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Wenn New Work auf No Work trifft

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
128 Seiten
Deutsch
Braumüller Verlagerschienen am03.04.20231. Auflage
Der große Personalmangel bedroht Wohlstand und Zusammenhalt gründlicher als die Wirtschaftskrise 2009 und die Inflationskrise heute. Denn in ihm stecken ein tiefer Generationenkonflikt, aber auch ein faszinierender Drang zur Weiterentwicklung der Arbeitsgesellschaft. Nicht die schöne Vision des New Work beherrscht die Szene, es regiert der Verdruss. Klar scheint: Der Mangel an Arbeitskräften wird auf absehbare Zeit bestehen bleiben - und die Arbeitswelt nach Corona wird nicht mehr werden wie davor. Fast scheint es, als hätten die Jüngeren mit dem New Work erstmals einen Hebel gefunden, mit dem sie die Mehrheit der Älteren tatsächlich aus ihrer Selbstgerechtigkeit kippen können. Indessen scheinen viele Baby Boomer auszublenden, dass mit No Work, dem flotten Abschied in die Pension, ihre Verantwortung für Wirtschaft und Gesellschaft nicht einfach gelöscht ist.

Georg Grund-Groiss wurde 1964 in Linz geboren. Er studierte Philosophie und Politikwissenschaft an der Universität Wien. Seit 25 Jahren arbeitet er in verschiedenen Funktionen beim Arbeitsmarktservice Österreich: Zuerst als Kundenberater, dann als Arbeitsmarktbeobachter, Pressereferent und Callcenter-Manager. Seit 1. Januar 2010 leitet er die AMS-Geschäftsstelle in Wiener Neustadt. Seit Anfang 2020 ist er Leiter des AMS in Gänserndorf. Bei Braumüller erschienen: Arbeit und Gerechtigkeit (2019) Das halbe Grundeinkommen (2021) Philipp Hacker-Walton, Jahrgang 1983, hat in Wien Journalismus und Medienmanagement studiert und war elf Jahre lang für die österreichische Tageszeitung 'KURIER' tätig, u.a. im Politik-Ressort und als Korrespondent in Brüssel. Aktuell arbeitet er für das NÖ Pressehaus. Bisherige Veröffentlichungen u.a. 'Politik 2.0 - Demokratie im Netz' und 'Vom Außenseiter zum Boss - Als Bruce Springsteen sich seine Songs zurückholte'. Bei Braumüller erschienen: Vom Außenseiter zum Boss (2016) Arbeit und Gerechtigkeit (2019) Das halbe Grundeinkommen (2021)
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR19,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR16,99

Produkt

KlappentextDer große Personalmangel bedroht Wohlstand und Zusammenhalt gründlicher als die Wirtschaftskrise 2009 und die Inflationskrise heute. Denn in ihm stecken ein tiefer Generationenkonflikt, aber auch ein faszinierender Drang zur Weiterentwicklung der Arbeitsgesellschaft. Nicht die schöne Vision des New Work beherrscht die Szene, es regiert der Verdruss. Klar scheint: Der Mangel an Arbeitskräften wird auf absehbare Zeit bestehen bleiben - und die Arbeitswelt nach Corona wird nicht mehr werden wie davor. Fast scheint es, als hätten die Jüngeren mit dem New Work erstmals einen Hebel gefunden, mit dem sie die Mehrheit der Älteren tatsächlich aus ihrer Selbstgerechtigkeit kippen können. Indessen scheinen viele Baby Boomer auszublenden, dass mit No Work, dem flotten Abschied in die Pension, ihre Verantwortung für Wirtschaft und Gesellschaft nicht einfach gelöscht ist.

Georg Grund-Groiss wurde 1964 in Linz geboren. Er studierte Philosophie und Politikwissenschaft an der Universität Wien. Seit 25 Jahren arbeitet er in verschiedenen Funktionen beim Arbeitsmarktservice Österreich: Zuerst als Kundenberater, dann als Arbeitsmarktbeobachter, Pressereferent und Callcenter-Manager. Seit 1. Januar 2010 leitet er die AMS-Geschäftsstelle in Wiener Neustadt. Seit Anfang 2020 ist er Leiter des AMS in Gänserndorf. Bei Braumüller erschienen: Arbeit und Gerechtigkeit (2019) Das halbe Grundeinkommen (2021) Philipp Hacker-Walton, Jahrgang 1983, hat in Wien Journalismus und Medienmanagement studiert und war elf Jahre lang für die österreichische Tageszeitung 'KURIER' tätig, u.a. im Politik-Ressort und als Korrespondent in Brüssel. Aktuell arbeitet er für das NÖ Pressehaus. Bisherige Veröffentlichungen u.a. 'Politik 2.0 - Demokratie im Netz' und 'Vom Außenseiter zum Boss - Als Bruce Springsteen sich seine Songs zurückholte'. Bei Braumüller erschienen: Vom Außenseiter zum Boss (2016) Arbeit und Gerechtigkeit (2019) Das halbe Grundeinkommen (2021)
Details
Weitere ISBN/GTIN9783991003762
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum03.04.2023
Auflage1. Auflage
Seiten128 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3123 Kbytes
Artikel-Nr.11616165
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1
Einleitung

The fact is the sweetest dream that labor knows.

Robert Frost1

Der Personalmangel bedroht Wohlstand und Zusammenhalt in der westlichen Welt gründlicher als die Wirtschaftskrise 2009 und die Inflationskrise heute, denn in ihm stecken ein gravierender Generationenkonflikt und ein unbändiger Drang zur Weiterentwicklung der Arbeitsgesellschaft. Die demografischen Berechnungen ergeben - bei allen plausiblen Migrationsszenarien - einen drastischen Rückgang der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter und in der Zahl der Erwerbstätigen. Umzukehren wäre dieser Trend nur, würde die Erwerbsbeteiligung der Migrant*innen und der Älteren ebenso deutlich ansteigen wie die Arbeitszeiten der Frauen - und die New-Work-Strömung mit ihrer neuen Arbeitszurückhaltung machte dem keinen Strich durch die Rechnung.

Davon handelt dieses Buch. Und von der Liebe. Aber was, um Himmels willen, hat die Liebe mit der Arbeitswelt zu tun?

Für Platon ist Liebe das Verlangen nach Zeugung im Schönen, des Körpers und der Seele .2 Nun, genau um sie geht es dem New-Work-Movement, das sich derzeit auf allen Kanälen propagiert.3 In Zukunft soll Arbeit, die manuelle wie die geistige, nur mehr Produktivsein im Schönen sein - mit einem geglückten Selbst unter rundum belebenden Bedingungen zu einem sinnvollen Zweck.

Der Weg zum Himmel ist aber durchaus mit bösen Verwerfungen gepflastert. Wieder wusste schon Platon warum: Die dritte Seelenkraft, der Thymos (Drang nach Anerkennung und Wille zur Macht), mischt immer mit, wenn Nous (Verstand/Vernunft) und Eros (Liebe) ihre ehrenwerten Ziele verfolgen. Er ist jener Geselle, der reizt und wirkt und muss als Teufel schaffen 4, damit bei der persönlichen und gesellschaftlichen Entwicklung des Menschen überhaupt etwas weitergeht.

Wahrlich, wir leben auch am Arbeitsmarkt in thymotischen Zeiten. Nicht die schöne Vision des New Work beherrscht die Szene. Stattdessen regiert der Verdruss über den großen Personalmangel, der wie unvermittelt aus der Corona-Massenarbeitslosigkeit entsprungen ist. Denn die Arbeitskräftenachfrage der Wirtschaft ist nach Abflauen der Pandemie unerwartet stark gestiegen, während der demografische Wandel mit dem Abgang der Babyboomer aus dem Erwerbsleben kumulierend und immer schonungsloser seine Wirkung entfaltet.5

In Zeiten von Pandemie und Ukraine-Krieg wäre ein zwischen hoher und niedriger Arbeitslosigkeit auf und ab rasender Roller-Coaster-Arbeitsmarkt durchaus möglich. Doch auch in einem solchen Umfeld würde sich der Personalmangel nicht in Luft auflösen. In den aktuell ruhigeren Gefilden des Arbeitsmarktes sehen wir: Eine konjunkturell wieder leicht steigende Arbeitslosigkeit kann den Personalmangel kaum lindern, weil so vieles an ihm strukturell ist. Ein großer Teil der Arbeitslosen kann nicht das Richtige und müsste erst qualifiziert werden. Aber viel zu wenige wollen auch das Richtige im Sinne des Nachgefragten lernen.

Die neue kulturelle Strömung des New Work verknappt das Angebot an Arbeitskräften zusätzlich, ein Angebot, das ohnehin von der Sehnsucht vieler Babyboomer, so schnell wie möglich in Pension zu gehen, Monat um Monat weiter dezimiert wird.

Dabei ist die New-Work-Strömung keineswegs nur die Sehnsucht nach Sinn und kluger Schonung in der Arbeit, wie uns manche Schriftsteller*innen sowie Philosophinnen und Philosophen suggerieren wollen.6 Und der Rückzug der Babyboomer ist keineswegs nur die herbstliche Ernte im Verlauf verdienstvoller Erwerbsbiografien.

In unzähligen Gesprächen im Umfeld des AMS - mit Arbeitslosen, Beschäftigten, Interessensvertreter*innen und Unternehmer*innen - verfestigte sich unser Eindruck: Die Jungen treten oft arrogant gegenüber den Grunderfordernissen des Lebens auf, geben sich eitel, ungerecht und zynisch. In einem Essay führt Jens Jessen, Redakteur der Zeit, aus, die zahlenmäßig sehr kleine und daher politisch schwache Generation Z habe mit der Cancel Culture und der Fridays-for-Future-Bewegung nun erstmals ein starkes Machtmittel gefunden, mit dem die Mehrheitsgesellschaft eingeschüchtert werden kann .7

Uns erscheint New Work als Machtmittel sogar noch bedeutender: Es taugt dazu, die geschmierten Prozesse der Wohlstandserzeugung empfindlich zu stören und stellt damit die Drohung in den Raum, dass die verbrieften Pensionen der Babyboomer ab sofort ein politischer Verhandlungsgegenstand sind.

Umgekehrt scheinen viele Babyboomer auszublenden, dass es im Gefüge des sozialen Ganzen keinen Rückzug geben kann. Der Abschied von der Erwerbsarbeit löscht nicht einfach die Verantwortung, die sie in Wirtschaft und Gesellschaft tragen.8

Mit dem New Work der Jungen und dem No more Work der Älteren - plus einer tiefen Spaltung in der Arbeitsorientierung der mittleren Generationen - betritt der bereits ökologisch und kulturell heftig schwelende Generationenkonflikt die Arbeitswelt als seine realste Arena.

Eine genauere Untersuchung verdient unsere sich immer mehr verdichtende Ahnung, dass ein erheblicher Teil der ganz Jungen vom vermeintlich anstrengungsärmeren Influencer-Dasein und vom erlösenden Erfolg auf einem Anti-Arbeitsmarkt im Internet träumt. Mit dem Begriff des Anti-Arbeitsmarkts versuchen wir das ambivalente Phänomen zu fassen, dass viele junge Leute durchaus mit Energie und Erfindungsreichtum an ihrer finanziellen und sozialen Profilierung arbeiten, dies aber in der affektiven Grundstimmung des Protests gegen eine langweilige normale Ausbildungs- und Berufskarriere.

Bei der oft stillen Verachtung der konventionellen Berufsausbildung bemerken sie gar nicht, dass diese Träume für die allermeisten nur Schäume bleiben werden, indes die restlose Kommerzialisierung des Selbst aber bereits passiert. Auch immer mehr Ältere tun sich am Anti-Arbeitsmarkt um: Sie ersehnen sich die finanzielle Freiheit durch Multi-Level-Marketing9 verbrämt mit allerhand aufgeblasenen Sinn- und Lebenskunstverheißungen.

Wir zeigen an ausgewählten Erhebungsdaten des Arbeitsmarktservice Österreich (AMS), insbesondere das Niveau der Selbstlösungen von Dienstverhältnissen betreffend, was in der Wahrnehmung vieler AMS-Mitarbeiter*innen längst als erwiesen gilt: Die Formen der Arbeitsunwilligkeit und der Missbrauch der Arbeitslosenversicherung wuchern mittlerweile als ein bunter Blütenwald. Auch viele bestens qualifizierte Menschen bedienen sich mit Findigkeit und - insbesondere was die Jungen angeht - ohne jegliches Unrechtsbewusstsein an den Leistungen der Allgemeinheit. Viele Unternehmen greifen ebenfalls zu und wollen ohne Förderungen keine Risiken mehr tragen. Individuell mag diese, durchaus legale, Zugriffskultur in aller Regel temporär sein, insgesamt konstituiert sie aber bereits eine neue amoralische Ordnung.

Viele der im Text dargestellten Erfahrungsberichte und Erfahrungswerte stammen aus dem AMS-Alltag von Georg Grund-Groiss, der seit 13 Jahren als Leiter von regionalen AMS-Geschäftsstellen tätig ist. Er spricht hier nicht offiziell für das AMS, sondern als Autor, der seine Erfahrungen im AMS teils fachlich, aber vor allem gesellschaftspolitisch und philosophisch reflektiert.

Der Leiter einer großen Regionalbank äußerte kürzlich bei einer Berufsinformationsmesse folgenden Verdacht: Aus der Generation der Erben fänden immer weniger die innere Notwendigkeit zu persönlicher und sozialer Entwicklung durch kontinuierliche Erwerbsarbeit. Die Wahrnehmung im AMS zeigt uns: Viele Nicht-Erben nehmen das mit Neid und Bitterkeit zur Kenntnis und setzen ihrerseits, gleichsam als Retourkutsche gegen die Allgemeinheit, auf Minimierung der Erwerbstätigkeit und Maximierung des Arbeitslosengeldbezugs.

Eine weitere Beobachtung: Viele Sprösslinge der Akademisierungswelle10 der vergangenen Jahre klammern sich statusverliebt oder besser gesagt statusverklemmt an ihre sog. Bullshit-Jobs11 in Controlling und Qualitätsmanagement, während immer mehr Berufe, vor allem Hand-Kopf-Berufe, zu Mangelberufen12 werden.

So taumeln wir als Gesellschaft unversehens und doch sehenden Auges in eine Lage, in der die Summe unserer Bedürfnisse die Bereitschaft und Fähigkeit, sie mittels Arbeit zu erfüllen, schon deutlich überragt. Selbst wenn wir die Keller und Dachböden unserer Bedürfnisse gründlich ausmisten: Es scheint unausweichlich, dass unsere Gesellschaft bald deutlich ärmer an Dienstleistungen, an Gütern und an Zusammenhalt sein wird.

Schlechter gelaunt ist sie bereits, so jedenfalls die Wahrnehmung in vielen Dienstleistungsbetrieben, was etwa von den jüngsten Ergebnissen des Arbeitsklima-Index der Arbeiterkammer Oberösterreich, vor allem für jüngere Arbeitskräfte, bestätigt scheint.13 Dahinter steckt auch, dass in all den...
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Georg Grund-Groiss wurde 1964 in Linz geboren. Er studierte Philosophie und Politikwissenschaft an der Universität Wien. Seit 25 Jahren arbeitet er in verschiedenen Funktionen beim Arbeitsmarktservice Österreich: Zuerst als Kundenberater, dann als Arbeitsmarktbeobachter, Pressereferent und Callcenter-Manager. Seit 1. Januar 2010 leitet er die AMS-Geschäftsstelle in Wiener Neustadt. Seit Anfang 2020 ist er Leiter des AMS in Gänserndorf.
Bei Braumüller erschienen:
Arbeit und Gerechtigkeit (2019)
Das halbe Grundeinkommen (2021)

Philipp Hacker-Walton, Jahrgang 1983, hat in Wien Journalismus und Medienmanagement studiert und war elf Jahre lang für die österreichische Tageszeitung "KURIER" tätig, u.a. im Politik-Ressort und als Korrespondent in Brüssel. Aktuell arbeitet er für das NÖ Pressehaus. Bisherige Veröffentlichungen u.a. "Politik 2.0 - Demokratie im Netz" und "Vom Außenseiter zum Boss - Als Bruce Springsteen sich seine Songs zurückholte".
Bei Braumüller erschienen:
Vom Außenseiter zum Boss (2016)
Arbeit und Gerechtigkeit (2019)
Das halbe Grundeinkommen (2021)