Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Maintod

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
320 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am19.10.2023
Ein leichthändig erzählter Kriminalroman mit sympathisch-eigenwilligen Figuren. Würzburg im Liebesrausch: Die neue Dating-App »Main-Schatz« sorgt mit ungewöhnlichen und echt fränkischen Unternehmungsideen für einen Boom an Flirts und Verabredungen. Doch dann sterben gleich zwei Romeos auf dem Weg zum Rendezvous. Treibt eine Schwarze Witwe ihr Unwesen? Hauptkommissarin Nadja Gontscharowa und ihr Kollege Peter Steiner müssen die Presse von einer Hexenjagd abhalten - und ganz nebenbei einen perfiden Attentäter finden, der die Liebessehnsucht seiner Opfer ausnutzt, um seine tödlichen Anschläge zu verüben.

Anja Mäderer wurde 1991 in Gunzenhausen geboren. Sie studierte Germanistik und Geschichte in Würzburg und veröffentlichte dabei ihren ersten Krimi. Sie schmiedet neue Mordpläne, während sie mit ihrem kleinen Sohn auf dem Friedhof spielt. Als Anja Stapor schreibt sie auch Thriller. www.anja-maederer.de
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR3,99

Produkt

KlappentextEin leichthändig erzählter Kriminalroman mit sympathisch-eigenwilligen Figuren. Würzburg im Liebesrausch: Die neue Dating-App »Main-Schatz« sorgt mit ungewöhnlichen und echt fränkischen Unternehmungsideen für einen Boom an Flirts und Verabredungen. Doch dann sterben gleich zwei Romeos auf dem Weg zum Rendezvous. Treibt eine Schwarze Witwe ihr Unwesen? Hauptkommissarin Nadja Gontscharowa und ihr Kollege Peter Steiner müssen die Presse von einer Hexenjagd abhalten - und ganz nebenbei einen perfiden Attentäter finden, der die Liebessehnsucht seiner Opfer ausnutzt, um seine tödlichen Anschläge zu verüben.

Anja Mäderer wurde 1991 in Gunzenhausen geboren. Sie studierte Germanistik und Geschichte in Würzburg und veröffentlichte dabei ihren ersten Krimi. Sie schmiedet neue Mordpläne, während sie mit ihrem kleinen Sohn auf dem Friedhof spielt. Als Anja Stapor schreibt sie auch Thriller. www.anja-maederer.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783987071157
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum19.10.2023
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3280 Kbytes
Artikel-Nr.12577999
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2

Peter / Sonntag, 02. 07., Kriminalpolizeiinspektion in der Zellerau

Peter saß entspannt vor seinem Kaffee und sah jedem seiner Kolleginnen und Kollegen, die nach und nach ins Besprechungszimmer eintrudelten, an, ob sie nachts gearbeitet hatten oder nicht. Lars Nauke wirkte derart aufgedreht, dass er einiges an Koffein intus haben musste. Er gestikulierte mit ausschweifenden Gesten und stieß dabei mehrfach beinahe den Teller mit Keksen um, den Gretchen so dicht wie möglich vor ihm abgestellt hatte. Die Sekretärin des K1, Gretchen Morungen, hatte eine Schwäche für Lars Naukes blumige Ausdrucksweise. Ihre Vorliebe für einen der Ermittler wechselte allerdings monatlich. Peter merkte immer dann, dass er der aktuelle Favorit war, wenn sie ungefragt in seinem Büro auftauchte, um ihm Essen oder Getränke zu kredenzen, und ihn in den Pausen vor den Frotzeleien der Kollegen verteidigte. Das war allerdings schon länger nicht mehr geschehen.

Sie hatte offenbar keine Nachtschicht hinter sich, denn sie sah ausgeruht aus und war besonders sorgfältig zurechtgemacht, trug sogar Rouge auf den Apfelbäckchen. Gerade war sie mit Kopfhörern über den eigentlich grau gelockten, neuerdings aber mit blonden Strähnchen aufgepeppten Haaren noch damit beschäftigt, etwas abzutippen, wahrscheinlich ein Verhörprotokoll. Peter bewunderte das pastellfarbene Twinset, das sie mit einer glitzernden Katzenbrosche trug. Wenn es eine Abstimmung gegeben hätte, wer optisch am allerwenigsten ins K1 passte, dann hätte Gretchen sicher haushoch gewonnen. Aber alle schätzten ihre Zuverlässigkeit und ihren unermüdlichen Arbeitseifer.

Neben ihr hatte Widukind Brugger seine Brille auf dem Tisch abgelegt und seinen Kopf auf die Arme gebettet, wie um noch ein paar Minuten Schlaf nachzuholen. Selbst sein Pferdeschwanz hing erschöpft über den Kragen des dunkelblauen T-Shirts hinunter. Peter schloss mit sich selbst eine Wette ab, dass Yoda vorne draufgedruckt war. Oder Gollum. Oder ein anderes Fabelwesen.

Elif Yilmaz zog sich den Stuhl neben Peter heran. Die stille Kommissarin mit der ausladenden Figur und der dunkelbraunen Haarmähne hatte letztes Jahr die interne Schützenmeisterschaft gewonnen. Sie war noch nicht lange im Team und ersetzte Maximilian Braun, der in das Kommissariat für Kinderpornografie abkommandiert worden war. Das K11 war neben dem Kommissariat für Cyberverbrechen das am schnellsten wachsende. Die Fälle und das zu sichtende Material hatten sich in den letzten Jahren vervielfacht. Etwas in Peter wurde immer sehr traurig, wenn er daran dachte. Seit Mariechen auf der Welt war, gab es Themen, die sich nur schwer aushalten ließen.

»Du warst gestern auch vor Ort, hab ich gehört.« Elif hatte Concealer unter ihren Augen aufgetragen, sah jedoch trotzdem alles andere als ausgeruht aus.

»Ja, aber nur kurz. Nadja hat mich heimgeschickt, nachdem wir uns ein erstes Bild verschafft hatten.«

Peter war erleichtert gewesen, der stickigen Pizzeria entkommen zu können. Zu Hause hatte er Mariechen und Rebekka ungewohnt fest umarmt und darauf bestanden, dass sie den unerwartet geschenkten Abend mit Bilderbüchern verbrachten.

Elif musterte ihn, und Peter war sich nicht sicher, was sie dachte. Sie hatte auch zwei Kinder daheim, hatte aber gestern offenbar noch lange gearbeitet. Doch sie sagte nichts dazu. »Als ich kam, war der Tote leider schon vom Bestatter abtransportiert. Professor Nauke wollte ihn unbedingt so schnell wie möglich im Institut haben.«

Lars Nauke, dem das Koffein offensichtlich das Gehör einer Fledermaus verlieh, wirbelte zu ihnen herum. »Man muss die Proben schnell entnehmen. Manche Gifte verflüchtigen sich, wenn man zu lange wartet!«

Elif starrte ihn an. »Dann haben Sie gestern tatsächlich noch die Obduktion durchgeführt?«

»Korrekt. Frau Gontscharowa und der verehrte Herr Staatsanwalt kamen gegen Mitternacht noch dazu. Da hatten wir eine nette kleine Runde.«

Peter zog nur die Augenbrauen hoch. »Gruselig.«

Er glaubte, eine kühle Präsenz hinter sich zu spüren, und drehte sich um. Der eben erwähnte Staatsanwalt Victor de Mancini hatte den Raum betreten. Wie immer war er penibel korrekt gekleidet. Er trug einen silbergrauen Sommeranzug, ein weißes Hemd und eine Krawatte, deren Knoten so fest gezogen war, dass er unangenehm gegen den Hals drücken musste. Mancini schien es nicht zu bemerken. Sein Blick überflog die Anwesenden, hier ein Nicken, dort ein Zusammenpressen der Lippen, das man für den Versuch eines Lächelns halten konnte. Erst als er bei Peter anlangte, hellten sich die aristokratischen Züge etwas auf.

Um Mancini gab es mehr Gerüchte als bekannte Tatsachen. Dass er der letzte Nachkomme einer italienischen Adelsfamilie war und nur zum Spaß arbeitete. Dass er nur ein einziges Mal geliebt hatte, die Frau ihn verlassen hatte und er sie Jahre später als Mordopfer wiedersah. Dass er nicht schlief, sondern in einem Sarg ruhte oder mit einem Stecker seine Batterien wieder auflud. Noch keiner im K1 hatte ihn jemals essen sehen. Weder bei Besprechungen noch in der Pause oder bei langen Einsätzen. Ihn um Mitternacht bei einer Obduktion zu treffen, schien absolut passend. Peter schnaubte ungehalten, da er sich nie an den Spekulationen über den Staatsanwalt beteiligte. Denn er mochte ihn und schätzte seinen trockenen Humor und seine Leidenschaft für mittelalterliche Geschichte, Literatur und Kunstschätze.

»Herr Steiner.« Mancini grüßte ihn als einzigen mit Namen und ließ sich auf Peters anderer Seite nieder.

Peter nahm einen flüchtigen Geruch nach Tabak und altem Papier wahr. Auch er hatte sicherlich eine kurze Nacht gehabt, doch Peter traute ihm ohne Weiteres zu, dass er einer der Menschen war, die nie mehr als fünf Stunden pro Nacht schliefen und trotzdem ganz normal funktionierten.

Nadja war währenddessen vorne bereits damit beschäftigt, die Technik aufzubauen und ihren Laptop mit dem großen Fernsehbildschirm zu verbinden. Sie trug einen dunkelblauen, ärmellosen Jumpsuit. In der Taille gebunden betonte er ihre athletische Figur. Wie immer hatte sie die Haare in einer komplizierten Flechtfrisur frisiert und hochgesteckt. Peter fragte sich nicht zum ersten Mal, ob das der einzige Hinweis darauf war, dass auch Nadja Gontscharowa eine Kindheit gehabt hatte. Ob ihr die Haare früher von den geschickten Händen einer russischen Großmutter geflochten worden waren und sie auf dem Schulhof Springseil gehüpft war, während die Zöpfe flogen. Das einzige Relikt aus der Kindheit, das sie über die Jahre beim Erwachsenwerden begleitet hatte. Und das sie noch immer nicht aufgab.

In diesem Moment blickte Nadja auf. Ihre Blicke kreuzten sich, und sie verzog die schmalen Lippen spöttisch, als sie Mancini neben Peter sitzen sah. Sie hatte sich schon oft über die Männerfreundschaft lustig gemacht.

Peter grinste zurück und wandte sich demonstrativ an Mancini. »Eine nächtliche Obduktion, da agiert Professor Nauke ja fast in der Nachfolge Frankensteins.«

»Bloß war der nicht in Würzburg, sondern in der alten Anatomie in Ingolstadt tätig.« Mancini verzog keine Miene.

»Wirklich?« Der Kollege Kurt Heideckert sah vor seinem Notizbuch auf. Er hatte die letzten Minuten gedankenversunken durch frühere Fälle geblättert, die er dort in seiner winzigen Schrift festgehalten hatte. Seine Wangen hingen etwas hinunter, und die Tränensäcke nahmen über die Jahre immer weiter an Umfang zu, was ihm ein stets trauriges Aussehen verlieh.

Peter konnte den Duft nach Kräutertee riechen, der seiner Tasse entstieg. Der dienstälteste Kommissar liebte es, sich vor der täglichen Besprechung in aller Ruhe einen Teeaufguss mit Kamille, Lindenblüten oder Himbeerblättern zuzubereiten. Meistens verwendete er dafür sogar selbst gesammelte Kräuter, die er von seinen Streifzügen im Gramschatzer Wald mit nach Hause brachte.

Mancini nickte. »Wirklich. Die Autorin, Mary Shelley, ließ ihren Victor Frankenstein zum Medizinstudium nach Ingolstadt reisen. Dort gab es schon im 18. Jahrhundert ein Experimentiergebäude für die Mediziner und Naturwissenschaftler. Das hat ihre Phantasie wohl beflügelt.«

Heideckert schwieg beeindruckt. Peter wusste, dass er gerne weiter nachgefragt hätte, sich Mancini gegenüber aber nicht recht traute. Wahrscheinlich würde er daheim weiter recherchieren. Das Arbeitsfeld der Rechtsmedizin interessierte ihn sehr.

Währenddessen blickte Nadja immer wieder auf die Uhr und tigerte vor dem Fernsehbildschirm hin und her. Peter wusste, auf wen sie wartete.

»Ich sag ihr Bescheid, dass wir so weit sind«, sagte sie schließlich und verließ unter den mitleidigen Blicken der Anwesenden den Raum.

Nadja / Sonntag, 02. 07., Kriminalpolizeiinspektion in der Zellerau

Nadja ging in Richtung der Treppen. Sie hasste es, untätig herumzustehen, vor allem, wenn sie diejenige war, auf die alle Augen gerichtet waren. Da holte sie die Kriminaldirektorin lieber selbst ab, vielleicht hatte sie den Termin ja vergessen.

Als Nadja um die Flurecke bog, sah sie eine bekannte Gestalt mit geschmeidigen Schritten vor sich laufen. Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, als sie auf Zehenspitzen hinter dem Mann herschlich. Sie hielt sich dicht an der Wand, weil es dort weniger hallte. Er schien nichts zu bemerken. Das weiße T-Shirt bildete einen leuchtenden Kontrast zu seiner dunklen Haut. Dazu trug er Jeans und weiche Bastschuhe. Nadja betrachtete beim Näherkommen die Struktur seiner wuscheligen schwarzen Haare. Sie wusste genau, wie sich die wilden Kräusel unter ihren Händen anfühlten. Den letzten Meter überwand sie mit einem Satz. Sie umschlang ihn von hinten mit den Händen...
mehr