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Elf Gründe, warum es sich heute (nicht) zu leben lohnt

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
164 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am27.06.20232. Auflage
Arminia Bielefeld ist im Juni 2023 aus der zweiten in die dritte Liga abgestiegen - in der Saison stellten die elf Spieler, die auf dem Platz kickten, wirklich meistens elf Gründe dar, nicht zu leben. Autor Christian Schroeder geht in seinem Buch deshalb unter anderem der Frage nach, ob man sich Arminia abgewöhnen kann. Die Antwort ist ganz klar: nein. Schroeder spricht Fans - auch anderer Vereine - aus der Seele, wenn er ergründet, warum er diesen Verein liebt - und dies bis zum Lebensende tun wird. Er erklärt einem fußballunbedarftem Mädchen in Abschnitten die Tiefen seiner Fanseele. Und am Ende versteht die Zuhörerin ihn zumindest ein bisschen.

Christian Schroeder wurde 1969 in Mettmann, einer Kleinstadt zwischen Düsseldorf und Wuppertal geboren. Nach der Schule studierte er in Wuppertal Sozialwissenschaften, promovierte (Dissertation: Bitte schön lügen, Marburg, 2009) und schlug den Weg des Journalismus ein. Seit 2004 ist er Redakteur einer großen Düsseldorfer Tageszeitung. Er hat nie in Bielefeld oder in der Nähe gelebt und auch keine anderen vernünftigen Verbindungen zur Seidenstadt in Ostwestfalen - außer seiner Liebe zu Arminia, die ihn im Alter von 13 Jahren befiel. Jedes Heimspiel war und ist - er lebt immer noch in Mettmann - ein Auswärtsspiel. Christian Schroeder war beim Relegationsspiel in Wiesbaden, dem 0:4, hat sich aber das Rückspiel in Bielefeld nicht mehr angeschaut.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR11,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR6,99

Produkt

KlappentextArminia Bielefeld ist im Juni 2023 aus der zweiten in die dritte Liga abgestiegen - in der Saison stellten die elf Spieler, die auf dem Platz kickten, wirklich meistens elf Gründe dar, nicht zu leben. Autor Christian Schroeder geht in seinem Buch deshalb unter anderem der Frage nach, ob man sich Arminia abgewöhnen kann. Die Antwort ist ganz klar: nein. Schroeder spricht Fans - auch anderer Vereine - aus der Seele, wenn er ergründet, warum er diesen Verein liebt - und dies bis zum Lebensende tun wird. Er erklärt einem fußballunbedarftem Mädchen in Abschnitten die Tiefen seiner Fanseele. Und am Ende versteht die Zuhörerin ihn zumindest ein bisschen.

Christian Schroeder wurde 1969 in Mettmann, einer Kleinstadt zwischen Düsseldorf und Wuppertal geboren. Nach der Schule studierte er in Wuppertal Sozialwissenschaften, promovierte (Dissertation: Bitte schön lügen, Marburg, 2009) und schlug den Weg des Journalismus ein. Seit 2004 ist er Redakteur einer großen Düsseldorfer Tageszeitung. Er hat nie in Bielefeld oder in der Nähe gelebt und auch keine anderen vernünftigen Verbindungen zur Seidenstadt in Ostwestfalen - außer seiner Liebe zu Arminia, die ihn im Alter von 13 Jahren befiel. Jedes Heimspiel war und ist - er lebt immer noch in Mettmann - ein Auswärtsspiel. Christian Schroeder war beim Relegationsspiel in Wiesbaden, dem 0:4, hat sich aber das Rückspiel in Bielefeld nicht mehr angeschaut.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783757875633
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum27.06.2023
Auflage2. Auflage
Seiten164 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.12095362
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Wie alles begann - Ein heißer Sommer und Panini-Bilder

Es klingt ein bisschen wie die Geschichte von der ersten Gitarre, den leuchtenden Kinderaugen beim Anblick des funkelnden Drei-Gang-Fahrrades unterm Weihnachtsbaum oder wie romantische Erzählungen aus der Vorkriegszeit nach dem Motto »Für n Groschen Brause«. Doch es stimmt wirklich: Panini-Bilder haben einen direkten Zusammenhang mit der Karriere eines Fußball-Fans. Wenn in den Autobiografien und Geschichten von Fußball-Anhängern immer und immer wieder Erlebnisse mit Einklebebildern und -alben zu lesen sind, dann hat sich der Erzähler das sicher nicht ausgedacht. Panini-Bildchen, Auslöser erster Symptome einer beginnenden Fußball-Liebe, papiernes Objekt kindlicher Begierde - das ist keine kitschige Übertreibung. Nein, neiiin, es stimmt! Fußball ist kitschig, manchmal mehr als es einem Fan lieb ist, und wenn ich an den Sommer 1982 zurückdenke, dann weiß ich, dass es für einen Menschen wichtig ist, sich an einige kitschige Momente gern zu erinnern. Es war Weltmeisterschaft in Spanien, und wie ich das Panini-Album der Saison 81/82 in die Hände bekommen hatte, weiß ich nicht mehr. Jedenfalls merkte ich erst, dass dieses Einklebealbum gar nicht mehr aktuell war, als mich die Sammelleidenschaft schon hoffnungslos gepackt hatte. Das war mir und meinem Bruder Jolle auch egal. Wir hatten etwas entdeckt, was uns fesselte. Ich war zwölf, besuchte das Gymnasium in Mettmann-Metzkausen und war wie mein zwei Jahre jüngerer Bruder in Sachen Fußball absolut nicht vorbelastet. Es war 1982, der Sommer 1982, als mein Fußball-Herz zu schlagen begann.

Jenes Album existiert immer noch, ich habe es irgendwann wieder aus einem riesigen Stapel Stadionzeitungen, Kicker-Heften und anderen Fußballblättchen herausgezogen: ein völlig zerfetztes, nur noch halb vollständiges Heft, »Panini Fußball 82« steht oben auf der Umschlagseite, und darunter läuft der junge Karl-Heinz Rummenigge dem HSV-Kicker Ditmar Jakobs davon. Halb abgelöst pappt daneben ein Aufkleber mit dem Wappen von FSV Frankfurt, hab keinen blassen Schimmer, was das da soll. Das Heft beginnt mit drei wichtigen Symbolen: dem eingeklebten Wappen des Deutschen Fußball Bundes (DFB), der Salatschüssel und dem DFB-Pokal. Gleich danach folgt die Arminia-Doppelseite. Auch heute noch vertraute Gesichter wie Wolfgang Kneib, Helmut Schröder und Karl-Heinz Geils schauen mir entgegen, genauso wie die längst vergessenen DSC-Kicker Jens Steffensen, Bernd Krumbein oder Eduard Angele. Waren diese Bilder meine erste bewusste Begegnung mit Arminia Bielefeld? Ich kann nicht mehr sagen, ob ich den Verein vorher schon einmal registriert hatte. Ich wüsste es so gern: Wie und wann trat Arminia in mein Leben? Wann begegneten wir uns zum ersten Mal? Ich werde es nie erfahren.

Während jener Panini-Zeit war Arminia zumindest für mich ein Club wie alle anderen, wie Eintracht Braunschweig, Darmstadt 98 oder Bayern München. Nur Fortuna war etwas anderes. Fortuna Düsseldorf war ja bestens bekannt, das war für mich kein abstrakter Verein, sondern eine bekannte Größe. Im nahen Rheinstadion war ich ja schon einmal gewesen. (Übrigens, fällt mir jetzt auf, dass sogar zwei Drittel des Panini-Albums fehlen und Arminia eine der ganz wenigen noch vollständigen Mannschaften ist. Ein Glück.)

Kitsch deshalb, weil es sich bestimmt albern anhört, wenn ich heute sage: Es war ein wunderbares Stück Kindheit, diese Zeremonie des Tütenaufreißens, und dann das »Hurra!«, wenn ein noch fehlender Spieler unter den vier Bildchen war oder enttäuschte Blicke beim fünften Bild von Gerd Strack (FC Köln) oder Lothar Huber, dem Dortmunder Riesenbaby. Wolfgang Pohl vom DSC, glaube ich, war auch so ein Doppelbild-Kandidat. Aber noch mal: Es war eine tolle Zeit mit den Fußball-Bildern, obwohl wir Kinder zu den Vereinen keinen Bezug hatten, sondern höchstens zur Nationalelf, die - bekanntlich erfolglos - in Spanien Weltmeister werden wollte. Eigentlich war ich bis dahin ein Kind wie fast alle hier in der Gegend, fußball-ideologisch gesehen: Man kannte die Spieler der Nationalmannschaft, logo, sympathisierte mit Kalle Rummenigge und dem kleinen, krummbeinigen Dribbler Pierre Littbarski und kannte ansonsten höchstens drei, vier Spieler von F 95. Und Panini-Bilder zu sammeln, wie anfangs schon erwähnt, war auch nichts Außergewöhnliches, absolut nicht.

Bei der Stelle mit dem Tütchen-Aufreißen, habe ich gesehen, hat Nina kurz gelacht. Jetzt schaut sie wieder fragend und kein bisschen klüger als am Anfang. »Und? Warum bist du nicht beim Gewöhnlichen geblieben? Wann haben die exotischen Biografie-Anteile eingesetzt?« Wenig später. Aber das mit den Panini-Bildern wollte ich vorher geklärt haben. Nicht um mich mit dem schräg schreibenden Popliteraten Nick Hornby zu messen, beileibe nein, aber um zumindest die Basis erklärt zu haben. Dass die Leidenschaft für die Einklebebilder direkt etwas mit der für den Club in Ostwestfalen zu tun hat, ist wenig wahrscheinlich. Ich weiß es aber wirklich selbst nicht genau. Deswegen lasse ich jetzt auch noch keine Zwischenfragen zu. Nina sieht jetzt so aus, als würde sie ganz viel auf einmal wissen wollen. Ich erzähle erst einmal weiter:

Der heiße Sommer ging, der Herbst kam und mit ihm die neue Bundesliga-Saison. Alltag nach der WM für die Fußball-Fans hierzulande, aber ich war ja noch keiner von ihnen. Ein neues Schuljahr hatte begonnen, und in der Klasse erzählte man sich viel von Fortuna. Mettmann, muss man für die Ortsunkundigen erklären, liegt keine 20 Kilometer von der Landeshauptstadt entfernt, etwa genauso weit wie Wuppertal, doch überwiegen in dem 40.000 Einwohner-Städtchen klar die Fortuna-Anhänger. (Mithalten können hier - wie überall in Deutschland - nur die Bayern-Fans und - das gilt wahrscheinlich für ganz Nordrhein-Westfahlen - die Anhänger von S04. Auch die Mannschaft mit dem grün-schwarzen Vereinslogo von der anderen Rheinseite spielt in der Region ine Rolle, ich möchte sie aber so selten wie möglich erwähnen.).

Es war an einem Samstag - und hier beginnt die Kurzversion meiner Geschichte, wie ich DSC-Fan wurde - , und Fortuna hatte ein Heimspiel. Vergessen habe ich längst, gegen wen die Fortuna spielte, ich und mein Bruder wollten uns das Spiel auf jeden Fall in der »Sportschau« anschauen. Deswegen kehrten wir frühzeitig von einer Herbstwanderung zurück ins Elternhaus. Um es noch einmal klar auszudrücken: Es waren kein innerer Zwang, der mich nach Hause trieb, kein bisschen Erregung, keine zitternden Finger beim Einschalten des Fernsehers. Wir wollten uns das Match nur deshalb anschauen, weil es wohl ein bedeutenderes gewesen war und viele Freunde vorher davon gesprochen hatten.

Doch dann kam es alles ganz anders. Nicht Fortuna, sondern Arminia wurde gezeigt. Der DSC zu Hause gegen Bayern München. Die Münchner Kicker waren selbst mir Fußball-Laien als übermächtig bekannt - mit den Weltmeistern Paul Breitner und Uli Hoeneß und weiteren bekannten Leistungsträgern, und so fand ich wohl Gefallen daran, wie sich die »kleinen« DSC-Spieler gegen den großen Gegner auflehnten. Patsch, eine Ohrfeige, noch eine, Bayern hatte zweimal getroffen, doch Arminia, die mir bis dahin unbekannte, schlug zurück: 1:2 durch Pagelsdorf und 2:2 durch Schröder (den ich ja schon von den Sammelbildchen her kannte). Dann kamen Augenthaler und Rummenigge und machten die 2:4-Heimniederlage perfekt. Arminia hatte verloren, doch ich erinnere mich daran, wie ich dieses Ergebnis mit Respekt registrierte, Respekt für das Aufbäumen und das Dagegenhalten, Respekt für den Außenseiter. Dass man sich für eine 2:4-Niederlage im harten Bundesliga-Geschäft nichts kaufen kann, das wusste ich damals noch nicht. Ich betrachtete dieses Ergebnis als einen Erfolg für Arminia. Und wenn ich heute, 40 Jahre später, an diese »Sportschau-Sendung« zurückdenke, dann glaube ich, dass ich an diesem Abend Arminia-Fan wurde. Ja, so war es wohl.

Zumindest die Weichen waren gestellt. Vier Spieltage später schaltete ich wieder die »Sportschau« an. Arminia spielte gegen Hertha und gewann mit 2:1. Und da war es zum ersten Mal, das Gefühl der Sympathie, das man wohl im Zusammenhang mit Fußball wohl am besten als »mitfiebern« bezeichnet. Genau das empfand ich vor dem Fernseher, eine mir bis dahin völlig unbekannte Empfindung. Lienens Ausgleich, Hupes Siegtreffer - die Leidenschaft hatte mich rasend schnell gepackt. Arminia Bielefeld, ich sprach diese Worte noch einmal langsam vor mich her, Ar-mi-ni-a Bie-le-feld. Was hab ich damit zu tun? Wo liegt Bielefeld überhaupt. Ach ja, in der Nähe von Minden, wo die Patentante wohnt. War Arminia schon mal Meister? Warum spielt von denen keiner in der Nationalmannschaft mit? Arminia Bielefeld. Ich war 13 Jahre alt und zum ersten Mal richtig verliebt. Arminia, ein komischer Name. Wie gut, dass die doch noch gewonnen haben gegen Hertha. Gegen wen spielt Arminia eigentlich nächste Woche? Wieder gegen Hertha?

Ob ich Nina auch vom elften...
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