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Inspector Swanson und das Haus der verlorenen Kinder

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Dryas Verlagerschienen am20.11.20231. Auflage
London 1896 - Bei Bauarbeiten am neuen U-Bahn System stoßen Arbeiter auf den in Badetücher gewickelten Leichnam eines Mannes. Sämtliche Spuren führen in ein Dorf bei Edinburgh. Chief Inspector Donald Swanson sieht sich gezwungen, den Zug zu besteigen und gemeinsam mit Sergeant Phelps in seine schottische Heimat zu reisen. Dort versucht Frederick Greenland, der reiche Lebemann aus Bloomsbury, derweil mehr über die Herkunft seines Ziehsohnes in Erfahrung zu bringen. Das gefällt offenbar nicht jedem. Ein paar Mal entgeht er nur um Haaresbreite dem sicheren Tod. Wer steckt hinter den Anschlägen? Und welche Rolle spielt der Fremde, der ihnen auf Schritt und Tritt zu folgen scheint? Schützenhilfe bekommt Frederick von Arthur Conan Doyle, der dort gerade seinen alten Professor besucht. Doch als ein weiterer Mord geschieht, überschlagen sich die Ereignisse. Selbst Swanson muss sich eingestehen, dass ein perfider Mörder sie an der Nase herumführt ...

Robert C. Marley, geboren 1971, ist Autor, Kriminalhistoriker, Goldschmiedemeister und Mitglied des Syndikats - der Vereinigung deutschsprachiger Krimiautoren. Seit seiner Jugend liebt er Sherlock Holmes und Agatha Christie und besitzt ein privates Kriminalmuseum. Der Autor lebt mit seiner Jugendliebe und einer schwarzen Katze in einer sehr alten Stadt in Ostwestfalen.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextLondon 1896 - Bei Bauarbeiten am neuen U-Bahn System stoßen Arbeiter auf den in Badetücher gewickelten Leichnam eines Mannes. Sämtliche Spuren führen in ein Dorf bei Edinburgh. Chief Inspector Donald Swanson sieht sich gezwungen, den Zug zu besteigen und gemeinsam mit Sergeant Phelps in seine schottische Heimat zu reisen. Dort versucht Frederick Greenland, der reiche Lebemann aus Bloomsbury, derweil mehr über die Herkunft seines Ziehsohnes in Erfahrung zu bringen. Das gefällt offenbar nicht jedem. Ein paar Mal entgeht er nur um Haaresbreite dem sicheren Tod. Wer steckt hinter den Anschlägen? Und welche Rolle spielt der Fremde, der ihnen auf Schritt und Tritt zu folgen scheint? Schützenhilfe bekommt Frederick von Arthur Conan Doyle, der dort gerade seinen alten Professor besucht. Doch als ein weiterer Mord geschieht, überschlagen sich die Ereignisse. Selbst Swanson muss sich eingestehen, dass ein perfider Mörder sie an der Nase herumführt ...

Robert C. Marley, geboren 1971, ist Autor, Kriminalhistoriker, Goldschmiedemeister und Mitglied des Syndikats - der Vereinigung deutschsprachiger Krimiautoren. Seit seiner Jugend liebt er Sherlock Holmes und Agatha Christie und besitzt ein privates Kriminalmuseum. Der Autor lebt mit seiner Jugendliebe und einer schwarzen Katze in einer sehr alten Stadt in Ostwestfalen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783986720469
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum20.11.2023
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.10
SpracheDeutsch
Dateigrösse1207 Kbytes
Artikel-Nr.13074396
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



PROLOG

» Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt;

Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt.

Mein Vater, mein Vater, jetzt fasst er mich an!

Erlkönig hat mir ein Leids getan! - «

Johann Wolfgang v. Goethe

Fairweather Manor, Bilston, Schottland,

21. Mai 1887

Der Regen klatschte in jener Nacht in wilden Böen gegen die hohen Fenster, während die gezackten Blitze wie Peitschenhiebe über den bewegten, schwarzen Himmel zuckten und das Grollen des Donners die Fensterscheiben erzittern ließ.

Henry Fairweather stand der Schweiß auf der Stirn. Die Woche war ungewöhnlich heiß gewesen, und der Regen hatte kaum Kühlung gebracht. Nervös ging er auf dem Gang vor dem Schlafzimmer seiner Gattin auf und ab, die Hände hinter dem Rücken, wie es seine Gewohnheit war, wenn er nachdachte.

Im Januar erst war sein jüngerer Bruder Roderick ums Leben gekommen. Ertrunken in den eisigen Fluten des Atlantiks. Das Schiff auf dem er fuhr, die Kapunda, war auf dem Weg von London nach Fremantle vor Brasilien mit einer Bark kollidiert und innerhalb von Minuten gesunken. Nur sechzehn der 319 Passagiere und Besatzungsmitglieder waren gerettet worden. Roderick war nicht darunter gewesen. Er hatte Roderick abgeraten, die Reise zu unternehmen. Ihre Diamantenminen in Afrika warfen mehr Profit als genug ab. Doch sein Bruder war nicht zu bremsen gewesen. Ein Pionier und Abenteurer, überzeugt davon, Australien würde West-Griqualand noch den Rang ablaufen. Einzelne Funde waren vielversprechend gewesen. Zum goldenen Jubiläum der Königin im Juni wollte er zurück sein ...

Was, wenn nun auch noch Clara ...?

Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Die Bilder seiner Ahnen blickten streng und mahnend von den goldgerahmten Porträtauf ihn herab. Er blieb am Fenster stehen und klaubte seine Taschenuhr hervor, die am Ende einer silbernen Kette am Knopfloch baumelte.

Gleich fünf vor zwölf. Wo, zum Teufel blieb der Arzt?

Ungeduldig spähte Fairweather durch die schweren Regenschleier vor den hohen Bleiglasfenstern hinunter auf den Vorplatz und den Rundbogen der Einfahrt. Vor Stunden, wie es ihm vorkam, hatte er Watkins, seinen Diener, mit der Nachricht fortgeschickt. Stand nur zu hoffen, dass der Mann mit dem Fahrrad die Stadt überhaupt lebend erreicht hatte.

Die Schlafzimmertür wurde geöffnet, und Mimi, das Hausmädchen, streckte ihren Kopf heraus. Sie sah besorgt aus. »Die Missus verlangt Sie zu sehen, Sir.«

Clara lag auf dem Bett, die Wangen rot und die Augen fiebrig. Eine dünne Decke bedeckte ihren zierlichen Körper und spannte sich über ihren gewölbten Bauch. Das blonde Haar trug sie offen. Wie ein Schleier lag es ausgebreitet auf dem Kissen. Sie lächelte schwach, als sie ihn ansah.

Er setzte sich auf die Bettkannte und nahm ihre Hand. »Es kann nicht mehr lange dauern, Liebling«, sagte er ermunternd. »Er muss jede Minute hier sein.«

»Ja«, sagte sie. »Er muss. Ich halte es nicht mehr lange aus. Sie kommen alle zehn Minuten.«

Er blickte sie fragend an. »Wer kommt?«

»Die Wehen, Liebling«, hauchte sie. »Sehen Sie ihn sich an, Mimi. Unwissend wie jedes Exemplar seiner Gattung.« Sie lächelte wieder, herausfordernd diesmal.

Das Hausmädchen tauchte schmunzelnd den Schwamm in die Schale mit Essigwasser und betupfte sanft ihre Stirn.

Fairweather nahm es gelassen. Solange sie ihren Humor noch nicht verloren hatte, dachte er bei sich, waren seine Sorgen vermutlich unbegründet. Er bemerkte das Magazin auf ihrem Nachttisch. »Du hast im Lady´s World Magazine gelesen? Sprachst du nicht erst neulich davon, wie banal und voller Tratsch es sei?«

»Oh, es ist nicht mehr trivial, Liebling«, entgegnete sie mit schwacher Stimme. »Ich war selbst ganz überrascht. Dieser lustige Oscar Wilde, von dem jetzt alle reden, betreut es neuerdings. Es gibt Artikel über Erziehung und Reinlichkeit. Er scheint wirklich etwas davon zu verstehen.«

»Wie schön.« Er ließ ihre Hand los und erhob sich vom Bett. Am Fenster stehend schob er die Vorhänge beiseite.

Ein greller Blitz erhellte die gotischen Wasserspeier rechts und links des schmiedeeisernen Tores. Es regnete noch immer.

In der Ferne sah er zwei flackernde Lichter in der Nacht, die schaukelnd näherkamen. Das musste die Kutsche des Arztes sein! Kurz darauf drangen das Rasseln und Klappern eines Wagens und das Trampeln eisenbeschlagener Hufe auf regennassem Kies an seine Ohren. Sie kamen die Auffahrt hinauf! Endlich.

»Gott sei Dank, sie sind da, Clara!«, rief er, hüpfte über die Wäschetruhe, rannte, mehrere Stufen auf einmal nehmend, die Treppen nach unten und riss die Tür auf. Der Arzt und Watkins liefen gebückt durch den strömenden Regen auf ihn zu.

»Bin losgebraust, wie der Teufel, Sir«, sagte der Diener, als er in die Halle stolperte. »Aber der verdammte Drahtesel ging auf den letzten Metern zu Bruch.«

Der Arzt trat hinter ihm ein, in der einen Hand einen Weidenkorb, in der anderen seine Tasche. »n abend, Henry. Bin so schnell gekommen, wie es ging.« Sein Mantel triefte vor Nässe. »Clara hält sich wacker?«

»Wie gut, dass du da bist, Val«, meinte Fairweather, derweil Watkins dem Arzt den Mantel abnahm. »Sie hat gesagt, sie kommen jetzt alle zehn Minuten.«

»Offenbar halluziniert sie bereits. Was sagt sie, wer kommt?«

»Val, mein Gott!« Fairweather rang die Hände. »Die verfluchten Wehen!«

»Ich brauche heißes Wasser, Handtücher und einen doppelten Brandy. Schnell!« Der Arzt packte den Korb und die Tasche. Dann eilte er die Treppen hinauf und verschwand im Schlafzimmer.

Der Diener lief in die Küche, um alles zu besorgen und lieferte die Sachen an der Zimmertür ab. Von nun an hieß es warten.

Watkins brachte ihm zwischendurch einen Brandy. »Wird schon alles gut ausgehen, Sir«, meinte er. Doch die Minuten zogen sich wie Stunden. Auf dem Gang umhergehend hörte er Clara stöhnen und wimmern. Dann wurde Mimi hinausgeschickt, um mehr heißes Wasser zu holen. Und nach einer weiteren Viertelstunde noch einmal.

Jetzt war es gespenstisch still. Henry Fairweather drückte sein Ohr an das Türblatt. Nichts.

Dann, nach einer Ewigkeit - es war mittlerweile weit nach zwei Uhr am Morgen -, da öffnete sich die Schlafzimmertür, und der Arzt trat auf den Flur hinaus, den geschlossenen Weidenkorb in der rechten Hand.

Fairweather stürzte sogleich auf ihn zu. »Wie geht es Clara?«

»Sie ist wohlauf«, antwortete der Arzt. »Ich habe ihr ein Beruhigungsmittel gegeben. Das Mädchen ist bei ihr. Sie schläft.«

Glücklich strahlte er über das ganze Gesicht. »Und das Kind?«

»Es tut mir aufrichtig leid, Henry.« Der Arzt sah ihn traurig und ernst an. »Das Kind hat es nicht geschafft. Es war zu schwach.«

»Es ist tot?«

»Die Nabelschnur. Sie hatte sich um seinen Hals geschlungen.«

Fairweather schluckte schwer, bemüht, die Tränen zurück zu halten, die bereits in seinen Augen glänzten. »War es ein Mädchen oder ein Junge?«

»Ein Junge«, entgegnete der Arzt.

»Kann ich ihn sehen, Val?« Er zitterte, als er jetzt den geschlossenen Weidenkorb anstarrte.

»Das kann ich nicht zulassen, Henry.« Der Arzt legte ihm die Hand auf den Arm. »Es ist ein entsetzlicher Anblick. Das Beste wird sein, du vergisst, dass das Kind überhaupt geboren wurde.«

»Es vergessen?« Er dachte an die Monate der Aufregung und Vorfreude, an die bangen Stunden auf dem Flur, und die Tränen schossen ihm in die Augen. »Nein.«, sagte er. »Nein, Clara hat ihn zur Welt gebracht. Und ich ...« Er rieb sich die Augen. »Und ich werde ihn mit allem gebotenen Anstand beerdigen.«

Der Arzt drückte seinen Oberarm und wandte sich zur Tür. »Du hast natürlich ganz recht, Henry. Es ist dein Kind. Ich werde die nötigen Schritte in die Wege leiten.« Er hielt kurz inne, so als sei ihm im Nachhinein ein Gedanke gekommen. »Abgesehen vom Begräbnis, sind einige rechtliche Formalitäten zu erledigen, fürchte ich. Ich werde mich darum kümmern.«

Fairweather nickte unter Tränen. »Danke.«

»Keine Ursache. Kümmere dich um Clara. Aber sag es ihr noch nicht.«

Entsetzt und fahrig sah er ihn an. »Sie weiß nicht Bescheid? O mein Gott!«

»Es wäre nicht gut. Niemand weiß, wie sie die Nachricht aufnähme. Wir müssen jegliche Aufregung vermeiden. Sonst könnte es womöglich noch zum Wochenbettfieber kommen.« Er seufzte schwer. »Um ihre vollständige Rekonvaleszenz nicht zu gefährden, halte ich es für ratsam, es ihr frühestens übermorgen zu sagen - nach der Beisetzung.«

»Was so schnell bringen wir ihn unter die Erde?«

»Das ist absolut notwendig, glaub mir. Ich werde alles Nötige veranlassen.«

»Also schön, Val.« Fairweather straffte sich. »Wenn du es für richtig hältst.«

»Vertrau mir, Henry«, entgegnete er. »Clara wird es dir eines Tages danken.« Er ging zur Tür.

»Ich werde ihn Roderick nennen. Nach meinem verstorbenen Bruder.«

»Gewiss. Das ist ein guter Name. Ich gebe es an den Steinmetz weiter.«

Aus dem Korb drang ein schwaches aber hörbares Geräusch. Es klang wie ein leises Fiepen. Der Arzt hüstelte.

»Was war das?«

»Die Faulgase, Henry.« Der Arzt machte ein ernstes Gesicht. »Es ist höchste Zeit. Es beginnt bereits, sich zu zersetzen. Ich sagte ja, es sei ein entsetzlicher...

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Autor

Robert C. Marley, geboren 1971, ist Autor, Kriminalhistoriker, Goldschmiedemeister und Mitglied des Syndikats - der Vereinigung deutschsprachiger Krimiautoren. Seit seiner Jugend liebt er Sherlock Holmes und Agatha Christie und besitzt ein privates Kriminalmuseum.
Der Autor lebt mit seiner Jugendliebe und einer schwarzen Katze in einer sehr alten Stadt in Ostwestfalen.

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt