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24 Wege nach Hause

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
DuMont Buchverlag GmbHerschienen am19.09.20231. Auflage
Mitten in einem Schneesturm kommen Petra und ihre elfjährige Nichte Charlie in Nyponviken an, einem kleinen Dorf im südschwedischen Schonen. Ihr Leben in Stockholm haben sie hinter sich gelassen. Nach dem Tod von Petras Schwester, Charlies Mutter, und der Insolvenz ihres Friseurgeschäfts brauchen sie dringend einen Neuanfang. In dem Ort gibt es einen Hof mit kleiner Gärtnerei, wo sie hoffen, Zuflucht zu finden. Viveca, die Eigentümerin, empfängt die beiden mit offenen Armen und bietet Petra eine Stelle an. Langsam gewöhnen sich Petra und Charlie an ihr neues Leben und lernen den Rest der Dorfbewohner kennen. Eines Morgens steht ein Adventskalender vor der Tür. Er enthält eine Geschichte - über das Dorf und die ehemals dort ansässige Künstlerin Lilly. Jedes Türchen enthüllt ein neues Detail aus ihrem Leben und weist außerdem den Weg zu einem besonderen Ort in Nyponviken. Petra erkennt bald, dass der Kalender noch viel mehr zu erzählen hat ...

JENNY FAGERLUND wurde 1979 geboren und lebt mit ihrem Ehemann und vier Kindern in Stockholm. Sie arbeitet als freie Journalistin und hat bereits sechs Romane veröffentlicht, bei DuMont erschienen >24 gute TatenBriefe an Moa< (2022).
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR18,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextMitten in einem Schneesturm kommen Petra und ihre elfjährige Nichte Charlie in Nyponviken an, einem kleinen Dorf im südschwedischen Schonen. Ihr Leben in Stockholm haben sie hinter sich gelassen. Nach dem Tod von Petras Schwester, Charlies Mutter, und der Insolvenz ihres Friseurgeschäfts brauchen sie dringend einen Neuanfang. In dem Ort gibt es einen Hof mit kleiner Gärtnerei, wo sie hoffen, Zuflucht zu finden. Viveca, die Eigentümerin, empfängt die beiden mit offenen Armen und bietet Petra eine Stelle an. Langsam gewöhnen sich Petra und Charlie an ihr neues Leben und lernen den Rest der Dorfbewohner kennen. Eines Morgens steht ein Adventskalender vor der Tür. Er enthält eine Geschichte - über das Dorf und die ehemals dort ansässige Künstlerin Lilly. Jedes Türchen enthüllt ein neues Detail aus ihrem Leben und weist außerdem den Weg zu einem besonderen Ort in Nyponviken. Petra erkennt bald, dass der Kalender noch viel mehr zu erzählen hat ...

JENNY FAGERLUND wurde 1979 geboren und lebt mit ihrem Ehemann und vier Kindern in Stockholm. Sie arbeitet als freie Journalistin und hat bereits sechs Romane veröffentlicht, bei DuMont erschienen >24 gute TatenBriefe an Moa< (2022).
Details
Weitere ISBN/GTIN9783832160814
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum19.09.2023
Auflage1. Auflage
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1178 Kbytes
Artikel-Nr.11595819
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

3
FREITAG, 25.âNOVEMBER

Um halb sieben wachte Petra auf, überrascht, dass sie die ganze Nacht durchgeschlafen hatte. Sie warf einen Blick auf Charlie, die noch tief und fest schlummerte, und setzte sich dann auf. Die Anspannung und der Stress der letzten Tage forderten ihren Tribut, und sie fühlte sich, als wäre sie von einem Bus überrollt worden.

Vorsichtig, um ihre Nichte nicht zu wecken, schlug Petra die Decke zur Seite. Sie erschauderte, als ihre Füße die kalten Holzdielen berührten, und huschte schnell zum Sessel, auf dem sie ihre Kleider abgelegt hatte. Sie zog sich an, schlüpfte in ihre Wollpantoffeln und drehte ihre langen Haare zu einem Knoten ein. Ein Blick durch die Terrassentür zeigte ihr, dass der Himmel nach dem gestrigen Schneesturm strahlend blau war. Der Garten lag unter einer dicken Schneedecke verborgen. Wie auf einer Postkarte, dachte Petra. Jenseits der Hecke, die den Garten begrenzte, war das spiegelglatte Meer zu erkennen. Der Gegensatz zu den Menschenmassen und dem Großstadtverkehr in Stockholm konnte nicht größer sein. Petra musste schlucken. Wie sehr sie ihr altes Leben vermissen würde! Zu Fuß zur Arbeit zu schlendern, während die Leute an ihr vorbei zur U-Bahn oder zum Bus hasteten, irgendwo für ein schnelles Mittagessen oder einen Kaffee einzukehren und zusammen mit Alice eine Kleinigkeit zu essen. Hier war es einfach ... verlassen und still.

Ihr Handy gab ein leises Brummen von sich. Als sie den Namen des Anrufers las, erstarrte sie. Nick hatte seit ihrer Abreise aus Stockholm einige Nachrichten geschickt und mehrmals versucht, sie anzurufen, aber Petra hatte nicht darauf reagiert. Das war feige, aber sie schaffte es einfach nicht, mit ihm zu reden. Nicht jetzt. Langsam griff sie zum Telefon und starrte auf das blinkende Display. Dann drückte sie den Anruf weg. So war es für alle am besten.

Sie steckte das Handy in die Tasche und schlich zurück zum Bett. Charlie war noch nicht aufgewacht, und Petra wollte sie schlafen lassen. Vorsichtig strich sie ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht, bevor sie das Gästezimmer verließ, um Viveka zu suchen. Hoffentlich würde sich Zeit finden, um ihrer Gastgeberin all die Fragen über ihre Eltern und das Haus zu stellen, die ihr auf der Seele brannten.

Im Flur blieb sie einen Augenblick stehen. Bei Tageslicht sah es hier ganz anders aus. Sie betrachtete erneut das Durcheinander aus Bildern und Fotos an der Wand. Es wirkte, als hätte jemand einfach hier und dort ein Bild aufgehängt, wo gerade Platz war, ohne sich auch nur im Ansatz Gedanken darüber zu machen, ob die Motive oder Rahmen zusammenpassten.

Ein Aquarell erregte ihre Aufmerksamkeit. Es strahlte eine Intensität aus, die es ihr unmöglich machte, den Blick abzuwenden. Die Frau auf dem Bild wirkte fast lebendig, wie sie mit halb abgewandtem Gesicht dastand und auf einen blühenden Garten hinausschaute.

»Du musst die Wahrheit sagen!«, ertönte in diesem Moment eine dunkle Stimme aus der Küche, und Petra zuckte zusammen.

»Die Wahrheit ist nicht immer angebracht. Zumindest ist sie es jetzt nicht«, erwiderte Viveka und klapperte mit einigen Töpfen herum. »Manchmal schadet sie mehr, als dass sie nutzt.«

Stuhlbeine kratzten über den Boden. »Das ist doch Wahnsinn. Du hast ...«

Petra war drauf und dran, sich wieder zurück ins Gästezimmer zu schleichen, als der Hund laut bellend verriet, dass sie im Flur stand. Zögernd betrat sie die Küche.

»Guten Morgen. Ich hoffe, ich störe nicht.«

»Guten Morgen!« Viveka lächelte freundlich und warf dann dem Mann, zu dem die Stimme gehören musste, einen warnenden Blick zu. »Keine Sorge. Holger ist nur vorbeigekommen, um zu fragen, warum ich nicht beim Frühstück aufgetaucht bin.«

»Ich habe ...«, setzte der Mann an.

»Viel zu tun, ja, ich weiß. Aber wie ich eben sagte, kümmere ich mich jetzt erst mal um Petra und Charlie. Kannst du vielleicht heute nach der Gärtnerei sehen? Ich komme ein bisschen später.«

Vivekas Besucher sah aus, als wollte er widersprechen, stand aber auf und fuhr sich mit der Hand durch sein buschiges graues Haar. Er nickte Petra kurz zu und verschwand im Flur. Erst als die Haustür zuschlug, schien sich die Stimmung im Raum zu entspannen.

»Manchmal kann Holger ein wenig mürrisch sein. Er hat ein Herz aus Gold, aber wenn nicht alles so läuft, wie er es gewohnt ist, wird er zickig«, erklärte Viveka und schaufelte Pfannkuchen auf eine Platte. »Wo ist Charlie?«

»Sie schläft noch. Ich wollte sie nicht wecken.« Petra zog sich einen der Küchenstühle heran. »Ich habe doch hoffentlich wirklich nicht gestört?«

»Ach, nicht doch. Holger hat sich wegen einer Lieferung an die Gärtnerei aufgeregt. Die Hälfte dessen, was wir bestellt haben, ist unbrauchbar. Er meint, dass wir sie reklamieren müssen, und ich finde, wir sollten nicht so viel Aufhebens machen, nicht so kurz vor Weihnachten.« Viveka schob Petra den Teller mit den Pfannkuchen hin. »Bitte sehr.«

Petra bediente sich. Sie hatte zwar nur einen Bruchteil des Gesprächs mit angehört, konnte Holgers Bedenken aber verstehen. Minderwertige Ware konnte ein Geschäft ruinieren. Aber natürlich stand es ihr nicht zu, sich darin einzumischen, wie Viveka die Gärtnerei führte. Und überhaupt, was hätte sie beizutragen? Nichts allzu Wertvolles, wenn man bedachte, dass sie es geschafft hatte, ihr eigenes Geschäft in den Ruin zu treiben.

»Das mit der Lieferung tut mir leid«, sagte sie nach einem Moment der Stille.

»Es ist, wie es ist.« Viveka wirkte plötzlich müde. »Habt ihr wenigstens gut geschlafen?«

»Wie die Murmeltiere. Charlie und ich waren beide völlig platt.«

»Das hört man doch gern.«

»Danke, dass wir hier im Gästezimmer übernachten durften.« Petra gab einen Klecks Erdbeermarmelade auf einen Pfannkuchen und rollte ihn ein.

»Gern geschehen.« Viveka goss sich eine Tasse Kaffee ein und setzte sich an den Tisch. »Gestern hast du gesagt, dass deine Eltern verstorben sind. Ist das schon lange her?«

Petra schaute überrascht auf. Die plötzliche Frage erstaunte sie. »Sieben Jahre.«

»Mein Beileid. Ich habe sie nicht oft getroffen, fand sie aber sehr nett. Wie ist es passiert?«

»Sie hatten im Urlaub in Italien einen Autounfall auf einer sehr schmalen Straße. Der andere Fahrer wurde von der Sonne geblendet und hat sie nicht gesehen.«

Ihre Eltern hatten sich so sehr auf die Reise gefreut, die erste nach der Pensionierung ihres Vaters. Petra hatte kurz mit ihnen telefoniert, bevor sie zum Flughafen Arlanda aufgebrochen waren. Hätte sie gewusst, dass es ihr letztes Gespräch sein würde, hätte sie sich mehr Zeit dafür genommen. Petra blinzelte ein paarmal und schaute hinunter auf die Tischplatte.

»Das tut mir wirklich sehr leid«, sagte Viveka mit sanfter Stimme. »Hattet ihr ein gutes Verhältnis?«

»Ein sehr gutes. Meine Eltern hatten beide keine Geschwister, also bestand unsere Familie nur aus uns dreien, meiner Schwester und Charlie.«

»Und deine Schwester ist jetzt auch gestorben?«

»Vor neun Monaten. Charlie ist meine Nichte.«

Am besten wäre es wohl, wenn sie Viveka die ganze Geschichte erzählte, aber im Moment konnte Petra sich nicht dazu durchringen. Stattdessen konzentrierte sie sich auf den Pfannkuchen.

»Es wird euch hier gefallen«, sagte Viveka, als hätte sie gemerkt, dass Petra gerade nicht nach Gesprächen über die Vergangenheit zumute war. »Eure Wohnung ist wirklich schön.«

»Eine Wohnung? Ich dachte, es wäre ein Haus?«

»Ist es auch, aber im Erdgeschoss befindet sich ein Café.«

»Oh, das wusste ich nicht.« Petra lag die Frage auf der Zunge, ob ihnen nicht eigentlich das ganze Haus gehörte, aber sie war sich nicht sicher, ob sie angebracht war. Immerhin war sie gerade erst hier angekommen. Was, wenn Viveka glaubte, sie wolle dem Café den Raum streitig machen?

»Euer Auto war ja ziemlich vollgepackt, ihr wollt wohl länger bleiben?«, fragte Viveka und nahm einen Schluck Kaffee.

»Ähm, das ist der Plan, ja. Bisher der einzige, den wir haben. Wir mussten einfach weg aus Stockholm. Und jetzt ... Müssen wir schauen, wie es weitergeht. Ich brauche einen Job, und Charlie muss erst mal online mit ihrer alten Klasse lernen. Nach den Weihnachtsferien kann sie vielleicht hier zur Schule gehen.«

»Das klingt vernünftig. Da kann sie sich ganz in Ruhe an das Dorf und die Umgebung gewöhnen. Wenn ihr in der Wohnung die Decke auf den Kopf fällt und sie keine Lust mehr hat, zu lernen, kann sie jederzeit im Café oder in der Gärtnerei vorbeischauen.«

Petra legte ihre Gabel zur Seite. »Wir könnten also sofort in die Wohnung einziehen? Sie steht doch bestimmt schon jahrelang leer, oder nicht?«

»Eigentlich ist sie über die Sommerzeit immer vermietet. Die Einnahmen haben wir in den Erhalt und die Renovierung des Hauses gesteckt.«

»Ach so?«

»Deine ...« Viveka zögerte. »Das war der Wunsch deiner Eltern.«

»Verstehe.« Petra rang nach Worten. »Entschuldige, dass ich so viele Fragen stelle, aber keiner von ihnen hat jemals Nyponviken erwähnt. Alice wusste auch nicht viel, sie meinte nur, es habe irgendwelche Streitigkeiten gegeben.« Kurz kam ihr der Gedanke, dass Viveka sie möglicherweise gar nicht hier haben wollte.

»Ach, darüber ist längst Gras gewachsen. Manchmal sind wir Menschen einfach stur und schaffen es nicht, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen.«

»Weißt du, was passiert ist?«

»Das ist eine lange Geschichte. Ich ...«, setzte Viveka an, wurde aber durch ein schrilles Klingeln aus dem Flur unterbrochen. »Das muss einer meiner Lieferanten sein....
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JENNY FAGERLUND wurde 1979 geboren und lebt mit ihrem Ehemann und vier Kindern in Stockholm. Sie arbeitet als freie Journalistin und hat bereits sechs Romane veröffentlicht, bei DuMont erschienen >24 gute TatenBriefe an Moa