Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Feuersturm der Gefühle

tolino mediaerschienen am01.07.2023
Ruby - taff und doch seelenvoll Wahrscheinlich würden mich die meisten für eine Workaholicerin halten. Mein Leben funktioniert - endlich, und dafür habe ich viel getan. Doch als ich auf die Beerdigung meines Großvaters muss, holt mich ein Teil der Vergangenheit ein und ich treffe auf den Mann, der mir vor sechs Jahren mein Herz brach... ... und danach funktioniert nichts mehr.

1991 erblickte Ana L. Rain im schönen Hessen die Welt. Wo sie heute liebt, liest, schreibt und lebt. Ana ist ein sehr emotionaler Mensch. Genau aus diesem Grund schreibt sie dramatische und zugleich traurige Liebesgeschichten. Sie hat eine Vorliebe zur Körperkunst, die unter die Haut geht und Katzen.
mehr

Produkt

KlappentextRuby - taff und doch seelenvoll Wahrscheinlich würden mich die meisten für eine Workaholicerin halten. Mein Leben funktioniert - endlich, und dafür habe ich viel getan. Doch als ich auf die Beerdigung meines Großvaters muss, holt mich ein Teil der Vergangenheit ein und ich treffe auf den Mann, der mir vor sechs Jahren mein Herz brach... ... und danach funktioniert nichts mehr.

1991 erblickte Ana L. Rain im schönen Hessen die Welt. Wo sie heute liebt, liest, schreibt und lebt. Ana ist ein sehr emotionaler Mensch. Genau aus diesem Grund schreibt sie dramatische und zugleich traurige Liebesgeschichten. Sie hat eine Vorliebe zur Körperkunst, die unter die Haut geht und Katzen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783757957827
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.07.2023
Seiten398 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse834
Artikel-Nr.12360267
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

So viele Trauergäste stehen vor dem Grab und ehren zum Abschied meinen Großvater. Meine Schwester, Esmeralda hält meine Hand so fest, dass sie ein wenig schmerzt, und ich halte die meiner Oma, um ihr eine Stütze zu sein. Vielleicht ist sie aber auch die meine.

Der Schmerz in der Hand zieht bis in die Schulter hoch, doch im Vergleich zu dem, was mein Opa in unseren Herzen hinterlässt, ist der Seelenschmerz größer als der körperliche Schmerz. Ich konnte mich nicht einmal von ihm verabschieden. Mein Opa war so ein wunderbarer Mensch und jetzt ist er einfach nicht mehr da.

Ich kann ihm nicht mehr erzählen, wie sehr ich es genoss, abends mit ihnen auf der Terrasse zu sitzen und die Sterne anzuschauen. Er hat mir die Sternenbilder erklärt und als ich klein war, hat er mir Mythologien erzählt, als hätte er sie vor tausenden von Jahren miterlebt.

Doch mein Schmerz ist wahrscheinlich nichts zu dem, was Oma Wilma fühlt. Sie ist nun ganz allein und ich weiß nicht, ob sie nicht besser in einem betreuten Wohnen untergebracht wäre. Andererseits ist sie fit wie ein Turnschuh, weshalb sollte sie also aus ihrem Haus ausziehen?

Vermutlich bin ich von uns dreien die Einzige, die sich während der Beerdigung über die Zukunft meiner Großmutter Gedanken macht ...

Auf Esmeralda kann ich mich in dieser Hinsicht weniger verlassen. Ich bin froh, wenn sie ihr eigenes Leben irgendwie meistert.

Langsam schleichen die ersten Menschen auf uns zu, um uns ihr Mitgefühl auszusprechen.

»Mein herzliches Beileid«, flüstert eine alte Frau und das Einzige, was ich kann, ist Nicken. Ich kann den vielen Leuten nicht einmal in die Augen schauen und schweife mit dem Blick zum Grab. Mein Opa war so ein gutherziger Mensch und ich weiß es noch wie heute, als er mir jeden Abend die Streiche von Max und Moritz vorlas. Jedenfalls in den ersten zehn Jahren, als wir zwei Straßen weiter wohnten.

Danach änderte sich alles ...

Wenn ich sie jedoch besuchte, reichte er mir vor dem Schlafengehen, den von Oma selbstgehäkelten grauen Elefanten, holte das dicke Buch von Wilhelm Busch heraus und las mir eine neue Geschichte vor. Selbst als ich schon fünfzehn Jahre alt war tat er es, weil es uns beiden guttat. Dieses Ritual schickte uns in die Zeit zurück als noch alles in Ordnung war und wir ein schönes Leben hatten.

Mit der linken Hand wische ich mir die Tränen weg, die mir in die Augen schießen und reiche dem Nächsten die Hand. In jenem Augenblick, als der zierliche weißhaarige Mann weiterläuft, schaue ich zu dem Kommenden und plötzlich bleibt mir die Spucke weg.

Wie kann dieser Fiesling es wagen, auf die Beerdigung meines Großvaters zu kommen? Erneut schießen mir Tränen in die Augen und ich hole ein Taschentuch aus der Clutch.

»Mein herzliches Beileid«, sagt er mit seiner kratzigen Stimme und ich fühle mich in die Vergangenheit zurück katapultiert. Diese Männerstimme hat mir so viel Schmerz bereitet, obwohl er mich und ich ihn nicht kannte.

»Ich weiß, wer du bist und aus welcher Familie du kommst. Sei nicht so dumm, zu glauben, du könntest unseren Sohn glücklich machen«, sagt er böse.

»Ich weiß nicht, was Sie meinen. Ich habe Ihnen nichts getan und ich mag ihren Sohn«, stottere ich und habe keine Ahnung warum, sein Vater so gemein zu mir ist.

»Du weißt, worauf ich anspiele. Deine Mutter hat in ihrem Leben, nach dem Tod deines Vaters, versagt und eine schlechte Beziehung mit einem armseligen Mann begonnen. Sie hatte bloß nur Glück mit Hannes und tragischerweise starb er. Ich will nicht, dass du unserem Sohn Schande bringst und ihn ins Unglück laufen lässt«, schimpft er leise und ich schaue mich in diesem düsteren Flur um.

Wieso bin ich nicht bei ihm im Bett geblieben? Weshalb musste ich bloß nochmal auf die Toilette? Mein Herz zerreißt fast bei den Worten seines Vaters. Wenn er die Geschichte von meiner Familie kennt, muss er wissen, welcher Tag heute ist ...

»Unser Sohn hat eine gute Zukunft vor sich und du zerstörst sie ihm nicht. In diesem Haus bist du unerwünscht«, mahnt er mich und dreht mir abwertend den Rücken zu. Tiefe Luftzüge lassen meine Tränen verschwinden. Ich gehe zurück und öffne ruckartig die Zimmertür. So wie sein Vater mich darum bittet, nehme ich mein Kleid und die Handtasche umso schnell wie möglich aus diesem Haus zu kommen.

»Hey, was machst du? Wo willst du hin?«, fragt der viel zu nette und hübsche Kerl und steigt aus dem Bett.

»Ich, ich, ich muss gehen«, jammere ich und stolpere fast die Treppe herunter. Reflexartig halte ich mich am Geländer fest, bevor ich stürze.

»Bitte bleib«, bittet er und versucht mich, am Arm festzuhalten, jedoch bin ich zu stürmisch und er kann mich nicht halten.

»Ich kenne nicht mal deinen richtigen Namen«, ruft er mir hinterher, bevor ich in Windeseile von ihm wegrenne, sodass er mir nicht folgen kann.

»Ruby, Ruby, Liebes, geht es dir gut?«, fragt Oma, zieht an meiner Hand und holt mich zurück ins Jetzt.

»Ja, den Umständen entsprechend«, antworte ich. Von diesem Dreckskerl nehme ich die Hand, greife feste zu und schaue ihm tief in die Augen, damit er weiß, dass ich mich an ihn und seine Worte erinnern kann.

»Mein herzliches Beileid«, sagt er und schüttelt kurz die Hand, als er sie wiederbekommt.

»Danke«, betone ich und schaue zur nächsten Person.

»Ruby, was ist los? Herr Martens ist ein netter und gütiger Mann«, tadelt mich meine Oma im Flüsterton.

»Tut mir leid, ich bin mit den Gedanken abgedriftet«, rede ich mich heraus und sie nickt, um sich schließlich den Leuten zuzuwenden. Esmeralda legt ihren Kopf auf meine Schulter und ich höre sie tief ausatmen.

»Hoffentlich ist dieser Tag bald zu Ende«, nuschelt sie in mein Ohr und stellt sich zurück auf ihren Platz.

Das hoffe ich ... vielleicht sollte ich heute schon nach Hause fahren? In den letzten Tagen habe ich bei meiner Oma viel zu viel geweint und Dienstag muss ich wieder arbeiten. Irgendwie brauche ich Ablenkung und sollte den nächsten Zug zurück nach Frankfurt nehmen.

»Da sind Franka und Clemens«, kündigt Esmeralda an und lächelt leicht.

»Hallo meine Kinder, tut uns leid, dass wir uns erst jetzt sehen, ich musste für eine Kollegin einen Dienst machen und wir sind kurz vor der Beerdigung angekommen«, entschuldigt sich Tante Franka und umarmt Esme und mich gleichzeitig.

»Wilma, mein herzliches Beileid« flüstert sie und nimmt Oma ebenfalls in den Arm.

»Ihr schlaft heute hoffentlich hier oder müsst ihr Morgen zurück in Frankfurt sein?«, erkundigt sich die alte Dame.

»Nein, wir bleiben die ganze Woche und nehmen die Mädchen mit nach Hause«, erklärt mein Onkel.

Mädchen ... wir Mädchen sind 25 und 30 Jahre alt. Wenn er das sagt, muss ich immer die Augen verdrehen und er streicht mir über das Gesicht, wie in jenem Augenblick.

»Wir halten die Schlange auf, deshalb fahren wir schon mal zum Café«, erklärt Franka, dreht sich zu den Trauernden und winkt uns zu.

Auf Kaffee und Kuchen habe ich überhaupt keinen Hunger und bei dem Gedanken, etwas zu essen oder schlimmer - dass dieser Widerling dort sein wird, habe ich noch weniger Appetit und mir wird übel. Ein dicker Kloß setzt sich in meinen Hals, der nicht mehr verschwinden möchte.

Wie eine endlose Reihe gebe ich den Menschen die Hand und irgendwann sind ein älteres Ehepaar die Letzten.

»Endlich«, murmelt Esmeralda und ich nicke. Bedächtig laufe ich mit ihr Richtung Parkplatz und schaue nochmal kurz zu meiner Oma, die sich mit dem Pfarrer und den Eheleuten unterhält.

»Willst du diese Woche noch hierbleiben?«, hake ich bei Esme nach.

»Ja, ich habe mir Urlaub genommen, du nicht?«, stellt sie eine Gegenfrage und hakt sich bei mir ein.

»Nein, ich glaube, ich fahre heute zurück«, erkläre ich ihr. Wie schwer mir alles fallen würde wusste ich im Voraus und habe mich aus diesem Grunde gegen die freie Woche entschieden.

»Hast du keinen Urlaub?«, hakt sie verwirrt nach und ich schüttele den Kopf.

»Ruby, warum hast du uns das nicht gesagt?«, tadelt mich meine Oma, die plötzlich hinter uns steht und anscheinend das Gespräch mitbekam.

Wie konnte ich darüber nachdenken, sie in ein betreutes Wohnen zu stecken?

»Na ja, ich wollte euch nicht verletzen«, nuschle ich verlegen.

»Du verletzt uns eher, wenn du uns belügst. Für dich war dein Opa etwas ganz Besonderes und wenn du lieber nach Hause möchtest, verstehe ich das. Lüg mich nur nicht an«, schimpft sie mit mir und trotzdem klingt sie traurig. »Jetzt steig ins Auto, wir müssen ins Café«, fordert sie und wedelt kurz mit der Hand und zeigt auf den kleinen Polo.

»Tut mir leid Oma«, entschuldige ich mich.

»Dein Opa war ein großartiger und wunderbarer Mann, der zum Schluss sehr gelitten hat. Ich konnte mich von ihm verabschieden und mich auf diese Situation schon lange einstellen. Trotzdem kommt es plötzlich und unerwartet. Du warst vor einem halben Jahr zuletzt bei uns und hast ihn in einer eher guten Zeit im Gedächtnis«, sagt sie gefasst, streichelt meine Hand und fährt schließlich los.

»Ich hätte euch vielleicht in den letzten Monaten öfter besuchen sollen«, gebe ich zu und bereue es, dass ich so lange von Oma und Opa wegblieb.

»Papperlapapp«, sagt Oma Wilma und parkt vor dem Café. »Du hast deinen Master gemacht und bist die Erste aus unserer Familie, die nun eine Dissertation schreiben will. Dein Opa war fürchterlich stolz auf dich«, äußert sie und lächelt.

»Ihr seid unsere Mädchen und bleibt es immer. Eure Tante...

mehr