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JOHN KENNEDYS GÄSTE

Der Krimi-Klassiker!
Signum-Verlagerschienen am01.07.2023
Ein bekannter Schriftsteller hat seine Londoner Freunde eingeladen, das Wochenende bei ihm auf dem Lande zu verbringen. Und sie kommen gern, denn bei John Kennedy trifft man immer interessante Menschen. Aber diesmal nimmt das sonst so frohe Zusammensein ein ungutes Ende: Der Hausherr wird ermordet aufgefunden, alle Anwesenden geraten mehr oder minder in Verdacht, und die Polizei verhängt strengsten Hausarrest. Ein Gewirr von Möglichkeiten tut sich auf. Wer errät die wahren Zusammenhänge? Selbst Inspektor Bennett tappt völlig im Dunklen, obwohl er alle Spuren zu sichern vermochte... Wer dieses packende Buch liest, wird unwiderstehlich in eines jener tragischen Rätselspiele verwickelt, die den Ausgangspunkt für die besten Kriminalromane bilden. JOHN KENNEDYS GÄSTE von Ferry Rocker (eigtl. Eberhard Friedrich Worm - * 8. Februar 1896 in Berlin/? 29. August 1973 ebenda) erschien erstmals im Jahre 1953; der Signum-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur.

Ferry Rocker (eigtl. Eberhard Friedrich Worm - * 8. Februar 1896 in Berlin/? 29. August 1973 ebenda) war ein deutscher Autor von Kriminalromanen und historischen Romanen.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,99
Book on DemandKartoniert, Paperback
EUR12,99

Produkt

KlappentextEin bekannter Schriftsteller hat seine Londoner Freunde eingeladen, das Wochenende bei ihm auf dem Lande zu verbringen. Und sie kommen gern, denn bei John Kennedy trifft man immer interessante Menschen. Aber diesmal nimmt das sonst so frohe Zusammensein ein ungutes Ende: Der Hausherr wird ermordet aufgefunden, alle Anwesenden geraten mehr oder minder in Verdacht, und die Polizei verhängt strengsten Hausarrest. Ein Gewirr von Möglichkeiten tut sich auf. Wer errät die wahren Zusammenhänge? Selbst Inspektor Bennett tappt völlig im Dunklen, obwohl er alle Spuren zu sichern vermochte... Wer dieses packende Buch liest, wird unwiderstehlich in eines jener tragischen Rätselspiele verwickelt, die den Ausgangspunkt für die besten Kriminalromane bilden. JOHN KENNEDYS GÄSTE von Ferry Rocker (eigtl. Eberhard Friedrich Worm - * 8. Februar 1896 in Berlin/? 29. August 1973 ebenda) erschien erstmals im Jahre 1953; der Signum-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur.

Ferry Rocker (eigtl. Eberhard Friedrich Worm - * 8. Februar 1896 in Berlin/? 29. August 1973 ebenda) war ein deutscher Autor von Kriminalromanen und historischen Romanen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783757945923
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.07.2023
Seiten200 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1298
Artikel-Nr.12138396
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

  Erstes Kapitel

 

 

»Sagen Sie mal, Manners, haben Sie nicht auch die Beobachtung gemacht, dass mit Kennedy etwas nicht in Ordnung zu sein scheint?«

Gregory Manners wandte leicht den kurzgeschorenen, eckigen Kopf. Ein Funke von Interesse glomm in seinen harten, grauen Augen auf.

»Mit John? Ja... hm... er ist nicht so wie sonst. Er scheint mir etwas melancholisch zu sein.«

William Braddoc, der begierig auf die schmalen Lippen Gregory Manners geschaut hatte, konnte eine Gebärde der Enttäuschung nicht unterdrücken.

»Melancholisch... Ich weiß nicht, ob das der richtige Ausdruck ist. Anwandlungen von Melancholie hatte er früher auch, wie fast jeder Mensch. Nein... na, da Sie es nicht bemerkt haben, werde ich wohl das Opfer einer Täuschung geworden sein.«

Gregory Manners war ein großer, breitschultriger Mann Mitte der Fünfzig. Etwas Strenges, Soldatisches ging von ihm aus, während William Braddoc so gar nicht diesem Typ ähnelte. Er war mittelgroß, schlank, sein Gesicht war sehr weich, mit fein gerundeten Zügen. Obgleich er die Fünfzig erst vor kurzem überschritten hatte, war sein Haar bereits schneeweiß. Da er sich des reizvollen Kontrastes, den das leicht gewellte weiße Haar und das tief gebräunte, fast noch jugendlich anmutende Gesicht boten, bewusst war, ging er meist ohne Hut und nahm die bewundernden Blicke der Umwelt als ihm gebührenden Tribut entgegen. Er war etwas eitel, aber keineswegs dumm. Leute, die ihn gut kannten, schätzten seine überragende Intelligenz und sein tiefes Wissen.

Braddoc war leicht verstimmt, dass er Manners gegenüber auf die Veränderung, die seiner Beobachtung nach mit John Kennedy vorgegangen war, hingewiesen hatte. Lächerlich, Manners hatte doch kein Auge für Feinheiten des Gefühlslebens! Das war doch ein Mann, der alles sehr unkompliziert sah, ein ehemaliger Militär, für den die ganze Welt aus einem Kasernenhof bestand. Aber die Äußerung, die Manners jetzt tat, bewies, dass er doch nicht der Schwachkopf war, für den ihn Braddoc in diesem Augenblick gehalten hatte.

»Sie meinen wahrscheinlich, Kennedy habe Angst?«

Braddoc, der sich resigniert in den Liegestuhl hatte sinken lassen, riss seinen Oberkörper wieder hoch.

»Ja«, sagte er eindringlich. »Also haben Sie es auch bemerkt? Es war ja auch zu auffällig. Gestern Abend, als wir bei Tisch saßen...«

»Und der Butler ihm mitteilte, dass er am Telefon verlangt werde. Er wurde leichenblass und sah aus wie ein Deserteur, den man an die Wand stellt.«

Natürlich, einen andern Vergleich konnte ein Oberst außer Dienst nicht finden.

»Ja, und heute läuft er herum, als erwarte er jede Sekunde eine unangenehme Nachricht. Vor zwei Stunden hat er sich auf sein Zimmer zurückgezogen, angeblich um zu arbeiten. John ist völlig verändert.«

Oberst Manners blickte dem kerzengerade in die heiße Sommerluft emporsteigenden Rauch seiner Zigarre nach.

»Vielleicht hat er Geld verloren. In diesen Zeiten...«

»Das halte ich für ausgeschlossen. John ist als Geschäftsmann sehr vorsichtig. Er hat, wie er mir sagte, erstklassige Papiere und verdient außerdem mit seinen Büchern eine Menge Geld. Nein, sein verändertes Benehmen muss eine andere Ursache haben.«

Nun richtete sich auch Oberst Manners auf. Er drückte seinen Zigarrenrest mit der Schuhspitze in den Erdboden. Dann rückte er seinen Liegestuhl tiefer in den Schatten der Bäume und flüsterte, nachdem er einen Blick über die Sträucher geworfen hatte: »Burke kommt. Ich glaube, wir tun gut daran, uns schlafend zu stellen. Der Mann fällt mir auf die Nerven, obgleich ich ja im allgemeinen eine gehörige Dosis Dummheit vertrage.«

William Braddoc seufzte schmerzlich auf, legte sich ebenfalls wieder bequem in seinen Liegestuhl zurück und schloss die Augen.

Jim Burke, der wie ein herrenloser junger Hund den Weg heruntergewackelt kam, hätte die beiden Männer, die durch die hohen Sträucher seinem Blick entzogen waren, sicherlich nicht entdeckt, wenn der Oberst nicht tiefe, rasselnde Schnarchtöne von sich gegeben hätte. Burke, ein Mann mittleren Alters mit einem Schafsgesicht und abstehenden Ohren, blieb stehen, schob mit der Hand einige Sträucher zur Seite und rief: »Hallo!« Sein Annäherungsversuch wurde von Manners mit noch tieferen Schnarchtönen beantwortet. Ein Sägewerk hätte nicht mehr Lärm machen können.

»Hallo, verdammt heiß heute!«

Als diese den Tatsachen entsprechende Äußerung von keinem der beiden Männer gebührend gewürdigt wurde, zuckte Burke missmutig die Achseln und trollte sich.

Jim Burke war allen Gästen Kennedys als der Mann bekannt, der einmal in jungen Jahren bei einem Wettspiel der englischen Nationalmannschaft als Ersatzmann einsprang und dem es im Laufe des Spiels gelang, ein Tor zu schießen, so dass England mit einem 1:0-Sieg aus dem Kampf hervorging. Dieses Ereignis war das große Erlebnis seines Lebens, und obgleich er seit vielen Jahren infolge einer schweren Verletzung, die er bei einem Straßenunfall erlitten hatte, nicht mehr spielte, wurde er nicht müde, jedem Menschen, den er kennenlernte, von seinem entscheidenden Anteil an einem Fußball-Länderspiel zu unterrichten. Er klagte in herzzerreißenden Tönen über den Niedergang des englischen Fußballspiels, und wer ihn dabei betrachtete, musste zu der Überzeugung kommen, dass der Kriegsminister nicht bekümmerter und verzweifelter über die ungenügende Bewaffnung der britischen Armee hätte klagen können.

»Ist er fort?«, raunte der Oberst.

»Ja, wir haben Glück gehabt. Bei dieser Hitze eine Unterhaltung über die Technik des Fußballspiels zu führen wäre wohl das Schlimmste, was einem passieren könnte.«

»Ja, diese Hitze«, grunzte der Oberst. »Völlig ungewöhnlich, jetzt, Ende Mai.« Plötzlich drang der tiefe Ton eines Boschhorns durch den Park, und Manners richtete sich in seinem Liegestuhl hoch. »Nanu, müsste mich doch sehr täuschen, wenn das nicht Andersons Wagen ist. Aber seit wann besucht Anderson Kennedys Herrengesellschaften?«

Braddoc verschränkte die Hände hinter seinem Kopf.

»Allerdings merkwürdig. Aber vielleicht hat der Rechtsanwalt etwas Geschäftliches mit John zu besprechen...«

»Heute, Samstagnachmittag? Das muss aber etwas Dringendes sein«, brummte Gregory Manners. »Solange ich Anderson kenne, fährt er jeden Samstagmittag Punkt zwölf Uhr auf sein Landgut bei Cheltenham.«

»Hallo, sind Sie endlich munter?«

Jim Burke hatte sich wie ein Indianer herangeschlichen und stand jetzt grinsend vor den beiden Männern, die ihn missmutig anstarrten, als wäre er eine tote Ratte.

Der Oberst räusperte sich bedächtig.

»Hören Sie mal zu, Burke: Soeben war Mr. Fryatt hier. Er hat mit Mr. Swayne um eine Flasche Whisky gewettet und sucht Sie jetzt, weil Sie als Schiedsrichter fungieren sollen. Ich glaube, es handelt sich um ein bestimmtes Fußballspiel.«

»Sehr schön!«, strahlte Burke. »Glaube sicher, dass Fryatt verlieren wird; er weiß ja noch nicht mal, was ein Eckball ist. Wo ist er denn?«

»Er ist den zur kleinen Seitenpforte führenden Weg hinuntergegangen. Wenn Sie sich beeilen, werden Sie ihn sicherlich noch einholen.«

Jim Burke ergriff einen kleinen Stein, beförderte ihn mit der Fußspitze in die Luft und verschwand trällernd.

»Das war nicht recht von Ihnen, diesen Trottel auf Fryatt zu hetzen«, sagte Braddoc lächelnd.

Der Oberst aber empfand keine Gewissensbisse.

»Ich habe ihn auf Fryatt gehetzt, weil dieser die Gabe besitzt, einem zuzuhören, ohne etwas zu hören. Ich mag Fryatt sehr gern. Er ist nicht so aufgeblasen wie die andern Schriftsteller, und wenn er das nötige Quantum intus hat, ist er der prächtigste Kamerad, den man sich vorstellen kann. Er hat übrigens während des Krieges das Viktoria-Kreuz bekommen.«

»So, ich kenne ihn nicht näher, finde aber seine Magazin-Geschichten sehr amüsant. Ich glaube, er könnte ungeheuer viel Geld verdienen, wenn er etwas fleißiger wäre.«

»Ja, aber er will gar nicht viel Geld verdienen. Er schreibt jede Woche eine Humoreske, und davon lebt er.«

»Wahrscheinlich sind deshalb seine Arbeiten so gut.« Braddoc hob seine Hand und warf einen Blick auf die Armbanduhr. »Was halten Sie davon, ins Haus zu gehen und etwas Trinkbares zu suchen?«

»Bin dabei!« Der Oberst zog sein Jackett über, klappte den Liegestuhl zusammen und stellte ihn gegen einen Baum. Er wollte Braddoc, der die Sträucher zur Seite gebogen hatte, gerade folgen, als dieser stehenblieb und ihm ein Zeichen machte, sich ruhig zu verhalten.

Sollte dieser unmögliche Burke zurückkommen, um sich über den Lausbubenstreich des Obersten zu beschweren? Aber die Person, die jetzt schnellen und harten Schrittes den Weg heraufkam, war nicht der Fußballsachverständige des britischen Weltreichs, sondern eine große, starkknochige Frau, Miss Marjorie Banks, die Stenotypistin und Haushälterin John Kennedys. Obgleich von Natur nicht reizlos, bot sie jetzt einen wenig erfreulichen Anblick. Ihr Gesicht war aschgrau, ihre Lippen waren böse aufeinandergepresst, und ihre Augen funkelten vor Erregung. Sie hatte beide Hände geballt, und es sah aus, als wenn sie bereit wäre, über den ersten besten, der sich ihr in diesem Augenblick in den Weg stellte, mit den Fäusten herzufallen.

Trapp, trapp, trapp... der Boden knirschte unter ihren Tritten... jetzt war sie verschwunden.

Die beiden Männer blickten einander stumm an. Dann zuckte Braddoc die Achseln und ging mit Manners auf...
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