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E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
304 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am19.10.2023
Ein packender Kriminalroman mit psychologischem Tiefgang. Hamburg wird von einer brutalen Mordserie erschüttert. Privatermittler Dr. Elias Hopp, Ex-Soldatin Janne Bakken und LKA-Profiler Zillinski arbeiten zusammen, um dem Täter auf die Spur zu kommen. Der Schluss liegt nahe, dass ein Psychopath sein Unwesen treibt. Doch um das perfide Spiel tatsächlich zu durchschauen, müssen die drei ihr ganzes Können aufbringen. Eine Informantin aus der Szene der »Neuen Rechten« bringt die Ermittler auf eine heiße Spur. Viel Zeit bleibt ihnen allerdings nicht, denn unter der Oberfläche ziehen gefährliche Gegner ihre Fäden.

Leo Hansen, Jahrgang 1954, arbeitete 15 Jahre bei den Landesmedienanstalten in Hamburg und Thüringen. Anschließend unterrichtete er Medienpädagogik, Psychologie/Pädagogik und Politik und veröffentlichte zahlreiche medienpädagogische Fachartikel. Er hat drei erwachsene Kinder und lebt mit seiner Frau in Neustadt in Holstein an der Ostsee.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextEin packender Kriminalroman mit psychologischem Tiefgang. Hamburg wird von einer brutalen Mordserie erschüttert. Privatermittler Dr. Elias Hopp, Ex-Soldatin Janne Bakken und LKA-Profiler Zillinski arbeiten zusammen, um dem Täter auf die Spur zu kommen. Der Schluss liegt nahe, dass ein Psychopath sein Unwesen treibt. Doch um das perfide Spiel tatsächlich zu durchschauen, müssen die drei ihr ganzes Können aufbringen. Eine Informantin aus der Szene der »Neuen Rechten« bringt die Ermittler auf eine heiße Spur. Viel Zeit bleibt ihnen allerdings nicht, denn unter der Oberfläche ziehen gefährliche Gegner ihre Fäden.

Leo Hansen, Jahrgang 1954, arbeitete 15 Jahre bei den Landesmedienanstalten in Hamburg und Thüringen. Anschließend unterrichtete er Medienpädagogik, Psychologie/Pädagogik und Politik und veröffentlichte zahlreiche medienpädagogische Fachartikel. Er hat drei erwachsene Kinder und lebt mit seiner Frau in Neustadt in Holstein an der Ostsee.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783987070877
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum19.10.2023
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4065 Kbytes
Artikel-Nr.12577994
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

Max war auf dem Weg zum Lindenhof, dem Vereinsheim von Fortuna Langenhorn. Einige Mitglieder seiner Kampfsportgruppe Spider, bei der er seit zwei Monaten trainierte, hatten ihn zu einem Treffen eingeladen. Wer sonst noch teilnahm, war ihm unbekannt. Auf den Treffen, so hatten sie ihm beim letzten Training erzählt, würde über gesellschaftliche Themen diskutiert und im Anschluss Bier getrunken. Und da er erst seit Kurzem in Hamburg lebte und sein soziales Leben noch sehr eingeschränkt war, hatte Max sich entschlossen, an dem Treffen teilzunehmen. Vielleicht würde er dort neue Leute kennenlernen. Leute, mit denen er wie in Dortmund Randale machen konnte. Dort hatte er bei einem rechten Kampfsportlabel gearbeitet, und nach der Arbeit waren sie auf die Jagd gegangen: nach Ausländern und reichen Kapitalisten, die das kranke System in Deutschland repräsentierten. Gleichzeitig konnte er bei diesen Aktionen seine dunkle Seite ausleben. In ihm brodelte eine unbändige Wut, die regelmäßig ein Ventil finden musste.

Inzwischen konnte er den Lindenhof sehen. Ein altes reetgedecktes Fachwerkhaus, das den Krieg und die Sanierungswut des Hamburger Senats überlebt hatte. Das Sonnenlicht ließ ihn für einen Moment in seiner ganzen Pracht erscheinen, doch dann beendeten dicke graue Wolken das Schauspiel. Sekunden später begann es zu regnen. Aprilwetter von seiner besten Seite. Max sah gerade, wie ein VW Beetle vor dem Haus hielt und zwei junge Frauen aus dem Auto stiegen. Sie spannten einen großen Regenschirm auf, unter den sie sich drängten und so lachend zum Eingang des Lindenhofs liefen. Dabei verlor eine der Frauen ihren Schal. Max lief zum Eingang und hob ihn auf. Ein betörender Duft stieg auf, und er hielt sich den Schal an die Nase.

»Und, gefällt dir mein Parfüm?«

Max schaute ertappt auf und hielt der jungen Frau, die plötzlich vor ihm stand, verlegen den Schal hin. »Du hast ihn gerade verloren, und, äh, ich ...«, stammelte er.

»Ich bin Sigi«, entgegnete sie, nahm den Schal und strahlte ihn an. »Und du bist?«

»Max. Ein paar Jungs von Spider haben mich eingeladen.«

»Ah, hab von dir gehört.« Und als sie seinen fragenden Blick sah, fuhr sie fort: »Wir reden miteinander.«

Es waren ungefähr fünfzig Leute anwesend, die an den u-förmig ausgerichteten Tischen Platz genommen hatten. Die meisten waren zwischen Mitte zwanzig und fünfzig Jahren. Neben den zwei Frauen, die Max schon gesehen hatte, waren noch weitere fünf Frauen im Publikum. Sigi und ihre Freundin saßen ihm gegenüber, und Sigi winkte ihm zu. Ihre lockigen schwarzen Haare hatte sie zu einem langen Zopf gebunden, ihre Lippen waren rot geschminkt. Er schätzte sie auf Ende zwanzig.

Ihre Freundin, die neben ihr saß, hatte kurze, strubbelige blonde Haare und trug eine schwarze Lederjacke. Sie wirkte sehr jugendlich, war aber sicher ein paar Jahre älter als Sigi. Er ließ seinen Blick weiterschweifen und erblickte noch drei Jungs, die wie Punks aussahen. Der Rest der Anwesenden machte eher einen biederen Eindruck, jedenfalls nicht weiter auffällig. Auch seine Kumpels aus der Kampfsportgruppe hatten sich in Schale geschmissen. Hemd, ordentliche Hose und Sneakers. Einzig zwei der Frauen fielen mit ihrem Äußeren aus dem Rahmen. Die ältere von beiden wegen der teuer aussehenden Kleidung, die andere wegen ihres roten Pagenkopfes, einer grünen Jacke und der dunklen Hornbrille. Max schätzte den Pagenkopf auf Mitte dreißig.

Plötzlich wurde es still, und ein spindeldürrer alter Mann mit weißen Haaren trat an das Rednerpult. »Liebe Freunde, ich freue mich, dass ihr so zahlreich gekommen seid. Und ich verspreche euch, ihr werdet es nicht bereuen. Nicht nur, weil wir im Anschluss noch eine kleine Feier vorbereitet haben, mit leckerem Essen und -«

»Ordentlichem Bier«, rief Sigi dazwischen und erntete dafür einige Lacher.

»Die junge Frau denkt wieder nur an das eine«, bemerkte der Redner trocken. Dann fuhr er streng und belehrend fort. »Aber bevor du dein Bier trinkst, solltest du den Ausführungen der Rednerin des Instituts für Neues Denken gut zuhören. Jetzt begrüßt bitte Dr. Doris Haferkamp.«

Verhaltener Applaus füllte den Saal, als Frau Haferkamp ans Rednerpult trat. Sie war eine der Frauen, die Max aufgefallen waren. Roter Blazer, darunter eine weiße Rüschenbluse, Perlenkette und dezent geschminkt. Die dunklen Haare waren zu einem Dutt gebunden. Eine reifere, attraktive Frau.

»Liebe Freundinnen und Freunde.« Sie blickte freundlich in die Runde. »Ich will euch nicht allzu lange von einem guten Bier abhalten. Umso mehr Zeit haben wir anschließend bei dem geselligen Beisammensein für einen Plausch.«

Sie räusperte sich und hielt ein paar Blätter in die Höhe. »Zwanzig Seiten, die mir mein Sekretär als Rede vorbereitet hat.« Sie blickte lächelnd in die Runde. »Keine Angst, die benötige ich aber nicht. Ich will euch stattdessen eine Geschichte erzählen.«

Doris Haferkamp legte die Papiere zur Seite. »Herr Kröppelin hat mich vorgestellt als Mitglied des Instituts für Neues Denken . Das ist richtig. Ich bin dort seit zwei Jahren Vorstandsvorsitzende. Und nur so viel: Neues Denken heißt, das Alte hinter sich zu lassen, das Bestehende aufzubrechen, die Zukunft zu gestalten. Nicht alles dem Globalisierungswahn zu opfern. Nun zu meiner Geschichte.«

Max irritierte, dass Doris Haferkamp ihn immer wieder anschaute. Er schloss die Augen und hörte aus der Ferne ihren Worten zu. Von zweien, die auszogen, um die Welt kennenzulernen, aber nur Ungerechtigkeit und Chaos erlebten. Auf dem Land, wo Bauern nicht mehr von ihren angebauten Produkten leben konnten. In Dörfern, wo Fremde besser wohnten als die Einheimischen. In Städten, wo wieder eine babylonische Sprachverwirrung herrschte. Und so ging es weiter.

Als Applaus aufbrandete, schreckte Max zusammen und öffnete die Augen. Er blickte zu Sigi, die an den Ausführungen nicht besonders interessiert zu sein schien. Er sah, wie sie sich zu ihrer Nachbarin beugte und ihr etwas ins Ohr flüsterte. Dann blickten beide zu ihm herüber und kicherten. Max wurde rot, hatte er geschlafen? Aus Verlegenheit blickte er wieder zu Doris Haferkamp, die gerade ihr apokalyptisches Märchen mit dem Selbstmord ihrer beiden Abenteurer beendete.

»Jugend ist ein Privileg«, hörte er sie sagen, »aber Jugend hat auch Verantwortung. Deshalb müssen wir, müsst ihr kämpfen und dürft nicht den Kopf in den Sand stecken.« Jetzt blickte sie wieder zu ihm. »Wir brauchen starke, junge Männer«, dann ließ sie ihren Blick effektvoll über die Zuhörer schweifen, »und selbstverständlich auch junge Frauen, die nicht vor dem Fremden, dem Überflüssigen, dem Wertlosen, das uns bedroht, fliehen oder gar aus Verzweiflung, so wie meine beiden Protagonisten aus der Geschichte, den Freitod wählen. Ihr müsst ausziehen, um der Welt das Fürchten zu lehren, wenn der Tag gekommen ist. Und ich verspreche euch. Ihr seid nicht alleine. Ich danke euch für das Zuhören und freue mich, gleich mit euch einen netten Abend zu verbringen.«

Wieder brandete Applaus auf. Max musste zugeben, dass er die Überlegungen, die Doris Haferkamp ausgeführt hatte, gar nicht so schlecht fand. Es gab so viele Sozialschmarotzer, die dem Staat nur Geld kosteten. Dazu gehörten natürlich auch die vielen Asylbewerber. Außerdem empfand er sich als Globalisierungsopfer. Er hatte keinen vernünftigen Job und bekam eine Scheißbezahlung. Aber das hätte man auch in weniger Sätzen sagen können. Er konnte noch nie gut zuhören. Einer der Gründe, warum er sein Studium nach zwei Semestern geschmissen hatte. Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Die Frau mit dem Pagenkopf stand hinter ihm.

»Ich bin Veronica, die Assistentin von Frau Dr. Haferkamp. Sie möchte dich zu einem Bier einladen.«

Max starrte sie verblüfft an. »Mich?«

»Ja.« Sie lächelte vielsagend. »Gleich am Tresen.«

Hatte er doch recht gehabt. Sie hatte ihn angeschaut. Nicht nur ein Mal. Er stand auf und ging langsam Richtung Tresen. Er suchte Sigi, konnte sie aber nicht finden. Stattdessen lief er in die Arme von Klaus aus der Kampfsportgruppe.

»Mann, das war doch ein geiler Vortrag, oder?« Klaus sah ihn grinsend an. »Und dann hat sie auch noch super Möpse.«

»Ja, sie hat viele gute Dinge gesagt.«

»Jetzt müssen wir uns nur noch überlegen, wie wir der Welt das Fürchten lehren.« Klaus schlug ihm kumpelhaft seine Hand auf die Schulter. »Wir sehen uns«, sagte er.

Max schaute ihm hinterher und sah, wie er Richtung Büfett ging. Dort entdeckte er auch Doris Haferkamp, die ein Stück Käse aß und an einem Sektglas nippte. Sie war gerade mit den beiden jungen Frauen, die er zu Beginn getroffen hatte, im Gespräch. Wobei es mehr ein Monolog zu sein schien. Haferkamp redete eindringlich auf die beiden ein, und sie zeigten ihr Interesse durch eifriges Kopfnicken. Einige Male schienen sie zu ihm herüberzugucken.

Haferkamp beendete ihren Monolog, drückte Sigi das Sektglas in die Hand und machte sich auf den Weg zum Tresen. Max bahnte sich ebenfalls seinen Weg durch die Menschenmenge und kam fast gleichzeitig mit ihr dort an. Sie war einen Kopf kleiner als er, aber mit ihren hohen Absätzen glich sie den Größenunterschied fast aus.

»Hallo«, sagte sie freundlich. »Du bist Max, habe ich gehört.«

Max nickte verlegen.

Sie reichte ihm die Hand. »Ich bin Doris.« Dann bestellte sie zwei Bier. »Wie hat dir meine Rede gefallen?«

»Ich fand gut, dass Sie, äh, ich meine, dass du keine langweilige Rede gehalten, sondern eine Geschichte, ein Märchen erzählt hast.«

Sie prostete ihm zu und nahm einen Schluck vom Bier. »Man...
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Leo Hansen, Jahrgang 1954, arbeitete 15 Jahre bei den Landesmedienanstalten in Hamburg und Thüringen. Anschließend unterrichtete er Medienpädagogik, Psychologie/Pädagogik und Politik und veröffentlichte zahlreiche medienpädagogische Fachartikel. Er hat drei erwachsene Kinder und lebt mit seiner Frau in Hamburg.