit verbrachte, und er deutsche Backwaren liebte. Außerdem hatte er einen zehnjährigen Sohn, den er allein großzog, nachdem er von dessen Mutter vor sieben Jahren geschieden worden war. Und dass er Geld hatte, war offensichtlich, was Mila erst einmal misstrauisch machte. Doch seine offene, humorvolle Art ließ ihre Skepsis bröckeln, und als sie Christopher, das Geburtstagskind, kennenlernte, verschwanden ihre Bedenken gänzlich. Der Junge, der neben Deutsch ganz selbstverständlich Englisch und Chinesisch sprach, war nicht nur sehr wohlerzogen, sondern ausgesprochen fröhlich und freundlich und fasste sofort Vertrauen zu Mila.

Sie hatte einige sehr einfache Spielideen hervorgekramt, an die sie sich von Geburtstagen aus ihrer Kindheit erinnerte, und damit die temperamentvolle Bande aus zehn, zwölf Kindern total begeistert. Charly war beeindruckt.

Als sie sich verabschiedete, musste sie Christopher versprechen, auf jeden Fall wiederzukommen, was Charly für eine sehr gute Idee hielt. Für den Sondereinsatz als Kindergeburtstags-Entertainerin forderte sie dann doch keine Bezahlung. Es erschien ihr plötzlich unangebracht. Allerdings entdeckte sie ein paar Tage später unter dem Stichwort Awesome Birthday Party eine stattliche Summe auf ihrem Konto, was sie einerseits freute, ihr aber auch ein wenig peinlich war.

Schon am nächsten Wochenende hatte sie eine Verabredung mit Christopher - und daraus wurde eine feste Einrichtung. Sie fuhren mit der alten Tram auf den Peak oder zum Baden mit der Fähre nach Lamma Island, sie beobachteten die Drachenflieger oberhalb von Sai Kung oder machten Picknick in einem der vielen Country Parks. Die Tage mit Christopher machten ihr viel Spaß. Mila, die keine Kinder hatte und auch nie welche haben würde, gewann den Jungen richtig lieb. Auch Charly schloss sich den beiden immer öfter an, bis ihre Verabredungen zu dritt die Regel waren. Und als Charly und sie ein Paar wurden, war das nur logisch, obwohl Mila sich geschworen hatte, sich nie wieder zu verlieben.

Als ihre neugierige Nachbarin Frau Cheng zum ersten Mal Mila in Charlys Begleitung begegnete, bekam sie große, staunende Augen.

»Sagen Sie, Miss Mila, heißt Ihr Freund zufällig Charles M. Lao?«, fragte sie beim nächsten Treffen im Hausflur.

»Äh, Charly Lao, ich kenne ihn als Charly.«

»Ja, ja, ja«, nickte die Nachbarin eifrig mit einem breiten Lächeln, »Glückwunsch!«

»Danke.«

Leicht verwundert wandte sich Mila zu ihrer Wohnungstür. Erst als Frau Cheng ihr ein paar Tage später ein Foto aus den Society-Spalten einer Hongkonger Zeitung präsentierte, dämmerte Mila, in welche Kreise sie geraten war.

Neulich in der Ozone Bar: Charles M. Lao und seine neue Begleitung , stand unter einem Foto, das sie und Charly zeigte, wie sie gerade mit Champagner auf ihren Geburtstag anstießen.

Inzwischen war sie schon zwei Jahre Ms. Lao, konnte sich keinen besseren Mann als Charly wünschen, hatte einen liebenswerten Stiefsohn und in Kennedy Town ihr eigenes Café, das Little German Cake Paradise - und manchmal ein schlechtes Gewissen, wenn sie an ihr früheres Leben dachte und die Millionen von Menschen, die genauso strampelten wie sie damals, um in dieser Stadt zu überleben. Hatte ausgerechnet sie so viel Glück verdient?

»Hallo, ich bin wieder da.«

Sie hatte ihn gar nicht kommen hören. Charly stand plötzlich neben ihr, grinste fröhlich und gab ihr einen Begrüßungskuss.

»Hallo, Charly.«

»Brauchst du eine Beruhigungszigarette vor der großen Reise oder bewunderst du den Mond?«

»Stimmt schon, ich mag diese langen...

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