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Asche zu Asche

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
256 Seiten
Deutsch
Atlantis Literaturerschienen am12.10.2023
Pfarrer Gabathuler staunt nicht schlecht, als er den Beamten des Krematoriums unter den Trauergästen entdeckt. Normalerweise übergibt Boris Vucotic die Urne nur und nimmt nicht am Gottesdienst teil. Aber der Mann muss mit dem Pfarrer sprechen - unter vier Augen. Er hat nämlich etwas Ungewöhnliches in der Asche der Toten gefunden! Gabathulers Neugier ist geweckt. Immerhin war er, bevor er als Quereinsteiger zur reformierten Kirche kam, zwölf Jahre lang bei der Kantonspolizei, wo er gegen Frauenhandel und Prostitution kämpfte. Als er das Pfarrhaus in seiner Gemeinde Winterthur-Ganterwald bezog, wollte er dieses Leben eigentlich hinter sich lassen. Sogar Barbara, die Gabathuler noch von der Polizei- schule kennt, ist bei ihm eingezogen - auf Probe. Doch der Polizist in ihm kommt nicht zur Ruhe, erst recht nicht, als ihm der Witwer erzählt, welche Rolle die russische Mafia beim Tod seiner Frau spielte. Um an die Hintermänner heranzukommen, bedient Gabathuler sich unkonventioneller Methoden: Er bucht kurzerhand eine ihrer Escortdamen. Doch mit diesen Gegnern ist nicht zu spaßen. Wenn er nicht aufpasst, ist auch Gabathuler dem Himmel schneller ein Stück näher, als ihm lieb ist.

Benjamin Stückelberger war rund 16 Jahre lang Pfarrer der reformierten Kirche Zürich in Meilen und Winterthur-Wülflingen. Dabei konzentrierte er sich vor allem auf die Arbeit mit Jugendlichen nach der Konfirmation. Anschließend machte er sich selbständig, schrieb und produzierte Musicals für junge Erwachsene. Er schreibt regelmäßig Kolumnen für eine Wochenzeitung und lebt mit seiner Frau als freier Autor in Meilen.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR19,90
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextPfarrer Gabathuler staunt nicht schlecht, als er den Beamten des Krematoriums unter den Trauergästen entdeckt. Normalerweise übergibt Boris Vucotic die Urne nur und nimmt nicht am Gottesdienst teil. Aber der Mann muss mit dem Pfarrer sprechen - unter vier Augen. Er hat nämlich etwas Ungewöhnliches in der Asche der Toten gefunden! Gabathulers Neugier ist geweckt. Immerhin war er, bevor er als Quereinsteiger zur reformierten Kirche kam, zwölf Jahre lang bei der Kantonspolizei, wo er gegen Frauenhandel und Prostitution kämpfte. Als er das Pfarrhaus in seiner Gemeinde Winterthur-Ganterwald bezog, wollte er dieses Leben eigentlich hinter sich lassen. Sogar Barbara, die Gabathuler noch von der Polizei- schule kennt, ist bei ihm eingezogen - auf Probe. Doch der Polizist in ihm kommt nicht zur Ruhe, erst recht nicht, als ihm der Witwer erzählt, welche Rolle die russische Mafia beim Tod seiner Frau spielte. Um an die Hintermänner heranzukommen, bedient Gabathuler sich unkonventioneller Methoden: Er bucht kurzerhand eine ihrer Escortdamen. Doch mit diesen Gegnern ist nicht zu spaßen. Wenn er nicht aufpasst, ist auch Gabathuler dem Himmel schneller ein Stück näher, als ihm lieb ist.

Benjamin Stückelberger war rund 16 Jahre lang Pfarrer der reformierten Kirche Zürich in Meilen und Winterthur-Wülflingen. Dabei konzentrierte er sich vor allem auf die Arbeit mit Jugendlichen nach der Konfirmation. Anschließend machte er sich selbständig, schrieb und produzierte Musicals für junge Erwachsene. Er schreibt regelmäßig Kolumnen für eine Wochenzeitung und lebt mit seiner Frau als freier Autor in Meilen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783715275277
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum12.10.2023
Reihen-Nr.2
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1416 Kbytes
Artikel-Nr.12532171
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

Wenn man erst einmal weiß, dass man einem Betrug aufgesessen ist, dann ist es einfach, weitere Hinweise zu sehen, die einem schon vorher hätten auffallen können. So erinnerte sich Gabathuler daran, dass Golubew sowohl den Arzt als auch ihn in die Küche gebeten hatte, anstatt sich mit ihnen in die bequemere Stube zu setzen. Dort war seine Frau zusammengebrochen. Und offensichtlich waren noch nicht alle Spuren beseitigt, sodass Golubew ihn und Rinderknecht in die Küche lotste. Zudem, wie hätte Golubew den Körper seiner Frau alleine von der Stube ins Schlafzimmer und aufs Bett hieven sollen? Golubew war zwar kein gebrechlicher Mann. Aber seine Frau war, wie Golubew auch, übergewichtig. Es musste ihm jemand geholfen haben. Gabathuler ahnte nun, welches andere Programm während der Trauerfeier in Golubews Kopf abgelaufen sein musste.

Es trieb Gabathuler um, dass er nun erneut in ein Verbrechen verwickelt war. Hätte Vukotic nichts erzählt, wäre Gabathuler im Anschluss an die Trauerfeier nach Hause gegangen und hätte sich seinen pfarramtlichen und privaten Aufgaben gewidmet. Alles wäre in bester Ordnung gewesen. So aber konnte er den dunklen Mächten nicht ausweichen. Er musste hinschauen. Dass die Golubews rein zufällig seine Christnachtfeier besucht hatten, entsprach ganz offensichtlich nicht der Wahrheit. Und darum musste es auch andere Gründe geben als jene Weihnachtsfeier, die Golubew dazu bewogen hatten, ihn ans Totenbett zu rufen. Es war Golubews Glück, dass sein Hausarzt seine Frau nur oberflächlich untersucht und somit vorschnell die Todesursache festgestellt hatte. Trotzdem mussten Golubew und sein Helfer beim Abdecken der Schusswunde gute Arbeit geleistet haben. Hätte Rinderknecht auch nur die geringste Menge Blut gesehen, hätte er die Tote sehr viel sorgfältiger untersucht.

Einen Reim auf das alles konnte Gabathuler sich allerdings nicht machen. Hatte Golubew etwa seine eigene Frau erschossen? Aber weshalb hätte er das tun sollen? Der Mann hatte seine Frau zu sehr geliebt. Zugegeben, er hatte sich damals auch nicht vorstellen können, dass Jakovlevs Frau aufrichtig um ihren Gatten trauern würde.

Doch die jetzige Situation war anders gelagert. Das Projektil machte den Unterschied. Ein Schuss, der innerhalb der Wohnung auf Ljudmila Golubew abgefeuert worden wäre, hätte ihren Körper durchschlagen, und das Projektil wäre somit nicht in der Kremationsasche aufgetaucht. Erst recht nicht bei einem Gewehrschuss. Daraus folgte, dass Golubews Frau aus großer Distanz erschossen worden sein musste. Aber wieso?

Gabathuler gefiel nicht, wo das hinführte.

 

Nachdem Vukotic das Projektil vor ihn hingestellt hatte, war Gabathuler erst einmal sprachlos. Sein Hirn arbeitete auf Hochtouren, während Vukotic Gabathulers Reaktion auskostete und sich genüsslich in seinen Stuhl zurücklehnte. Dann stand er auf, um einen weiteren Kaffee für sie beide zu holen. Gabathulers Ermittlerinstinkt war geweckt. Deshalb fragte er Vukotic, als er mit dem Kaffee zurückkam: »Kann ich das behalten?«

»Diese Frage habe ich erwartet.«

»Es ist nur, ich denke â¦ ich möchte dem nachgehen.«

»Schon klar, dass du damit mehr anfangen kannst als ich«, antwortete Vukotic mit ruhiger Stimme. »Ich habe mich nur gefragt, ob man damit nicht zur Polizei gehen sollte.«

»Nein!«, platzte es aus Gabathuler heraus. Vukotic zog die Brauen hoch. »Ich meine«, fügte Gabathuler schnell an, »da muss man selbstverständlich die Polizei einschalten. Aber lass mich das machen. Ich kann dafür sorgen, dass es auf direktem Weg zu den richtigen Leuten gelangt.« Gabathuler steckte das Projektil ein, und der Kremationsbeamte ließ es geschehen. »Ja«, sagte er langsam, während seine Augen mitverfolgten, wie das silberne Ding in Gabathulers Jackettasche verschwand, »du weißt bestimmt besser, wem man das übergeben muss.« Dann sah er Gabathuler wieder in die Augen. »Und in gewisser Weise habe ich es ja auch der Polizei übergeben.«

Gabathuler widersprach nicht.

»Zudem«, fuhr Vukotic fort, »liest man ja vielleicht wieder in der Zeitung darüber.«

Nun sah Gabathuler den Kremationsbeamten mit prüfendem Blick an. Wer bist du? Was willst du von mir?, schoss es ihm durch den Kopf. Und als hätte er Gabathulers Gedanken gelesen, sagte Vukotic: »Ich will nicht in ein Verbrechen verwickelt werden. Ich will aber auch nicht einfach wegschauen.«

»Mir kannst du vertrauen«, sagte Gabathuler und versuchte seine Stimme dabei besonders warm klingen zu lassen.

Vukotic begnügte sich damit. Er erhob sich und reichte Gabathuler die Hand. »Halt mich auf dem Laufenden.«

»Mach ich«, versprach Gabathuler und überlegte sich, wann wohl ein guter Zeitpunkt wäre, Golubew einen Besuch abzustatten.

 

»Bei welchen Gelegenheiten betet ihr?«

Bevor Gabathuler sich um Golubew und die Sache mit dem Projektil kümmern konnte, hatte er Konfirmandenunterricht zu halten. Thema war wie geplant das Gebet. Die kleine Schar von vierzehn Jugendlichen hatte es sich in den Sesseln des Jugendraums bequem gemacht und realisierte nun, dass sie gefragt war.

Lara Amstutz meldete sich, wie meist, als Erste: »Vor Prüfungen.«

»Hat bei mir noch nie genützt«, meinte Jessica Bachofen.

Kevin Baggenstos sagte: »Ich bete abends im Bett. Dann danke ich immer zuerst für die Menschen, die mir wichtig sind, und für das Gute und Schöne, das ich erlebt habe. Danach bete ich auch für gute Noten in der Schule. Und dass wir im Fußball gewinnen!«

Die anderen lachten.

»Und die anderen?« Gabathuler lenkte den Blick in die Runde. »Eveline, wie ist das bei dir?«

»Bei mir?« Eveline Peter warf lässig den Kopf nach hinten, fuhr sich durch ihr langes blondes Haar und gab Gabathuler zu verstehen, dass sie sich von seiner Frage belästigt fühlte. »Ach, ich weiß doch auch nicht. Ich habe noch nie gebetet.«

Valerie Oberhänsli meinte: »Im Gottesdienst beten wir doch immer.«

»Da weiß ich nie, was ich machen soll«, meldete sich Lara erneut.

»Das verstehe ich jetzt nicht«, meinte Valerie.

»Der Pfarrer betet dann ja und nicht ich«, erklärte Lara. »Also höre ich zu und überlege mir, was er sagt und ob ich das gut finde und so. Aber am Ende habe ich nur über das nachgedacht, was er gesagt hat. Das ist doch nicht beten. Oder?«

»Meine Lösung ist in solchen Fällen ganz einfach: Still sitzen und warten, bis es vorbei ist«, versuchte Paul Schindler zu helfen. »Gilt für den ganzen Gottesdienst.«

Einige schmunzelten zustimmend.

»Ich bete immer, wenn ich dringend Hilfe brauche«, brachte sich nun auch Pia Rickli ein.

»Zu wem betest du dann?«, fragte Paul interessiert.

»Keine Ahnung. Zu Gott oder so. Irgendeine höhere Macht wird es schon geben.«

»Das ist doch schon mal eine wichtige Feststellung«, griff Gabathuler Pias Beitrag auf. »Wir beten, wenn wir in Not sind.«

»Darum sagt man doch: Not lehrt beten«, meinte Pia.

»Das finde ich aber nicht richtig.« Lara Amstutz machte ein ernstes Gesicht. »Also ich hätte das nicht gerne, wenn die Menschen immer nur in der Not zu mir kämen. Da würde ich irgendwann zu ihnen sagen: Ihr könnt mir gestohlen bleiben.«

»Darum«, schaltete sich Kevin mit verschmitztem Gesicht ein, »danke ich immer zuerst, denn dann ist Gott mir wohlgesonnen und eher bereit, mir meine Wünsche zu erfüllen. Es ist immer ein Geben und Nehmen.«

Es entspann sich ein gutes Gespräch unter den Teenagern, das Gabathuler nur sanft moderieren musste. Sie sprachen über den Sinn und Zweck von Gebeten, ob Gott dazu da sei, den Menschen ihre Wünsche zu erfüllen, ob er auch helfe, wenn man nicht an ihn glaube, und wieso bei all den vielen Gebeten, die die Menschen schon gesprochen haben, immer noch so viel Leid in dieser Welt ist. Gabathuler tat die unverbrauchte Art dieser jungen Menschen gut. Das Gebet war ein zentrales Thema für alle Religionen, und diese Teenager stellten die wichtigen Fragen. Von wegen, die heutige Jugend sei nicht mehr an Religion interessiert! Am Schluss des Unterrichts bat er die Jugendlichen, in der kommenden Woche die Eltern zu fragen, wie sie es mit dem Beten hielten.

 

»Bitte nehmen Sie Platz! Ich möchte Sie herzlich willkommen heißen. Wir haben eine lange Traktandenliste mit ein paar knackigen Themen. Darum bitte ich um kurze Beiträge und konzentrierte Diskussionen.« Als Gabathuler an jenem Abend in der Sitzung der Kirchenpflege saß, hörte er zwar die freundliche Begrüßung des Präsidenten Walter Rohner. Er schmunzelte auch noch über dessen frommen Wunsch, er würde die Sitzung gerne spätestens um dreiundzwanzig Uhr beenden. Und schon dachte Gabathuler darüber nach, weshalb man von einem frommen Wunsch redete, wenn man einen absolut unrealistischen, unerfüllbaren Wunsch meinte.

Gabathuler bemühte sich, sich auf die Geschäfte zu konzentrieren, während der Präsident die Anwesenden durch die Tagesordnungspunkte lotste. Das Protokoll der letzten Sitzung wurde abgenommen. Aber schon bei den Berichten aus den Ressorts schweiften Gabathulers Gedanken ab und wanderten zu Golubew, den er am Nachmittag aufgesucht hatte.

 

Er hatte seinen Besuch bei Golubew nicht angekündigt. Die leichte Verunsicherung, die jede Überraschung mit sich bringt, konnte für sein Vorhaben nur von Vorteil sein. Und es war ja nicht unüblich, dass der Pfarrer spontan vorbeikam und klingelte.

»Herr Pfarrer?«

»Grüß Gott, Herr Golubew! Darf ich reinkommen?«

»Natürlich, kommen Sie.« Golubew machte einen Schritt zurück und lud den Herrn Pfarrer in seine Wohnung. In der...
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Benjamin Stückelberger war rund 16 Jahre lang Pfarrer der reformierten Kirche Zürich in Meilen und Winterthur-Wülflingen. Dabei konzentrierte er sich vor allem auf die Arbeit mit Jugendlichen nach der Konfirmation. Anschließend machte er sich selbständig, schrieb und produzierte Musicals für junge Erwachsene. Er schreibt regelmäßig Kolumnen für eine Wochenzeitung und lebt mit seiner Frau als freier Autor in Meilen.