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Eine grenzenlose Welt - Zukunft

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am21.08.2024
Ein Schicksalsschlag stürzt drei deutsche Auswanderer in eine Krise, doch die Freunde kämpfen für ihr Glück ...
New York 1904: Eine Tragödie versetzt die Stadt in Aufruhr und verändert das Schicksal der vier deutschen Auswanderer, die sich in New York ein neues Leben aufgebaut haben: Als beim Untergang eines Ausflugsdampfers zahllose Menschen im East River ertrinken, ist unter den Opfern auch die Auswanderin Rosie. Während ihr Mann Simon in eine tiefe Krise stürzt und sich kaum noch um sein Lebenswerk, die Zeitung Morning Herald kümmert, vergräbt sich Rosies Cousine Marga in ihre Arbeit als Journalistin. Mit verbissenem Ehrgeiz will sie den Herald retten, worüber schließlich sogar ihre Ehe mit dem Fotografen Nando zu zerbrechen droht. Werden die drei es schaffen, ihren Herzen zu folgen, um am Ende doch noch ihr Glück zu finden?

Sonja Roos, 1974 geboren, wuchs in einem kleinen Dorf im Westerwald auf. Sie studierte Germanistik und Anglistik und arbeitete als Redakteurin und Kolumnistin bei der Rhein-Zeitung. Sonja Roos lebt heute mit Mann, drei Töchtern und einem Hund in ihrer alten Heimat, dem Westerwald.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR16,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEin Schicksalsschlag stürzt drei deutsche Auswanderer in eine Krise, doch die Freunde kämpfen für ihr Glück ...
New York 1904: Eine Tragödie versetzt die Stadt in Aufruhr und verändert das Schicksal der vier deutschen Auswanderer, die sich in New York ein neues Leben aufgebaut haben: Als beim Untergang eines Ausflugsdampfers zahllose Menschen im East River ertrinken, ist unter den Opfern auch die Auswanderin Rosie. Während ihr Mann Simon in eine tiefe Krise stürzt und sich kaum noch um sein Lebenswerk, die Zeitung Morning Herald kümmert, vergräbt sich Rosies Cousine Marga in ihre Arbeit als Journalistin. Mit verbissenem Ehrgeiz will sie den Herald retten, worüber schließlich sogar ihre Ehe mit dem Fotografen Nando zu zerbrechen droht. Werden die drei es schaffen, ihren Herzen zu folgen, um am Ende doch noch ihr Glück zu finden?

Sonja Roos, 1974 geboren, wuchs in einem kleinen Dorf im Westerwald auf. Sie studierte Germanistik und Anglistik und arbeitete als Redakteurin und Kolumnistin bei der Rhein-Zeitung. Sonja Roos lebt heute mit Mann, drei Töchtern und einem Hund in ihrer alten Heimat, dem Westerwald.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641300890
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum21.08.2024
Reihen-Nr.3
SpracheDeutsch
Dateigrösse4381 Kbytes
Artikel-Nr.12747689
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Prolog

New York, 15. Juni 1904

Die Hitze staute sich an diesem Morgen in den engen Gassen der Lower East Side wie in einem Brutofen. Rosie war bereits nass geschwitzt. Ihr gutes Kleid klebte ihr unangenehm am Rücken, und unter ihren Armen hatten sich Schweißflecken auf dem taubenblauen Seidenstoff gebildet. Ihr schweres Haar kräuselte sich zudem in ungebändigten Locken unter der Krempe ihres modischen Strohhuts hervor. Sie hätte alles dafür gegeben, jetzt in ihrem schönen Haus in Yorkville zu sein, eine kühle, von Mrs. Taylor selbst gemachte Limonade zu schlürfen und dabei in einer Zeitschrift zu blättern. Doch sie hatte Johanna versprochen, auf diesen Ausflug mitzukommen, weshalb sie nun in aller Herrgottsfrühe hinter ihrer alten Freundin und Vertrauten herlief.

Ausgerechnet eine Bootstour. Während Rosies Füße in den hohen Schnürstiefeln bei jedem Schritt wie Feuer brannten, war es in ihrem Herzen bei dem Gedanken daran, auf ein Schiff gehen zu müssen, eiskalt. Schon als sie vor so vielen Jahren auf dem Auswandererschiff Bohemia nach New York gekommen war, hatte sie eine Abneigung dagegen entwickelt, auf dem Wasser sein zu müssen. Das hing auch mit den Umständen zusammen, unter denen ihr verhasster Stiefvater damals ums Leben gekommen war. Noch heute bereitete ihr diese verfluchte Nacht Albträume. Xaver Hubert hatte sie nach dem Tod ihrer geliebten Mutter misshandelt und missbraucht, hatte ihr das Leben zur Hölle gemacht und ihr auf der Überfahrt an Deck in einer sturmumtosten Nacht offenbart, dass er gedachte, sie in der Neuen Welt zur Frau zu nehmen. Rosie hatte sich mit Händen und Füßen gegen ihn gewehrt, sodass er während des Gerangels über Bord ging. Jahrelang hatte sie sich Vorwürfe gemacht und sich die Schuld gegeben. Nur langsam hatte sie akzeptieren können, dass er das Unglück selbst herbeigeführt hatte, betrunken und gewalttätig, wie er nun mal gewesen war. Trotzdem riefen Schiffe all die Dämonen, die sie so sorgfältig in einer dunklen Ecke ihres Herzens versperrt hielt, an die Oberfläche.

Sie seufzte schwer, was Johanna, die neben ihr herlief, als ob die Sonne nicht erbarmungslos auf ihr schwarzes Taftkleid brennen würde, missinterpretierte.

»Nun stöhn´ nicht so, wir sind gleich da«, sagte sie und schenkte ihr ein Lächeln, das zwischen Mitleid und Tadel angesiedelt war. Ihrem forschen Gang nach zu urteilen, machte ihr die Hitze wohl wirklich nichts aus. Vielleicht aber war es auch die Tatsache, dass Johanna Reverend George Haas nicht warten lassen wollte, den sie glühend verehrte.

Fay zappelte unruhig an Rosies Hand und riss sie damit aus ihren Gedanken. Im Gegensatz zu ihr freute sich ihre Tochter schon seit Tagen auf den Ausflug, der sie zum Erholungspark Locust Grove am Long Island Sound bringen sollte, wo ein großes Picknick geplant war.

»Siehst du es schon, Mommy? Das Schiff, siehst du es schon?«, fragte Fay aufgeregt und beschirmte die Augen mit ihrer kleinen Hand, um vielleicht einen Blick auf den altehrwürdigen Raddampfer zu erhaschen. Eine fast schmerzhafte Welle der Liebe durchströmte Rosie beim Anblick ihrer Kleinen, die sie so heftig erfasste, dass sie sich unbewusst ans Herz griff. Wie bezaubernd Fay war mit ihren sturmgrauen Augen, die sie von Simon geerbt hatte, ihrem herzförmigen Gesichtchen und den dunklen Locken, die Rosie ihr mitgegeben hatte.

»Liebling, das hier ist die Bowery, wir sind gerade erst an Johannas Kirche vorbeigekommen, noch kann man nicht einmal den East River sehen«, erklärte sie liebevoll, was Fay mit ernstem Nicken anerkannte.

»Jetzt rennt´s halt net so, desch is doch kei Wettlauf«, schnaufte Gundel hinter ihnen und sprach damit aus, was Rosie dachte. Die Freundin hatte heute zur Feier des Tages die Küche in ihrem Boardinghaus geschlossen, um Rosie, Fay und Johanna begleiten zu können. Rosie hatte die alte Vermieterin damals bei ihrer Ankunft in den Staaten gleich ins Herz geschlossen - und daran hatte sich bis heute nichts geändert. Sie warf Gundel ein verschwörerisches Zwinkern zu, was diese mit einem grimmigen Blick gen Johanna quittierte. Diese blieb jedoch gnadenlos.

»Pünktlichkeit ist eine Tugend Gottes, Gundel, und wir machen diesen Ausflug auch zu Ehren des Herrn«, befand sie spitz und legte noch eine Spur zu, sodass ihre langen Röcke nicht nur raschelten, sondern auch eine dicke Staubwolke aufwirbelten, während sie eilig die Straße überquerte. Fay kam mit ihren kurzen Beinen kaum hinterher, weshalb Rosie stehen blieb, um sich ihre Vierjährige auf die Hüfte zu setzen, damit sie mit Johannas vorgegebenem Tempo Schritt halten konnten. Sie passierten die 14th Street, wo endlich ein kühler Wind vom Wasser her wehte und der Fluss am Ende der Straße in Sicht kam. Johannas Schritte beschleunigten sich noch einmal, um rechtzeitig am Ufer des East Rivers anzukommen, wo die General Slocum am 3rd Street Pier auf sie wartete. Der Schaufelraddampfer der Knickerbocker Steamship Company war 1891 vom Stapel gelaufen und galt damals als das größte und glanzvollste Ausflugsboot New Yorks. Mittlerweile war die General Slocum in die Jahre gekommen, die Teppichböden verblasst und abgetreten, der Samt, mit dem die Stühle bezogen waren, verschlissen, und das Holz des 76 Meter langen und 1300 Tonnen schweren Kolosses vom Wasser des East River malträtiert und nur notdürftig mit Farbe überpinselt, um den Anschein des vergangenen Luxus aufrechtzuerhalten. Trotzdem hatte es die St. Marks Church 350 Dollar gekostet, das Boot für den jährlichen Ausflug zum Sonntagsschuljahresende für die Gemeindemitglieder zu chartern.

»Schau, Mommy, eine Möwe«, sagte Fay und wand sich in ihrem Arm, um besser in den wolkenlosen Himmel sehen zu können, der sich stahlblau über den East River spannte. Atemlos nickte Rosie, die mittlerweile völlig außer Puste war. Am Pier wimmelte es bereits von Menschen. Johanna hatte ihr erzählt, dass es in diesem Jahr 1388 Anmeldungen für den Ausflug gegeben hatte. Da es ein Mittwochmorgen war, hatten sich vornehmlich Frauen und Kinder eingefunden, die meisten, wie sie selbst, im guten Sonntagsstaat mit schweren Röcken, hohen Stiefeln und Hüten, die vor der erbarmungslos niederbrennenden Sonne schützen sollten. Kinder wuselten umher, spielten Fangen und Verstecken zwischen den ausladenden Kleidern ihrer Mütter und Großmütter. Gelächter und Gesprächsfetzen drangen an ihr Ohr. Rosie spürte, wie trotz ihrer Anspannung ein Lächeln an ihren Mundwinkeln zupfte. Die aufgeregte Vorfreude, die die Gemeinde erfasst hatte, übertrug sich nun trotz allem ein wenig auf sie. Sie blieb kurz stehen, um Fay abzusetzen, die wie ein Gummiball neben ihr auf und ab hüpfte, während sie staunend den riesigen Raddampfer in Augenschein nahm. Auf dem Fluss herrschte wie immer reges Treiben. Schuten, Leichter, Tender und Schlepper waren bereits mit Fracht, Mann und Maus unterwegs, während die Slocum, benannt nach einem berühmten Südstaatengeneral, noch auf Passagiere wartete.

»Und uns kann sicher nichts geschehen auf dem Schiff?«, fragte Fay plötzlich beklommen. Ihr Kinn zitterte und ihre kleine Hand schob sich ängstlich in Rosies große. Bevor sie antworten konnte, war jedoch Johanna wieder neben ihnen aufgetaucht.

»Mein Täubchen, Reverend Haas hat uns versichert, dass Kapitän William Van Schaick ein ganz erfahrener Seemann ist, der die Slocum seit ihrer Jungfernfahrt führt. Erst kürzlich wurde er dafür ausgezeichnet, dass er schon 35 Millionen Passagiere befördert hat. Außerdem ist der liebe Gott mit uns.« Mit diesen Worten ließ sie Rosie und Fay stehen, weil sie den Reverend ausgemacht hatte, der an der Zugangsbrücke stand und eifrig Hände schüttelte. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen folgte Rosie, deren Griff um Fays Hand sich noch einmal verstärkte, damit ihr ihre Tochter in dem Gedränge nicht fortgerissen wurde. Gundel hatten sie in diesem Wirrwarr bereits gänzlich aus den Augen verloren. Viele Passagiere standen schon an Deck und winkten denjenigen, die noch am Pier warteten, um sich in die Schlange einzureihen, die auf den Dampfer führte.

Neben ihr zappelte Fay weiter unruhig herum.

»Mommy, hast du Onkel Nando und Nicky schon entdeckt?« Fragend blickte Fay zu ihr auf. Obwohl Rosie der Schweiß nun in Bächen lief, bückte sie sich und hob ihre Tochter erneut auf, die auf ihren kurzen Beinchen nicht mehr als den Stoff der vielen Kleider hatte sehen können.

Nando war zwar der Mann ihrer Cousine Maggie, trotzdem war er für Fay stets Onkel Nando und Maggie Tante Maggie. Maggies und Nandos Sohn Nicky war zudem so etwas wie Fays Held. Sie liebte ihn und sah zu ihm auf, auch wenn Nicky die ihm zugeteilte Rolle nicht mochte und es meist lästig fand, mit der drei Jahre jüngeren Fay spielen zu müssen. Weil Nando sich die Arbeit in seinem neu eröffneten Fotostudio im Gegensatz zu seiner Frau frei einteilen konnte, hatte er sich ihnen heute zusammen mit seinem Sohn anschließen wollen. Gemeinsam überblickten sie nun die Menge, doch weder Nandos breites Kreuz stach irgendwo heraus noch Nickys schlaksige, kleine Gestalt. Maggie, ganz die leidenschaftliche Reporterin, hatte wegen einer wichtigen Pressekonferenz ebenso auf den Ausflug verzichtet wie Simon. Rosie seufzte leise beim Gedanken an ihren Mann, der zwar die Liebe ihres Lebens war, den sie aber seit jeher mit seiner anderen großen Liebe, der Zeitung, hatte teilen müssen. Simon war Verleger mit Leib und Seele. Alles drehte sich für ihn um den Morning Herald, den er vor acht Jahren gekauft hatte. Binnen dieser kurzen Zeit hatte er mit Leidenschaft und dem Geld, das er nach einem glücklichen Goldfund in Alaska besaß, aus dem...

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