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Erinnerungen des Waldes (Band 2)

von
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
256 Seiten
Deutsch
Atrium Verlag AGerschienen am14.02.20241. Auflage
Waghalsig, warmherzig, wertvoll, waldig!   Buchhändler Archibald Fuchs liebt die Ruhe in seiner Buchhandlung. Doch die währt nicht lange: Er bekommt Besuch von einem Wolf der ihm eröffnet, die Buchhandlung gehöre offiziell gar nicht Familie Fuchs, sondern Familie Wolf. Kurzerhand wirft er Archibald hochkant raus. Der völlig verzweifelte Fuchs dachte immer, die Buchhandlung sei von seinem Großvater Cornelius gegründet und an die nächste Generation vererbt worden. Zusammen mit seinem Neffen Bartholomeus will Archibald die Wahrheit herausfinden und sie beginnen in den Tagebüchern des Großvaters zu lesen. Schnell merken sie jedoch, dass wichtige Teile fehlen, die es nun zu suchen gilt. Werden sie die Buchhandlung retten können?   Band 2 der charmanten Erfolgsreihe aus Frankreich. Wundervoll atmosphärisch illustriert!

Mickaël Brun-Arnaud arbeitete, nach einem Studium der Psychologie, zehn Jahre lang in Krankenhäusern, wo er Menschen mit Alzheimer und neuroevolutiven Erkrankungen betreute. 2018 gründete er seine eigene Buchhandlung in Paris und widmet sich seitdem dem Schreiben.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR18,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR13,99

Produkt

KlappentextWaghalsig, warmherzig, wertvoll, waldig!   Buchhändler Archibald Fuchs liebt die Ruhe in seiner Buchhandlung. Doch die währt nicht lange: Er bekommt Besuch von einem Wolf der ihm eröffnet, die Buchhandlung gehöre offiziell gar nicht Familie Fuchs, sondern Familie Wolf. Kurzerhand wirft er Archibald hochkant raus. Der völlig verzweifelte Fuchs dachte immer, die Buchhandlung sei von seinem Großvater Cornelius gegründet und an die nächste Generation vererbt worden. Zusammen mit seinem Neffen Bartholomeus will Archibald die Wahrheit herausfinden und sie beginnen in den Tagebüchern des Großvaters zu lesen. Schnell merken sie jedoch, dass wichtige Teile fehlen, die es nun zu suchen gilt. Werden sie die Buchhandlung retten können?   Band 2 der charmanten Erfolgsreihe aus Frankreich. Wundervoll atmosphärisch illustriert!

Mickaël Brun-Arnaud arbeitete, nach einem Studium der Psychologie, zehn Jahre lang in Krankenhäusern, wo er Menschen mit Alzheimer und neuroevolutiven Erkrankungen betreute. 2018 gründete er seine eigene Buchhandlung in Paris und widmet sich seitdem dem Schreiben.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783039670123
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum14.02.2024
Auflage1. Auflage
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse8690 Kbytes
Artikel-Nr.13876563
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Prolog

Das Geheimnis von Cornelius Fuchs



Vor zwanzig Jahren, in einer kühlen Septembernacht in Schönrinde â¦


Eingekuschelt in sein Bett in der Klinik der Familie Igel, fragte sich Cornelius Fuchs, wie er sich wohl unbemerkt aus seinem Zimmer davonstehlen könnte. Auf den verschlafenen Fluren unterbrachen handgefertigte Laternen die Dunkelheit - seltsame hängende Glaslampen mit marmeladeverschmierten Kolben, in denen verfressene Glühwürmchen sich um den Zucker stritten und dabei die Dunkelheit mit ihrem lebhaften Herumtollen erhellten. Im Zimmer am Ende des Ganges ließ das dröhnende Schnarchen von Doktor Igel die Bodenplanken knarzen, die Fenster vibrieren und die Marmeladenschälchen aus Porzellan, in denen die Krankenschwestern ihre Arzneimittel aufbewahrten, klirren.

»Aprikose aber auch!«, fluchte Cornelius Fuchs, als er seine Tür einen Spalt öffnete. »Dieser Igel schnarcht lauter als ein Bär! Allerdings gibt mir das auch eine gute Gelegenheit, mich aus dem Staub zu machen â¦«

Während er sich seines karierten Schlafrocks entledigte und in seine Alltagskleidung schlüpfte, war Cornelius, das älteste Mitglied der Familie Fuchs, fest entschlossen, auszubüxen und die Aufgabe zu Ende zu führen, die er sich selbst gestellt hatte. In einem Bündel, das er mit seinen eigenen Krallen aus dem Vorhang geschnitten und an seinen Stock geknüpft hatte, nahm er die Zimtschnecken mit, die er nachmittags zurückbehalten hatte, und außerdem seine Bettlektüre - Arsène Langohr, der Gentleman unter den Karottendieben, von Moritz Weißwolf -, seine Lieblingsschreibfeder, sein kleines Tintenfass und die paar Blätter Papier, die auf der Kommode herumlagen.

»Ich muss mich beeilen, bevor ich den nächsten Anfall bekomme. Sie dürfen nicht in die falschen Hände geraten«, murmelte er hastig, während er seine Bettlaken mit dem Kissenbezug verknotete und Letzteren am Schrankfuß befestigte, um sich eine Strickleiter zu basteln.

Während er die zusammengebundene Bettwäsche aus dem Fenster warf, bekam der alte Fuchs aufs Neue diese verflixten Schwindelanfälle, die ihn zuvor zum Ausruhen gezwungen hatten. Verfluchte Rübe, dachte er und rieb sich die Ohren. Ich werde nicht zulassen, dass du mich daran hinderst, zu tun, was ich zu tun habe, Buchhändler-Ehrenwort! Knoten für Knoten und eine Pfote nach der anderen setzend, kletterte Cornelius vorsichtig hinunter zum Fuß des Bauwerks, das aus Ästen und Blättern bestand - die berühmte Klinik von Doktor Hippokrates Igel, in dessen Familie der Vater den Arztberuf an seine Söhne und Töchter weitergab. Die Tiere des Waldes konnten hierherkommen, um sich zu erholen, wenn sie den Ast, auf dem sie saßen, abgesägt hatten oder sich zur Winterruhe zurückgezogen und dabei vergessen hatten, die Tür ihres Baus zu schließen, sodass der Wind und der Regen hereinfegten und ihre Socken feucht werden ließen ⦠Brrr!

Die Wolken, die sich über dem Dorf auftürmten, ließen sintflutartigen Regen und ein heftiges Gewitter erwarten. Der Fuchs richtete seinen Schal und die zu dünne Wollstrickjacke, die seine Schultern bedeckte. Dann machte er sich beim ersten Wetterleuchten auf den Weg. Es wurde auch Zeit, denn in den stillen Gängen der Klinik hatte das Schnarchen inzwischen aufgehört.

»Cornelius?«, wagte sich eine sehr tiefe Stimme im oberen Stockwerk vor, »sind Sie derjenige, der wie ein hungriger Tiger schnarcht, oder ist das Gewitter schon losgebrochen? Möchten Sie eine Spritze, um wieder einschlafen zu können?«

»Mir geht es gut«, antwortete der Fuchs von dem Waldweg, den er gerade einschlug. »Ich schlafe wie ein Baby!«

»Ich kann Sie sehr schlecht verstehen, Cornelius ⦠Wo sind Sie denn? Oh! Beim Stachelschwein aber auch!«

Anhand des Lärms, den der alte Fuchs hörte, begriff er, dass Doktor Igel aus seinem Sessel gefallen war und alles mit sich gerissen hatte, was sich auf seinem Schreibtisch befunden hatte: medizinische Nachschlagewerke, die kalt gewordene Tasse Kakao, das Hämmerchen für die Reflexe ⦠Cornelius knöpfte seine Strickjacke bis oben zu und wagte sich ohne zu antworten hinaus in die Nacht: Nichts - weder das Gewitter noch seine Krankheit oder sein Anstand - konnte ihn jetzt noch aufhalten.

Als er sich auf leisen Sohlen in das mit Blauregen bewachsene Landhäuschen schlich, das sein Sohn Gerwin und dessen Gattin bewohnten, war er nass bis auf die Knochen. Der Fuchs unterdrückte das Bedürfnis, sich heftig zu schütteln, um das Wasser aus seinem Fell zu schleudern, denn er hielt es für wenig hilfreich, im Haus gleich das nächste Donnerwetter hervorzurufen ⦠Da er sich noch an den Ort erinnerte, an dem er sie versteckt hatte, begab Cornelius sich zu der riesigen Bücherwand im Wohnzimmer. Mithilfe der Bambusleiter erreichte er das oberste Fach und fand, was er suchte. Er hatte es einst versteckt, und zwar hinter einer seiner liebsten Romanserien: Die fabelhaften Wald-Detektive. Dutzende Male hatte er diese Romane gelesen, daher strich er nun sanft über ihre rissigen Pilzleder-Einbände. Vor seinem inneren Auge tauchten blasse Bilder aus alten Tagen auf, und Musik von damals spielte in seinem Kopf wie ein Grammofon, dessen Kurbel man nicht anhalten konnte. Wer genau hinsah, konnte sehen, wie sich in einer Träne in seinem Augenwinkel Erinnerungen spiegelten: Es waren Bilder von einer Baumhütte, einem prächtigen Landhaus am See, Tabletts mit hausgemachter Zitronenlimonade und Kandierter-Ingwer-Plätzchen, umherlaufenden Kindern, einem Fluss, der unzufrieden immer lauter und lauter toste ⦠Da es Cornelius manchmal zu sehr schmerzte, an das zu denken, was passiert war, und vielleicht auch, weil er es sich selbst nie verziehen hatte, öffnete er nun sein in der Klinik geschnürtes Bündel und fügte ihm seine Schätze hinzu. Indem er sie schnell darin versteckte, konnte er den Erinnerungen entkommen, die sie in ihm auslösten. Derjenige, der diese Schätze eines Tages in die Pfoten bekommen würde, käme in den Besitz des größten Reichtums - aber jeder Schatz bringt immer die fürchterlichsten Verfluchungen mit sich, das haben alle Abenteuer-Erzählungen stets bewiesen.

»Großvater, bist du das?«, fragte ein ganz zartes Stimmchen hinter ihm.

In der Wohnzimmertür schlackerte ein liebenswerter Fuchswelpe in einem zu großen Baumwollpyjama, mit einer Stoffpuppe in der Hand. Das Gewitter hatte ihn sicher geweckt, aber seine Äuglein sahen so müde aus, als würde er jeden Moment wieder einschlafen können.

»Psst, mein Großer«, antwortete Cornelius und drückte ihn liebevoll an sich, während er einen neuen Schwindelanfall verdrängte. »Du möchtest doch deinen Papa und deine Mama bestimmt nicht aufwecken ⦠Und ich übrigens auch nicht. Du weißt ja, wie knurrig dein Vater sein kann, wenn man ihn nicht ausschlafen lässt â¦«

»Was machst du hier, Großvater?«, fragte der kleine Fuchs, als sie in der Sicherheit seines Zimmers waren. »Bist du gekommen, um dir ein Buch von uns zu leihen? Ist dir in der Klinik von Familie Igel so langweilig?«

»Vielleicht hat mir mein kleiner Archibald zu sehr gefehlt, sodass ich Lust hatte, sein Gesicht zu sehen, bevor ich wieder ins Bett gehe, oder ihn ein bisschen zu kitzeln â¦«, neckte ihn Cornelius, während er seine Krallen über die Pfotenballen seines Enkels krabbeln ließ. »Jetzt aber mal im Ernst, mein liebes Füchschen, kannst du ein Geheimnis für dich behalten?«

»Ja sicher!«, antwortete Archibald und hob seine Pfote eifrig hoch. »Das schwöre ich dir auf die vier Haselnüsse in meiner Spardose! Großvater, geht es dir gut? Möchtest du, dass ich dir Geld leihe?«

Auf der Bettkante sitzend kämpfte Cornelius gegen einen heftigen Kopfschmerz, der bis in die Spitze seiner Schnauze strahlte. Ihm blieb nicht mehr viel Zeit, bis sein inneres Gewitter ihn wieder wer weiß wohin in seinem Hirn verschlagen würde â¦

»Das brauchst du nicht, mein Großer. Behalte deine kostbaren Ersparnisse. Ich möchte, dass du mir versprichst, niemandem irgendetwas von meinem Besuch heute Nacht zu verraten, einverstanden? Es wird unser Geheimnis bleiben. Du darfst weder deinem Vater noch deiner Mutter davon erzählen. Verstanden?«

»Großes Ehrenwort! Du kannst mir vertraaauuuuuuuen«, gähnte er und riss dabei das Maul weit auf.

»Jetzt ist Schlafen angesagt. Und vergiss nicht, Archibald, nichts ausplappern!«

»Nichts aus⦠ja. Gute Nacht, Großvater â¦«

»Gute Nacht, mein Großer«, murmelte Cornelius und sah noch einmal nach, ob die Kerze in dem Windlicht, das als Nachtleuchte diente, auch ja nicht bald auszugehen drohte.

Dann verließ er das Zimmer und schloss die Tür hinter sich.

Sein Bündel fest an sein Herz gedrückt, dachte der Buchhändler an all die Erschütterungen, die diese einfachen Papierbögen in seinem Umfeld würden auslösen können. Aber er gab deswegen nicht auf. Trotz der Kälte, trotz des Regens und seiner Schläfen, die wie eine schlagende mechanische Wanduhr dröhnten, tat der alte Fuchs das, was getan werden musste.

In dieser Nacht klopfte Cornelius an die Türen von vier Tieren, veränderte für immer deren Schicksal und teilte, unter ihrer freundlichen Mitwirkung, seinen Schatz in Einzelstücke auf. Wer auch immer die Wahrheit über seine Geschichte erfahren wollte, über die der Familie Fuchs und der Buchhandlung von Schönrinde, würde sich auf eine wahrhaftige Spurensuche begeben müssen. Als er beim zarten Licht des Morgengrauens in seine Baum-Buchhandlung kam und den vertrauten...

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Mickaël Brun-Arnaud arbeitete, nach einem Studium der Psychologie, zehn Jahre lang in Krankenhäusern, wo er Menschen mit Alzheimer und neuroevolutiven Erkrankungen betreute. 2018 gründete er seine eigene Buchhandlung in Paris und widmet sich seitdem dem Schreiben.