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Lösungsorientierte Soziale Arbeit

von
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
234 Seiten
Deutsch
Carl-Auer Verlagerschienen am10.05.20231. Auflage
Dieses Buch rüttelt an den Grundfesten der Sozialen Arbeit. Es propagiert den Paradigmenwechsel von der intensiven Problemanalyse hin zur konsequenten Lösungsorientierung mit der Ausrichtung auf Ziele, Ressourcen und Kompetenzen. Die Autoren beschreiben zunächst die Grundlagen und die gesellschaftliche Bedeutung des lösungsorientierten Ansatzes, bevor sie sich einzelnen Handlungsfeldern der Kinder- und Jugendhilfe zuwenden, darunter Hilfen zur Erziehung, stationäre Jugendhilfe, Zwangskontexte und Schulsozialarbeit. In den Beiträgen werden das Potenzial und die enorme Brauchbarkeit der Lösungsorientierung deutlich: für die professionellen Fachkräfte, die Klienten, die im Feld der Sozialen Arbeit tätigen Organisationen und für den wissenschaftlichen Diskurs. Mit Beiträgen von: Kaspar Baeschlin & Marianne Baeschlin • Stefan Bestmann • Frank Eger • Katharina Gerber • Karl-Heinz Gröpler • Wilfried Hosemann • Tobias Kosellek • Benjamin Landes • Frauke Mangels • Hans-Georg Weigel.

Frank Eger, Prof. Dr. phil., Dipl.-Päd., Dipl.-Soz.-Arb.; Professor für Kinder- und Jugendhilfe der Fakultät Soziale Arbeit der Hochschule Braunschweig/Wolfenbüttel. Arbeitsschwerpunkte: Jugendämter, Lösungsorientierte Kinder- und Jugendhilfe, Qualitative Verfahren in der Sozialen Arbeit. Veröffentlichung u. a.: Lösungsorientierte Soziale Arbeit (Hrsg., 2015).
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR29,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR28,99

Produkt

KlappentextDieses Buch rüttelt an den Grundfesten der Sozialen Arbeit. Es propagiert den Paradigmenwechsel von der intensiven Problemanalyse hin zur konsequenten Lösungsorientierung mit der Ausrichtung auf Ziele, Ressourcen und Kompetenzen. Die Autoren beschreiben zunächst die Grundlagen und die gesellschaftliche Bedeutung des lösungsorientierten Ansatzes, bevor sie sich einzelnen Handlungsfeldern der Kinder- und Jugendhilfe zuwenden, darunter Hilfen zur Erziehung, stationäre Jugendhilfe, Zwangskontexte und Schulsozialarbeit. In den Beiträgen werden das Potenzial und die enorme Brauchbarkeit der Lösungsorientierung deutlich: für die professionellen Fachkräfte, die Klienten, die im Feld der Sozialen Arbeit tätigen Organisationen und für den wissenschaftlichen Diskurs. Mit Beiträgen von: Kaspar Baeschlin & Marianne Baeschlin • Stefan Bestmann • Frank Eger • Katharina Gerber • Karl-Heinz Gröpler • Wilfried Hosemann • Tobias Kosellek • Benjamin Landes • Frauke Mangels • Hans-Georg Weigel.

Frank Eger, Prof. Dr. phil., Dipl.-Päd., Dipl.-Soz.-Arb.; Professor für Kinder- und Jugendhilfe der Fakultät Soziale Arbeit der Hochschule Braunschweig/Wolfenbüttel. Arbeitsschwerpunkte: Jugendämter, Lösungsorientierte Kinder- und Jugendhilfe, Qualitative Verfahren in der Sozialen Arbeit. Veröffentlichung u. a.: Lösungsorientierte Soziale Arbeit (Hrsg., 2015).
Details
Weitere ISBN/GTIN9783849784492
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum10.05.2023
Auflage1. Auflage
Seiten234 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse727 Kbytes
Artikel-Nr.11686735
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Vorwort

Die Lösungsorientierung kann ohne Übertreibungen als ein neues Paradigma im Diskurs um Interventionstheorien und -methoden hinsichtlich aller Kontexte gelten, in denen es um die Initiierung und Gestaltung von Veränderungsprozessen geht. Steve de Shazer und Insoo Kim Berg haben in der Tat eine Wende initiiert, haben unser gesamtes Denken über die Logik von Problemlösungs- und Zielerreichungsprozessen radikal neu ausgerichtet und Methoden kreiert, mit denen wir Abschied nehmen von klassischen Annahmen zur Logik erfolgreicher Interventionen. Daher ist es an der Zeit, dass sich nicht nur zahlreiche Praktiker in der Sozialen Arbeit die lösungsorientierte Beratungsmethodik aneignen und erfolgreich in ihrer täglichen Arbeit nutzen, sondern dass auch die intensive theoretische Reflexion dieses Ansatzes erfolgt, dass die Möglichkeiten und Grenzen dieses Konzepts bezüglich Sozialarbeitspraxis und -wissenschaft ausgelotet werden.

Die Notwendigkeit dieser theoretischen Auseinandersetzung mit einem ausgesprochen praxisorientierten Konzept, das professionelle Fachkräfte gerade aufgrund seiner enormen Brauchbarkeit für die Soziale Arbeit dankbar aufgreifen werden, ergibt sich aus dem oben erwähnten Paradigmenwechsel, mit dem die Lösungsorientierung einhergeht. Denn das neue Paradigma dieses Konzepts rüttelt auch an Grundfesten der Sozialen Arbeit, etwa an klassischen Vorstellungen von Problemanalyse und Zielorientierung.

In nahezu allen methodischen Ansätzen der Sozialen Arbeit wird die Problemanalyse als ein wichtiger Anfangsschritt für Lösungsprozesse beschrieben. Nach unserer abendländischen Vorstellung von der Entstehung von Problemen und der Initiierung von Lösungen ist dies zweifellos naheliegend. Demnach sind Probleme der Gegenwart in der Vergangenheit verursacht, sodass die Lösungssuche - gerade wenn sie radikal sein will, wenn sie die Wurzeln der Probleme zu packen und zu beseitigen sucht - die Betrachtung der Ursachen in der Vergangenheit notwendig macht. Daher erscheint es plausibel, dass erst die Aufdeckung der sich in der Vergangenheit manifestierenden und in die Gegenwart hineinwirkenden Ursachen der Probleme die Lösung ermöglicht. Wer lösen will, der muss zunächst analysieren, wo, wie und wann die Blockierung sich ereignet hat. Denn bestenfalls ist die Lösung der Blockierung die Lösung, wie es der Ökonom und Tiefenpsychologe Bernd Senf so schön formuliert.1 In der Psychoanalyse, die eine besonders elaborierte Theorie dieses klassischen Paradigmas bietet, wird daher das Bewusstmachen von verdrängten vergangenen Problemursachen bereits als heilend beschrieben. Freilich lassen sich viele Beispiele für den Erfolg dieser Sichtweise und der darauf basierenden Verfahrensweise finden. Problemanalyse kann sehr hilfreich oder bereits die Lösung sein, kann lösend und befreiend wirken. Das gilt es freilich anzuerkennen, praktisch und wissenschaftlich anzunehmen.

Aber es könnte auch ganz anders sein!

Wie Steve de Shazer und Insoo Kim Berg in ihren Publikationen zeigen und wie in diesem Band sehr kenntnisreich und für die Soziale Arbeit gewinnbringend untersucht wird, müssen Probleme und Lösungen nicht ursächlich miteinander verknüpft werden - zumindest nicht durch die methodische Arbeit. Dass über Probleme gesprochen wird, ist in der Lösungsorientierung höchstens noch eine beziehungsfördernde Finesse, um den Klienten Akzeptanz, Wertschätzung und Empathie entgegenzubringen. Freilich wissen wir mit Carl Rogers, dass bereits das Einnehmen dieser Haltungen die Lösungsprozesse wahrscheinlicher macht. Aber aus Sicht der Lösungsorientierung ist das Sprechen über die Probleme nicht notwendig, um Lösungen zu initiieren bzw. um die Klienten dabei zu unterstützen, ihre Lösungen zu konstruieren. Denn Lösungen und Probleme gehören zu unterschiedlichen Sinnwelten, wie in Andeutung an die Sprachphilosophie Ludwig Wittgensteins formuliert werden kann, die insbesondere Steve de Shazer stark inspiriert hat.

Lösungen werden in diesem Konzept initiiert durch eine im Vergleich zum klassischen Problemlösungskonzept grundsätzliche Wende bzw. Drehung der Aufmerksamkeit: Die Klienten werden eingeladen, zum einen auf eine problemfreie Zukunft zu schauen, die - wie nach einem Wunder - plötzlich am Morgen nach einer gut durchschlafenen Nacht aufscheint. Die gesamte kommunikative Aufmerksamkeit des Beratungsgesprächs wird nun auf die Unterschiede gelenkt, die nach diesem Wunder wahrnehmbar sind, und zwar von den Klienten selbst, aber auch von anderen Beteiligten. Zum anderen wird der Fokus auf problemfreie Zeiten gerichtet bzw. auf Vergangenheiten, in denen die Klienten selbst bereits Lösungen initiieren konnten, oder auf erlebte Situationen, in denen Probleme wider Erwarten ausblieben. Auch hier wird der gesamte Gesprächsfokus auf die Unterschiede gelegt, die bezüglich dieser Zeiten im Vergleich zur Gegenwart hinsichtlich des eigenen Denkens und Handelns aus verschiedenen Perspektiven wahrnehmbar sind.

Der Paradigmenwechsel der Lösungsorientierung besteht also darin, dass das Modell der Problementstehung verabschiedet wird zugunsten eines Modells der Lösungskreation, das insbesondere mit verschiedenen Formen der Wunderfrage (als Technik des Futur II bzw. der vollendeten Zukunft) und der Frage nach Ausnahmen bzw. nach problemfreien Zeiten in der Vergangenheit arbeitet. Über beide Fragen werden neue Energien freigesetzt, entstehen innere Zustände, die Lösungen tatsächlich wahrscheinlicher machen. Oder es werden Zugänge zu bereits erlebten Ressourcen freigelegt bzw. von den Klienten (wieder)erschaffen, die die Gegenwart in einem neuen Licht erscheinen lassen.

Bereits sichtbar wird an dieser Stelle, dass damit auch die klassische Zielorientierung verabschiedet wird. Denn Ziele sind im klassischen Verständnis bisher nicht erreichte Sollzustände in der Zukunft, die wir von der Gegenwart aus, von der Perspektive eines unerwünschten Istzustands betrachten. Das Wunder jedoch, das mit der Frage nach der vollendeten Zukunft fokussiert, analysiert, bis ins letzte Selbst- und Fremdwahrnehmungsdetail eruiert wird, zeigt sich bereits im Erleben, wird durch die Intensität und Gründlichkeit der Exploration, die mit dieser Frage einhergeht, mit der gegenwärtigen Wahrnehmung verbunden. Die Wunderfrage kann bewirken, dass Klienten sich plötzlich körperlich aufrichten, anfangen zu lächeln, dass sich ihre gesamte Mimik und Gestik entspannt - gerade so, als ob sie tatsächlich das erleben, was im Fokus des Gesprächs steht: ihr Wunder, ihr persönlicher Zustand einer problemfreien Zukunft.

Freilich stehen hinter der Lösungsorientierung auch sehr bekannte, bereits von der klassischen Psychoanalyse praktizierte Prinzipien: zum einen die gekonnte Nutzung alltäglicher Hypnose- und Trancezustände, zum anderen das Einblenden des Ausgeblendeten bzw. das Einbeziehen des Ausgeschlossenen oder - nochmals anders - die Integration des Verdrängten.

Die etwas mysteriös klingende Nutzung von Hypnose- und Trancezuständen meint nichts anderes als die gezielte Lenkung unserer kommunikativen und kognitiven Aufmerksamkeit auf bestimmte Ausschnitte der Wahrnehmung mit all den körperlichen und emotionalen Wirkungen, die das hat. In der Psychoanalyse wird die Aufmerksamkeit im Kontext des freien Assoziierens auf der Couch auf Erinnerungen aus der Vergangenheit gelenkt, auf Zustände, die häufig leidvolle Gefühle hervorrufen und entsprechende Körperreaktionen anregen. Mit den Worten von Steve des Shazer und Insoo Kim Berg wird hier »problem talking« betrieben, das letztlich zur Problemtrance führt. Im Gegensatz dazu favorisiert die Lösungsorientierung »solution talking«, um bei den Klienten eine Lösungstrance anzuregen.

Schließlich führt dieses Sprechen über Lösungen, die bereits in der Vergangenheit erreicht wurden und bezüglich der Zukunft imaginiert werden, zum Einblenden des Ausgeblendeten: In akuten Problemzeiten fokussieren wir eher das Negative, das Schwierige, Leidvolle, eben Problematische. Dies erzeugt eingeschränkte Wahrnehmungen, bremst kreative Prozesse und lässt sowohl die eigene biografische Geschichte als auch die persönliche Zukunft eher in dunklem Licht erscheinen. Die Lösungsorientierung erreicht im Gegensatz dazu ein Einbeziehen ausgeschlossener Wahrnehmungen: dass etwa in der Vergangenheit durchaus bereits etwas erreicht wurde, dass eigene Ressourcen genutzt werden konnten und dass eine andere Zukunft nicht nur denkbar, sondern sogar spürbar, fühlbar und damit greifbar wird.

Ob diese durch die Wunderfrage sichtbar werdende Zukunft dann tatsächlich real wird, ist nicht entscheidend. Wichtiger ist, dass dieses Integrieren einer anderen, positiveren Zukunft Kreativität, Energie und Motivation freisetzt, sodass die Kontingenz der eigenen Biografie (wieder) spürbar wird, dass das Leben anders als bisher weitergehen kann, dass Unterschiede nicht nur möglich, sondern sogar realisierbar sind.

Die...
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Autor

Frank Eger, Prof. Dr. phil., Dipl.-Päd., Dipl.-Soz.-Arb.; Professor für Kinder- und Jugendhilfe der Fakultät Soziale Arbeit der Hochschule Braunschweig/Wolfenbüttel. Arbeitsschwerpunkte: Jugendämter, Lösungsorientierte Kinder- und Jugendhilfe, Qualitative Verfahren in der Sozialen Arbeit. Veröffentlichung u. a.: Lösungsorientierte Soziale Arbeit (Hrsg., 2015).