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Diesseits vom Jenseits

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
256 Seiten
Deutsch
Atlantis Literaturerschienen am25.05.20231. Auflage
Die Recherche zu einem Fall führt Paul Blom, Anwalt für Wirtschafts- und Erbrecht, auf den Zürcher Friedhof Enzenbühl. Dort platzt er nicht nur versehentlich in die Vorbereitungen für eine Beerdigung, sondern wird auch vom Friedhofsgärtner Matteo Lazzarone für den Praktikanten Krasinski gehalten. Statt den Irrtum aufzuklären, erscheint Blom am nächsten Tag zum Dienst. Er taucht ein in den Friedhofsalltag: Jeder Stein, jede Skulptur birgt hier eine Geschichte. Blom freundet sich mit der alten Dame an, die täglich die Gräber ihrer Verflossenen besucht, er entscheidet eigenmächtig, Wildblumen statt Begonien zu pflanzen. Und er gerät mit der jungen Historikerin und Podcasterin Ruby Kosa aneinander. Auch sie stellt Nachforschungen an: Im Grabstein einer wohlhabenden Londoner Familie soll ein Goldschatz versteckt sein! Als zwei angebliche Restauratoren auftauchen und Ruby fast von der einstürzenden Kapellendecke erschlagen wird, wissen Blom und Kosa: Sie sind nicht die einzigen Besucher, die weder zum Trauern noch zur Grabpflege auf den Friedhof kommen. Wer weiß noch von dem Totengold und hat keinerlei Skrupel, die letzte Ruhe zu stören?

Gabriela Kasperski studierte Anglistik und war Radio- und Fernsehmoderatorin, Schauspielerin, Sprecherin und Dozentin, bevor sie ihren Kindheitstraum verwirklichte, Schriftstellerin zu werden. Heute schreibt sie Krimis, die in Zürich oder in der Bretagne spielen und die Schweizer Bestsellerliste verlässlich im Sturm erobern, sowie die Kinderbuchreihe um das Adoptivmädchen Yeshi. Mit Quittengrab war sie für den Zürcher Krimipreis nominiert, mit Zürcher Filz für den Zürcher und den Schweizer Krimipreis.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR19,90
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextDie Recherche zu einem Fall führt Paul Blom, Anwalt für Wirtschafts- und Erbrecht, auf den Zürcher Friedhof Enzenbühl. Dort platzt er nicht nur versehentlich in die Vorbereitungen für eine Beerdigung, sondern wird auch vom Friedhofsgärtner Matteo Lazzarone für den Praktikanten Krasinski gehalten. Statt den Irrtum aufzuklären, erscheint Blom am nächsten Tag zum Dienst. Er taucht ein in den Friedhofsalltag: Jeder Stein, jede Skulptur birgt hier eine Geschichte. Blom freundet sich mit der alten Dame an, die täglich die Gräber ihrer Verflossenen besucht, er entscheidet eigenmächtig, Wildblumen statt Begonien zu pflanzen. Und er gerät mit der jungen Historikerin und Podcasterin Ruby Kosa aneinander. Auch sie stellt Nachforschungen an: Im Grabstein einer wohlhabenden Londoner Familie soll ein Goldschatz versteckt sein! Als zwei angebliche Restauratoren auftauchen und Ruby fast von der einstürzenden Kapellendecke erschlagen wird, wissen Blom und Kosa: Sie sind nicht die einzigen Besucher, die weder zum Trauern noch zur Grabpflege auf den Friedhof kommen. Wer weiß noch von dem Totengold und hat keinerlei Skrupel, die letzte Ruhe zu stören?

Gabriela Kasperski studierte Anglistik und war Radio- und Fernsehmoderatorin, Schauspielerin, Sprecherin und Dozentin, bevor sie ihren Kindheitstraum verwirklichte, Schriftstellerin zu werden. Heute schreibt sie Krimis, die in Zürich oder in der Bretagne spielen und die Schweizer Bestsellerliste verlässlich im Sturm erobern, sowie die Kinderbuchreihe um das Adoptivmädchen Yeshi. Mit Quittengrab war sie für den Zürcher Krimipreis nominiert, mit Zürcher Filz für den Zürcher und den Schweizer Krimipreis.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783715275161
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum25.05.2023
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.1
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1361 Kbytes
Artikel-Nr.11912357
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Erster Teil

Zehn Tage zuvor



Erstes Kapitel


Wie jeden Morgen steckte Paul Blom den Beutel mit der Asche in die Hosentasche. Er wog weniger als ein halber Apfel. Milu war einundzwanzig Wochen alt geworden, zu jung, um offiziell ein Mensch zu sein. Er und seine Ex-Frau hatten sich die Asche geteilt. Sie hatte ihm ein Video geschickt, in dem ihre erste Tochter und Milus Halbschwester alles in den Wind gepustet hatte, auf einer Segeljacht, irgendwo im Mittelmeer. Milu ist nun ein Windengel geworden, hatte sie geschrieben. Was hast DU gemacht?

Nichts, hätte Paul antworten müssen, ich bin immer noch auf der Suche. Er wusste nicht, wonach. Einem Ort. Nach etwas für immer.

In der Wohnküche ließ er sich einen Espresso heraus und dann gleich noch einen, mit afrikanischen Bohnen, wegen des Dufts. Er trank im Stehen, die Gitarre im Blick, das letzte Geschenk seiner Mutter. Sie lehnte neben dem alten Klappbett an der Wand. Klappbett und Gitarren, das waren die beiden einzigen Dinge, die mit ihm von Dublin hergereist waren. Er faltete die Decke zusammen und rollte das Gestell in den winzigen Wirtschaftsraum. Für Hausbesichtigungen war es einfacher, wenn er nur die Küche bewohnte. Einst waren viele gekommen, ein Acht-Zimmer-Smarthouse in bester Lage, nun nahm das Interesse ab. Der Makler verzweifelte, und nur Paul kannte den Grund, warum die Käufer kurz vor der Unterschrift wieder absprangen.

»Du musst loslassen«, sagte seine Ex-Frau bei ihren seltenen Telefonaten. Sie teilten die Erinnerung an das Blut in der Badewanne. Die Spur auf der Treppe. Ihren Zusammenbruch in der Garage. Paul war nie mehr da unten gewesen, das Auto stand bei jedem Wetter draußen.

Nach einem weiteren Espresso fühlte er sich wach. Er schlief schlecht, mehr als drei, vier Stunden schaffte er nicht.

Er klappte das Laptop zu und steckte es in den Rucksack, schlüpfte in die Lederschuhe, ein elegantes Paar. Davon besaß er mehrere, er hatte nicht riskieren wollen, dass sie nicht mehr lieferbar wären.

Im Vorbeigehen berührte er die Kleiderstange. Der Bügel rutschte einige Zentimeter und stieß die anderen an, eine klirrende Symphonie. Ich sollte neue Kleidung kaufen, dachte er, irgendetwas. Mehr Anzüge für Tage wie diesen. Er vermied den Blick in den Spiegel, er wusste, was ihn erwartet hätte. Dunkle Hose, dunkler Rollkragenpulli, viel zu warm für die Jahreszeit. Dunkles Haar, nicht mehr so dicht.

Draußen stieg er ins Auto. Ein olivgrüner Jaguar, ein Überbleibsel aus einer vergangenen Zeit. Er fuhr nicht gerne mit den Öffentlichen, er brauchte das Alleinsein vor der Arbeit. Die Verliebten aus dem Mehrfamilienhaus gegenüber ging vorbei, eilig, Hand in Hand. Sie wirkten jung und glamourös.

»Hi, Paul.«

Seit er ihr mal mit Bargeld ausgeholfen hatte, duzten sie sich. Die Frau hieß Mirka. Dass sie schwanger war, fiel ihm heute zum ersten Mal auf. Bald würden sie zu dritt über die Straße spazieren. Er blieb stehen und blickte ihnen einen Moment lang nach, bevor er die Kopfhörer in die Ohren steckte und seine Playlist anwählte. Er stellte sie lauter als üblich: Chris Rea, Jim Croce, manchmal Bette Midler und The Dubliners oder als Tribut an seinen verstorbenen Dad die St. Georges Brass Band.

Häuser zogen vorbei, größere, kleinere, Autos, Busse. Eine S-Bahn. Bei der Durchgangsstraße wartete er auf den Moment, um sich einzufädeln. Achtzehn Minuten Fahrzeit, sagte die Uhr, als er vor dem Haus am See ankam. Das war mehr als gestern, aber besser als sonst.

Oben in der Kanzlei roch es nach Sandelholz, der Bildschirmschoner zeigte ein Tal in Grün, die Schreibtische waren diagonal ausgerichtet, alle noch leer, seine Mitarbeiter waren keine Frühaufsteher. Bis auf Jelena Nikolic, die in seinem Büro einen weiteren Espresso hinstellte. Sie trug eine weiße Bluse unter dem taillierten Jackett. Eine Kette baumelte am Brustansatz. Ihr blondes Haar war rechtsgescheitelt, und sie blinzelte, wegen der Kontaktlinsen. Bei ihnen trugen die Männer Brille, die Frauen keine. Einen Master mussten Frauen und Männer vorweisen. Jelena strebte einen zweiten an. Sie war kompetent, Generation Y. Sie wünschte ihm einen guten Morgen und versorgte ihn mit den gewünschten Unterlagen und einigen Memos.

»Außerdem sind die neuen Visitenkarten gekommen. Du wolltest ja welche aus umweltfreundlichem Karton.«


Paul Blom - Wirtschaftsrecht, Steuerrecht, Erbrecht stand da in schnörkelloser Schrift. Dazu sein Titel: RA Dr. jur. LL. M.


Lizenziat und Dissertation hatte er an der Uni Zürich erworben, den Master of Law in den USA. Nicht um sein Englisch aufzubessern, wie die meisten Berufskollegen, sondern wegen des Netzwerks. Es hatte sich gelohnt. Danach hatte er seine Kanzlei gegründet. Blom & Partner - objektiv, unbestechlich, fair. Einen Partner hatte es nie gegeben.

»Du hast noch zehn Minuten bis zu deinem ersten Termin«, sagte Jelena. »Soll ich dich erinnern? Nichtanerkennung des Erbscheins. Die Töchter des Toten aus erster Ehe gegen die Witwe. Es geht um den Zweitwohnsitz an der Nordsee, der Mann hat alles selbst gebaut, viel Handarbeit, viel Herzblut.«

Eine heikle Sache, menschliche Arbeit zu beziffern und Heuchelei von rechtmäßigem Anspruch zu unterscheiden. Paul hatte das Mandat akzeptiert, weil er den Toten gemocht hatte. Einmal hatte er ihn in dem Haus am Meer besucht. Was er da gezimmert hatte, war beeindruckend gewesen.

»Und dann â¦ unser Liebling.« Jelena lächelte. »Eine Zeitung wollte ein Interview.«

Es ging um den Starkoch. Sie hatten vor einigen Wochen gewonnen, beim Bezirksgericht, in erster Instanz. Jelena war beteiligt an dem Erfolg. Sie hatte den ausschweifenden E-Mail-Verkehr gemanagt und ihm den Rücken freigehalten.

Paul überlegte. »Mach du das. Es wird ein Berufungsverfahren geben.«

Sie bekam große Augen. »Du überträgst mir das Mandat?«

Es war an der Zeit, Briefe verschicken konnte der neue Praktikant. Außerdem bewegte sie sich sicher im Rampenlicht, das Paul scheute. »Du hast die Führung, ich bleibe im Hintergrund.«

Ihr Erstaunen irritierte ihn. Hatte er sie übersehen? Die Andeutungen fielen ihm ein, die Überstunden, ihre kreativen Vorschläge, die er nie kommentiert hatte.

»Okay. Gerne.« Sie strahlte. »Wird gemacht.«

»Was ist denn noch?«, fragte er, als sie bei der Glastür verharrte.

»Der Kongress â¦ du fährst in drei Tagen.«

Paul hatte den Termin verdrängt. »Wie lange bin ich weg?«

»Eine Woche. Da ist ein Weekend im Anschluss. Ein Relax-Programm.«

»Sag es ab.« Die Aussicht auf endlose Referate, den endlosen Austausch in den Pausen und die endlosen Feierabenddrinks war nicht verlockend.

Sie zögerte. »Connecticut soll schön sein im Frühling. Ich könnte dich besuchen. Wir könnten â¦«

Ich kann nicht, dachte er. »Danke, Jelena.«

Sie las seinen Blick, war enttäuscht.

Er schlüpfte aus dem Pulli, Hemd und Anzugjacke hingen bereit. Zum Schluss zog er den Aschebeutel um. Er fühlte sich weich in seiner Hand an, wie Seide, es raschelte ein wenig.

Als er am Schreibtisch saß, um sich in die Akte der Witwe zu vertiefen, waren seit seiner Ankunft keine zehn Minuten vergangen. Eine Mail kam herein. Der enthusiastische Dank des Starkochs war mit einer Essenseinladung verbunden - er würde sie zurückziehen, wenn er die Vorladung fürs Obergericht bekäme. Es war eine wüste Steuersache, was der Koch nicht wahrhaben wollte. Steuerhinterziehung galt in seiner Welt als Kavaliersdelikt.

Jelena rief an.

»Entschuldige, dass ich noch mal störe. Ich habe den Anruf eines Anwalts in der Leitung. Es ist dringend, er braucht deine Hilfe.«

Ein Laut entfuhr ihm. »Wir nehmen doch keine neuen Klienten mehr.«

Wenn sie erstaunt über seine unerwartet heftige Reaktion war, ließ sie es sich nicht anmerken. »Er sagt, er kennt dich von früher.« Sie nannte einen Namen.

Die Erinnerung überfiel Paul aus dem Hinterhalt, unvermittelt und so mächtig, dass er die Augen schließen musste. Gedankensplitter ploppten auf.

Regen auf gesprungenem Asphalt. Apple Pie. Schorf am Schienbein.

»Stell ihn durch. Und schieb die Witwe auf später.«

***

»Paul, bist du das?« Die Stimme klang immer noch so wie in der dritten Klasse.

»Iain? Iain O Reilly?«

»What s the story? Dich zu finden, war schwieriger als eine Partie gegen den Schachweltmeister. Kostet ein Guinness, oder zwei, ein ganzes Fass.« Das Lachen am anderen Ende wollte gar nicht mehr aufhören.

»Wieso rufst du an?«, fragte Paul.

Kurze Stille. »Das ist alles, nach fast vierzig Jahren? Dabei waren wir unzertrennlich, dieselben Trikots, dieselben Mädchen â¦«

»Wir waren zehn«, sagte Paul.

»Wir waren wild. Ich am Bass, du an der Gitarre. Spielst du noch?«

Paul berührte die immer raue Stelle am Zeigefinger. »Nein.«

»Zürich, hä? Das letzte Mal, als ich dich gesehen habe, hat dich deine Mutter mitgenommen, in dieses Tessin.« Aus Iains Mund klang der Name des italienischen Teils der Schweiz wie ein Schimpfwort. »Ich habe dir Briefe geschrieben, irgendwann dann E-Mails. Sag nicht, dass sie im Ärmelkanal hängen geblieben sind.«

Natürlich hatte Paul sie bekommen. Die Briefe...

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Gabriela Kasperski studierte Anglistik und war Radio- und Fernsehmoderatorin, Schauspielerin, Sprecherin und Dozentin, bevor sie ihren Kindheitstraum verwirklichte, Schriftstellerin zu werden. Heute schreibt sie Krimis, die in Zürich oder in der Bretagne spielen und die Schweizer Bestsellerliste verlässlich im Sturm erobern, sowie die Kinderbuchreihe um das Adoptivmädchen Yeshi. Mit Quittengrab war sie für den Zürcher Krimipreis nominiert, mit Zürcher Filz für den Zürcher und den Schweizer Krimipreis.