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Geheimoperation Gehlen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
432 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am09.08.2023
Als der ehemalige Fremdenlegionär Louis Richard eine Frau vor ihrem Zuhälter rettet, stürzt das sein weiteres Leben ins Chaos. Denn schon kurz darauf wird er unschuldig zu lebenslanger Haft verurteilt. Im Gefängnis erhält er unerwarteten Besuch von zwei Mitarbeitern der CIA. Louis soll ihnen helfen, Reinhard Gehlen als Präsident des BNDs zu installieren. Er willigt ein, springt für ihn die Freiheit und eine neue Identität heraus. Doch die CIA spielt ihr eigenes Spiel und schon bald kämpft Louis ums Überleben.

Mike Steinhausen wurde 1969 in Essen geboren. Er ist Polizeibeamter und war mehrere Jahre als Zivilfahnder im Bereich der Drogenbekämpfung tätig. Sein Debüt als Autor gab er mit dem zeitgeschichtlichen Kriminalroman »Operation Villa Hügel«. »Geheimoperation Gehlen« ist bereits die sechste Veröffentlichung im Gmeiner-Verlag.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR16,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextAls der ehemalige Fremdenlegionär Louis Richard eine Frau vor ihrem Zuhälter rettet, stürzt das sein weiteres Leben ins Chaos. Denn schon kurz darauf wird er unschuldig zu lebenslanger Haft verurteilt. Im Gefängnis erhält er unerwarteten Besuch von zwei Mitarbeitern der CIA. Louis soll ihnen helfen, Reinhard Gehlen als Präsident des BNDs zu installieren. Er willigt ein, springt für ihn die Freiheit und eine neue Identität heraus. Doch die CIA spielt ihr eigenes Spiel und schon bald kämpft Louis ums Überleben.

Mike Steinhausen wurde 1969 in Essen geboren. Er ist Polizeibeamter und war mehrere Jahre als Zivilfahnder im Bereich der Drogenbekämpfung tätig. Sein Debüt als Autor gab er mit dem zeitgeschichtlichen Kriminalroman »Operation Villa Hügel«. »Geheimoperation Gehlen« ist bereits die sechste Veröffentlichung im Gmeiner-Verlag.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839277027
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum09.08.2023
Seiten432 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.11592409
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel 1

Mit einer dicken Jacke gegen die Kälte gewappnet, schippten die Männer den aufgeweichten Lehm aus dem Schützengraben. Die letzten Regengüsse hatten die Befestigungsanlagen unterspült, und die Gänge glichen mehr einem schlammigen Acker. Louis Richard fluchte innerlich. Wenn sich dieses Wetter nicht beruhigte, würden sie absaufen, noch bevor der Gegner überhaupt eine Chance hatte, ihnen eine Kugel durch den Helm zu jagen. Raul Durand stieß das Spatenblatt in den Boden und fingerte mit klammen Händen eine Zigarettenpackung hervor. Sein Atem kondensierte in weißen Wolken. Mit spitzen Lippen zog er eine der Filterlosen heraus und hielt die Packung anschließend in Louis Richtung.

»Haste schon gehört, Louis? Geht wohl bald los.«

Louis lehnte das Angebot mit einer Handbewegung ab, und sein Kamerad verstaute die Kippen wieder in seiner Innentasche. »Erzähl.«

Raul zündete sich zuerst die Zigarette an, nahm einen tiefen Zug und beobachtete einen Augenblick die graue Rauchwolke, die sich über ihren Köpfen auflöste. »Na, was meinste, warum wir hier diesen Kaninchenbau auf Vordermann bringen sollen?«

Louis tat wenig überzeugt. »Das wäre Wahnsinn, Raul. Die Wehrmacht steht zweihundert Meter weiter. Wir müssten bergauf. Der Boden ist weich wie frische Kuhscheiße. Du kriegst nach zwei Metern deine Stiefel nicht mehr aus dem Dreck.«

Raul zog erneut an seiner Zigarette. »Hab da was munkeln gehört«, tat er geheimnisvoll.

Insgeheim rechnete Louis jeden Tag mit einem Angriffsbefehl. Zunächst war alles nach Plan verlaufen. Den Alliierten war es gelungen, über die Vogesen bis an die Oberrheinseite vorzustoßen. Während die 1. Armee Frankreichs von Süden zuletzt über Belfort vorgerückt war, war es der 7. US-Armee unter General Devers gelungen, von Norden her an den Rhein vorzustoßen. Somit hatten sie die Deutschen in die Zange genommen. Links und rechts die Alliierten, im Rücken der Rhein. Doch obwohl der Druck auf die Deutschen unerbittlich zunahm, hielt deren 19. Armee große Teile der Frontlinie. Entweder waren das verdammt harte Burschen, oder ihr Fanatismus war noch größer, als man behauptete, dachte Louis. Nun hatte das Wetter den Vorstoß der Alliierten ins Stocken gebracht. Tagelanger Dauerregen, so stark, dass manche Kameraden in ihren Schützengräben in bis zu fünfzig Zentimeter tiefem Wasser standen. Und das bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt. Selbst wenn man das Glück hatte, auf einigermaßen festem Boden auszuharren, so ging die Kälte bei jedem ans Eingemachte.

»Ich meine â¦«, Raul schnippte den Stummel weg, »ewig werden wir hier nicht hocken bleiben. Und von allein werden die Krauts sicher nicht angreifen. Sitzen ja trocken.«

Louis schaute zum Himmel. Er war grau, obwohl es erst Mittag war. Ein zuverlässiges Zeichen dafür, dass sie jeden Augenblick erneut mit heftigen Regenfällen zu rechnen hatten. Und mit fallenden Temperaturen. Das Wetter war eindeutig auf der Seite der Deutschen, da hatte Raul recht. Wenn sie nicht bald die Offensive suchen würden, dann würde der Winter zu ihrem größten Feind werden.

Das monotone Wummern der Artillerie legte sich auch in dieser Nacht über das Schlachtfeld. Tagsüber waren Aufklärungsstreifen im Niemandsland zu gefährlich. Daher sandten ihnen die Deutschen in jeder Nacht die tödliche Botschaft, erst gar nicht auf die Idee zu kommen, Kundschafter in ihre Richtung zu schicken. Die psychische Belastung dieses Dauerfeuers verfehlte ihre Wirkung nicht.

Die Männer hatten sich Nischen in die Wände der Schützengräben geschaufelt und diese Kojen mit Planen ausgeschlagen, um halbwegs trocken zu liegen. Als Kissen dienten ihnen ihre Rucksäcke. Laut Dienstvorschrift hatten sie auch in ihrer Freizeit einsatzbereit zu sein. Der zermürbende Stellungskrieg, der sie hier seit Wochen gefangen hielt, forderte seinen Tribut. Die Männer hätten vor Erschöpfung im Stehen schlafen können. Louis befand sich mit seinen Kameraden in den rückwärtigen Linien, wo sie zumindest vor den leichten Mörsern relativ sicher waren. Es war nicht der Lärm, der Louis aus seinem traumlosen Schlaf riss. Es war diese trügerische Stille, die sich in sein Unterbewusstsein geschlichen und ihn geweckt hatte. Louis war sofort hellwach. An der Front lernte der Körper, dass er es sich nicht erlauben konnte, länger als nötig in der wohligen Phase des langsamen Erwachens zu verweilen. Er schob seine Plane zur Seite. Es war stockdunkel. Das Einzige, was er spürte, war dieser nicht nachlassen wollende Nieselregen, dessen kalte Tropfen sich wie kleine Nadelstiche auf seinem Gesicht anfühlten. Zunächst war es nur ein hoher Ton. So zart, dass Louis für einen Moment nicht wusste, ob es dieses latente Pfeifen war, das ihn schon seit längerer Zeit in seinen Ohren begleitete und das mit zunehmender Ruhe immer lauter wurde. Doch binnen weniger Wimpernschläge schwoll das Geräusch zu einem ohrenbetäubenden Kreischen an. Die Schallwellen der donnernden Explosion schlugen ihm mit der Wucht einer Lok entgegen. Die Gegend erzitterte, Erdreich und Steine prasselten auf ihn herab und rissen ihn aus seiner Starre. Hektisch richtete er sich auf, darauf bedacht, sich seinen Helm aufzusetzen. Louis fiel förmlich aus seiner Nische und presste sich mit dem Rücken eng an die gegenüberliegende Wand. Die nächste Detonation erfolgte wenige Sekunden später. Louis wurde durch die Luft katapultiert, verlor jegliche Orientierung und schlug derart hart mit dem Rücken auf, dass sein Atemreflex blockierte. In Panik versuchte er, Luft einzuatmen. Der Niederschlag aus Lehm und Geröll hörte sich fast so an wie faustgroße Hagelkörner, die auf ein Dach niedergingen. Schließlich wurde es still. Langsam, noch immer nach Sauerstoff ringend, richtete er sich auf. Louis tastete sich ab, suchte nach Verletzungen, horchte förmlich in sich hinein. Irgendjemand machte ein Licht an, und obwohl der Schein nur schwach war, drang ein Bild unglaublicher Zerstörung zu ihm durch. Zeitgleich begannen die Schreie. Louis Kopf schmerzte. Er blickte sich um, tastete nach seinem Gewehr, und als weitere Lampen den Bereich erhellten, sah er, dass von dem Schützengraben, in dessen vermeintlich relativer Sicherheit er noch vor wenigen Sekunden im Schlaf gelegen hatte, nicht mehr viel übrig war. Ein riesiger Krater tat sich in einigen Metern Entfernung auf, und ihm war klar, dass es ausschließlich seinem Glück zu verdanken war, dass er noch lebte. Louis nahm sich seinen Helm, setzte ihn auf und stellte sich mit wackligen Beinen hin. Ein hoher, monotoner Ton dämpfte sein Gehör. Langsam, so, als traue er seinem Körper nicht, setzte er sich in Bewegung. Vor ihm lag ein Mann auf dem Boden. Er lebte, doch die Trägheit in seinen Bewegungen deutete an, dass er benommen war. Louis ließ sich auf die Knie fallen. Das Gesicht des Mannes war voller Schlamm, sodass er nicht erkennen konnte, um wen es sich handelte.

»Alles gut, Kamerad. Ich bin bei dir. Bist du verletzt?« Der Mann sah ihn zitternd an, doch stand er so unter Schock, dass Louis sich nicht sicher war, ob seine Frage überhaupt zu ihm durchgedrungen war. Plötzlich tauchte ein weiterer Soldat auf, und Louis brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, dass es sein Kamerad Victor Baptiste war, der neben ihm in die Hocke ging.

»Hier.« Victor reichte Louis eine Feldflasche. Dieser hob den Kopf des Kameraden leicht an und führte die Öffnung an dessen Lippen, während Victor sein Messer zog. Louis sah ihn irritiert an.

»Ich muss mir seine Verletzung ansehen«, sagte Victor, der bereits dabei war, die Jacke des Mannes aufzuschneiden. Louis Aufmerksamkeit wurde kurz auf den jungen Mann gelenkt, der leicht hustete und das aufgenommene Wasser wieder ausspuckte. Louis spürte Victors festen Griff an seinem Unterarm. Als sich ihre Blicke trafen, sah Louis, wie Victor kaum merklich den Kopf schüttelte. Ein erneuter Hustenanfall rüttelte den Verletzten durch, als der Körper plötzlich erschlaffte.

»Was zum Geier war das?« Victor Baptiste erhob sich, als hätte der Tod des Soldaten nicht stattgefunden.

»Keine Ahnung. Was mächtig Großes«, antwortete Louis, während er sich, noch immer ungläubig, umsah. »Was ist mit den anderen?«

»Ich weiß es nicht, Louis. War gerade pissen, als es gerumst hat.«

»Sind Sie Sergeant Richard?«, ertönte es von hinten.

Louis fuhr herum. Vor ihm stand ein Soldat. »Der Lieutenant will Sie sprechen. Sofort!«

Noch ehe Louis etwas erwidern konnte, drehte sich der Mann um und schritt voran.

*

Peter Lohmann, Lieutenant der Infanterie, legte den Hörer des Feldtelefons auf. Der Befehl vom Chef de Bataillon Francis de Bouvier war eindeutig gewesen. Lohmann war ein Officier Kepi Blanc. Eine interne Bezeichnung, die ihn als ehemaligen, ausländischen Vertragsoffizier auszeichnete. Offiziell lautete sein Titel Officier a titre etranger. Er hatte seine Karriere bei der Fremdenlegion als einfacher Legionär begonnen. Später hatte er die französische Staatsbürgerschaft erworben, sein Abitur gemacht und die anschließende Offiziersschule mit Auszeichnung absolviert. Auch er hatte zu Beginn seiner Laufbahn einen französischen Namen bekommen, ihn aber später abgelegt. Seine deutsche Vergangenheit war ein Teil von ihm, den er akzeptierte und nicht verleugnete. Nachdenklich starrte er auf einen imaginären Punkt, irgendwo vor sich. Francis de Bouvier hatte ihm vierundzwanzig Stunden eingeräumt. Vierundzwanzig Stunden für eine Mission, die selbst bei optimalen Bedingungen und einer Vorlaufzeit von einer Woche als unmöglich zu bezeichnen war. Lieutenant Peter Lohmann kannte Louis Richard gut. Soweit er sich erinnerte, war er Halbjude, der...

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