Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Operante Verfahren

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
138 Seiten
Deutsch
Hogrefe Verlag GmbH & Co. KGerschienen am12.02.20241. Auflage 2024
Operante Verfahren stellen eine zentrale Intervention des Verhaltensaufbaus und der Verhaltensveränderung dar und gehören damit zu den Standards einer jeden Psychotherapie. Der Band stellt die Grundlagen operanter Verfahren vor, führt in relevante Begrifflichkeiten ein, informiert über diagnostische Methoden zur Analyse operanter Mechanismen und veranschaulicht anhand zahlreicher Beispiele die verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten operanter Verfahren. Operante Verfahren dienen dem Aufbau sowie der Steigerung des Auftretens erwünschten und der Reduktion unerwünschten Verhaltens sowie der Stabilisierung des neu gelernten Verhaltens. Sie basieren auf den Prinzipien und Techniken des instrumentellen Lernens, ihre Wirksamkeit ist für alle Altersgruppen gut belegt. Breite Anwendung finden operante Verfahren in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien, z.B. bei Störungen des Sozialverhaltens, der Ausscheidung und der Impulskontrolle, bei Lernstörungen und Aggression. Auch in Einrichtungen, die sich um kognitiv eingeschränkte Menschen kümmern, spielen Stimuluskontrolle, Verhaltenstrainings und positive Verstärkung eine zentrale therapeutische Rolle. Ebenso wird bei der Behandlung von Substanzabhängigkeiten, Essstörungen, Angststörungen und Depressionen auf Prinzipien operanter Verhaltenssteuerung zurückgriffen. Zudem stellen das Sozial- und Kommunikationsverhalten sowie das Stress- und Selbstmanagement mögliche Einsatzbereiche dar. Der Band skizziert das Vorgehen anhand verschiedener Beispiele und bietet damit eine ideale Wissensbasis für den Einsatz dieser effektiven psychotherapeutischen Methoden.mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR24,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR21,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR21,99

Produkt

KlappentextOperante Verfahren stellen eine zentrale Intervention des Verhaltensaufbaus und der Verhaltensveränderung dar und gehören damit zu den Standards einer jeden Psychotherapie. Der Band stellt die Grundlagen operanter Verfahren vor, führt in relevante Begrifflichkeiten ein, informiert über diagnostische Methoden zur Analyse operanter Mechanismen und veranschaulicht anhand zahlreicher Beispiele die verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten operanter Verfahren. Operante Verfahren dienen dem Aufbau sowie der Steigerung des Auftretens erwünschten und der Reduktion unerwünschten Verhaltens sowie der Stabilisierung des neu gelernten Verhaltens. Sie basieren auf den Prinzipien und Techniken des instrumentellen Lernens, ihre Wirksamkeit ist für alle Altersgruppen gut belegt. Breite Anwendung finden operante Verfahren in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien, z.B. bei Störungen des Sozialverhaltens, der Ausscheidung und der Impulskontrolle, bei Lernstörungen und Aggression. Auch in Einrichtungen, die sich um kognitiv eingeschränkte Menschen kümmern, spielen Stimuluskontrolle, Verhaltenstrainings und positive Verstärkung eine zentrale therapeutische Rolle. Ebenso wird bei der Behandlung von Substanzabhängigkeiten, Essstörungen, Angststörungen und Depressionen auf Prinzipien operanter Verhaltenssteuerung zurückgriffen. Zudem stellen das Sozial- und Kommunikationsverhalten sowie das Stress- und Selbstmanagement mögliche Einsatzbereiche dar. Der Band skizziert das Vorgehen anhand verschiedener Beispiele und bietet damit eine ideale Wissensbasis für den Einsatz dieser effektiven psychotherapeutischen Methoden.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783844431346
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum12.02.2024
Auflage1. Auflage 2024
Reihen-Nr.14
Seiten138 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3661 Kbytes
Artikel-Nr.13881273
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


|35|2  Diagnostik und Indikation

Traditionelle Psychotherapie (auch die Kognitive Therapie) sucht nach Erklärungen für psychische Störungen und deren Veränderung inside the head (Emotionen, Erinnerungen, Aufmerksamkeit, Informationsverarbeitung, Einstellungen, Schemata, Prägungen). Verhaltensorientierte Wissenschaftler:innen und Kliniker:innen, die dem operanten Lernparadigma verbunden sind, suchen hingegen nach Erklärungen für psychische Störungen und deren Veränderung im Zusammenspiel von Person und sozialer bzw. physischer Umwelt (Reiz - Reaktion - Konsequenzen, SORKC-Modell). Entsprechend ist die Diagnostik geprägt von

einer möglichst präzisen Definition, Beschreibung und Erfassung offenen Verhaltens durch Verhaltensbeobachtung;


einer funktionalen Analyse der Bedingungen und Konsequenzen, die das Problemverhalten steuern (kontrollieren);


der Nutzung von Verstärkerlisten, um individuelle Werte und positive Aktivitäten sowie vielfältige sekundäre Verstärker zu erfassen;


einer kontinuierlichen Evaluation der Verhaltensänderungen, u.âa. durch Verhaltensbeobachtung.

2.1  Indikation

Operantes Lernen ist ubiquitär und daher bei jeder Verhaltensäußerung beteiligt. Entsprechend sind operante Prinzipien auch bei jeder psychischen und somatischen Störung anzutreffen und zu analysieren, und gegebenenfalls muss die Reiz-Reaktions-Beziehung durch Manipulation der Konsequenzen verändert werden. Krasner formuliert in behavioristischer Radikalität:

Selbst wenn das Verhalten des Menschen durch innere vermittelnde Geschehnisse, wie Bewusstsein, Denken, Triebe, Angst oder Einsicht bestimmt wird â¦, können diese Geschehnisse von äußeren Reizen manipuliert werden, sodass im Grunde diese Reize im Wesentlichen unser Verhalten bestimmen.

Krasner (1965, S. 22)

Breite Anwendung finden operante Verfahren in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien. Auch in Einrichtungen, die sich um kognitiv eingeschränkte Patient:innen unterschiedlichsten Alters kümmern, spielen Stimuluskontrolle, Verhaltenstrainings und positive Verstärkung eine zentrale |36|therapeutische Rolle. Heute ist eine psychiatrische bzw. forensische Klinik kaum mehr denkbar, die bei der Arbeit mit schweren chronischen Depressionen, Substanzabhängigkeiten, Persönlichkeitsstörungen, Essstörungen und Psychosen nicht auf Prinzipien operanter Verhaltenssteuerung zurückgreift. In der Verhaltensmedizin (Psychosomatik) ist die funktionale Analyse von somatischen bzw. biologischen Bedingungen, Reizen bzw. Stimuli, Gewohnheiten bzw. Verhaltensmustern und deren Folgen zentral für die Therapieplanung sowie wesentliche Voraussetzung für eine Gesundung. Schließlich sind die Wirkmechanismen bei Bio- bzw. Neurofeedback (Martin & Schmidt, 2023) und virtueller Realität (Wechsler & Mühlberger, in Vorb.) vor allem operante Prinzipien. Sie werden zum Beispiel bei der Behandlung von Schmerz, Bruxismus, Inkontinenz, Epilepsie und Skoliose, bei der Überwindung von Aufmerksamkeitsdefiziten, bei der Konzentrationsförderung, der Erregungssteuerung, der Wiedererlangung motorischer Fertigkeiten nach Schlaganfall, und bei der Behandlung von Angststörungen und Depressionen verwendet. Wenn diese Aufzählung den Eindruck vermittelt, dass operante Prinzipien mehr oder minder bei allen Störungsbildern eingesetzt werden, dann ist der Eindruck nicht irreführend.
2.2  Verhaltensbeobachtung

Menschen sind in der Lage, ihr eigenes Verhalten zu beobachten. Daher sind Kliniker:innen häufig versucht, ihre Patient:innen einfach zu fragen, wie sie sich verhalten. Die Versuchung ist besonders groß, wenn es um Verhalten geht, das nicht unmittelbar beobachtet werden kann. Die Ergebnisse sind jedoch enttäuschend. Wiederholt wurde nachgewiesen, dass Eigenberichte und objektive Messungen große Diskrepanzen aufweisen. Fragt man beispielsweise Männer, ob sie Milch und Zucker in den Kaffee nehmen, und vergleicht ihre Aussagen mit denen ihrer Lebenspartner:innen, so ergibt sich eine Diskrepanz von 22â% (Pinneau & Milton, 1958). Hier spielen sowohl die Schwierigkeit, eigenes Verhalten zu beobachten und sich später daran zu erinnern, als auch die Tendenz zu sozial erwünschten Antworten eine Rolle. Für den Nachweis einer Reiz-Reaktions-Konsequenzen-Verbindung reichen Interview- und Fragebogendaten daher nicht aus. Stattdessen braucht es die direkte Beobachtung des Verhaltens (R) sowie der vorausgehenden (S) und der nachfolgenden (C) Bedingungen. Diese Beobachtung stellt seit den Anfängen eine zentrale diagnostische Methode operanter Ansätze dar.

Es lassen sich mindestens drei Formen der Verhaltensbeobachtung, die im klinischen Rahmen eine Rolle spielen, unterscheiden:

Fremdbeobachtung bzw. teilnehmende Beobachtung,


Selbstbeobachtung,


Beobachtung unter Anwendung von Messinstrumenten.


|37|Fremdbeobachtung findet durch Angehörige (Eltern, Partner:in), Kliniker:innen (Psychotherapeut:innen) oder geschulte Beobachter:innen statt. Zu den Vorteilen zählt, dass das interessierende Verhalten direkt und ausgiebig in der natürlichen Umwelt oder auch im klinisch-experimentellen Rahmen beobachtet werden kann. Beobachter:innen erleben das Verhalten aus nächster Nähe mit, registrieren es jedoch aus einer Perspektive, die sich von der des Handelnden unterscheidet. Dabei ergeben sich jedoch auch zahlreiche Probleme: Beobachter:innen können das zu beobachtende Verhalten beeinflussen. Beobachter:innen sind nicht frei von Erwartungshaltungen gegenüber den zu beobachtenden Personen bzw. deren Verhalten. Ferner ist ein Verhaltensstrom (selbst im Labor) hoch komplex, was eine Eingrenzung auf Beobachtungseinheiten, Beobachtungszeitfenster und Beobachtungskategorien erforderlich macht. In der Vorbereitungsphase muss festgelegt werden, wer die Verhaltensbeobachtung durchführt, was beobachtet werden soll, wie (in welcher Form, in welchem örtlich-zeitlichen Rahmen) und mit welchen Hilfsmitteln die Beobachtung erfolgt (Echelmeyer, 2021). Ein Beispiel für eine Fremdbeobachtung partnerschaftlichen verbalen Interaktionsverhaltens mittels Kategoriensystem ist im folgenden Kasten dargestellt.



Kurzfassung des Kategoriensystems zur Beobachtung von Verbalverhalten depressiver und nicht depressiver Sozialpartner:innen (Hautzinger et al., 1982)

Affektive Lautbildung (1 positiv, lachen; 2 negativ, weinen)


Verbalisierung somatischen und psychischen Befindens (3 positive Befindensäußerung; 4 negative Befindensäußerung)


Selbstbewertung (5 positiv; 6 negativ)


Zukunftserwartungen (7 positiv; 8 negativ; 9 neutral)


Bewertende Äußerung über Partner:in und die Beziehung (10 positiv; 11 negativ; 12 neutrale Informationen über Partner:in)


Stellungnahmen zu Äußerungen des:der Partner:in (13 positiv; 14 negativ; 15 Initiative bezüglich beider oder des:der Sprechenden; 16 Befehle, kategorische Aufforderungen, Anweisungen, Instruktionen an Partner:in)


Hilfe, Trost, Entschuldigung (17 dem:der Partner:in anbieten; 18 von dem:der Partner:in erbitten)


Fragen (19 allgemein; 20 nach psychischem und physischem Befinden des:der Partner:in; 21 Floskeln, sinnfreie Verbalisierungen; 22 Anlauf)


Allgemeine, ich- und wir-bezogene Informationen (23 positiv; 24 negativ; 25...




mehr