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Finstergrund

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
288 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am10.04.20242024
Alban Berger und Tammy Bieger bauen im Polizeipräsidium Offenburg eine Cold-Case-Abteilung auf. Nach ersten Erfolgen befassen sie sich mit einem Fall, der ihre Kräfte bald überfordert. Bei Ermittlungen in einem geheimnisvollen Hof in der Moos, einem sagenreichen Gebirgszug in der Ortenau, werden sie angegriffen. Dabei kommt es zu einem tödlichen Zwischenfall, der zunächst das Augenmerk auf den ehemaligen Soko-Leiter Firner lenkt. Als klar wird, dass im Hof die Lösung des Falles zu suchen ist, geraten Berger und Tammy in Lebensgefahr.

Willi Keller - Autor und ehemaliger Nachrichtenredakteur des SWR - sammelt Sagen, die er seit den 1980er-Jahren in mehreren Büchern veröffentlicht hat. Er liebt das Erzählen, die Fantasie und die Ortenau. Mit »Finstergrund« legt er seinen dritten Kriminalroman vor.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
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EUR10,99
E-BookPDF0 - No protectionE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextAlban Berger und Tammy Bieger bauen im Polizeipräsidium Offenburg eine Cold-Case-Abteilung auf. Nach ersten Erfolgen befassen sie sich mit einem Fall, der ihre Kräfte bald überfordert. Bei Ermittlungen in einem geheimnisvollen Hof in der Moos, einem sagenreichen Gebirgszug in der Ortenau, werden sie angegriffen. Dabei kommt es zu einem tödlichen Zwischenfall, der zunächst das Augenmerk auf den ehemaligen Soko-Leiter Firner lenkt. Als klar wird, dass im Hof die Lösung des Falles zu suchen ist, geraten Berger und Tammy in Lebensgefahr.

Willi Keller - Autor und ehemaliger Nachrichtenredakteur des SWR - sammelt Sagen, die er seit den 1980er-Jahren in mehreren Büchern veröffentlicht hat. Er liebt das Erzählen, die Fantasie und die Ortenau. Mit »Finstergrund« legt er seinen dritten Kriminalroman vor.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839277966
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum10.04.2024
Auflage2024
Reihen-Nr.3
Seiten288 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2198 Kbytes
Artikel-Nr.12608322
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2

Drei Tage zuvor ...

Sie fuhren in zwei Autos zu dem Hof tief im Mooswald. Kriminalhauptkommissar Alban Berger und der junge Kollege Waldo Kerkoff in dem einen, die Kommissarinnen Tammy Bieger und Mela von Erlenbach, die erst vor ein paar Tagen in ihr Team gekommen war, im anderen. Mehr als eine Stunde brauchten sie vom Polizeipräsidium in Offenburg bis zu ihrem Ziel.

Sie hatten mit einem alten Hof gerechnet. Doch das, was sie sahen, als sie ankamen, war ein riesiges Bauernhaus mit Walmdach, stilgetreu erneuert von der Grundmauer bis zum Giebel. Auf der linken Seite, nicht weit entfernt, befand sich ein großes Ökonomiegebäude mit geschlossenem Tor, das ebenfalls renoviert worden war.

Es war alles ruhig auf dem Hofgelände. Sie stiegen aus, alle vier bewaffnet. Berger hatte vor Beginn der Fahrt Tammy, Mela und Waldo gemahnt, die Dienstwaffe mitzunehmen. Als Waldo gefragt hatte, warum, hatte Berger geantwortet, bei diesem Cold Case habe er mehr als nur ein ungutes Gefühl. Wie ein Prophet hatte er verkündet, man müsse auf alles gefasst sein.

Waldo war ein sorgloser Draufgänger und ideenreicher Schnüffler, ihm fehlten die Erfahrung und die Fähigkeit, Situationen und Entwicklungen gründlich abzuwägen. Und Mela, die Neue, konnte Berger schlecht einschätzen. Sie war sehr zurückhaltend, was nicht unbedingt gegen sie sprach. Manchmal kam sie ihm allerdings unecht vor.

Ob sich die Fahrt zu diesem Hof lohnte, der wie eine Tonsur inmitten des Mooswaldes wirkte, wussten sie nicht. Sie ließen sich von ihrem Instinkt leiten. Der Hof war nur ein Mosaikstein in diesem Fall. Ein merkwürdiger Fall, den Berger zunächst nicht hatte bearbeiten wollen. Merkwürdig deshalb, weil alles offen war. Vielleicht gab es gar keinen kriminellen Hintergrund. Oder ganz im Gegenteil, und jede Spur führte in einen Abgrund. Tammy, Waldo und Mela hatten ihn jedoch gedrängt, an dem Fall dranzubleiben. Weil er so eine geheimnisvolle Aura verbreitete oder eine besonders große Herausforderung war? Berger wusste es nicht. Auch fragte er sich, warum der Fall bei den unerledigten Akten gelandet war. Lediglich vage und zum Teil widersprüchliche Zeugenaussagen und Andeutungen sprachen in Ansätzen für Mord. Mit was hatten sie es hier zu tun? Mit einer Familientragödie, einem tragischen Unglück, einem vertuschten Doppelmord?

Der Hof und seine Umgebung wirkten verlassen. Und der Wald schwieg. Die Haustür stand einen Spalt offen. Es musste also jemand da sein. Links und rechts vom Haus keine Spur von Bewohnern. Berger machte sich Gedanken, warum keine land- und forstwirtschaftlichen Geräte zu sehen waren. Bei so einem Hof war doch davon auszugehen, dass er bewirtschaftet wurde, selbst wenn er nur im Nebenerwerb betrieben wurde. Vielleicht befand sich alles im großen Ökonomiegebäude.

Die vier entschlossen sich, in das Haus zu gehen. Vorsichtig stiegen sie die Treppe aus Buntsandstein hoch. Den ausgetretenen Stufen sah man das Alter an. Berger schaute auf das Türschild: Annalotta und Roman Plenther. Der ungewöhnliche Familienname war ihm schon beim Aktenstudium aufgefallen. So ein Name war ihm in seinem Berufsleben noch nie begegnet. Der Vorname des Hofeigentümers, den sie aus den Unterlagen kannten, stand nicht auf dem Türschild, der Nachname war derselbe. Ob er noch hier wohnte?

Berger drückte auf die Türklingel und wartete. Als sich nichts regte, stieß er die schwere Holztür etwas weiter auf und rief: »Hallo, ist da jemand?«

Keine Antwort.

Berger winkte den anderen und öffnete die Tür vollends. Ein breiter, dunkler Flur lag vor ihnen. Rechts sahen sie eine geschlossene Tür, die wahrscheinlich in die Stube führte. Die Tür links stand nur einen Spalt offen wie vorhin die Haustür.

Berger rief noch einmal: »Hallo, ist da jemand?«

Als wieder keine Antwort kam, öffnete er die Tür auf der linken Seite ganz weit und blickte in eine riesige Küche, im Landhausstil eingerichtet. Sie sah neu und unbenutzt aus. An der Wand gegenüber der Tür stand der Herd, ein moderner Holzherd, in dem ein kleines Feuer knisterte. An der langen Fensterfront zum Hof befand sich eine große Doppelspüle mit einer Ablage für das Geschirr.

Als Berger sich zur anderen Küchenseite umdrehte, blieb ihm fast das Herz stehen. Am Ende eines massiven rechteckigen Holztisches saß Firner, der ehemalige Soko-Leiter, in einem Korbstuhl. Hubert Firner, der so lange nicht erreichbar gewesen war, verschwunden zu sein schien. Nicht einmal beim LKA Stuttgart, wohin er abgewandert war, wussten sie, wo er steckte. Er habe sich krankgemeldet, hieß es dort. Der robuste Firner, der Mann, der in seiner Zeit beim Offenburger Polizeipräsidium kaum ausgefallen war, der so oft für sein Durchhaltevermögen und seinen eisernen Willen gelobt und bewundert worden war, sollte sich krankgemeldet haben? Daran hatte Berger nicht geglaubt. Doch jetzt saß Firner an einem langen Küchentisch in einem abgelegenen Hof, tief im Wald. Ungesund sah er aus, blass, die Wangen eingefallen. Wie eingefroren und bis zur Brust eingehüllt in eine beige Wolldecke hing er im Korbstuhl und bewegte sich nicht. Offenbar fror er, obwohl es in der Küche warm war.

»Firner, was machen Sie hier?«

Berger hätte sich die Frage sparen können. Firner antwortete nicht und blieb regungslos im Korbstuhl sitzen. Von dem dynamischen Firner, den er kannte, war nichts mehr zu sehen und zu spüren. Was hatte ihn in so kurzer Zeit verändert? Zweimal hatten sie seit Firners Weggang zum LKA nach Stuttgart am Telefon miteinander gesprochen. Da war er noch der alte Firner gewesen.

Firner richtete sich leicht auf. Wollte er etwas sagen? Er blickte in die Runde und zuckte kurz zusammen. Auf was oder wen hatte er reagiert? Auf Mela? Die müsste er aus der Abteilung Internes kennen. Ahnte oder befürchtete er etwas? Spürte er eine Gefahr? Mela verhielt sich so, als würde sie Firner nicht kennen, was Berger seltsam vorkam. Er trat näher an den Korbstuhl und beugte sich zu Firner hinunter. Ein seltsamer Geruch ging von ihm aus. Hatte er Medikamente eingenommen, Psychopharmaka etwa? Aus eigener Erfahrung wusste Berger, dass bestimmte Antidepressiva den Körpergeruch und auch den Mundgeruch veränderten, nicht unbedingt zum Vorteil.

»Firner, brauchen Sie einen Arzt?«

Firner bewegte seine Lippen. Berger beugte sich noch weiter zu ihm.

»Ich habe Sie doch gewarnt, Berger«, flüsterte Firner. Und er sagte noch mehr.

Jeder Satz, jedes Wort brachte Berger fast aus der Fassung.

Die anderen hatten offenbar nichts gehört, denn Waldo fragte: »Hat er was gesagt?«

Berger schüttelte wahrheitswidrig den Kopf. »Er hat nur die Lippen bewegt. Ich habe jedenfalls nichts gehört.«

Firner korrigierte Bergers Aussage nicht.

»Wir müssen einen Arzt rufen«, meinte Tammy. »Firner sieht ziemlich schlecht aus.«

Tammy, Mela und Waldo hielten sich mit einigem Abstand hinter Berger. Sie schienen mit der Situation überfordert.

Plötzlich hallten Schüsse vom Waldrand vor dem Küchenfenster her. Sie galten ganz sicher dem Hof, trafen aber die Gebäude nicht. Es hörte sich an, als kämen sie aus verschiedenen Gewehren. Den Schussgeräuschen nach mussten es mindestens zwei Schützen sein.

Berger, Tammy, Mela und Waldo zogen ihre Waffen und brachten sich in Position. War er zu einem Hellseher geworden, fragte sich Berger. Trat jetzt ein, was er befürchtet hatte? Berger und Waldo stellten sich links und rechts an der Fensterfront auf. Tammy stellte sich schräg hinter Waldo. Mela zog sich - von der Tür aus gesehen - nach rechts hinten zurück.

Nach einer kurzen Pause waren wieder Schüsse zu hören, aber keine Einschläge zu vernehmen. Die vier sahen auch niemanden. In kurzen Abständen folgten jetzt Salven. Mehrere Kugeln pfiffen knapp über das Dach. Alle sahen gespannt zum Waldesrand, konnten jedoch keinen Schützen entdecken.

Berger fragte sich, ob es sich lohnen würde, zu schießen, wenn sie die Angreifer nicht orten konnten. Mit einer Handbewegung deutete er den anderen an, vorerst ruhig zu bleiben. Im Stillen beantwortete er seine Frage selbst: Würden sie zurückschießen, böten sie den Angreifern gute Ziele. Um einen Gegenangriff zu starten, müssten sie die Fenster öffnen oder aus dem Haus gehen und die Distanz zu den Angreifern verringern. Sie hatten ja nur ihre Dienstpistolen, die eine geringere Schussweite hatten. Beide Möglichkeiten waren in diesem Augenblick zu riskant.

Niemand achtete auf Firner, der reglos im Korbstuhl saß.

Plötzlich war ein Schuss im Raum zu hören. Berger fuhr herum und sah gerade noch, wie Firner in seinem Stuhl zusammensank. Aus seiner linken Schläfe tropfte Blut. Die Wolldecke war zurückgeschlagen. Mela ging auf Firner zu.

»Sind Sie verrückt? Warum haben Sie auf ihn geschossen?«, brüllte Berger. Für ihn bestand daran kein Zweifel.

»Schreien Sie mich nicht so an! Firner hat seine Waffe gezogen und auf Sie gezielt. Wenn ich nicht reagiert hätte, wären Sie jetzt tot. Und wir anderen vielleicht auch.«

»Warum hätte er auf mich schießen sollen? Und selbst wenn, hätten Sie ihn nur kampfunfähig zu machen brauchen.«

»Ihre Belehrung können Sie sich sparen«, giftete ihn Mela an. »Ich habe seitlich von Firner gestanden und mich auf die Fensterfront konzentriert. Aus dem Augenwinkel habe ich eine Bewegung gesehen. Als ich zu ihm geschaut habe, hielt er die Waffe gezielt auf Sie gerichtet und hatte den Finger am Abzug. Es ist mir keine andere Wahl geblieben, als reflexartig zu reagieren. Sie wissen doch genauso gut wie ich, dass man in solchen...

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