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Perchtoldsdorfer Todesrausch

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
272 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am19.10.2023
Perchtoldsdorf: Wie alles begann! Giftspeiende Schneekanonen und zwei tote Drogendealer: Damit ist die Entspannung für die Charlotte in ihrem wohlverdienten Urlaub in Schladming gründlich ruiniert. Mit ihrer vorlauten kleinen Schwester Flora im Schlepptau schaut sich die Ex-Polizistin die Sache mal genauer an - irgendwer muss den Job ja machen, wenn die lokalen Behörden nichts weiterbringen. Denn: einmal Polizistin, immer Polizistin. Und ganz nebenbei lernt sie auch noch ihre große Liebe kennen . . .

Christian Schleifer, Jahrgang 1974, ist gebürtiger Perchtoldsdorfer, gefangen im Leben eines Wieners. Nach erfolgreichem Lehramtsstudium der Anglistik und Germanistik arbeitete er zwanzig Jahre lang folgerichtig als Sportjournalist bei zwei österreichischen Tageszeitungen, bevor er 2015 beschloss, sich mehr Zeit für seine Frau, die Zwillinge und das Krimi-Schreiben zu nehmen.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextPerchtoldsdorf: Wie alles begann! Giftspeiende Schneekanonen und zwei tote Drogendealer: Damit ist die Entspannung für die Charlotte in ihrem wohlverdienten Urlaub in Schladming gründlich ruiniert. Mit ihrer vorlauten kleinen Schwester Flora im Schlepptau schaut sich die Ex-Polizistin die Sache mal genauer an - irgendwer muss den Job ja machen, wenn die lokalen Behörden nichts weiterbringen. Denn: einmal Polizistin, immer Polizistin. Und ganz nebenbei lernt sie auch noch ihre große Liebe kennen . . .

Christian Schleifer, Jahrgang 1974, ist gebürtiger Perchtoldsdorfer, gefangen im Leben eines Wieners. Nach erfolgreichem Lehramtsstudium der Anglistik und Germanistik arbeitete er zwanzig Jahre lang folgerichtig als Sportjournalist bei zwei österreichischen Tageszeitungen, bevor er 2015 beschloss, sich mehr Zeit für seine Frau, die Zwillinge und das Krimi-Schreiben zu nehmen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783987071232
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum19.10.2023
Seiten272 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3617 Kbytes
Artikel-Nr.12578001
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Zwei

Dreieinhalb Stunden war die Charlotte mit der Flora in ihrem alten, schrottreifen Volvo gesessen, um von Perchtoldsdorf nach Schladming zu fahren. Und das alles nur, weil die Flora, ihre fünfzehn Jahre jüngere Schwester, sich eingebildet hatte, unbedingt in DIESER Woche, dieser ganz speziellen Woche, die Charlotte auf ihr Versprechen eines gemeinsamen Kurz-Skiurlaubs festnageln zu müssen. Aber was tat man nicht alles, um das kleine Schwesterherz zufriedenzustellen? Vor allem, wenn man sich so selten sah wie diese beiden.

Was eindeutig nicht an der Flora lag. Die rief ihre große Schwester ja praktisch täglich an, hing ihr mit allem Möglichen in den Ohren und versorgte sie zudem noch mit dem neuesten Tratsch vom heimischen Weingut. Die Charlotte hätte es zwar nie zugegeben, aber natürlich interessierte es sie, was daheim so abging. Auch wenn sie viel zu stolz war, dort selbst einmal nachzufragen.

Wer hatte sie denn vor über einem Jahrzehnt von daheim vertrieben? Natürlich die Eltern, vor allem die Frau Mama, die ihr ständig in den Ohren gelegen hatte, wann sie sich denn endlich besinnen und einen ordentlichen Mann finden würde. Nun, darauf würde sie warten müssen, bis die Hölle zufror, denn mit Männern hatte die Charlotte nun wirklich überhaupt nichts am Hut. Mit Frauen momentan allerdings auch nicht so wirklich. Eigentlich war sie im letzten Jahr in ein richtig tiefes Loch gefallen. Job bei der Polizei verloren, danach nur mehr als Security und Nachtwächterin in der großen Shopping Mall im Süden von Wien untergekommen. In einer anderen Welt, einem anderen Universum wäre sie jetzt die Juniorchefin eines der größten Weinbaubetriebe in Perchtoldsdorf. In dieser Welt, in diesem Leben war sie - nichts. Meinte sie jedenfalls. Da tat es ganz gut, wenigstens ein paar Tage lang dem elendigen Alltagstrott zu entfliehen. Selbst wenn das bedeutete, dass man seine penetrant besserwisserische kleine Schwester an der Backe hatte.

Und überhaupt: Sie waren ja gerade erst angekommen. Die kleine Schwester war schon so überdreht, dass sie es gar nicht mehr aushielt. Kaum hatten sie in ihrem Zimmer in einer kleinen Pension am Ortsrand eingecheckt, hatte die Flora auch schon ihre Skisachen ausgepackt, auf ein kleines Prospekt am Nachtkästchen gezeigt und gemeint: »Das machen wir jetzt noch!« Widerstand zwecklos.

Die Flora meinte damit natürlich das Nachtskifahren auf der Hochwurzen. Von zwanzig bis dreiundzwanzig Uhr. Wären sie normal auf Skiurlaub gewesen, hätte die Charlotte vielleicht noch ein Nein über die Lippen gebracht und sich so aus dem folgenden Schlamassel heraushalten können. Aber nein, sie mussten ja gerade in DER Woche nach Schladming fahren. DIE Woche, in der alljährlich praktisch ganz Österreich (und überhaupt die gesamte Welt, wenn man dem staatlichen Fernsehen und dem Skiverband glauben wollte) zuerst zu den Weltcuprennen nach Kitzbühel und zwei Tage später nach Schladming blickte. Genauer gesagt, auf einen taghell beleuchteten Skihang, der »einzigartig in ganz Europa, direkt im Stadtzentrum endet« (so die Tourismuswerbung Schladming). Kurz: Es war die Woche des klassischen Nachtslaloms in Schladming. Des »Nightrace«.

»Fünfundvierzigtausend Zuschauer erwart ma«, hatte ihnen die Pensionsbesitzerin noch mit auf den Weg gegeben, bevor die Charlotte und die Flora zur Hochwurzen aufgebrochen waren.

»So what?«, hatte die Flora in ihrer unnachahmlichen Art gemeint. Die kleine Schwester hatte sich Schladming und just dieses Wochenende in den Kopf gesetzt, weil sie die österreichischen Skistars unbedingt einmal live erleben wollte. Vor dem Fernseher mitfiebern, das tat man in Österreich ja bereits ab dem Säuglingsalter, aber so ein Spektakel einmal live erleben, das war gerade für jemanden aus dem Osten des Landes eine völlig neue Erfahrung. Und mit ihren fünfzehn Jahren war die Flora ohnehin noch leicht zu begeistern.

Die Stars des ÖSV-Nationalteams vergötterte sie bereits seit Jahren wie ... na ja, wie Götter halt. Die Charlotte konnte das nicht so richtig nachvollziehen, weil damals, als sie selbst noch jung gewesen war (»Also in der Steinzeit«, O-Ton Flora), da las man noch die Bravo (wahlweise auch den Rennbahn-Express) und stand auf Rockmusiker. Aber doch nicht auf Skifahrer! Okay, Ausnahmen hatte es natürlich immer gegeben. Den Klammer Franz (aber der war sogar noch vor der Zeit der Charlotte gewesen), später dann den Hermann »Herminator« Maier und den Stephan Eberharter und dann den GOAT, den vielleicht Größten aller Zeiten - Marcel Hirscher, dessen Rücktritt wie eine offene Wunde noch recht frisch im Gedächtnis der österreichischen Skifahrerseele klaffte.

Aber ein Poster vom »Herminator« im eigenen Zimmer? Oder eines vom Hirscher? Keinesfalls! Wer hätte damals den Maier dem, sagen wir mal, Axl Rose vorgezogen? So verrückte Mädels hatte es zu ihrer Zeit ja gar nicht gegeben. Gut, zugegeben: Die Charlotte stand auch damals schon mehr auf Sängerinnen als auf den Axl Rose, aber nicht wegen der Musik, das sollte man vielleicht auch gleich dazusagen. Die Charlotte war ein etwas eigener Fall. Heutzutage eh nicht mehr so schlimm, aber vor zehn, fünfzehn Jahren? Da war das noch ein bisschen anders. Wenigstens in einem konservativen Weinort. Und Hochzeit? Fehlanzeige.

Noch.

Die Charlotte hatte nach ihrer »Flucht« vor der Familie und aus Perchtoldsdorf als Polizistin in Wien gearbeitet. In der Josefstadt. Eigentlich sehr ruhig dort. Kleines Grätzel, nette Kollegen, geringste Kriminalitätsrate in ganz Wien. Kein Wunder, die Josefstadt beherbergte ja in erster Linie alte Leute und Studenten. Und vor allem: kaum riesige Gemeindebauten. Nicht, weil sich die Hofratswitwen und die lässigen, SUV-fahrenden Bobos im Bezirk dagegen gesperrt hätten. So weit konnte es gar nicht kommen. Nein, der achte Bezirk war dafür einfach zu klein, da gibt´s keinen Platz für einen großen Gemeindebau. Links der siebente »Hieb«, rechts der neunte, darunter der erste und oberhalb der sechzehnte. Das war halt etwas anderes als etwa der im Verhältnis noch noblere (und vor allem großflächigere) neunzehnte Bezirk, wo es einige richtig große Gemeindebauten gab. Da war zur Zeit der sozialen Bauwut aber auch noch jede Menge Brachland gewesen. Und von »nobel« konnte damals auch noch keine Rede sein.

Das größte Hallo im achten Bezirk gab´s bei einer erfolgreichen Premiere am Theater in der Josefstadt. Ganz rebellisch sind die alten Weiberln mit ihren Saisonabos dann vor dem Theater mitten auf der Josefstädter Straße gestanden, weil am schmalen Gehsteig vor dem Theater kein Platz mehr war. Und geschimpft und geflucht wurde, wenn die 2er-Straßenbahn sich erdreiste, wild zu klingeln, damit Platz auf der Straße gemacht wurde. Die Aufregung konnte allerdings auch daher stammen, dass im Theater mal wieder eine moderne Aufführung gegeben worden war. Weil, wo sind wir denn? An der Josefstadt hat klassisch gespielt zu werden. Bitte kein neumodernes Zeug! Das kann man sich ja eh einen halben Kilometer entfernt im Burgtheater antun.

Ganz aufgeregt war da die Seniorinnenpartie, so wie sonst nur die Tauben bei der Massenfütterung, die für gewöhnlich von derselben Seniorinnenclique im kleinen Schönbornpark, keine zweihundert Meter vom Theater in der Josefstadt entfernt, durchgeführt wurde. Schönbornpark? Da hat der Kardinal Schönborn im achten Bezirk nämlich einen eigenen Park, der nach ihm benannt ist, beziehungsweise nach seiner Familie. Gleich daneben auch noch das Palais Schönborn, in der Nähe auch noch die Schönborngasse und zum Drüberstreuen gab es früher sogar ein China-Restaurant namens Schönborn. Gut, vielleicht weiß der Kardinal Letzteres gar nicht, wird ihm wohl auch egal sein. Aber irgendwie schon witzig. Oder einfach nur bezeichnend für Wien.

Die Charlotte war also Polizistin mitten im Achten gewesen. Nichts Weltbewegendes. Einmal Dienst im Kommissariat, dann wieder Streifendienst. Eigentlich führte sie damals ein ziemlich zufriedenes und gechilltes Leben. Und dann war da noch ihre Kollegin. Die Gitti. Schön war die: groß, blond, vollbusig. Der Charlotte war sie sogar fast zu vollbusig. Aber wo die Liebe hinfällt ... Die Charlotte selbst war in dieser Hinsicht ja nicht so gesegnet. Was ihr aber ziemlich wurscht war. Wenigstens hatte sie deswegen nie Minderwertigkeitskomplexe gehabt.

Und dann passierte diese unrühmliche Geschichte am Kommissariat. Mit der Gitti. Der Abend, der ihr Leben so richtig aus der Bahn warf.

Dieser spezielle Abend war selbst für die Josefstadt besonders ruhig gewesen. Keine Theaterpremiere und auch sonst nichts von Bedeutung. Zwei Kollegen waren auf Urlaub, die zwei anderen auf Streife, der Chef bei einem Empfang im Rathaus. Es hatte am Abend auch keine Anrufe gegeben, weil wieder mal der Nachbar den Fernseher zu laut aufgedreht hatte oder die durchgeknallte Nachbarin im Erdgeschoss ihre Tabletten vergessen hatte und das ganze Haus mit einer Klingelpartie auf die Palme brachte. Im Fernsehen lief auch nichts. Also tote Hose auf der ganzen Linie.

Die Charlotte und die Gitti waren sich da schon ein wenig nähergekommen. Erst waren sie ein paarmal gemeinsam unterwegs gewesen, aber nie war etwas passiert. So richtig gefunkt hatte es dann vor ein paar Wochen im U4. Zufällig hatten sie sich dort getroffen, natürlich genau am Gay-Abend. Frage nicht, ein paar überteuerte Cola-Rum und Cola-Whiskey später ist dann die Post abgegangen. Und die Charlotte war so glücklich. Wie ein Hutschpferd. Ein lackiertes.

Nach ihrer letzten langjährigen Beziehung und dem damit verbundenen Ende, das einer griechischen Tragödie zur Ehre gereicht hätte, war noch ein...
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Autor

Christian Schleifer, Jahrgang 1974, ist gebürtiger Perchtoldsdorfer, gefangen im Leben eines Wieners. Nach erfolgreichem Lehramtsstudium der Anglistik und Germanistik arbeitete er zwanzig Jahre lang folgerichtig als Sportjournalist bei zwei österreichischen Tageszeitungen, bevor er 2015 beschloss, sich mehr Zeit für seine Frau, die Zwillinge und das Krimi-Schreiben zu nehmen.