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... glaube und folge mir!

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
316 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am28.07.20231. Auflage
Menschen werden immer wieder verführt und bis zur Benutzbarkeit ausgerichtet. Sie glauben und folgen, und lassen sich überreden, vorgegebene Wege zu gehen, die auf beiden Seiten Mauern haben, hinter die sie nicht schauen können. Dort fühlen sie sich oft sogar angekommen und lehnen sich behaglich zurück. Sie können und wollen abweichende Argumente nicht mehr wahrnehmen. Um was es geht? Um Politik, um Anerkennung, Erringung und Verteidigung von Selbstgewissheit, um Geltungssucht, Macht und Geld usw. Und was sind die Werkzeuge? Ideologien, Gottesbilder, Religionen, heilige Schriften, die für Wahrheiten stehen, verführende Ästhetik, theatralische Auftritte, Gewalt, Hinterhältigkeit, Lügen usw. Das ist nicht nur ärgerlich, sondern auch verstörend. Hin und wieder erzeugt es aber auch Spott und Gelächter. Das aber nur, wenn man über die Mauern klettert. Diese Zehn Essays sind eine Leiter dafür.

Klaus Ketterer geboren 03.02.1941 in Krefeld 1947 Einschulung 1951 bis 1957 Mittelschule mit Abschluss Mittlere Reife. 1957 bis1960 Berglehrling im Steinkohlenbergbau, 1960 bis1962 Arbeit unter Tage. 1962 bis1964 Arbeit unter Tage 1964 bis 1967 Studium an der Ingenieurschule für Bergwesen in Bochum Fachrichtung Bergbau. Abschluss Ing. grad. Hochschulreife. 1964 Heirat 1967 Geburt erster Sohn. 1967 bis1972 Studium Ingenieurwissenschaft Fachrichtung Bergbau an der RWTH Aachen. 1972 bis1974 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der RWTH Aachen, Institut für Bergbaukunde. 1974 bis1976 Fahrsteiger unter Tage. 1976 Verschüttung unter Tage. Schwere Verletzung, nicht mehr grubentauglich. 1977 bis 1991 Sachbearbeiter Technik, Sicherheit, Forschung. Patentanmeldungen, 1991 vorgezogener Ruhestand. Ab 1997 Schriftsteller, Dichter, Aphoristiker.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR27,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextMenschen werden immer wieder verführt und bis zur Benutzbarkeit ausgerichtet. Sie glauben und folgen, und lassen sich überreden, vorgegebene Wege zu gehen, die auf beiden Seiten Mauern haben, hinter die sie nicht schauen können. Dort fühlen sie sich oft sogar angekommen und lehnen sich behaglich zurück. Sie können und wollen abweichende Argumente nicht mehr wahrnehmen. Um was es geht? Um Politik, um Anerkennung, Erringung und Verteidigung von Selbstgewissheit, um Geltungssucht, Macht und Geld usw. Und was sind die Werkzeuge? Ideologien, Gottesbilder, Religionen, heilige Schriften, die für Wahrheiten stehen, verführende Ästhetik, theatralische Auftritte, Gewalt, Hinterhältigkeit, Lügen usw. Das ist nicht nur ärgerlich, sondern auch verstörend. Hin und wieder erzeugt es aber auch Spott und Gelächter. Das aber nur, wenn man über die Mauern klettert. Diese Zehn Essays sind eine Leiter dafür.

Klaus Ketterer geboren 03.02.1941 in Krefeld 1947 Einschulung 1951 bis 1957 Mittelschule mit Abschluss Mittlere Reife. 1957 bis1960 Berglehrling im Steinkohlenbergbau, 1960 bis1962 Arbeit unter Tage. 1962 bis1964 Arbeit unter Tage 1964 bis 1967 Studium an der Ingenieurschule für Bergwesen in Bochum Fachrichtung Bergbau. Abschluss Ing. grad. Hochschulreife. 1964 Heirat 1967 Geburt erster Sohn. 1967 bis1972 Studium Ingenieurwissenschaft Fachrichtung Bergbau an der RWTH Aachen. 1972 bis1974 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der RWTH Aachen, Institut für Bergbaukunde. 1974 bis1976 Fahrsteiger unter Tage. 1976 Verschüttung unter Tage. Schwere Verletzung, nicht mehr grubentauglich. 1977 bis 1991 Sachbearbeiter Technik, Sicherheit, Forschung. Patentanmeldungen, 1991 vorgezogener Ruhestand. Ab 1997 Schriftsteller, Dichter, Aphoristiker.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783757857776
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum28.07.2023
Auflage1. Auflage
Seiten316 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.12184920
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2. Der Satz des
René Descartes

Ich zweifle, also bin ich Die Varianten des Satzes

Cogito, ergo sum
Ich denke, also bin ich

Je pense, donc je suis
Ich denke, folglich bin ich

Cogito, ego sum
Ich denke, ich bin


Der berühmteste Satz des Philosophen, Mathematikers und Naturwissenschaftlers René Descartes (*31.03.1596 in La Haye en Touraine; â 11. Februar 1650 in Stockholm) ist seine dogmatisch anmutende Behauptung Ich zweifle, also bin ich

Für ihn war diese Festlegung ein archimedischer Punkt 2 , eine unbezweifelbare Tatsache also. Auf diesem Satz basiert seine Philosophie, die sich mit dem Selbstbewusstsein im Sinne von sich seiner selbst bewusst sein beschäftigt. Für ihn war das eigene Denken die einzige unbezweifelbare Entität.

Es gibt weitere Varianten des berühmten Satzes (siehe links), die alle das Gleiche ausdrücken sollen. Und so ist die bekannteste seiner Formulierungen

Ich denke, also bin ich

Das Zweifeln des Ich basierte nach seiner Überlegung auf dem Denken des Ich und daraus zu gewinnenden Erkenntnissen.

Gegen diesen Satz von Descartes hat sich vom ersten Moment an, in dem ich mit ihm in Berührung kam, in mir alles gesträubt. Ich war fünfzehn Jahre alt, damals vor mehr als einem halben Jahrhundert. Ich hörte diesen Satz in der Schule und war noch nicht in der Lage, meine eigenen Einwände, ja, meinen Widerwillen gegen diesen Satz für mich selbst eindeutig und verständlich zu formulieren. Was aber hat mich dann gestört? Zuerst einmal war mir unklar, was der Satz sein sollte: Eine Vermutung? Eine Erkenntnis? Ergebnis eines logischen Beweises? Oder einfach nur ein Diktum, also eine festlegende Aussage?

Immerhin hat Descartes darauf seine Philosophie des Dualismus aufgebaut, die noch bis heute fortwirkt. Damit benannte er seine Aufteilung des Menschen in Körper und Seele , eine Unterscheidung, die bis heute fortwirkt.

Alle oben aufgezeigten Varianten dieses seines Satzes haben mich schon sehr früh irritiert. Keine konnte ich also akzeptieren. Hierfür war eine Mixtur aus mehreren Gedankengängen ursächlich.

Mein erster, sozusagen instinktiver Eindruck war, dass dieser Satz ein - aus einer Art intelligibler Not heraus entstandener - schon fast verzweifelt anmutender Versuch war, einer existenziellen Ungewissheit hinsichtlich der Basis der eigenen Denkprozesse nach langem, vergeblichem Suchen zu entkommen. Descartes war offensichtlich von Zweifeln geplagt hinsichtlich seiner Erkenntnisfähigkeit, womit er nicht so sehr seine eigene, individuelle menschliche Begrenztheit meinte, derer er sich als hochintelligenter Mensch wohl sehr bewusst gewesen sein wird, als vielmehr die Begrenztheit der menschlichen Erkenntnisfähigkeit an sich. Er musste sich fragen, auf welchem Fundament sein ganzes Denken - wie überhaupt das Denken jedes vernünftigen Menschen - gegründet sein könne, wenn er sich seiner eigenen realen Existenz als vernunftbegabtes Wesen , das da denkt, nicht völlig sicher sein könne.

Er war - so vermute ich bis heute - in einer Situation, vergleichbar der eines Metaphysikers, welcher über Gott, dessen Wesen und Eigenschaften, Absichten und Wertvorstellungen nachdenken will, ohne sich vorweg versichern zu können, dass es einen solchen Gott überhaupt gibt. Ja, diese Problematik der Gewissheit seiner selbst scheint mir bei Descartes sogar größer noch zu sein im Vergleich zu einem Metaphysiker. Denn wer Gott als existent setzt und darauf ein Gedankengebäude aufbaut, kann immer noch festhalten und für sich in Anspruch nehmen, dass das von ihm um diese Grundannahme herum Erdachte in sich schlüssig sei oder zumindest sein könne, solange kein Widerspruch im System selbst gefunden werden kann. Jemand aber, der sich selbst in Frage stellt, stellt damit auch sein eigenes Denken in Frage. Die Logik der Gedankenabfolge und die Schlüsse sind dann von vornherein mit der sich immer wieder neu aufdrängenden Unsicherheit und Befürchtung einer möglichen Unstimmigkeit behaftet. Das konnte Descartes - meiner damaligen jugendlichen Empfindung nach - nicht ertragen, wie es auch für jeden anderen Philosophen - zumindest jener Zeit - vermutlich unerträglich war.

Diese Empfindung, dass hier ein Satz möglicherweise aus intelligibler Not entstanden war, wies mich aber auch auf den zusätzlich möglichen Makel hin, dass dieser Satz ein von Anfang an selbst gesetztes Dogma sein könne, eine einfache Festlegung also, und dass er folglich keine Konklusion, keine wirkliche Schlussfolgerung beinhalte. Damit hatte in meinen Augen Descartes den gleichen Fehler gemacht, der vor allem bei den Metaphysikern immer wieder zu registrieren ist: Die Gesamtheit solcher Gedankengebäude beruht immer auf mindestens einer unbewiesenen und unbeweisbaren Grundannahme, die - weil im Metaphysischen, also jenseits alles Physischen gesetzt - auch prinzipiell unbeweisbar ist. Damit aber verkommt es zum bloßen geistreichen Gedankenspiel, das sich um sich selbst im Kreise dreht, und das wohl unterhaltend sein kann, letztlich aber bedeutungslos ist, obwohl das Gegenteil behauptet wird.

Mein Lehrer hatte zwar auch damals schon zu erklären versucht, dass Descartes eigentlich von der Gegenseite, also vom Zweifel her zu diesem Gedanken gekommen war mit der Überlegung, dass, selbst wenn alles zweifelhaft sei, derjenige, der zweifelt, doch zwangsläufig existent sein müsse, doch sah ich in dieser Begründung keinen wesentlichen qualitativen Unterschied zu den Formulierungen von Descartes, auch nicht, wenn man zwischen Existenz und einem Existieren noch einen Unterschied zu erkennen behauptete. Mir war auch bekannt, dass der von Descartes geprägte Satz ursprünglich etwas anders lautete, nämlich cogito, ego sum (wörtlich übersetzt: Ich denke, ich bin. ). Das hört sich schon eher nach einem Dogma an, nach einer Festlegung in Sinne von: Ich lege hiermit fest, dass ich denke und dass ich bin, damit ich überhaupt weitermachen kann als Mensch und Philosoph .

Anmerkung: Die weitere Möglichkeit, dass die Formulierung Ich denke, ich bin heißen könnte Ich vermute, dass ich bin kann wohl ausgeschlossen werden, da die heute vielfach übliche Doppeldeutigkeit der Wortkombination ich denke mit ich vermute wohl seinerzeit nicht üblich war und zudem eines Philosophen unwürdig gewesen wäre.

Erst in der französischen Übersetzung des Lateinischen wurde aus dem ego das schlussfolgernde donc und in der erneuten Rückübersetzung ins Lateinische das ergo . War das ein Übersetzungsfehler? War es Absicht? Hat Descartes im Angesicht des so veränderten Satzes selbst ein Aha-Erlebnis gehabt so in der Art: Teufel auch, das ist ja noch besser. So formuliert werde ich mit diesem Satz unsterblich! ? Auch Philosophen waren damals schon eitel! Doch ist das im Nachhinein unwichtig, denn Descartes hat diese Veränderung gebilligt, weshalb es so ist, als ob er es selbst auch ursprünglich so formuliert hätte. Er wollte diesen Satz, und sei es erst im Nachhinein, ganz offensichtlich als Schlussfolgerung verstanden wissen.

Als mir das klar wurde, manifestierte sich meine Ablehnung, weil es mir als rechtfertigende Argumentation zu weit ging und ich dem auch heute nicht folgen will.

Zum Zweiten hat mich die - in meinen Augen - hinter diesem Versuch einer Selbstfindung und -fixierung verborgene, bei Menschen aber oft anzutreffende Zwanghaftigkeit irritiert, feste Bezugspunkte für unser menschliches Leben zu finden, finden zu wollen, ja, finden zu müssen, und sich auf diese Weise seiner selbst zu vergewissern, indem man sich wie Münchhausen am eigenen Schopf aus dem Sumpf der Beliebigkeit zieht. Selbstbetrug in einem Kreisgeschehen - war hier mein Gedanke. Wie so vielen Menschen war ihm also nicht das Suchen wichtig, sondern das Finden, das Findenmüssen . Mein Verdacht war, dass er, wie die allermeisten Menschen, es nicht unterlassen konnte, fast zwanghaft für alles, was er noch nicht verstehen konnte, ein selbstkonstruiertes Ersatzverständnis aufzubauen, weil er eine verstehbare Ursache haben wollte, haben musste.

(Wenn diese nicht zu finden ist, wird von vielen Menschen seit je immer wieder ein Gott als ursächlich festgelegt).

Nun mag das menschlich sein, doch wird es mir damit nicht automatisch verzeihlich. Denn nichts, was wir als Menschen mit solchen Kreisschlüssen finden können, kann ein Basiswert, kann eine absolute Wahrheit sein, der wir gewiss sein können. Der Anspruch auf Gewissheit ist es, der mich hierin stört. Das ergo spiegelt eine ungerechtfertigte Gewissheit wider. Und das geschah mit voller Absicht! Eine Basis musste her, koste es, was es wolle. In meinen Augen hat es ihn - ebenso wie die erwähnten Umformulierer - die...
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