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Ti-Puss

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
262 Seiten
Deutsch
Lenos Verlagerschienen am20.09.20231. Auflage
Die Genfer Abenteurerin Ella Maillart verbrachte in den 1940er Jahren eine längere Zeit auf dem indischen Subkontinent, um Menschen, deren Kultur und Spiritualität zu entdecken - und auch sich selbst. Vom Kap Comorin, dem su?dlichsten Zipfel, durch den gru?nen Urwald bis in die Schneestu?rme des tibetischen Hochlands fu?hrte sie ihre Wanderschaft. Stets an ihrer Seite: Ti-Puss, ein halbwildes, ungestu?mes und sehr selbständiges Kätzchen, das in ihrer Pflege heranwächst und der Autorin zur Freundin und Gefährtin wird. Diese Wahlverwandtschaft zwischen Mensch und Tier lässt Ella Maillart Einsichten u?ber das Wesen der Liebe, u?ber Besitzanspru?che und Verlustängste gewinnen, aber auch tiefe Erfu?llung und Glu?ck erfahren. Reisebericht und Tagebuch einer besonderen Beziehung: Ella Maillarts persönlichstes Buch.

Ella Maillart (1903-1997) wuchs in Genf auf und war in vielerlei Hinsicht eine Wegbereiterin. Die hervorragende Sportlerin vertrat 1924 die Schweiz an den Olympischen Spielen in Paris im Einhandsegeln. Von 1930 bis ins hohe Alter unternahm sie zahlreiche Reisen, u.a. in die Sowjetunion, nach Afghanistan, China, Tibet, Indien und Nepal. Sie schrieb, fotografierte und hielt Vorträge über ihre Expeditionen. Mit ihren Werken Verbotene Reise und Turkestan Solo erlangte sie internationale Anerkennung als Asienkennerin, Reiseschriftstellerin und Fotografin.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR19,20
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR16,99

Produkt

KlappentextDie Genfer Abenteurerin Ella Maillart verbrachte in den 1940er Jahren eine längere Zeit auf dem indischen Subkontinent, um Menschen, deren Kultur und Spiritualität zu entdecken - und auch sich selbst. Vom Kap Comorin, dem su?dlichsten Zipfel, durch den gru?nen Urwald bis in die Schneestu?rme des tibetischen Hochlands fu?hrte sie ihre Wanderschaft. Stets an ihrer Seite: Ti-Puss, ein halbwildes, ungestu?mes und sehr selbständiges Kätzchen, das in ihrer Pflege heranwächst und der Autorin zur Freundin und Gefährtin wird. Diese Wahlverwandtschaft zwischen Mensch und Tier lässt Ella Maillart Einsichten u?ber das Wesen der Liebe, u?ber Besitzanspru?che und Verlustängste gewinnen, aber auch tiefe Erfu?llung und Glu?ck erfahren. Reisebericht und Tagebuch einer besonderen Beziehung: Ella Maillarts persönlichstes Buch.

Ella Maillart (1903-1997) wuchs in Genf auf und war in vielerlei Hinsicht eine Wegbereiterin. Die hervorragende Sportlerin vertrat 1924 die Schweiz an den Olympischen Spielen in Paris im Einhandsegeln. Von 1930 bis ins hohe Alter unternahm sie zahlreiche Reisen, u.a. in die Sowjetunion, nach Afghanistan, China, Tibet, Indien und Nepal. Sie schrieb, fotografierte und hielt Vorträge über ihre Expeditionen. Mit ihren Werken Verbotene Reise und Turkestan Solo erlangte sie internationale Anerkennung als Asienkennerin, Reiseschriftstellerin und Fotografin.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783039257096
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum20.09.2023
Auflage1. Auflage
Seiten262 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3634 Kbytes
Artikel-Nr.12463198
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1
Tiruvannamalai

Sie hiess mit vollem Namen Mrs. Minou Wildhusband, geborene Ti-Puss Push-i-kin.

Elegante Damen fanden sie zu mager und hässlich.

Intelligente Menschen bemerkten nachdenklich, ihre feurigen Augen seien bezaubernd.

Tierliebhaber riefen sogleich: »Was für ein wundervolles Geschöpf!«

Eine Freundin von mir ging so weit, zu einem gemeinsamen Bekannten zu sagen: »Ellas Katze? Das ist gar keine Katze, sie ist ja erzogen wie ein Hund!«

Wenn die Höflichkeit mich zwang, über sie zu sprechen, murmelte ich nur bescheiden, der Charakter sei ausschlaggebend. Nie versuchte ich jemand zu überzeugen, dass Ti-Puss das Urbild des Katzenwesens sei - Leidenschaft, Geschmeidigkeit und Schönheit in allen Stimmungen.

Sie badete im Ganges und reiste durch ganz Indien. Sie kam zum Maharischi, dem grossen Seher und Weisen von Tiruvannamalai: Er streichelte ihren Kopf, als sie neugierig das Lager beschnupperte, auf dem er den ganzen Tag nackt sass. Sie war auch beim Meister von Trivandrum zu Besuch, der mit ihr Ball spielte. Welch seltenes Schicksal für eine Katze!

Aber ich will mit dem Anfang beginnen: In einem Schrank säugte eine getigerte Katzenmutter drei Junge. Zwei waren teilweise weiss; das dritte Kätzchen, das lebhafteste, hatte Pantherabzeichen in einem dünnen grauen Fell. Es erinnerte mich an unsere Katze daheim bei Genf, ein reizendes Tier, das uns immer am Bahnhof abholte, wenn wir nach Hause kamen, und an stürmischen Nachmittagen auf dem glatten Kies am Seeufer kauerte, um flammenschnell die kleinen Sardinen zu erhaschen, die leichtsinnig aus dem klaren Wasser aufschossen. Wenn wir sie im Ruderboot mitnahmen und das Ufer allzuweit entschwand, wurde ihr ein wenig unbehaglich zumute, und sie sprang über Bord; dann paddelte das kleine Geschöpf mit allen vieren über die Bucht, Schnurrhaare, Nase und Ohren aus dem Wasser streckend, den Schwanz aufgerichtet wie ein Periskop, so setzte das mutige Tier seinen Willen durch.

Aber in der trockenen Hitze Südindiens, wo ich ein Kätzchen auswählte, war ich weit fort von der Kühle dieses blauen Sees.

Sujata brachte uns zusammen, Sujata, die stille Französin, die mit einem Inder verheiratet war.

Ich fühlte mich einsam und hätte deshalb gern ein Tier um mich gehabt. Ich war nach Tiruvannamalai gekommen, um in der Nähe eines Lehrers zu sein, der das Wesen der Hinduweisheit verkörperte; ein Kurs für Anfänger wäre am besten für mich gewesen, statt dessen schlug ich mich mit dem Vedanta, dem »Ende des Vedas«, herum und lauschte sogleich den höchsten metaphysischen Lehren. Ausserdem hatte ich gerade unter viel Plackerei ein weiteres Buch über meine Reisen in Innerasien beendet; und mein Gemüt verlangte als Belohnung ein lebendiges Spielzeug, das ich liebkosen könnte, wenn ich die Wirklichkeit aus meinen Sorgen und vorgefassten Ansichten verbannen wollte. Ich wollte wieder lächeln!

Mein Wunsch muss tatsächlich stark gewesen sein: Binnen einer Woche wurde er erfüllt! So erkläre ich es mir, dass Sujata ihre Meditation unterbrach und mich leise fragte: »Möchtest du ein Kätzchen haben?«

Schnell antwortete ich: »Ja.«

Unter vielen Hindus sassen wir mit untergeschlagenen Beinen auf dem Fliesenboden und blickten stumm auf den Weisen, die Frauen an der Wand beim Eingang, die Männer in der Mitte des langen Raumes. Ich sollte wieder eine Katze haben! Ich musste für das kleine Ding eine Schachtel beschaffen, auch eine Sandpfanne. O weh! Mein Versuch, über ein bestimmtes Thema nachzusinnen, war gescheitert. Ein kleines Tier trat in mein Leben ein!

Damals ahnte ich nicht, welch starkes Gefühl uns verbinden sollte, was für Sorgen wir einander bereiten würden und was für tiefe Gedanken dieses Tier in mir auslösen sollte.

Narayan, Sujatas dunkelhäutiger Koch, klopfte an meine Türe, die aus zwei Brettern mit einem Vorhängeschloss bestand und zu der man in dem kleinen indischen Hause über zwölf Stufen gelangte. »Die Mutterkatze hat keine Milch mehr bei diesem heissen Wetter, deshalb bringe ich Ihnen das Kätzchen, obwohl es noch kaum laufen kann.«

»Gut, halte es fest, bis ich mit Sand zurückkomme!«

Als das dunkelgefleckte grauseidene Würstchen behutsam auf den Fliesenboden gesetzt wurde, versuchte es umherzulaufen. Es vermochte sein Gleichgewicht nicht zu halten, da die zitternden Beine es nicht trugen; nicht etwa aus Angst, sondern weil es noch so klein war, seine Reise zu mir war ja kurz und leicht gewesen! Narayan hatte nur die breite Strasse an der westlichen Mauer des wuchtigen Tempels benutzt, der sich am Fusse des Arunachala erhebt, des pyramidenförmigen heiligen Berges, der aus Felsgestein und zerzaustem Gebüsch besteht. (Sujata wohnte in der Strasse der Brahmanen an der Nordseite des Tempels, ich selbst in der bescheideneren Strasse der Tanzmädchen an der Südseite desselben grossen Tempels.)

Das Kätzchen zitterte: Dies waren wohl seine ersten Entdeckungsschritte auf indischem Boden. Es war ein hässliches Geschöpf: Die Ohren, über denen ein Büschel dunkler Haare stand, waren viel zu gross, das Fell zu armselig, und die schlaffe rosa Hauttasche, die das Bäuchlein vorstellte, schleifte beinahe über die roten Fliesen.

Narayan war gegangen. Ich eilte hinunter und erklärte meiner Wirtin, die nur Tamil sprach, mit Gesten, warum ein Mann mein Zimmer betreten hatte. Ich wollte ihr Anstandsgefühl nicht verletzen, zumal meine westliche Lebensweise in ihren Augen ohnehin reichlich anstössig war.

Wieder in meinem Zimmer, stellte ich eine Untertasse voll Milch vor das Kätzchen, das alsogleich den Fuss hineinsetzte; dann steckte es die Nase in die weisse Flüssigkeit und nieste; es erneuerte den Angriff, jedesmal die Entfernung besser berechnend. Das Schwänzchen war steil aufgerichtet, während das kleine Tier in ungeschickten Schlucken trank.

Geistesabwesend beobachtete ich diesen Vorgang, der bei allen Kätzchen gleich ist. Ob das Tier wohl meinen Mangel an Begeisterung spürte? Es unternahm schnell drei Dinge, wodurch es sich mein Herz eroberte.

Es schnüffelte an der sauberen Sandpfanne, betrat die Arena, hockte sich nieder und verrichtete bedächtig sein Geschäftchen. Darüber freute ich mich besonders, denn ich hatte keine Dienerin, die mir im Falle schlechten Betragens den Boden gesäubert hätte; ich war meine eigene Putzfrau, da mir mein kastenloser Stand diese Geldersparnis erlaubte. Ich besass einen Handbesen aus grobem Heu und sammelte den zusammengekehrten Staub zwischen zwei Postkarten - die Schweizer Ansichtskarten sind steif und eignen sich für diesen Zweck am besten.

Das zweite Unternehmen: Sein Lager bestand aus einer Schachtel, die mit einem alten Seidenhemd gepolstert war; das Kätzchen kletterte über den nachgebenden Rand, fiel hinein, setzte sich auf, blickte sich verständnisvoll um - und sprang plötzlich heraus! Entzückt über die Entdeckung, dass es die Kletterei über die schwankende Wand vermeiden konnte, wiederholte es die Heldentat, bezwang das Hindernis nochmals durch einen Sprung und kehrte so in sein Nest zurück.

Doch wieder kam es heraus, diesmal, um mich, diese stille Erscheinung, zu ergründen. Ich sass in dem Liegestuhl, den Sujata mir gegeben hatte, als sie erfuhr, dass ich mir ein solches Möbelstück aus dem weitentfernten Madras kommen lassen wollte. Sonst verfügte ich nur über zwei Seifenkisten, die als Tische dienten. Nach fruchtlosen Versuchen, an meinem Kattunhosenbein emporzuklettern, entschied das Kätzchen, dass das Hinterbein des Liegestuhls mehr Erfolg verhiess. Ein paarmal misslang das dritte Unternehmen, dann gelangte es hoch genug, um sich am Stoff des Sitzes anzukrallen, und es landete in meinem Schoss. Ein tiefes Schnurren war sein Triumphgesang.

Rani, die dreijährige Enkelin meiner stillen Wirtin, hatte ein kränkliches Kätzchen besessen, das durch allzuviel liebevolles Drücken zugrunde gegangen war. Dieses Kätzchen hatte die Gewohnheit gehabt, sich zu mir zu flüchten, und drei lange Besuche waren notwendig gewesen, um es den gleichen Weg zu mir finden zu lassen, obwohl es mehr als doppelt so alt gewesen war wie meine neue Gefährtin. Auf französisch sprach ich nun zum erstenmal zärtlich zu meinem Kätzchen: »Brave petit pussy!« Das war der Ursprung seines Namens »Ti-Puss«. Und von da an war Ti-Puss eine Sie für mich.

Ihre breiten Ohren bewegten sich unablässig, wie auf Drehscheiben montiert; wenn die Spitzen sich zu meinem Gesicht richteten, schien es, als könnte sie nichts sehen, ohne die Ohren zu benutzen. Sie wollte meine redenden Lippen berühren, streckte ihr allzu kurzes Pfötchen aus und erwiderte mein Lächeln, den in ihren Augen lauernden Übermut halb verschleiernd. Welch rascher Fortschritt, dachte ich erfreut; wir lächeln uns schon an ⦠Aber nein, das Kätzchen schlief ein!

Ich verbrachte meine Tage im Aschram des...
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Autor

Ella Maillart (1903-1997) wuchs in Genf auf und war in vielerlei Hinsicht eine Wegbereiterin. Die hervorragende Sportlerin vertrat 1924 die Schweiz an den Olympischen Spielen in Paris im Einhandsegeln. Von 1930 bis ins hohe Alter unternahm sie zahlreiche Reisen, u.a. in die Sowjetunion, nach Afghanistan, China, Tibet, Indien und Nepal. Sie schrieb, fotografierte und hielt Vorträge über ihre Expeditionen. Mit ihren Werken "Verbotene Reise" und "Turkestan Solo" erlangte sie internationale Anerkennung als Asienkennerin, Reiseschriftstellerin und Fotografin.