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Teufel in Blau

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
272 Seiten
Deutsch
Kampa Verlagerschienen am25.05.20231. Auflage
Los Angeles, 1948: Easy Rawlins, ein afroamerikanischer Kriegsveteran, hat gerade seinen Job in einer Rüstungsfabrik verloren. Er fürchtet, ohne Einkommen nun auch sein Haus im Süden von Los Angeles verkaufen zu müssen. Als in der Bar eines Freundes ein Mann namens DeWitt Albright auftaucht und ihm einen Job anbietet, zögert Easy Rawlins nicht lange. DeWitt Albright bietet ihm hundert Dollar, wenn er die untergetauchte Daphne Monet ausfindig macht, die ihre Zeit am liebsten in den Jazzclubs der Stadt verbringt. Rawlins macht sich auf die Suche nach der geheimnisvollen Frau, nicht ahnend, dass er in eine politische Affäre und in mehr als nur einen Mord verwickelt sein wird.

Walter Mosley, geboren 1950, wuchs wie sein berühmtester Ermittler Easy Rawlins in Watts auf, einem Bezirk von L. A. mit einem hohen Anteil an schwarzen Einwohnern. Seit vielen Jahren schon engagiert er sich gegen Rassismus. Spätestens seit der Verfilmung von Teufel in Blau mit Denzel Washington zählt Mosley zu den bekanntesten Schriftstellern der USA. Er veröffentlichte über 60 Bücher, die in 25 Sprachen übersetzt wurden, und erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2020 als erster schwarzer Schriftsteller die National Book Foundation Medal.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR18,90
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR6,99

Produkt

KlappentextLos Angeles, 1948: Easy Rawlins, ein afroamerikanischer Kriegsveteran, hat gerade seinen Job in einer Rüstungsfabrik verloren. Er fürchtet, ohne Einkommen nun auch sein Haus im Süden von Los Angeles verkaufen zu müssen. Als in der Bar eines Freundes ein Mann namens DeWitt Albright auftaucht und ihm einen Job anbietet, zögert Easy Rawlins nicht lange. DeWitt Albright bietet ihm hundert Dollar, wenn er die untergetauchte Daphne Monet ausfindig macht, die ihre Zeit am liebsten in den Jazzclubs der Stadt verbringt. Rawlins macht sich auf die Suche nach der geheimnisvollen Frau, nicht ahnend, dass er in eine politische Affäre und in mehr als nur einen Mord verwickelt sein wird.

Walter Mosley, geboren 1950, wuchs wie sein berühmtester Ermittler Easy Rawlins in Watts auf, einem Bezirk von L. A. mit einem hohen Anteil an schwarzen Einwohnern. Seit vielen Jahren schon engagiert er sich gegen Rassismus. Spätestens seit der Verfilmung von Teufel in Blau mit Denzel Washington zählt Mosley zu den bekanntesten Schriftstellern der USA. Er veröffentlichte über 60 Bücher, die in 25 Sprachen übersetzt wurden, und erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2020 als erster schwarzer Schriftsteller die National Book Foundation Medal.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783311704171
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum25.05.2023
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.1
Seiten272 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1214 Kbytes
Artikel-Nr.11770789
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Ich war erstaunt, als ich sah, dass ein Weißer in Joppys Bar marschiert kam. Er war nämlich nicht nur weiß, sondern trug auch noch einen Anzug und ein Hemd aus schmuddelig-weißem Leinen, einen Panamahut und helle Stenzschuhe über blitzweißen Seidensocken. Seine Haut war glatt und blass mit nur wenigen Sommersprossen. Ein kleines Büschel rotblonder Haare lugte unter seiner Hutkrempe hervor. Am Eingang blieb er stehen, seine riesige Gestalt füllte den Türrahmen, und er betrachtete den Raum mit blassen Augen: Solch eine Farbe hatte ich in den Augen eines Mannes noch nie gesehen. Als er mich ansah, überkam mich ein Gefühl der Angst, das allerdings rasch wieder verebbte, 1948 war ich an Weiße nämlich schon gewöhnt.

Ich hatte fünf Jahre mit Weißen - Männern und Frauen - hinter mir, von Afrika nach Italien, über Paris und wieder zurück. Ich hatte mit ihnen gegessen und geschlafen, und ich hatte genügend blauäugige junge Männer getötet, um zu wissen, dass sie genauso große Angst vor dem Sterben hatten wie ich.

Der Weiße lächelte mich an, dann ging er an den Tresen, wo Joppy mit einem dreckigen Lappen über die Marmorplatte wischte. Sie schüttelten sich die Hand und begrüßten sich wie alte Freunde.

Außerdem erstaunte mich, dass er Joppy nervös machte. Joppy war ein zäher Ex-Schwergewichtler, der sich am wohlsten fühlte, wenn er sich im Ring oder auf der Straße prügeln konnte, aber er zog den Kopf ein und lächelte den Weißen an wie ein vom Glück verlassener Vertreter.

Ich legte einen Dollar auf den Tresen und wollte gerade gehen, aber noch bevor ich vom Hocker runter war, drehte Joppy sich zu mir um und winkte mich zu ihnen.

»Komm ma hier rüber, Easy. Ich hab hier wen, den wollt ich dir ma vorstelln.«

Ich konnte diese blassen Augen förmlich spüren.

»Das hier issen alter Freund von mir, Easy. Mr. Albright.«

»Nennen Sie mich ruhig DeWitt, Easy«, sagte der Weiße. Sein Griff war fest, aber schlüpfrig, wie eine Schlange, die sich um meine Hand ringelte.

»Hallo«, sagte ich.

»Ja, Easy«, fuhr Joppy fort, buckelnd und grinsend. »Mr. Albright und ich kennen uns schon ewig. Weißte, er is wahrscheint´s mein ältester Freund in L.A. Ja, wir kenn uns seit ewig.«

»So isses«, sagte Albright und lächelte. »Muss wohl 1935 gewesen sein, wie ich Jop kennengelernt hab. Wie lang ist das jetzt? Müssen wohl dreizehn Jahre sein. Das war damals vorm Krieg, wie noch nicht jeder Hinterwäldler mit Kind und Kegel nach L.A. wollte.«

Joppy lachte schallend über den Witz; ich lächelte höflich. Ich überlegte, was Joppy mit dem Mann wohl zu tun hatte, und außerdem überlegte ich, was der Mann wohl mit mir zu tun haben könnte.

»Wo sind Sie her, Easy?«, fragte Mr. Albright.

»Houston.«

»Houston, das ist doch ´n hübsches Städtchen. Ich fahr ab und an mal da runter, geschäftlich.« Er lächelte kurz. Er hatte alle Zeit der Welt. »Was treiben Sie denn hier so?«

Aus der Nähe hatten seine Augen die Farbe von Rotkehlcheneiern; matt und stumpf.

»Bis vor zwei Tagen hat er bei Champion Aircraft gearbeitet«, sagte Joppy, als ich keine Antwort gab. »Die hamm ihn vor die Tür gesetzt.«

Mr. Albright verzog seine rosigen Lippen, um sein Missfallen zu demonstrieren. »Das nenn ich Pech. Wissen Sie, diese großen Firmen scheren sich doch einen Dreck um Sie. Wenn´s mit den Finanzen mal ein bisschen hapert, werden gleich zehn Familienväter entlassen. Haben Sie Familie, Easy?« Er dehnte die Worte beim Sprechen ein wenig, wie ein wohlhabender Gentleman aus dem Süden.

»Nein, ich hab bloß mich, das ist alles«, sagte ich.

»Aber das wissen die nicht. Wenn´s nach denen geht, könnten Sie genauso gut zehn Kinder haben, das nächste ist schon unterwegs, und die würden Sie trotzdem entlassen.«

»So isses!«, brüllte Joppy. Seine Stimme klang wie ein Regiment Soldaten, das durch eine Kiesgrube marschiert. »Die Leute, den wo die großen Firmen gehörn, die gehn doch gar nich erst zur Arbeit, die greifen bloß zum Hörer und frahng nach, was ihre Moneten machen. Und wennse keine anständige Antwort kriegen, kannste ein drauf lassen, dass demnächst paar Köppe rollen.«

Mr. Albright lachte und knuffte Joppy in den Arm. »Wieso machst du uns nicht was zu trinken, Joppy? Ich nehm Scotch. Womit kann ich Ihnen eine Freude machen, Easy?«

»Das Übliche?«, fragte mich Joppy.

»Klar.«

Als Joppy abrückte, drehte Mr. Albright sich um und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Das machte er alle paar Minuten, drehte sich leicht zur Seite und hielt plötzlich inne, um nachzusehen, ob sich irgendwas verändert hatte. Viel zu sehen gab es allerdings nicht. Joppys Bar war ein kleiner Laden im ersten Stock des Lagerhauses einer Schlachterei. Normalerweise waren die schwarzen Schlachter die einzigen Kunden, aber es war so früh am Nachmittag, dass sie wohl noch schwer am Schuften waren.

Der Geruch von verfaultem Fleisch drang bis in die letzte Ecke des Gebäudes; es gab nur wenige Menschen, von den Schlachtern einmal abgesehen, deren Magen es verkraftete, in Joppys Bar zu sitzen.

Joppy brachte Mr. Albrights Scotch und für mich einen Bourbon. Er stellte beides hin und sagte: »Mr. Albright sucht wen, der ´n klein Auftrach für ihn erledicht, Easy. Ich hab ihm verklickert, dass du aufer Straße sitzt und außerdem ´ne Hypothek zu zahlen hast.«

»Schlimme Geschichte.« Mr. Albright schüttelte erneut den Kopf. »Diese fetten Bonzen merken´s doch gar nicht, ist denen doch völlig schnuppe, wenn ein Arbeiter mal versucht, was aus sich zu machen.«

»Und wissense, Easy will immer noch höher raus. Grad hat er auf der Abendschule sein High-School-Abschluss gemacht, und jetz droht er mittem College.«

Joppy wischte beim Sprechen über den Marmortresen. »Und er issen Kriegsheld, Mr. Albright. Easy is mit Patton losgezonng. Freiwillich! Der hat man genuch Blut gesehn, da könnse sich drauf verlassen.«

»Tatsache?«, sagte Albright. Er zeigte sich nicht beeindruckt. »Warum setzen wir uns eigentlich nicht, Easy? Da drüben am Fenster.«

 

Joppys Fenster waren so dreckig, dass man nicht auf die 103rd Street raussehen konnte. Aber wenn man an einem kleinen Kirschbaumtisch in der Nähe saß, kam man wenigstens in den Genuss eines schwachen Schimmers Tageslicht.

»Sie haben also ´ne Hypothek abzuzahlen, hä, Easy? Das Einzige, was noch schlimmer ist als eine große Firma, ist die Bank. Die wollen am Ersten ihr Geld, und wenn du nicht rechtzeitig zahlst, rennt dir am Zweiten der Marshal die Bude ein.«

»Was haben meine Angelegenheiten mit Ihnen zu tun, Mr. Albright? Ich will ja nicht unhöflich sein, aber ich hab Sie erst vor fünf Minuten kennengelernt, und jetzt wollen Sie über alles haargenau Bescheid wissen.«

»Na ja, ich dachte, Joppy hätte gesagt, Sie brauchen Arbeit, oder Ihr Haus ist weg.«

»Was hat das mit Ihnen zu tun?«

»Ich könnte jemand mit spitzen Ohren und scharfen Augen gebrauchen, der einen kleinen Auftrag für mich erledigt, Easy.«

»Und in welcher Branche arbeiten Sie?«, fragte ich. Ich hätte aufstehen und verschwinden sollen, aber was meine Hypothek anging, hatte er recht. Und was die Banken anging, hatte er genauso recht.

»Als ich noch in Georgia gelebt hab, da war ich Anwalt. Aber jetzt bin ich auch bloß einer von denen, die Freunden und Freunden von Freunden Gefälligkeiten erweisen.«

»Was für Gefälligkeiten?«

»Ich weiß nicht, Easy.« Er zuckte mit seinen breiten weißen Schultern. »Was gerade so ansteht. Sagen wir, Sie wollen jemand eine Nachricht zukommen lassen, aber es käm Ihnen, äh, ein wenig ungelegen, das persönlich zu erledigen; na ja, dann melden Sie sich bei mir, und ich übernehme das. Verstehen Sie, ich übernehme alles, worum ich gebeten werde, das weiß jeder, deswegen hab ich auch immer alle Hände voll zu tun. Und manchmal brauch ich jemand, der mir bei einem Auftrag ein bisschen unter die Arme greift. Und da kommen dann Sie ins Spiel.«

»Und wieso?«, fragte ich. Während er sprach, kam mir langsam zu Bewusstsein, dass Albright einem Freund aus Texas sehr ähnlich war - er hieß Raymond Alexander, aber wir nannten ihn immer Mouse. Schon der Gedanke an Mouse machte mich ganz kribbelig.

»Ich muss jemand finden, und ich könnte bei der Suche ein bisschen Hilfe gebrauchen.«

»Und wen wollen Sie ...«

»Easy«, fuhr er dazwischen. »Ich sehe schon, Sie sind ein kluger Bursche und haben eine Menge guter Fragen. Und ich würd mich gern näher drüber unterhalten, aber doch nicht hier.« Aus seiner Hemdtasche zog er eine weiße Karte und einen weiß emaillierten Füllfederhalter. Er kritzelte etwas auf die Karte und reichte sie mir dann.

»Reden Sie mal mit Joppy, und wenn Sie´s probieren wollen, kommen Sie heute Abend irgendwann nach sieben in mein Büro.«

Er leerte sein Glas, schenkte mir noch ein Lächeln, stand auf und strich seine Manschetten glatt. Er schob sich den Panamahut in den Nacken und verabschiedete sich von Joppy, der ihm vom Tresen aus zuwinkte und grinste. Dann schlenderte Mr. DeWitt Albright aus Joppys Bar wie ein Stammkunde, der nach seinem Nachmittagsschnäpschen nach Hause geht.

Auf die Karte war in geschwungenen Lettern sein Name gedruckt. Darunter stand die Adresse, die er hingeschmiert hatte. Es war eine Adresse in der Stadt; von Watts aus eine lange Fahrt.

Mir fiel auf, dass Mr. DeWitt Albright die Drinks, die er...
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Autor

Walter Mosley, geboren 1950, wuchs wie sein berühmtester Ermittler Easy Rawlins in Watts auf, einem Bezirk von L. A. mit einem hohen Anteil an schwarzen Einwohnern. Seit vielen Jahren schon engagiert er sich gegen Rassismus. Spätestens seit der Verfilmung von Teufel in Blau mit Denzel Washington zählt Mosley zu den bekanntesten Schriftstellern der USA. Er veröffentlichte über 60 Bücher, die in 25 Sprachen übersetzt wurden, und erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2020 als erster schwarzer Schriftsteller die National Book Foundation Medal.