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Schattenmann der Staatssicherheit

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
344 Seiten
Deutsch
treditionerschienen am22.01.2024
Eltern suchen bis heute nach ihren Kindern, die in der DDR spurlos verschwunden sind. Zweifelhafte Gründe für Heimeinweisungen entzogen Vater und Mutter das Mitspracherecht über den Lebensweg ihrer Söhne und Töchter. Zahlreiche Indizien und ein erster belegter Fall für einen Babyraub durch einen vorgetäuschten Tod werfen die Frage auf, wo diese Kinder abgeblieben sind. Nach jahrelangen Recherchen in unterschiedlichen Archiven und dem Kontakt zu Zeitzeugen mit Insiderwissen offenbarte sich, dass es in der DDR ein streng geheimes Rekrutierungssystem für Eliteeinheiten gab, das von einem Mann geführt wurde, der 1945 angeblich in den Trümmern von Berlin verstorben sein soll - Ex-Gestapochef Heinrich Müller. In diesem Buch wird die zweite Lebenshälfte von Gestapo-Müller aufgedeckt, der für seinen Untergrundapparat familiengelöste Kinder und Jugendliche einfangen und zu Eliteeinsatzkräften drillen ließ. Es war ein sowjetisch-deutsches Gemeinschaftsprojekt, das bereits 1987 aufgelöst wurde, und es gibt heute starke Bestrebungen in Ost und West, diese dunkle Seite der DDR-Vergangenheit für immer zu verschweigen.

Dr. Heidrun Budde, geb. 1954 in der DDR, Studium der Rechtswissenschaften an der Martin-Luther-Universität Halle/Wittenberg. Danach Tätigkeit als Justitiarin in der Wirtschaft. Promotion zum Seevölkerrecht. Von 1992 bis März 2020 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Juristischen Fakultät der Universität Rostock.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR32,95
BuchGebunden
EUR39,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR19,99

Produkt

KlappentextEltern suchen bis heute nach ihren Kindern, die in der DDR spurlos verschwunden sind. Zweifelhafte Gründe für Heimeinweisungen entzogen Vater und Mutter das Mitspracherecht über den Lebensweg ihrer Söhne und Töchter. Zahlreiche Indizien und ein erster belegter Fall für einen Babyraub durch einen vorgetäuschten Tod werfen die Frage auf, wo diese Kinder abgeblieben sind. Nach jahrelangen Recherchen in unterschiedlichen Archiven und dem Kontakt zu Zeitzeugen mit Insiderwissen offenbarte sich, dass es in der DDR ein streng geheimes Rekrutierungssystem für Eliteeinheiten gab, das von einem Mann geführt wurde, der 1945 angeblich in den Trümmern von Berlin verstorben sein soll - Ex-Gestapochef Heinrich Müller. In diesem Buch wird die zweite Lebenshälfte von Gestapo-Müller aufgedeckt, der für seinen Untergrundapparat familiengelöste Kinder und Jugendliche einfangen und zu Eliteeinsatzkräften drillen ließ. Es war ein sowjetisch-deutsches Gemeinschaftsprojekt, das bereits 1987 aufgelöst wurde, und es gibt heute starke Bestrebungen in Ost und West, diese dunkle Seite der DDR-Vergangenheit für immer zu verschweigen.

Dr. Heidrun Budde, geb. 1954 in der DDR, Studium der Rechtswissenschaften an der Martin-Luther-Universität Halle/Wittenberg. Danach Tätigkeit als Justitiarin in der Wirtschaft. Promotion zum Seevölkerrecht. Von 1992 bis März 2020 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Juristischen Fakultät der Universität Rostock.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783347988958
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum22.01.2024
Seiten344 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse8842 Kbytes
Artikel-Nr.13469235
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Die U-MA-Zentrale

MfS-Mitarbeiter, die für Müller arbeiteten, nannten seinen Dienstsitz in Fürstenwalde/Spree U-MA-Zentrale , angelehnt an den Begriff U-Mitarbeiter - Unbekannter Mitarbeiter, eine Personenkategorie im MfS, über die bisher recht wenig bekannt ist und über die auch die Aktenlage des BStU nur begrenzt Auskunft gibt.

Bisher geht die Forschung davon aus, dass U-Mitarbeiter für verdeckte Personenkontrollen eingesetzt wurden, aber ich meine, diese Sichtweise ist zu eng gefasst.38

Erhalten ist die U-Mitarbeiter-Ordnung Nr. 10/86 vom 22. April 1986, erlassen als Geheime Verschußsache - o008 MfS-Nr. 32/86 39, eine der wenigen schriftlichen Hinterlassenschaften, aber U-Mitarbeiter existierten schon in den 50iger Jahren.40 Unter Punkt 2.1. der Ordnung Nr. 10/86 ist zu lesen:

U-Mitarbeiter sind Angehörige von Diensteinheiten der Abwehr und Aufklärung des MfS, die aufgrund der durch sie zu lösenden speziellen politisch-operativen bzw. operativ-technischen Aufgaben besonderen Anforderungen zur Gewährleistung der Konspiration und Geheimhaltung unterliegen.

Ihre Zugehörigkeit zum MfS ist außerhalb des MfS und gegenüber anderen Angehörigen des MfS dauerhaft zu legendieren, wenn erforderlich durch ein Scheinarbeits- bzw. -dienstverhältnis.

Spezielle politische-operative bzw. operativ-technische Aufgaben waren mehr als nur Beobachtungen. U-Mitarbeiter waren eine wohl organisierte Geheimgesellschaft gegenüber der Öffentlichkeit, aber auch gegenüber dem sonstigen MfS.

Es war eine besondere Staatssicherheit in der Staatssicherheit und der Gebrauch des Wortes U-MA-Zentrale oder anders ausgedrückt Zentrale der Unbekannten Mitarbeiter , weist darauf hin, dass diese Personenkategorie für Heinrich Müller in Fürstenwalde/Spree eine große Bedeutung hatte.

Ob die Schaffung des U-Mitarbeiter-Systems eine intellektuelle Meisterleistung von Müller war, dem eine sehr hohe Intelligenz nachgesagt wird, lässt sich in den Akten nicht feststellen, aber dass seine Mitarbeiter den Begriff U-MA-Zentrale für seinen Dienstsitz in Fürstenwalde/Spree gebrauchten, lässt darauf schließen und in der Tat erfüllte dieses hochgeheime Schattenreich alle Voraussetzungen, die Müller für die Ausübung seiner brisanten Sonderaufgaben brauchte.

Es war ein perfekt erdachtes und eingerichtetes Untergrundsystem, das von Tarnbezeichnungen lebte. Nichts durfte so bezeichnet werden, wie es tatsächlich existierte. Müller konnte sicher sein, dass kaum jemand dieses raffiniert aufgebaute System der Täuschung und Vertuschung durchschauen würde.41

Die Stationierung der U-MA-Zentrale unter dem Dach einer sowjetischen Kaserne lässt auf eine enge Zusammenarbeit des sowjetischen Geheimdienstes mit der Staatssicherheit schließen, so dass man davon ausgehen kann, dass dieser heimliche Machtapparat aus drei Teilen bestand:

Sowjetischer Geheimdienst/U-MA-Zentrale/MfS-Führungsebene.

Zur Struktur, die vom eigentlichen MfS-Apparat abwich, berichten die Zeitzeugen: Die U-MA-Zentrale hatte bis zum Untergang ihren Hauptsitz in Fürstenwalde Spree. Durch die Rote Armee (KGB-Aufpasser) waren wir besonders geschützt. Man nahm von außen immer nur die Russen wahr.

Die Bezirksverwaltungen waren als Firmen in den Bezirkshauptstädten getarnt vorhanden. Kreisdienststellen gab es in 112 Kreisen der DDR. 96 Sondergrenzdienststellen und 318 Objektverwaltungen. Von der U-MA Zentrale wussten eigentlich nur Mielke und sein persönlicher Stab (das Generalskollegium) und diese auch nicht alles im Detail. Die U-MA-Zentrale hatte den Kommandantenbereich, den Innenbereich, den Russenbereich, den Außenring, den Schulbezirk, den Wirtschaftsbereich mit Versorgungstrakt, den Sport- und Trainingsbereich (in Armeesportbekleidung).

Uniform bei U-MA-Mitarbeitern in der Öffentlichkeit war streng verboten. Im Zentrum der U-MA-Zentrale war Uniformzwang mit Besonderheiten. Im Außen- und Wirtschaftsring wurde Blaumanncombi getragen, keine Uniform.

Die Schule ,Richard Sorge gab es offiziell nicht und keiner aus der Bevölkerung von Fürstenwalde konnte die Kinder wahrnehmen. Fürstenwalde hatte offiziell 6 Schulen. Die Schule ,Richard Sorge war die 7. Schule. Die Lehrerschaft kam in der Regel in Sowjetuniform in das Objekt. Es wurde mehrsprachig unterrichtet. Die Kinder waren kaserniert in der U-MA-Zentrale. Somit konnten sie nicht in der Öffentlichkeit in Erscheinung treten. 42

Die U-MA Kreise waren größer als die DDR-Kreise. Die MfS Kreisdienststellen waren bei Müller Kreisgruppen, oft bis zu 60 Mann stark. Die MfS KD waren 217 Dienststellen. Die UM-A hatte 72 Kreisgruppen in der DDR. 43

Heinrich Müller war der Kopf dieser geheimen Sonderstrukturen und er hatte nach Zeitzeugenberichten in der Führungshierarchie der U-MA-Zentrale eine Doppelstellung.

Sein eigentlicher Dienstherr war der sowjetische Geheimdienst, aber auch im MfS war er eine Institution (im Untergrund). Er war praktisch der Verbindungsmann zwischen der sowjetischen Seite und der Führungsebene der Staatssicherheit und er verfügte mit den U-Mitarbeitern über eine eigene, streng geheime Personalstruktur.

Der Stab der U-MA-Zentrale war paritätisch besetzt. Neben Müller, der die Leitung innehatte, arbeiteten dort hochrangige sowjetische Offiziere.

Der Minister für Staatssicherheit, Erich Mielke, soll Müllers Rat sehr geschätzt haben. Allerdings besuchte Müller ihn nicht in der Normannenstraße. Sie trafen sich in den Jagdresidenzen, wobei berichtet wurde, dass der U-MA-Chef nie an einer Jagd teilgenommen hat. Auch bei großen Feierlichkeiten, wie Mielkes Geburtstag, war er kein Gast. Er bevorzugte das Agieren im Hintergrund.

Mielke soll Müller oft in Fürstenwalde besucht haben. Die Gespräche fanden auf Augenhöhe statt und es soll auch vorgekommen sein, dass Müller Mielke zum Rapport bestellte.

Die Zeitzeugen berichteten, dass Müller seine Wünsche geschickt bei Mielke unterbrachte. Er wusste, wie er mit ihm umgehen musste und dass er diesen Mann brauchte, weil er selbst nicht in Erscheinung treten durfte. Müller benutzte Mielke, um sein ausgesprochenes Machtbedürfnis zu befriedigen, das ihm schon zu NS-Zeiten nachgesagt wurde.

Müller war dem Mielke angenehmer als der sehr arrogante Wolf und Müller drängte sich nicht wie Wolf in den Vordergrund. Müller war wie im III. Reich ein Schattenmann. 44

Der U-MA Chef soll auch gute Kontakte zur SED-Führungsspitze gehabt haben. Müller war mehrfach als Gast auf der Insel Vilm/Rügen zu Gesprächen unter vier Augen bei Honecker. Die Insel liegt schön abgeschieden. Großer Luxus war da aber in den schilfgedeckten Häusern nicht - DDR-Standard. 45

Nr. 4 kleines villenartiges Gebäude mit eigenem Eingang und Umzäunung. BStU MfS Zentralarchiv All. S 299/57 Band 1.

Legende zur Zeichnung des Objektes in der Steinhöfeler Chaussee. BStU, MfS Zentralarchiv Allg. S 299/57 Band 1.

56 BStU BV Frankfurt (Oder) Abt. VIII V 67/80.

57 BStU BV Frankfurt (Oder) Abt. VIII, V 342/74.

58 BStU Frankfurt (O) Abt. VIII, V 748/74.

59 BStU Frankfurt (O), Abt. VIII, V 761/77.

60 BStU Frankfurt (O), Abt. VIII, V 72/79.

61 BStU Frankfurt (O), Abt. VIII, V 19/76.

62 BStU Frankfurt (O), Abt. VIII, V 67/80.

63 Diplomarbeit Ostrowski, Falk vom 30. Juni 1986 ("Vertrauliche Verschlusssache") zum Thema: "Anforderungen und Grundsätze für das Verhalten der U-Mitarbeiter der operativen Beobachtung im Zusammenhang mit der Gewährleistung der Konspiration der U-Objekte", Quelle: BStU.

64 Zeitzeugenauskunft vom 11. Mai 2012.

65 Aus einer "Information über sichtbar gewordene Probleme im Zusammenhang mit der Nutzung der Versorgungseinrichtung des Ministerrates der DDR zur Abdeckung von KO sowie von Scheinarbeitsverhältnissen hauptamtlicher IM durch Diensteinheiten des MfS" vom 28. Juni 1985. Akte BStU MfS HA XX Nr. 483 Teil 1.

66 Versorgungseinrichtung des MR - Verwaltung von Objekten und Wohnungen für die Staatssicherheit - Bericht über die Untersuchung. Akte DC 20 Nr. 11761 Bundesarchiv. Dem Bericht war ursprünglich eine Liste mit den Objektadressen beigefügt, die allerdings im Bundesarchiv nicht mehr auffindbar war. Umfangreiche Listen gibt es aber beim BStU.

67 Konspirative Objekte/Konspirative Wohnungen.

68 Hauptverwaltung Aufklärung.

69 S. 3 "Information über sichtbar gewordene Probleme im Zusammenhang mit der Nutzung der Versorgungseinrichtung des Ministerrates der DDR zur Abdeckung von KO sowie von Scheinarbeitsverhältnissen hauptamtlicher IM durch Diensteinheiten des MfS" vom 28. Juni 1985. Akte BStU MfS HA XX Nr. 483 Teil 1.

70 Ebenda S. 3

71 "Durch den Offizier für Sonderaufgaben ist in Abstimmung mit der Hauptabteilung PS zu...

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