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Undercover - der Preis der Wahrheit

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
336 Seiten
Deutsch
Gerth Medienerschienen am22.08.20231. Auflage
Deutschland im Jahr 2084: Nach vielen Jahrzehnten Krieg und politischer Unruhen ist endlich Frieden eingekehrt. In der neu geschaffenen Mitteleuropäischen Union scheint Wohlstand für alle keine Utopie mehr zu sein. Aufgrund der schrecklichen Erfahrungen der Vergangenheit hat der Schutz vor Extremisten und Fanatikern oberste Priorität. Gleichzeitig gibt es immer wieder gefährliche Gruppierungen, die gegen den Staat arbeiten. Die erfahrene Undercover-Agentin Sila Degenhardt erhält den Auftrag, sich in die verbotene Bewegung der 'Follower' einzuschleichen, einer christlichen Untergrundkirche, die sich in alten Tunneln, Bunkern und U-Bahnhöfen Berlins trifft. Anfangs kommt Sila die seltsame Gemeinschaft wie ein Relikt aus archaischen Zeiten vor. Doch schon bald beginnt sie, ihre vermeintlich aufgeklärte Sicht der Dinge infrage zu stellen ...

Thomas Franke ist Sozialpädagoge und bei einem Träger für Menschen mit Behinderung tätig. Als leidenschaftlicher Geschichtenschreiber ist er nebenberuflich Autor von Büchern. Er lebt mit seiner Familie in Berlin. www.thomasfranke.net Foto: © Studioline Erlangen
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR18,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextDeutschland im Jahr 2084: Nach vielen Jahrzehnten Krieg und politischer Unruhen ist endlich Frieden eingekehrt. In der neu geschaffenen Mitteleuropäischen Union scheint Wohlstand für alle keine Utopie mehr zu sein. Aufgrund der schrecklichen Erfahrungen der Vergangenheit hat der Schutz vor Extremisten und Fanatikern oberste Priorität. Gleichzeitig gibt es immer wieder gefährliche Gruppierungen, die gegen den Staat arbeiten. Die erfahrene Undercover-Agentin Sila Degenhardt erhält den Auftrag, sich in die verbotene Bewegung der 'Follower' einzuschleichen, einer christlichen Untergrundkirche, die sich in alten Tunneln, Bunkern und U-Bahnhöfen Berlins trifft. Anfangs kommt Sila die seltsame Gemeinschaft wie ein Relikt aus archaischen Zeiten vor. Doch schon bald beginnt sie, ihre vermeintlich aufgeklärte Sicht der Dinge infrage zu stellen ...

Thomas Franke ist Sozialpädagoge und bei einem Träger für Menschen mit Behinderung tätig. Als leidenschaftlicher Geschichtenschreiber ist er nebenberuflich Autor von Büchern. Er lebt mit seiner Familie in Berlin. www.thomasfranke.net Foto: © Studioline Erlangen
Details
Weitere ISBN/GTIN9783961226030
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum22.08.2023
Auflage1. Auflage
Seiten336 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2524 Kbytes
Artikel-Nr.12269728
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Kapitel 3

Als Sila aus dem Turm trat, hatte sie das Gefühl, sein langer Schatten würde ihr folgen. Sie unterdrückte ein Frösteln und verließ das Gelände. Statt jedoch Richtung Bahnhof zu gehen, bog sie in den Treptower Park ab. Nachdenklich spazierte sie am Anti-Kriegsdenkmal vorbei, wandte sich dann Richtung Spree und fand schließlich eine einsame Stelle an der Uferböschung. Sie setzte sich ins weiche Gras und zog das Dossier hervor. Bevor sie es öffnete, deaktivierte sie die Netzverbindung ihrer AR-Linsen. Man konnte nicht längere Zeit für das AIS arbeiten, ohne zumindest einen Hauch von Paranoia zu entwickeln.

Die Mappe enthielt einen einzigen Papierbogen, der in seiner Farbe und Konsistenz an Pergament erinnerte. Man sah ihm die integrierten Hightech-Komponenten nicht an, die sicherstellten, dass nur Sila die abgespeicherten Daten abrufen konnte. Sie nahm das Dokument in beide Hände. Fingerabdrücke und Linsen wurden gescannt, und die Datei wurde freigegeben. Sie enthielt Informationen, Stellungnahmen und Analysen zu allen möglichen Gefährdern und unter Beobachtung stehenden Gruppierungen. Mit leichten Wischbewegungen scrollte Sila weiter. Unzählige Daten huschten über das Blatt.

Mit all diesen Informationen war Q-LOPA gefüttert worden. Auf die Ergebnisse hatte das AIS keinen Zugriff, möglicherweise hatte Lübke sie aus dem System gelöscht. Klar war aber, dass die Quanten-KI einen Code Red ausgegeben hatte - eine substanzielle Gefährdung des Staats in seiner bestehenden Form.

Das war alles andere als eine Kleinigkeit. Warum hatte Paul Lübke diese Informationen mit niemandem geteilt? Er hatte zwar hier und da Personen aus dem Ministerium befragt, darunter auch einige IT-Spezialisten und Profiler, aber offenbar hatte er niemanden über die Tragweite des Projekts in Kenntnis gesetzt. Zumindest nach der offiziellen Faktenlage.

Was jenseits der Protokolle besprochen worden war, musste die interne Ermittlung herausfinden, denn das war nicht Silas Job. Ihre Aufgabe bestand darin, irgendwie an diesen bärtigen Typen heranzukommen, der immer dann in Erscheinung trat, wenn Menschen verschwanden.

Sie suchte im Dossier nach weiteren Informationen über Paul Lübke, aber ganz offensichtlich hatte der Staatssekretär so gut wie kein Privatleben. Wie es schien, war seine Karriere sein Leben.

Sila konnte das nachvollziehen. Manche Dinge waren einfach unvereinbar. Man konnte nicht als verdeckte Ermittlerin für das AIS arbeiten und gleichzeitig ein funktionierendes Privatleben haben. Offenbar erging es Staatssekretären diesbezüglich nicht anders.

Sie senkte das Papier und ließ den Blick nachdenklich über das Wasser schweifen. Wenn sie eine reelle Chance haben wollte, an den Bärtigen heranzukommen, musste sie bei Priscilla Vogt ansetzen. Aber auch das konnte sie unmöglich allein schaffen. Braun war das vermutlich nicht klar, aber Snyder wusste es. Niemand konnte eine solch komplexe Aufgabe als Einzelkämpfer lösen. Schon bei der Erstellung der Geheimhaltungsklausel musste ihr Vorgesetzter davon ausgegangen sein, dass Sila sie würde brechen müssen, um ihren Auftrag zu erfüllen. Ganz bewusst hatte er sie in eine Zwickmühle gebracht, aus der sie nur entkommen konnte, indem sie erfolgreich war. Snyder war ein knallharter, manipulativer Erfolgsmensch, der sich niemals von seinen Emotionen leiten ließ. Und genau das schätzte Sila an ihm; schließlich wusste sie immer, woran sie bei ihm war.

Sie verstaute das Dossier in ihrer Tasche und machte sich auf den Weg zur Tube-Rail. Inklusive Umsteigen benötigte sie nur wenige Minuten bis zur Haltestelle Kottbusser Tor. In den vergangenen dreißig Jahren waren sämtliche Strecken der alten Berliner S-Bahn auf das wesentlich effektivere und energiesparende Tube-Rail-System umgestellt worden. Offenbar hatte der Berliner Senat eingesehen, dass ein über 150 Jahre altes Beförderungssystem, das im Laufe der Jahre eher störungsanfälliger als zuverlässiger geworden war, allenfalls noch ins Technikmuseum gehörte, aber nicht mehr geeignet war, in der Hauptstadt Millionen von Menschen sicher von einem Ort zum anderen zu bringen. Spätestens mit der Eingemeindung des sogenannten Speckgürtels, wie das Berliner Umland auch genannt wurde, war ein schnelleres und zuverlässigeres Transportsystem unabdingbar geworden.

Die unansehnlichen Wohnblocks aus den 1970er-Jahren waren längst modernen Bürogebäuden gewichen. Aber etwas abseits am Paul-Lincke-Ufer gab es noch die alten Gebäude aus dem 19. Jahrhundert mit ihren Gewerbehöfen. Dort lag Silas Ziel.

Sie betrat den zweiten Hinterhof der Hausnummer 42. Vor vielen Jahren hatte es hier einmal eine Arbeitsstätte für Menschen mit Behinderung gegeben. Doch dann hatte man ein umfangreiches Gesetzespaket verabschiedet, das die berufliche Teilhabe aller Menschen mit Behinderung am ersten Arbeitsmarkt zum Ziel hatte. Aufgrund des Kostenneutralitätsvorbehalts war es allerdings wenig erfolgreich. Also beschloss man, das Problem anders anzugehen. Mit Einführung der sogenannten Pre Procreation Diagnosis wurde die Präventionsgesetzgebung möglich, die zur Folge hatte, dass Menschen mit Behinderung einfach nicht mehr geboren wurden.

Sila hatte die Diskussion, die damals entstanden war, nicht nachvollziehen können. Die PPD ersparte den mühsamen und kostenintensiven Inklusionsprozess und verhinderte jede Menge persönliches Leid. Sie hatte nur Vorteile. Wo also lag das Problem?

Im zweiten Hinterhof betätigte sie einen unbeschrifteten Klingelknopf - eine geradezu vorsintflutliche Technik, seit die Einführung der Networked Home Security für alle Vermieter verpflichtend geworden war.

Eine gefühlte Ewigkeit später meldete sich eine schnarrende Stimme über die ebenfalls uralte Gegensprechanlage. Ja?

Ich bin´s. Mach auf.

Passwort?

Sila verdrehte die Augen. Skull, ich weiß, dass du mich sehen kannst. Mit einhundertprozentiger Sicherheit überwachte er den Hof mit mehr als nur einer gut versteckten Kamera.

Passwort!

Skull, das ist einfach nur peinlich.

Schweigen.

Also schön , seufzte Sila. Auf den sieben Robbenklippen sitzen sieben Robbensippen, die sich in die Rippen stippen, bis sie von den Klippen kippen.

Zutritt gestattet.

Ein Summen ertönte, und die Tür öffnete sich. Sila mied den vorsintflutlichen Aufzug und stieg die Treppen hinauf bis ins Dachgeschoss. Dort klopfte sie an eine schwere Metalltür und sah, wie sich kurz darauf das gläserne Guckloch verdunkelte. Jemand beobachtete sie. Dennoch wurde die Tür nicht geöffnet.

Nicht dein Ernst , schnaufte Sila.

Schweigen.

Sie verdrehte erneut die Augen und brummte: Wenn irre Irrlichter irrtümlich irische Irre verwirren, irren irische Irre irren Irrlichtern nach.

Ein Schlüssel wurde umgedreht und ein Riegel zurückgeschoben, dann öffnete sich die Tür. Vorsichtig lugte ein bleicher junger Mann mit kahl rasiertem Schädel durch den Türspalt. Komm rein.

Sila schlüpfte in die Wohnung. Sogleich wurde die Tür hinter ihr verschlossen und verriegelt.

Hast du unterwegs Spinnweben berührt?

Dir auch einen guten Tag, Skull , erwiderte Sila.

Der hagere, über einen Meter neunzig große Mann hielt sorgfältig einen Sicherheitsabstand ein, als er an Sila vorbeiging und in das riesige Loft trat, das ihm als Wohnung diente. Das Problem wird nicht kleiner, indem du es ignorierst , sagte er ernst. Ich brauche ja wohl nicht extra zu erwähnen, dass durch die Klimaerwärmung bereits seit mehr als fünfzig Jahren Spinnen aus dem subtropischen Raum in Deutschland heimisch sind. Die Population der australischen Trichternetzspinne hat in den vergangenen zehn Jahren signifikant zugenommen. Es gab bereits zwei Todesfälle. Und wo halten sich die Killerbestien mit Vorliebe auf? In den Häusern von Menschen!

Ich kann dir versichern, mein Tag war bislang komplett spinnenfrei. Sila ignorierte seinen skeptischen Blick und steuerte auf die gemütliche Sofaecke zu.

Da nicht! , sagte Skull hastig und bemühte sich um ein Lächeln. Du willst doch sicher etwas trinken? Er deutete in Richtung Kochinsel, wo er sich auch eine Art Bar eingerichtet hatte.

Sila folgte seiner Aufforderung und setzte sich auf einen der hohen Metallhocker, die sich im Gegensatz zum Sofa problemlos desinfizieren ließen, was mit Sicherheit der wahre Grund für Skulls spontane Großzügigkeit war.

Was darf ich dir anbieten? Mineralwasser? Ingwertee?

Ein Cappuccino wäre nicht schlecht.

Dir ist schon klar, wo die Milch herkommt, die du in deinen Kaffee schüttest?

Aus dem Euter?

Sehr witzig! Du weißt genau, dass es in ganz Europa keine einzige Milchkuh mehr gibt.

Insektenmilch ist nun mal viel kostengünstiger und verursacht zudem kein Methan.

Insektenmilch. Skull sprach das Wort so angewidert aus, als würde jede einzelne Silbe auf haarigen Tarantelbeinen über seine Zunge krabbeln. Das ist ein Euphemismus, und das weißt du genau.

Sila lächelte. Immerhin sind Maden keine Spinnen.

Und du glaubst, die Vorstellung, dass du dir gehäckselte Soldatenfliegenlarven in den Kaffee schüttest, ist irgendwie appetitlicher?

Nur wenn sie aufgeschäumt sind , erwiderte Sila mit einem Zwinkern. Außerdem ist gehäckselte Made grob vereinfacht. Nur weil die Proteine in der Milch von Insektenlarven stammen, heißt das noch lange...

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