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The Vienna Writers - Sie schrieben um ihr Leben

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
464 Seiten
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am03.05.2024Auflage
Sie versteckten sich vor den Augen der Welt Wien 1938: Nach dem Anschluss Österreichs vergiften die Verordnungen der Nazis das Klima auf bisher ungekannte Weise. Auch die jüdischen Cousins Mathias Kraemer und Johannes Namal müssen als in der Öffentlichkeit stehende Schriftsteller um das Wohl ihrer Familien bangen. Weil sie die Stadt nicht verlassen möchten, entschließen sie sich zur Flucht nach vorn: Unter falschen Namen und Identitäten verstecken sie sich direkt vor den Augen der SS. Dabei sind sie auf die Unterstützung hilfsbereiter Mitmenschen angewiesen. Doch SS-Scharführer Schnabel ist ihnen bereits dicht auf den Fersen. Ein Holocaust-Roman, der auf ergreifende Weise vom Überlebenskampf zweier Familien während der Judenverfolgung im Wien des Dritten Reichs erzählt. »Eine Geschichte über Loyalität, Liebe und Mut, die ich nur jedem empfehlen kann.« Tova Friedman, Holocaust-Überlebende »Ein eindrucksvolles Buch über Courage, Familie und das Überleben. In herzzerreißenden Szenen erzählt Maetis von der Verzweiflung, im Angesicht des Todes die eigenen Geheimnisse zu wahren.« Booklist »Die Heldentaten der ?versteckten Juden? zeigen, wie schreckliche Ereignisse gewöhnliche Menschen dazu bringen, außergewöhnlichen Entscheidungen zu treffen.« The Times of Israel

J.C. Maetis ist das Pseudonym des britischen Thrillerautors John Matthews, dessen Bücher sich über 1,6 Millionen Mal verkauft haben und in 14 Sprachen übersetzt wurden. Maetis ist der Name der jüdischen Familie seines Vaters, die Litauen bereits 1919 aufgrund der Judenpogrome in Richtung London verließ. Viele Mitglieder seiner Großfamilie kamen beim Einmarsch Hitlers in Litauen 1941 ums Leben, ihnen gedenkt er in seinem Roman. Der Autor lebt in Surrey, England.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR17,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextSie versteckten sich vor den Augen der Welt Wien 1938: Nach dem Anschluss Österreichs vergiften die Verordnungen der Nazis das Klima auf bisher ungekannte Weise. Auch die jüdischen Cousins Mathias Kraemer und Johannes Namal müssen als in der Öffentlichkeit stehende Schriftsteller um das Wohl ihrer Familien bangen. Weil sie die Stadt nicht verlassen möchten, entschließen sie sich zur Flucht nach vorn: Unter falschen Namen und Identitäten verstecken sie sich direkt vor den Augen der SS. Dabei sind sie auf die Unterstützung hilfsbereiter Mitmenschen angewiesen. Doch SS-Scharführer Schnabel ist ihnen bereits dicht auf den Fersen. Ein Holocaust-Roman, der auf ergreifende Weise vom Überlebenskampf zweier Familien während der Judenverfolgung im Wien des Dritten Reichs erzählt. »Eine Geschichte über Loyalität, Liebe und Mut, die ich nur jedem empfehlen kann.« Tova Friedman, Holocaust-Überlebende »Ein eindrucksvolles Buch über Courage, Familie und das Überleben. In herzzerreißenden Szenen erzählt Maetis von der Verzweiflung, im Angesicht des Todes die eigenen Geheimnisse zu wahren.« Booklist »Die Heldentaten der ?versteckten Juden? zeigen, wie schreckliche Ereignisse gewöhnliche Menschen dazu bringen, außergewöhnlichen Entscheidungen zu treffen.« The Times of Israel

J.C. Maetis ist das Pseudonym des britischen Thrillerautors John Matthews, dessen Bücher sich über 1,6 Millionen Mal verkauft haben und in 14 Sprachen übersetzt wurden. Maetis ist der Name der jüdischen Familie seines Vaters, die Litauen bereits 1919 aufgrund der Judenpogrome in Richtung London verließ. Viele Mitglieder seiner Großfamilie kamen beim Einmarsch Hitlers in Litauen 1941 ums Leben, ihnen gedenkt er in seinem Roman. Der Autor lebt in Surrey, England.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492606608
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum03.05.2024
AuflageAuflage
Seiten464 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse6933 Kbytes
Artikel-Nr.12531844
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Prolog
Lublin, Polen, April 1942

Noch nie war ich so durstig, war mein Mund so trocken.

Meine Lippen waren rissig und wund, und wenn ich schlucken wollte, klebte mir die geschwollene Zunge am Gaumen, bis ich es schließlich aufgab. Es war kein Speichel mehr vorhanden. Das Einzige, was noch durch den Sandpapiertunnel meines Mundes floss, war mein flacher, rauer Atem.

Das ging aber nicht nur mir so.

Knapp siebzig von uns hatte man nach meiner Schätzung in den Viehwaggon gepfercht. Bei fünfzig hatte ich aufgehört, zu zählen. Da waren so viele nachgeschoben worden, dass man die ganz hinten nicht mehr sehen, geschweige denn zählen konnte.

Um mich herum überall die gleichen trockenen, aufgeplatzten Lippen und aufgequollenen Zungen. Die Blicke so trüb und verloren, als lägen sie unter einem Dunstschleier verborgen. Ob mein Blick jetzt genauso war?

Als wir den Bahnhof von Neisse verließen und ich noch genug Spucke zum Reden hatte, begann ich ein Gespräch mit einem steif dasitzenden grauhaarigen Mann namens Ernst, der, wie er mir erzählte, vor einem Jahr in der Kärntner Straße in Wien ein Schuhgeschäft hatte.

Ich nickte eifrig. »Ach, die Kärntner Straße, die kenne ich gut. Um die Ecke liegt das Café Mozart, da habe ich mich regelmäßig mit Freunden getroffen. Und unten stößt man auf die Kärntnertorpassage mit der Polizeiinspektion. Ich kannte einen der Kommissare, Josef ...« Ernsts Blick war scharf geworden, und ich verstummte.

»Ein Kommissar der Polizei?« Er zog die Brauen hoch. »Sie sind doch nicht so etwas wie ein Spitzel, oder?«

»Nein, nein«, erwiderte ich eilig. Mein Blick fiel auf Ernsts Armbinde mit dem gelben Stern. Viele in diesem Viehwaggon, mich eingeschlossen, verdankten es einem Spitzel, dass sie hier gelandet waren. »Er gehörte zur Wiener Polizei, nicht zur Gestapo.«

»Ach so.« Ernst zuckte mit den Schultern, als wäre eine Polizeieinheit für ihn wie die andere.

»Ich bin zu Josef gegangen, um mir Informationen geben zu lassen«, fügte ich hinzu.

»Was für Informationen?« Ernsts Blick war noch immer voller Argwohn.

»Nichts Besonderes und nichts Wichtiges.« Jetzt zuckte ich mit den Schultern. »Nur allgemeine Dinge über Kriminelle. Ich habe geschrieben, müssen Sie wissen.«

»Wie ein Reporter oder Journalist?«

»Anfangs ja. Später überwiegend Bücher.«

Ernst nickte bedächtig, sah sich in dem trostlosen Viehwaggon um und richtete seinen Blick wieder auf mich, dann auf meinen Jackenärmel, an dem der gelbe Stern fehlte. »Offenbar haben Sie etwas geschrieben, das Sie besser nicht geschrieben hätten.«

»Ja, so ungefähr.«

So lautete zumindest die einfache Erklärung. Hätte ich diesem Mann, den man zur Hölle verdammt hatte, weil er Jude war, erklärt, dass auch ich Jude war, diese Zugehörigkeit in den vergangenen drei Jahren jedoch verborgen hatte, weil ich versucht hatte, zu überleben, hätte ich nur ein höhnisches Hat aber nicht viel gebracht, oder? geerntet.

Es war ein gefährliches Spiel gewesen, doch eine Zeit lang war ich damit durchgekommen. Mit der Festnahme und dem Abtransport ins Lager hatte ich nicht gerechnet, eine Warnung hatte es nicht gegeben. Die einzige Vorbereitung war ein emotionales Treffen in letzter Minute mit meinem Agenten Julian Reisner gewesen, der mir noch einmal einschärfte, dass ich ein katholischer Dissident sei, kein Jude. Gib auch im Lager nicht zu, dass du Jude bist. Es wird hart werden ... Frag bei deiner Ankunft sofort nach Dieter Meisel, sieh zu, dass er den Brief, den ich dir gegeben habe, in Empfang nimmt. Meisel ist der stellvertretende Lagerkommandant.

Es wird hart werden. Das wurde mir bereits klar, als ich von zwei Soldaten abgeführt und mit zwanzig anderen Gefangenen bei vorgehaltener Waffe in den Viehwaggon gestoßen wurde. Dann der stete Abstieg in die Hölle, während der Zug langsam Richtung Osten rumpelte ...

Lundenburg ... Neisse ... Oppeln ... Kielce ... Warschau ... Lublin ... CheÅm ...

Die Reise schien endlos. Und nach jedem Halt wurde es im Waggon wärmer, enger und übelriechender. Die Körper so dicht gedrängt, dass man kaum atmen oder sich bewegen konnte. Und nie hatte man eine andere Wahl, als sich dort, wo man stand, zu erleichtern - woraufhin der zwei Tage alte Gestank nach Urin und Exkrementen eine beißende Ammoniakbeigabe erhielt, die den letzten Rest frischer Luft raubte.

Flache, angestrengte Atemzüge oder schweres, gequältes Ringen nach Luft, durchsetzt von gelegentlichem Stöhnen und Klagen, was hier und da Blicke provozierte. Nicht so sehr des Mitleids oder der Sorge, sondern voller Verwunderung, dass jemand noch die Kraft zu derlei Bekundungen besaß.

Die größten Gruppen waren in Oppeln und Warschau geladen worden, diese neuen Zuströme hatten mich von Ernst getrennt. War wahrscheinlich das Beste. Mein Mund war zu trocken, um weiter zu reden, selbst wenn ich die Kraft oder den Willen dazu gehabt hätte.

Einige hatten sich bereits aufgegeben.

Ich konnte vier zusammengesackte Körper erkennen. Zweifellos waren es noch mehr, ganz hinten und außerhalb meines Blickfelds. Einer hatte sich noch eine Zeit lang leicht bewegt und kaum hörbar gestöhnt, doch seit ein paar Stunden war er reglos und still.

Einige Blicke ruhten länger auf den Toten, diesen düsteren Vorboten des Schicksals, das auf uns wartete, falls die Reise noch viel länger dauerte.

Nachts und früh am Morgen war es kalt. Die erste Gruppe war noch herumgeschlurft, um sich warmzuhalten. Dazu war jetzt kein Platz mehr. Zudem hatten die stinkenden, eng aneinandergepressten Körper die Temperatur um ein Vielfaches erhöht. Die Folge war eine unerträgliche Hitze, die ebenfalls dazu beitrug, uns die Feuchtigkeit aus den Mündern zu saugen.

Am Nachmittag setzte schwerer Regen ein, und der Wind trieb ein paar Tropfen durch einen Spalt, der in einer Bretterwand des Waggons aufgebrochen war. Sofort öffneten sich dort drei Münder und suchten diese kostbaren Tropfen wie neugeborene Küken bei der ersten Fütterung. Einer fing an, das feuchte Holz rund um den Spalt abzulecken.

Ich vermochte mich kaum zu rühren, wurde von den Körpern ringsum eingeklemmt. Ich konnte nur benommen und neiderfüllt zusehen.

Als jemand gegen mich stieß, zog ich meine Jacke enger um mich - ein Reflex, um sich vor Taschendieben zu schützen -, bis mir einfiel, dass ich kaum etwas bei mir trug, das sich zu stehlen lohnte. Da, wo du hingehst, ist Geld nutzlos, hatte Julian erklärt. Das einzige Tauschmittel ist Tabak. Deshalb hatte ich, eingenäht in das Futter meiner Jacke, mehrere Päckchen Tabak und Familienfotos bei mir. Darauf ist nun mein ganzes Leben zusammengeschmolzen. Ich dachte an die Familie, die ich in Wien zurückgelassen hatte. Mein Herz verkrampfte sich, und meine Augen begannen, zu brennen. Tränen kamen keine, nicht einmal dazu besaß mein Körper noch genügend Flüssigkeit.

Irgendwann muss ich eingeschlafen sein, wobei mich der Druck der anderen Körper aufrecht hielt, denn das Nächste, woran ich mich erinnerte, waren Gedränge und das Gebrüll deutscher SS-Wachen.

»Beeilung! Los ... bewegt euch. Raus ... raus!«

Ich trieb mit den anderen Richtung Ausgang. Auf dem Boden lagen nun acht gekrümmte Körper, einer regte sich noch ein wenig.

»Hierher ... bewegt euch ... in eine Reihe!«

Das plötzliche Licht schmerzte meine Augen - obwohl die Sonne nur schwach durch die Wolken schien -, und doch sah ich den SS-Wachmann oder vielmehr die Feldflasche an seinem Gürtel.

»Bitte ...«, flehte ich und streckte die Hand aus, »einen kleinen Schluck Wasser.«

Der Mann runzelte die Stirn und sah mich an, als wäre ich ein Stück Dreck.

»Ich ... ich bin kein Jude«, fügte ich, Julians Rat folgend, hinzu. »Ich bin Christ ... genau wie Sie.«
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Autor

J.C. Maetis ist das Pseudonym des britischen Thrillerautors John Matthews, dessen Bücher sich über 1,6 Millionen Mal verkauft haben und in 14 Sprachen übersetzt wurden. Maetis ist der Name der jüdischen Familie seines Vaters, die Litauen bereits 1919 aufgrund der Judenpogrome in Richtung London verließ. Viele Mitglieder seiner Großfamilie kamen beim Einmarsch Hitlers in Litauen 1941 ums Leben, ihnen gedenkt er in seinem Roman. Der Autor lebt in Surrey, England.