Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Mord beim Donaufest

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
336 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am24.08.2023
Das Ulmer Donaufest wird zur Bühne menschlicher Abgründe. In Ulm ist das Donaufest in vollem Gange. Ein kultureller Höhepunkt jagt den nächsten, bis ein Grillstandbetreiber aus der Donau geborgen wird, getötet mit zahlreichen Messerstichen. Kommissar Bitterle und sein Team von der Ulmer Mordkommission machen sich auf die Suche nach dem Täter, doch um ihn zu fassen, bleiben ihnen nur wenige Tage - dann ist das Fest vorbei und der Mörder womöglich bereits über alle Berge ...

Nach über drei Jahrzehnten erfolgreichen Musikinstrumentenbaus wechselte Helmut Gotschy zur Schriftstellerei. Neben seinen Kriminalromanen hat er ein Fachbuch über Instrumentenbau, zwei autobiografisch angelegte Romane und einen Kurzgeschichtenband veröffentlicht. www.helmut-gotschy.de
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextDas Ulmer Donaufest wird zur Bühne menschlicher Abgründe. In Ulm ist das Donaufest in vollem Gange. Ein kultureller Höhepunkt jagt den nächsten, bis ein Grillstandbetreiber aus der Donau geborgen wird, getötet mit zahlreichen Messerstichen. Kommissar Bitterle und sein Team von der Ulmer Mordkommission machen sich auf die Suche nach dem Täter, doch um ihn zu fassen, bleiben ihnen nur wenige Tage - dann ist das Fest vorbei und der Mörder womöglich bereits über alle Berge ...

Nach über drei Jahrzehnten erfolgreichen Musikinstrumentenbaus wechselte Helmut Gotschy zur Schriftstellerei. Neben seinen Kriminalromanen hat er ein Fachbuch über Instrumentenbau, zwei autobiografisch angelegte Romane und einen Kurzgeschichtenband veröffentlicht. www.helmut-gotschy.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783987071010
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum24.08.2023
Seiten336 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3724 Kbytes
Artikel-Nr.12272793
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

Mittwoch, 6. Juli, 8.30 Uhr, Ulm

Als Konrad Bitterle, der Erste Kriminalhauptkommissar des Ulmer Dezernats für Tötungsdelikte - kurz: Mordkommission -, sich auf den Weg ins Böfinger Kraftwerk machte, hatte er bereits die schlimmsten Befürchtungen. Vor dem Einlauf einer Turbine war eine Leiche geborgen worden. Er sah diese Katastrophe geistig direkt vor sich, während er sich durch den Neu-Ulmer Berufsverkehr quälte, weiter über die Gänstorbrücke fuhr und rechts in Richtung Thalfingen abbog. Die Bilder in seinem Kopf waren schrecklich!

Das Plärren des Alarms tobt durch die gesamte Anlage und hallt von den Betonwänden wider. In Gängen, Kontrollräumen, Büros, vor allem im Herzstück, der Turbinenhalle, kann keiner dem Signal entkommen. Warnleuchten werfen ihr giftgelbes Licht an die Fassaden, das an den Oberlichtern reflektiert wird.

Schnelle Schritte trampeln durch Flure. Von allen Seiten eilen Männer herbei und brüllen Befehle in Walkie-Talkies. Sie reißen Türen auf und starren auf Bildschirmwände. Auf einem Monitor zur Rechten blinkt es rot auf.

Eine Szenerie, als hätten Filmemacher einen Meteoriteneinschlag in ein interstellares Raumschiff simuliert.

Aber das ist keine Science-Fiction. Kein Raumschiff in einem Studio in Hollywood. Alles ist echt! Ulm droht ein Blackout in weiten Teilen der Stadt. Zigtausend Haushalte wären betroffen. Mindestens. Ampeln fallen aus, Aufzüge bleiben stecken, Notstromaggregate verpesten die Luft mit ihren Dieselabgasen. Die gesamte Kommunikation bricht zusammen. Und das alles passiert am frühen Mittwochmorgen, während die Friedrichsau im ersten Morgenlicht badet und Enten den Schlaf aus den Flügeln strecken.

Bitterle war klatschnass geschwitzt, als er gegen neun Uhr beim Böfinger Kraftwerk eintraf. Er parkte den neuen Opel neben einem Container, stieg aus und sah sich um. Einsatzkräfte der Polizei hatten bereits einen Bereich mit Absperrband gesichert und bewachten ihn. Ein Laster des THW stand mit laufendem Motor auf dem Parkplatz, und die Techniker begannen, die Gerätschaften mit Dampfstrahlern zu reinigen. Die beiden Taucher hatten ihre Neoprenanzüge zur Hälfte ausgezogen und saßen, die Ellbogen auf die Knie gestützt, rauchend auf silberfarbenen Transportkisten. Sie sahen mitgenommen und müde aus, vor allem aber wirkten sie geschockt.

Aus dem Kraftwerk kam ein Mann mit aschgrauer Gesichtsfarbe, buschigen Augenbrauen und hoher Stirn auf Bitterle zu und streckte ihm die Hand entgegen. »Murat CoÅkun, Schichtleiter, guten Morgen«, sagte er auf Hochdeutsch mit schwäbischem Einschlag.

Bitterle kam gleich zur Sache. »Was ist passiert?«

CoÅkun atmete geräuschvoll aus und rieb sich übers Gesicht. »Schlimme Sache! Gegen Viertel nach sechs gab es einen Alarm. Im Einlassschacht der ersten Turbine wurde ein Fehler gemeldet. Schwemmgut, irgendwas Großes musste sich, nachdem es teilweise durch den Rechen gerutscht war, im Trichter verfangen haben. Damit drohte der Turbine ein Stillstand. Das hätte im schlimmsten Fall das komplette Kraftwerk lahmgelegt.«

»Und wie kann so was passieren?«, wollte Bitterle wissen.

»Der Fangrechen hätte schon längst ersetzt werden müssen, manche Teile sind nicht mehr sicher. Aber durch diese ganzen Corona-Probleme haben sich erst die Lieferungen verzögert, und als das Material endlich da war, konnten wir keine Monteure auftreiben. Das sind Spezialarbeiten. Unterwassermontage kann nicht jeder.«

»Und dann?«

»Dann habe ich das THW mit Tauchern angefordert. Die kamen auch zügig, denn ich habe denen klarmachen können, was ein längerfristiger Ausfall unseres Kraftwerks für Ulm bedeuten würde.«

»Das heißt?«

»Nun ja, am Strom hätte es nicht gemangelt, da springt sofort ein anderer Anbieter ein. Aber uns wäre dann nachgesagt worden, wir hätten die Anlage nicht im Griff. Schlamperei hätte es geheißen. Sie kennen ja die Presse.«

Bitterle ließ das so stehen. »Was genau haben Sie denn gefunden?«

»Kommen Sie mit.« CoÅkun ging flussaufwärts um einen Bagger herum, über eine betonierte Fläche und zeigte auf eine grüne Gewebeplane, wie es sie in jedem Baumarkt gibt. Sie lag ausgebreitet auf dem Boden über einer Wasserlache. CoÅkun blieb einige Schritte hinter Bitterle stehen und sagte: »Da, sehen Sie selber. Ich tu mir das kein zweites Mal mehr an.«

»Verstehe«, sagte Bitterle, trotzdem runzelte er die Stirn.

CoÅkun machte kehrt und wollte zurück in Richtung Kraftwerksgebäude.

Bitterle wandte sich halb zu ihm um. »Moment. Wie kann ich Sie erreichen, wenn ich noch Fragen habe?«

»Ich bin noch bis mindestens Mittag hier. Bis die Synchronisation mit dem Stromnetz wieder stimmt, das dauert immer eine Weile. Und dann der ganze Papierkram.« CoÅkun verdrehte die Augen. »Sicherheitshalber gebe ich Ihnen noch meine Handynummer.« Er klopfte seine Taschen ab und zuckte mit den Schultern. »Hab keine Karte dabei, die liegen drinnen auf dem Schreibtisch. Wenn Sie bitte mitkommen möchten?«

»Danke«, sagte Bitterle und deutete auf die Plane. »Ich komme später darauf zurück.«

Er ging in die Knie, hob einen Zipfel an und schlug ihn beiseite. Ihm stockte der Atem, als er sah, wer da in der Pfütze lag. Er kannte den Mann, hatte erst am Samstag auf dem Donaufest zusammen mit seiner Partnerin Iris bei ihm Cevapcici gegessen und sich dabei ein bisschen mit ihm unterhalten. Der Tote trug sogar die gleiche Kleidung wie letzte Woche hinter seinem Grillstand. Eine grau-weiß karierte Hose und die weiße Jacke mit den zwei schwarzen Knopfreihen, selbst das rot-weiß karierte Tuch war noch um seinen Hals geknotet. An den Namen konnte Bitterle sich allerdings nicht mehr erinnern, wusste nur noch, dass der Mann von irgendwo aus dem ehemaligen Jugoslawien stammte und mittlerweile seit vielen Jahren hier in Ulm ansässig war. Genauer würde er das aber im Donaubüro erfahren, war er sich sicher.

»Weiß die Gerichtsmedizinerin schon Bescheid?«, fragte Bitterle einen der Uniformierten, der näher getreten war und nun seitlich von ihm stand.

»Ja. Sie meinte, sie würde sich gleich auf den Weg machen.«

»Wann war das?«

Der Beamte sah auf seine Armbanduhr. »Knappe Stunde etwa.«

Dann müsste sie ja bald da sein, dachte Bitterle und beugte sich wieder über die Leiche. Ihr Kopf war ramponiert. Neben Abschürfungen im Gesicht hatte sie eine klaffende Wunde an der linken Schläfe. Die ehemals weiße Jacke war an vielen Stellen zerfetzt und blutig. Ob das von der Strömung herrührte oder der kaputte Rechen gewesen war? Oder steckte da was anderes dahinter, fragte sich Bitterle. Er war sich sicher, Ina Weichselbraun, die aus Wien stammende Gerichtsmedizinerin, würde es herausfinden. Bitterle deckte den Körper wieder zu, stand auf und ging zu den beiden Tauchern.

»Schlimme Sache«, sagte er und stellte sich vor, als er vor ihnen stand.

»Kann man wohl sagen.«

Der andere fügte hinzu: »So was hab ich mein Lebtag noch nicht erlebt.«

Bitterle setzte sich auf die Metallbox gegenüber. »Was genau war denn los?«

»Also, der Notruf kam so gegen halb sieben bei uns rein. Wir sind sofort los und hierher. CoÅkun hat uns die Stelle gezeigt, wo er das Problem vermutet hat. Wir sind runter und haben ein paar Fetzen Folie aus dem Turbinentrichter gezogen. Ging am Anfang recht flott. Doch dann hat sich irgendwas verhakt.«

»Sie müssen wissen«, sagte der zweite Taucher, »wenn eine Turbine stillsteht, hat s da unten ne Mordsströmung Richtung Wehr auf der Neu-Ulmer Seite. Uns hat s regelrecht rübergezogen.«

»Genau. Obwohl das von oben so friedlich aussieht, haben wir uns mit Seilen sichern müssen.«

»Gut, und dann?«, fragte Bitterle, der langsam ungeduldig wurde.

»Ja, dann kam unter dem letzten Stück Folie die Leiche zum Vorschein.« Der Taucher warf einen Blick nach rechts, wo der Tote unter der Plane lag.

»Ist ja kein Wunder«, sagte sein Kollege, »so marode, wie der Rechen teilweise ausschaut. Hätte längst erneuert werden müssen.«

Bitterle hatte genug gehört. Die beiden Taucher würden ihm nicht weiterhelfen können. Er beschloss, nicht länger auf Ina zu warten, er würde sie später in der Gerichtsmedizin kontaktieren. Stattdessen machte er sich auf den Weg zum Kraftwerksgebäude, um sich bei CoÅkun dessen Nummer zu holen, doch da kam ihm dieser bereits entgegen und drückte ihm seine Karte in die Hand.

»Wollen Sie noch kurz reinkommen und sich die Anlage anschauen?«

Bitterle sah auf die Uhr und dachte an Ina. Zehn Minuten gebe ich dir noch. »Danke, gerne. Wann hat unsereins schon Zeit, sich schlauzumachen, wo unser Strom herkommt?«

Er folgte CoÅkun zwischen den THW-Fahrzeugen hindurch. Gemeinsam traten sie durch ein hohes Stahltor, in das ein Lkw gepasst hätte.

»Hier sehen Sie die beiden Turbinen. Durch jede von denen fließen pro Sekunde mehr als fünfundachtzig Kubikmeter Wasser, das entspricht der durchschnittlichen Füllmenge von rund sechshundertfünfzig Badewannen. Und das, wohlgemerkt, pro Sekunde!«

Bitterle sah CoÅkun an, wie stolz er war, hier zu arbeiten. Der Schichtleiter zeigte auf eines der blauen runden Monster, zu denen je ein Aufgang mit Stufen führte und die mit einem massiven Geländer gesichert waren. Durch Aussparungen im oberen Teil konnte Bitterle die Seiten blank polierter Scheiben sehen.

»Kommen Sie mit.« CoÅkun wies auf die Aussparungen der Turbine. »Hier, das sind die Kollektoren. An denen wird der Strom abgegriffen, und durch die drei...
mehr