Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
142 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am08.09.20231. Auflage
Texte treffen Bilder, Bilder treffen Texte: Unter diesem Motto steht das gemeinsame Projekt des Künstlers Martin Welzel und der Regionalgruppe Bonn des Bundesverbandes junger Autoren und Autorinnen e.V. (BVjA). Die Autorinnen und Autoren aus Bonn und Umgebung ließen sich von Martin Welzels phantastischer Malerei inspirieren und umgekehrt. Die Ergebnisse der Fortsetzung dieses erfolgreichen Projekts aus den Jahren 2018, 2019 und 2023 stellen der Künstler und die Autorinnen in dieser Anthologie vor.

Tatjana Flade lebt und arbeitet in Bonn, wenn sie nicht bei Eiskunstlauf-Wettbewerben in aller Welt unterwegs ist. Sie hat bisher drei Romane und mehrere Kurzgeschichten in Anthologien sowie eine Biographie der Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Aljona Savchenko veröffentlicht. Sie betreut die BonnTastik von Anfang an.
mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR18,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextTexte treffen Bilder, Bilder treffen Texte: Unter diesem Motto steht das gemeinsame Projekt des Künstlers Martin Welzel und der Regionalgruppe Bonn des Bundesverbandes junger Autoren und Autorinnen e.V. (BVjA). Die Autorinnen und Autoren aus Bonn und Umgebung ließen sich von Martin Welzels phantastischer Malerei inspirieren und umgekehrt. Die Ergebnisse der Fortsetzung dieses erfolgreichen Projekts aus den Jahren 2018, 2019 und 2023 stellen der Künstler und die Autorinnen in dieser Anthologie vor.

Tatjana Flade lebt und arbeitet in Bonn, wenn sie nicht bei Eiskunstlauf-Wettbewerben in aller Welt unterwegs ist. Sie hat bisher drei Romane und mehrere Kurzgeschichten in Anthologien sowie eine Biographie der Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Aljona Savchenko veröffentlicht. Sie betreut die BonnTastik von Anfang an.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783756872503
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum08.09.2023
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.4
Seiten142 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.12372591
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Heike Klein
König Frosch, der Zweite

Es war einmal mitten im Sommer in einer Höhle tief im Wald, nah eines lauschigen Tümpels, da sprang ein Zeremonienmeister zur Abendstunde an die Seite seines verehrten Herrschers. Hä ⦠ähm , räusperte er sich würdevoll und beugte sich zum Ohr seines Gebieters. Eure Majestät, die Prinzessin steht draußen an Eurem Pfuhle und möcht Euch sprechen.

Um diese Zeit? , äußerte sich seine Majestät indigniert. Sieht sie nicht, dass ich mich schon zurückgezogen habe und nicht mehr empfange?

Demonstrativ planschte er mit seinen langen Schenkeln durch das kristallene Wasser des seichten Pools, in dem er weilte.

Ich weiß, das habe ich ihr auch gesagt, sie solle doch morgen wiederkommen, aber die Prinzessin ⦠der Zeremonienmeister zerrte an seinen wabbeligen Krötenbacken, als würde es ihm körperliche Schmerzen abverlangen, seinem geliebten Regenten derart Ungemach zu bereiten, ⦠sie insistiert.

Impertinent wie gewöhnlich. Der König stöhnte hochherrschaftlich und sprang aus dem Wasser. In wenigen Sätzen war er die Felssprünge hochgehüpft, bis er ein schmales Plateau erreicht hatte, auf dem ein fein gearbeiteter Thron stand. Er schnallte sich seine stolze Halskrause um, setzte sich die prächtige Krone auf und nahm auf seinem Throne Platz.

Als Letztes griff er nach der goldenen Kugel, die zwischen den Beinen des Königsstuhls ruhte, und legte diese repräsentativ in seinen Schoß. Nun, so bringt sie doch herein! , rief er schließlich hoheitsvoll und verlieh seinen Glubschaugen noch einen feudalen, distinguierten Blick, als posierte er gerade für die Ahnengalerie.

Der Zeremonienmeister nickte und hüpfte gediegenen Sprunges dem Ausgang entgegen. Nur wenig später vernahm der König ein bekanntes munteres Stimmchen, das diesmal jedoch nicht nur schnatterte, sondern auch ächzte und schnaufte, wie es sich durch die nicht für Menschen gedachte Spalte schob und quetschte. Fast wäre die Tortur überstanden gewesen, als der letzte Felsen der Prinzessin partout nicht nachgeben wollte. Mit einem kräftigen Ruck befreite sie sich aus ihrer misslichen Lage. Zu kräftig. Denn statt eines elfenhaften Hineinschwebens stolperte und plumpste sie in die Höhle, dass sie beinahe auf die Wachposten trat, die sich mit quakendem Entsetzen und gewagten Sprüngen vor ihren wenig kleinen Füßen in letzter Sekunde retteten. Doch die Prinzessin stand wieder auf, richtete sich ihr schiefes Krönchen und fand zurück zu Würde und Anmut.

Eure Majestät, mein lieber Froschkönig , begann sie mit einem huldvollen Lächeln, verzeihet mir mein spätes Erscheinen, aber ich möchte Euch doch sehr bitten, geradezu flehen, mir mein goldenes Kügelein wiederzugeben. Ich weiß, Ihr habt mir heute Mittag gesagt, dass Ihr es einbehalten möget, aber mein Vater, der König, wird doch gleich am Abendtische sehr mit mir schimpfen, wenn ich ohne mein glänzendes Bällchen heimkomme. Die Prinzessin schlug in tiefster Not die Wimpern auf.

Werte Prinzessin Primella ⦠, nonchalant schlug der König die Beine übereinander und ließ seine flutschigen Finger über die schimmernde Kugel in seinem Schoß gleiten, ⦠ich lege doch gar keinen Wert auf Euer Bällchen. Gerne nehmt es zurück, aber wenn ich es Euch gebe, so bin ich doch sicher, dass Ihr es mir morgen in meinem Tümpel wieder vor die Arme werft, so wie Ihr dieses schon unzählige Male getan habt.

Ist es nicht so?

Schuldbewusst senkte sie den Kopf, sodass ihr Krönchen erneut zu rutschen drohte.

Seht Ihr! Und deshalb - nur deshalb, um dieses unsinnige Spielchen zu unterbrechen, habe ich den Ball einbehalten.

Aber ⦠Sie hob den Kopf in einem Anflug von Trotz, der aber schnell in schiere Verzweiflung umschlug. Es ist doch Euer Verschulden, dass ich immer wiederkommen muss. Ihr verhaltet Euch nicht standesgemäß.

Seid Ihr nicht ein verwunschener Prinz?

Das bin ich wohl.

Dann wisst Ihr doch, wie es das Schicksal vorherbestimmt. Die Prinzessin kommt ans Wasser und spielt mit ihrem Bällchen. Dann fällt es hinein und der Frosch möge es ihr wiedergeben, aber nur wenn sie verspricht, mit ihm Tisch und Bett zu teilen. Sie stimmt zu und er gibt das Bällchen zurück, aber kaum hat sie es wieder, will sie von ihrem Versprechen nichts mehr wissen und eilt nach Hause. Doch der Froschkönig, er folgt ihr, und der Vater im Schlosse zwingt sie, sich an ihr Versprechen zu halten. Aber die Prinzessin ist derart wütend und nimmt den Frosch und wirft ihn gegen die Wand und schwuppdiwupps, der Zauber bricht, der Frosch ist ein Prinz und beide leben vergnügt bis an ihr Ende.

Die Prinzessin strahlte ihn an, doch König Frosch blieb kritisch. Das habt Ihr doch alles schon mit Beharrlichkeit versucht. Ihr habt mich - und ich muss es so offen sagen - gegen meinen Willen geschnappt und mehrfach gegen die Wand geknallt, und als das alles nichts brachte, habt Ihr angefangen mich abzuküssen.

Ich verstehe es nicht. Vielleicht hätte es doch ein Spiegel sein müssen, gegen den Ihr geworfen werden müsstet. Wir werden das alles noch ausprobieren müssen , erklärte sie eifrig.

Er rieb sich den Kopf in Erinnerung der Beulen, die sie ihm mit ihrem Enthusiasmus schon beschert hatte. Aber wir können es gerne auch sein lassen , quakte er missmutig.

Wir dürfen nur nicht den Mut verlieren. Beim ersten Froschkönig hat es doch auch mit der Verwandlung geklappt. Warum ist es nur bei Euch so schwer?

Möglich, dass die alte Hexe sich diesmal einen besseren Zauber hat einfallen lassen, den es nicht so leicht zu brechen gilt. Doch warum ist es Euch überhaupt so ein Anliegen, mich zu erlösen?

Aber jede Prinzessin braucht doch einen Prinzen.

Wahrlich, sicher, ich verstehe. Aber ich bin doch nicht der einzige Prinz auf Gottes Erden.

Nun ⦠, druckste die Prinzessin herum. Möglich, dass das Reich meines Vaters etwas bescheiden ist. Ich habe ein ganzes Dutzend Brüder und Schwestern. Da ist wohl nicht viel zu holen. Und ich , sie friemelte verlegen an der Spitze ihres Kleides herum, bin vielleicht nicht ganz so schön wie Schneewittchen mit ihrer Alabasterhaut oder habe den verschlafenen Blick von Dornröschen oder die Grazie der Prinzessin Tausendschön.

Na, na , widersprach er direkt, Ihr braucht Euch sicher nicht mit diesen Hühnern zu vergleichen. Eine gewisse Robustheit hat doch auch ihren ganz eigenen Reiz. Vielleicht stellt Ihr Euch mich auch völlig falsch vor, wenn Ihr denkt, ich sei ein großer, blonder, stattlicher Prinz. Ich bin zwar in der Tat ein prächtiger und vornehmer Frosch geworden, aber wär ich noch Mensch, ich fürcht, ich würde Euch nur bis zur Nasenspitze reichen.

Aber das ist doch nicht schlimm. Es ist doch das Herz, das zählt! Ich bin für eine Prinzessin auch recht groß und kräftig gewachsen.

Der Frosch nickte gedankenverloren und betrachtete die goldene Kugel in seinem Schoß. Er seufzte. Ach, es werden ja immer so große Erwartungen an den Prinzen gestellt. Er muss stets zu neuen Abenteuern aufbrechen, sich durch Dornenhecken kämpfen, Riesen bezwingen, Drachen töten und irgendwelche hochnäsigen Prinzessinnen aus der Not retten.

Sollen die sich doch einfach von allen Hexen, Ungeheuern und bösen Stiefmüttern fernhalten! Aber hier habe ich mein eigenes Reich geschaffen, bin gerechter Herrscher treuer Untertanen. Vielleicht wäre das auch etwas für Euch, sein Schicksal selbst zu bestimmen, sein Glück fern eines Hofes zu finden.

Er hob die Kugel hoch und streckte sie der Prinzessin entgegen. Sie nahm das Bällchen, das, wie es schien, einen ganz eigenen Glanz, ein Licht in sich selbst trug. Sie behielt die Kugel in der Handfläche und sah hinein.

Wenn man Euch so reden hört , sagte sie, könnte man fast meinen, Ihr möchtet gar nicht erlöst werden.

Nun ⦠Er hob die Schultern hoch und rieb sich sein spitzes Mäulchen. Sie nickte im stillen Einverständnis. Er sprang von seinem Stuhl und hüpfte auf einen tieferen Vorsprung, auf dem ein Einmachglas voller Fliegen stand. Er lüftete den Deckel einen winzigen Spalt und naschte mit seiner Zunge einen dicken Brummer. Plötzlich schloss die Prinzessin ihre Finger um die Kugel und hielt sich die Hand mit der Kugel an die Brust. Ich fürchte , flüsterte sie, ich habe etwas ganz schrecklich Dummes getan.

Er naschte eine weitere Fliege. Ich bitte Euch, Prinzessin. Was wollt Ihr schon Schlimmes getan haben?

Ich hab ⦠Sie strich sich ein Tränchen weg. Ich bin der alten Hexe begegnet...
mehr