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Was ist Antisemitismus?

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
315 Seiten
Deutsch
Wallstein Verlagerschienen am31.01.20241. Auflage
Grundbegriffe, zentrale Problemfelder und prominente Positionen der Antisemitismusforschung, werden knapp und einfu?hrend erläutert »Was ist Antisemitismus?« bietet in knapper Form eine fundierte Darstellung der grundlegenden Begriffe, Probleme und eine Übersicht der Autor:innen, die für die wissenschaftliche und öffentliche Diskussion über das Verständnis von Antisemitismus im deutschsprachigen Raum von Bedeutung sind. Die Herausgeber:innen verfolgen dabei zwei Hauptanliegen: Erstens soll die komplexe wissenschaftliche Arbeit von verschiedenen Antisemitismus-Konzepten, wie dem israelbezogenen oder dem »postkolonialen« Antisemitismus, einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden. Zweitens soll das Wissen über die verschiedenen Auffassungen von Antisemitismus aus Perspektiven der Wissenschafts- und Erkenntnistheorie sowie der Antisemitismusforschung systematisiert werden. Das Buch ist das Ergebnis eines intensiven Austauschs im Rahmen des Forschungsprojekts »Antisemitismus definieren«, in dessen Rahmen acht Personen mit verschiedenen wissenschaftlichen und biografischen Hintergründen die Grundlinien unterschiedlicher Antisemitismusbegriffe herausgearbeitet und die Schwierigkeiten bei der Definition diskutiert haben. Herausgekommen ist ein interdisziplinärer Band, der auch vor dem Hintergrund aktueller kontroverser Debatten eine zentrale Handreichung bietet.

Sina Arnold, geb. 1979, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin und Projektleiterin am Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt. Studium der Ethnologie, Erziehungswissenschaft und Politikwissenschaft in Berlin und Manchester, Promotion am Zentrum für Antisemitismusforschung. Aktuelle Forschungsschwerpunkte: Antisemitismus in der Migrationsgesellschaft, Antisemitismus in der Linken, Antisemitismus in den USA, institutioneller Rassismus, Erinnerungspolitik. Anna Danilina, geb. 1985, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Antisemitismusforschung in Berlin. Sie promovierte in Geschichte am Max-Planck-Institut fu?r Bildungsforschung und der TU Berlin und studierte Politikwissenschaft, Philosophie und Religionswissenschaft in Leipzig, Göttingen und Berkeley. Klaus Holz, geb. 1960, Soziologe und Literaturwissenschaftler. Er ist Generalsekretär der Evangelischen Akademien in Deutschland e. V. Uffa Jensen, geb. 1969, Historiker, seit 2017 Professor für Antisemitismusforschung sowie stellvertretender Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung an der TU Berlin. Studium der Geschichte und Philosophie an den Universitäten in Kiel, Berlin sowie an der Hebräischen Universität Jerusalem und der Columbia University New York. Aktuelle Forschungsschwerpunkte: Geschichte des Antisemitismus, der deutschen Juden, der Psychoanalyse, der Emotionsgeschichte und der historischen Bildforschung. Ingolf Seidel, seit 2002 Referent in der antisemitismuskritischen Bildungsarbeit und angrenzenden Themenfeldern. Dazu gehört auch die historisch-politische Bildung mit dem Schwerpunkt auf den Folgewirkungen des Nationalsozialismus. So hat er unter anderem 2020 für Fritz Bauer Institut in Frankfurt am Main zwei Unterrichtsmodule zum Thema »Fritz Bauer und das Recht auf Widerstand« erarbeitet, die auf der Webseite des Instituts abrufbar sind. Weiterhin ist er Ko-Autor der Broschüre »Rät*innen gegen rechts«, die 2021 bei der Rosa Luxemburg Stiftung erschienen ist. Von 2009 bis 2022 Redakteur und Projektleiter des Webportals »Lernen aus der Geschichte«. Derzeit Promotion zum Thema »Nationalsozialistische Judenverfolgung und -vernichtung sowie der Völkermord an Sinti und Roma in der Vermittlungsarbeit von Museen und Gedenkstätten in Tschechien und Deutschland«. Peter Ullrich, geb. 1976, Soziolog und Kulturwissenschaftler, Senior Researcher am Zentrum Technik und Gesellschaft und Fellow am Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin sowie Mitglied des Instituts für Protest- und Bewegungsforschung (ipb). Jan Weyand, geb. 1966, derzeit Vertretung der Professur für Arbeits- und Organisationssoziologie an der Erlangen-Nürnberg, Arbeitsschwerpunkte: Soziologische Theorie, Wissenssoziologie, Antisemitismusforschung, Intersektionalitätsforschung.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR24,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR23,99

Produkt

KlappentextGrundbegriffe, zentrale Problemfelder und prominente Positionen der Antisemitismusforschung, werden knapp und einfu?hrend erläutert »Was ist Antisemitismus?« bietet in knapper Form eine fundierte Darstellung der grundlegenden Begriffe, Probleme und eine Übersicht der Autor:innen, die für die wissenschaftliche und öffentliche Diskussion über das Verständnis von Antisemitismus im deutschsprachigen Raum von Bedeutung sind. Die Herausgeber:innen verfolgen dabei zwei Hauptanliegen: Erstens soll die komplexe wissenschaftliche Arbeit von verschiedenen Antisemitismus-Konzepten, wie dem israelbezogenen oder dem »postkolonialen« Antisemitismus, einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden. Zweitens soll das Wissen über die verschiedenen Auffassungen von Antisemitismus aus Perspektiven der Wissenschafts- und Erkenntnistheorie sowie der Antisemitismusforschung systematisiert werden. Das Buch ist das Ergebnis eines intensiven Austauschs im Rahmen des Forschungsprojekts »Antisemitismus definieren«, in dessen Rahmen acht Personen mit verschiedenen wissenschaftlichen und biografischen Hintergründen die Grundlinien unterschiedlicher Antisemitismusbegriffe herausgearbeitet und die Schwierigkeiten bei der Definition diskutiert haben. Herausgekommen ist ein interdisziplinärer Band, der auch vor dem Hintergrund aktueller kontroverser Debatten eine zentrale Handreichung bietet.

Sina Arnold, geb. 1979, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin und Projektleiterin am Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt. Studium der Ethnologie, Erziehungswissenschaft und Politikwissenschaft in Berlin und Manchester, Promotion am Zentrum für Antisemitismusforschung. Aktuelle Forschungsschwerpunkte: Antisemitismus in der Migrationsgesellschaft, Antisemitismus in der Linken, Antisemitismus in den USA, institutioneller Rassismus, Erinnerungspolitik. Anna Danilina, geb. 1985, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Antisemitismusforschung in Berlin. Sie promovierte in Geschichte am Max-Planck-Institut fu?r Bildungsforschung und der TU Berlin und studierte Politikwissenschaft, Philosophie und Religionswissenschaft in Leipzig, Göttingen und Berkeley. Klaus Holz, geb. 1960, Soziologe und Literaturwissenschaftler. Er ist Generalsekretär der Evangelischen Akademien in Deutschland e. V. Uffa Jensen, geb. 1969, Historiker, seit 2017 Professor für Antisemitismusforschung sowie stellvertretender Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung an der TU Berlin. Studium der Geschichte und Philosophie an den Universitäten in Kiel, Berlin sowie an der Hebräischen Universität Jerusalem und der Columbia University New York. Aktuelle Forschungsschwerpunkte: Geschichte des Antisemitismus, der deutschen Juden, der Psychoanalyse, der Emotionsgeschichte und der historischen Bildforschung. Ingolf Seidel, seit 2002 Referent in der antisemitismuskritischen Bildungsarbeit und angrenzenden Themenfeldern. Dazu gehört auch die historisch-politische Bildung mit dem Schwerpunkt auf den Folgewirkungen des Nationalsozialismus. So hat er unter anderem 2020 für Fritz Bauer Institut in Frankfurt am Main zwei Unterrichtsmodule zum Thema »Fritz Bauer und das Recht auf Widerstand« erarbeitet, die auf der Webseite des Instituts abrufbar sind. Weiterhin ist er Ko-Autor der Broschüre »Rät*innen gegen rechts«, die 2021 bei der Rosa Luxemburg Stiftung erschienen ist. Von 2009 bis 2022 Redakteur und Projektleiter des Webportals »Lernen aus der Geschichte«. Derzeit Promotion zum Thema »Nationalsozialistische Judenverfolgung und -vernichtung sowie der Völkermord an Sinti und Roma in der Vermittlungsarbeit von Museen und Gedenkstätten in Tschechien und Deutschland«. Peter Ullrich, geb. 1976, Soziolog und Kulturwissenschaftler, Senior Researcher am Zentrum Technik und Gesellschaft und Fellow am Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin sowie Mitglied des Instituts für Protest- und Bewegungsforschung (ipb). Jan Weyand, geb. 1966, derzeit Vertretung der Professur für Arbeits- und Organisationssoziologie an der Erlangen-Nürnberg, Arbeitsschwerpunkte: Soziologische Theorie, Wissenssoziologie, Antisemitismusforschung, Intersektionalitätsforschung.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783835386594
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum31.01.2024
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.8
Seiten315 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3542 Kbytes
Artikel-Nr.13509407
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1. Einleitung: Antisemitismusverständnisse
Sina Arnold, Anna Danilina, Klaus Holz,
Uffa Jensen, Ingolf Seidel, Peter Ullrich, Jan Weyand

 

Die Antwort auf die Frage, was Antisemitismus ist, scheint leicht: Feindschaft gegen Jüdinnen*Juden und das Judentum. Doch ein Blick in mehr als 100 Jahre Forschungsliteratur zeigt schnell und deutlich: So leicht ist es offensichtlich nicht. Denn wie ist ein Gegenstand begrifflich zu fixieren, der einerseits auf eine kulturelle Tradition bis in die griechisch-römische Antike zurückweist, andererseits aber insbesondere (wie verzerrt und ideologisch auch immer) mit genuin modernen Problemfeldern wie Kapitalismus, Nationalstaaten, Individualisierung usw. verknüpft ist? Ist es überhaupt möglich, einen historischen Gegenstand, der steter Entwicklung unterliegt, zu definieren? Wird er dann nicht schon jeder Kontextualität und Komplexität beraubt? Wenn man glaubt, dass eine definitorische Fassung wohl möglich und sinnvoll ist, gelangt man sofort zur Folgefrage, wie denn die Abgrenzung des Begriffs erfolgen müsste. »Definieren« kommt schließlich vom lateinischen Wort für abgrenzen. Dann wären Fragen wie die folgenden zu stellen: Was macht den Antisemitismus aus, was nicht für beispielsweise Ethnozentrismus oder Rassismus gilt? Was sind seine besonderen Kennzeichen? Oder: Ist der Philosemitismus sein Gegenstück oder doch eine Teilmenge, die nur (scheinbar) die Vorzeichen umkehrt? Und wie lassen sich Antisemitismus und Kritik an der israelischen Politik unterscheiden?

Fraglich ist auch, wo Antisemitismus herkommt. Liegen ihm Konflikte zwischen Jüdinnen*Juden und anderen zugrunde oder handelt es sich um Projektionen der Antisemit*innen? In diesem Punkt besteht eine weitgehende - aber keinesfalls absolute - Einigkeit in der Antisemitismusforschung: Antisemitismus hat tendenziell ein Welterklärungspotenzial, nimmt Jüdinnen und Juden für Entwicklungen und Prozesse in Haftung, die sehr allgemeiner Natur sind. Was immer auch konkrete Jüdinnen und Juden tun, scheint dafür weitgehend ohne Belang. Sie müssen für die Existenz antisemitischer Fremdbilder nicht einmal anwesend sein. Der Antisemitismus, von seinen überzeugten Anhänger*innen wie eine Leidenschaft (so Jean-Paul Sartre) aktiv verfolgt, dient den Antisemit*innen, beispielsweise ihrer psychischen Stabilisierung, und reagiert nicht auf den Juden*.

Doch im Gegensatz zu dieser Frage besteht in kaum einer anderen Einigkeit in der Forschung zum Antisemitismus. Wer sich mit den Antisemitismusverständnissen befasst, die diese in ihrer Geschichte hervorgebracht hat, wird auf eine große Vielfalt von Sichtweisen stoßen. Dies hängt unter anderem mit fachlichen Traditionen zusammen. Psycholog*innen nähern sich dem Komplex anders als Historiker*innen oder wiederum Soziolog*innen. Auch der Zeitkontext des Nachdenkens über Antisemitismus bestimmt jeweils mit, worauf die Aufmerksamkeit besonders gelenkt wird und erklärt, warum beispielsweise Max Horkheimer und Theodor W. Adorno angesichts ihrer Zeitgenossenschaft zu Auschwitz zum Teil andere Fragen beschäftigt haben als vor ihnen Sigmund Freud oder später Shulamit Volkov. So entstand über die Jahrzehnte ein inzwischen kaum mehr überschaubares Begriffsnetzwerk zur Charakterisierung auch von Formen, Typen und Phasen von Antisemitismus. Doch was unterscheidet den klassischen , modernen Antisemitismus von sogenanntem sekundärem oder neuem Antisemitismus und was ist ihnen doch allen gemein? Und gehört der christliche Antijudaismus nur zu dessen Vorgeschichte oder ist er Ausdruck einer anderen historischen Konstellation?

Derlei Fragen sollen in diesem Buch mit Blick auf den gegenwärtigen Kenntnisstand und die forscherische Tradition beantwortet werden. In der sehr knappen Form eines einführenden Handbuchs werden Grundbegriffe, zentrale Problemfelder und prominente Positionen dargestellt, die für die wissenschaftliche wie öffentliche Diskussion um Antisemitismusverständnisse maßgeblich sind. Wir beziehen uns dabei insbesondere auf Deutschland, ohne uns auf diesen Kontext zu beschränken. Die Darstellungen arbeiten die Grundlinien von Antisemitismusbegriffen und unterschiedlichen Zugängen zur Thematik heraus. Ziel ist explizit nicht, den einen, wahren Begriff zu destillieren. Vielmehr wird die Vielfältigkeit von Antisemitismusverständnissen aufgezeigt und die Schwierigkeit, Antisemitismus zu definieren, aufgearbeitet. Angesichts der diversen Debatten um Antisemitismus und um seine Definitionen verfolgt das Buch damit zwei Anliegen: erstens, das komplexe Wissen der unterschiedlichen Verständnisse von Antisemitismus einem breiteren Publikum dem Stand der aktuellen Forschung entsprechend zur Verfügung zu stellen, und zweitens, auch mit Blick auf die Fachöffentlichkeit, diese Ein- und Überblicke reflektierend zu ordnen.

Dieses mehr bilanzierende, denn sich stark positionierende Vorgehen hat selbst einen fachlichen wie zeitbedingten Kontext. Denn heute wird auch in der Öffentlichkeit teils vehement über Antisemitismusdefinitionen und -konzepte gestritten. Werden in ihnen beispielsweise Sichtweisen und Erfahrungen von Jüdinnen*Juden angemessen berücksichtigt? Welche Anteile der gewaltförmigen Feindschaften des Nahostkonfliktes lassen sich mit Hilfe der Antisemitismusforschung verstehen und erklären? Welche der aktuell verbreiteten bündigen Definitionen von Antisemitismus sind geeignete Instrumente für ein Verständnis und vor allem für eine Bekämpfung des Problems? Die weltweite institutionelle Nutzung der Arbeitsdefinition Antisemitismus der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) ist dafür symptomatisch. Sie reflektiert den Wunsch nach einem praktikablen und allgemeinen Verständnis und provoziert damit neben Zustimmung auch vehemente Kritik und Gegenentwürfe wie die Jerusalemer Erklärung zum Antisemitismus (JDA).

Das Buch will diesen oft heftig ausgetragenen Streit nicht befördern. Es wechselt die Ebene und stellt eine andere Frage: Welchen Beitrag leistet die Forschung über Antisemitismus zu der Vielfalt möglicher Sichtweisen? Die Autor*innen arbeiten heraus, warum diese Vielfalt aus verschiedenen Gründen für den Gegenstand Antisemitismus und die wissenschaftliche Disziplin, die ihn analysiert, konstitutiv ist. Gestellt werden zudem grundsätzliche, aber über das vorliegende Thema weit hinausgehende Fragen: Was ist eigentlich eine Definition und ein Begriff? Welche Gütekriterien wurden für sie in der Wissenschafts- und Erkenntnistheorie entwickelt? Welche Ziele, welche Ideale und welche praktischen Fallstricke spielen bei der Begriffsbildung eine Rolle? Welche Besonderheit haben diese allgemeinen Überlegungen im Hinblick auf das Antisemitismusverständnis?

Das Buch sei entsprechend verstanden als eine Einladung zur Auseinandersetzung mit einer von vielfältigen Positionen gekennzeichneten Debatte über Antisemitismus. Und es ist selbst das Resultat einer intensiven Debatte im Forschungsprojekt »Antisemitismus definieren«.[1] Die Projektgruppe mit unterschiedlichen fachlichen, theoretischen und biographischen Hintergründen hat sich in einer Reihe von 16 Workshops und begleitender individueller Forschung intensiv mit Antisemitismusverständnissen auseinandergesetzt, miteinander gestritten und an den Quellen gerieben. Die Kapitel wurden mehrheitlich von den Mitgliedern des Projektteams sowie von einzelnen besonders ausgewiesenen externen Spezialist*innen verfasst. Dadurch kommt der besondere Charakter des Buches zustande, das kein üblicher Sammelband ist, sondern ein genuin kollektives Produkt intensiver Kooperation und Diskussion.
Zum Aufbau des Buches

 

Das Buch gliedert sich in vier große Teile. Die ersten drei Teile haben den Charakter eines Handbuchs mit konzisen Einführungen in bestimmte Sachfragen und das Schaffen ausgewählter Autor*innen.

Die erste Gruppe von Handbucheinträgen widmet sich Grundbegriffen, insbesondere jenen, die zur Bezeichnung bestimmter »Formen« oder »Phasen« von Antisemitismus üblich sind, beispielsweise »sekundärer« oder »israelbezogener Antisemitismus«, und führen in die damit jeweils verhandelte Problematik ein.

Die zweite Gruppe behandelt Problemfelder, die maßgeblich für das Verständnis von Antisemitismus sind. Es geht um Dimensionen der Antisemitismusverständnisse, auf denen eine bestimmte Frage jeweils so oder anders beantwortet werden kann, z.âB.: Ist Antisemitismus in erster Linie ein Vorurteil/Einstellungsmuster von Personen(gruppen) oder hat er eine eigene kulturelle Existenzweise? Ist Antisemitismus eine Form des Rassismus oder unterscheidet er sich von diesem fundamental? In welchem Verhältnis stehen Antisemitismus und bestimmte Positionierungen im Nahostkonflikt?

Dabei zeigt sich auch, dass sich bestimmte prägnante Positionen mit den Namen einzelner Autor*innen verbinden, die beispielgebend für bestimmte Auffassungen wurden. Diese Autor*innen und ihre Antisemitismusbegriffe werden im dritten Teil vorgestellt. Noch mehr als bei den ausgewählten Grundbegriffen und Problemfeldern musste hier eine strenge Auswahl relevanter Positionen getroffen werden. Eingang finden insbesondere Autor*innen, die im deutschen Kontext eine starke Rezeption erfahren haben, aber auch weitere, deren Beiträge zum Gesamtbild Neues, Substanzielles und Distinktes beisteuern. Das Ziel der kompakten Einträge ist nicht die Darstellung aller Facetten ihrer Werke und...
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Autor

Sina Arnold, geb. 1979, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin und Projektleiterin am Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt. Studium der Ethnologie, Erziehungswissenschaft und Politikwissenschaft in Berlin und Manchester, Promotion am Zentrum für Antisemitismusforschung. Aktuelle Forschungsschwerpunkte: Antisemitismus in der Migrationsgesellschaft, Antisemitismus in der Linken, Antisemitismus in den USA, institutioneller Rassismus, Erinnerungspolitik.

Anna Danilina, geb. 1985, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Antisemitismusforschung in Berlin. Sie promovierte in Geschichte am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung und der TU Berlin und studierte Politikwissenschaft, Philosophie und Religionswissenschaft in Leipzig, Göttingen und Berkeley.

Klaus Holz, geb. 1960, Soziologe und Literaturwissenschaftler. Er ist Generalsekretär der Evangelischen Akademien in Deutschland e. V.

Uffa Jensen, geb. 1969, Historiker, seit 2017 Professor für Antisemitismusforschung sowie stellvertretender Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung an der TU Berlin.
Studium der Geschichte und Philosophie an den Universitäten in Kiel, Berlin sowie an der Hebräischen Universität Jerusalem und der Columbia University New York. Aktuelle Forschungsschwerpunkte: Geschichte des Antisemitismus, der deutschen Juden, der Psychoanalyse, der Emotionsgeschichte und der historischen Bildforschung.

Ingolf Seidel, seit 2002 Referent in der antisemitismuskritischen Bildungsarbeit und angrenzenden Themenfeldern. Dazu gehört auch die historisch-politische Bildung mit dem Schwerpunkt auf den Folgewirkungen des Nationalsozialismus. So hat er unter anderem 2020 für Fritz Bauer Institut in Frankfurt am Main zwei Unterrichtsmodule zum Thema »Fritz Bauer und das Recht auf Widerstand« erarbeitet, die auf der Webseite des Instituts abrufbar sind. Weiterhin ist er Ko-Autor der Broschüre »Rät*innen gegen rechts«, die 2021 bei der Rosa Luxemburg Stiftung erschienen ist. Von 2009 bis 2022 Redakteur und Projektleiter des Webportals »Lernen aus der Geschichte«. Derzeit Promotion zum Thema »Nationalsozialistische Judenverfolgung und -vernichtung sowie der Völkermord an Sinti und Roma in der Vermittlungsarbeit von Museen und Gedenkstätten in Tschechien und Deutschland«.

Peter Ullrich, geb. 1976, Soziolog und Kulturwissenschaftler, Senior Researcher am Zentrum Technik und Gesellschaft und Fellow am Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin sowie Mitglied des Instituts für Protest- und Bewegungsforschung (ipb).

Jan Weyand, geb. 1966, derzeit Vertretung der Professur für Arbeits- und Organisationssoziologie an der Erlangen-Nürnberg, Arbeitsschwerpunkte: Soziologische Theorie, Wissenssoziologie, Antisemitismusforschung, Intersektionalitätsforschung.