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Frauenbewegung in Deutschland 1848-1933

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
176 Seiten
Deutsch
Herder Verlag GmbHerschienen am09.03.2020
Die Frauenbewegung des 19. Jahrhunderts veränderte die Geschlechterverhältnisse in einem bis dahin nicht gekannten Ausmaß. Die politische Emanzipation erhielt erste Anstöße durch die Revolutionen von 1789 und 1848/49. Sie führte zur Gründung zahlreicher Frauenverbände im 19. Jahrhundert und mündete schließlich in die aktive politische Arbeit von Frauen in der Weimarer Republik. Aber auch die rechtliche und berufliche Gleichstellung sowie die gleichberechtigte Teilhabe an Bildung waren immer mehr das Ziel der Frauenrechtlerinnen. Der Nationalsozialismus schließlich bedeutete einen gewaltigen Zäsur.

Angelika Schaser, geb. 1956, studierte Geschichte, Geographie und Bibliothekswissenschaft in München und Berlin. Sie ist seit 2001 Professorin für Neuere Geschichte an der Universität Hamburg. Eines ihrer Spezialgebiet ist die Frauen- und Geschlechtergeschichte.
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Produkt

KlappentextDie Frauenbewegung des 19. Jahrhunderts veränderte die Geschlechterverhältnisse in einem bis dahin nicht gekannten Ausmaß. Die politische Emanzipation erhielt erste Anstöße durch die Revolutionen von 1789 und 1848/49. Sie führte zur Gründung zahlreicher Frauenverbände im 19. Jahrhundert und mündete schließlich in die aktive politische Arbeit von Frauen in der Weimarer Republik. Aber auch die rechtliche und berufliche Gleichstellung sowie die gleichberechtigte Teilhabe an Bildung waren immer mehr das Ziel der Frauenrechtlerinnen. Der Nationalsozialismus schließlich bedeutete einen gewaltigen Zäsur.

Angelika Schaser, geb. 1956, studierte Geschichte, Geographie und Bibliothekswissenschaft in München und Berlin. Sie ist seit 2001 Professorin für Neuere Geschichte an der Universität Hamburg. Eines ihrer Spezialgebiet ist die Frauen- und Geschlechtergeschichte.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783534746118
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum09.03.2020
Seiten176 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2860 Kbytes
Illustrationen10 schwarz-weiße Abbildungen, 1 Karten
Artikel-Nr.13995433
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
InhaltsverzeichnisGeschichte kompakt 8Einführung: 1815/1848 bis 1933 - Das Jahrhundert der Frauen? 9I. "Er ist die Sonn', sie ist der Mond":Zum Geschlechtermodell der bürgerlichen Gesellschaft 171.Was sind Frauen, was sind Männer? 172.Geschlechterordnung im "ganzen Haus" 193.Eheleute als Arbeitspaar 204.Ehe als Lebensziel22II. Frauenemanzipation bis 1850 261.Aufbruch und Stagnation -Das Zeitalter der Revolutionen1789-1850 262.Die Revolution von 1848/49 293.Frauen im Vormärz und in der Revolution 304.Die Hamburger Hochschule für das weibliche Geschlecht 34III. Frauenbewegung als Frauenbildungsbewegung361.Mädchenbildung im 19. Jahrhundert 382.Die "Gelbe Broschüre", die Einrichtung der Realkurse für Frauen und die Gründung des Allgemeinen Deutschen Lehrerinnenvereins (ADLV) 433.Der Zugang zur höheren Bildung durch die preußische Mädchenschulreform von 1908 48IV. Die Organisationen der Frauenbewegung 531.Die Gründung des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins (ADF)1865572.Die Gründung des Bundes Deutscher Frauenvereine (BDF) 1894 583.Die Gründung der konfessionellen Frauenverbände, des Verbandes fortschrittlicher Frauenvereine und desVerbandes Deutscher Hausfrauenvereine 60V. Der Kampf umdie politische Gleichberechtigung661.Erste Forderungen nach dem Frauenwahlrecht 672.Die Argumentation der Frauenbewegung für das Frauenwahlrecht 693.Politische Aktivitäten von Frauen vor der Nationalversammlung 1919 71VI. Der Kampf um bessere berufliche Bedingungen und erweiterteBerufschancen 791.Frauenarbeit -"Arbeit aus Liebe"? 792.Arbeitsmarktentwicklung und Strukturmerkmale vonFrauenarbeit 813.Die Berufsberatungs- und Vermittlungsstellen der Frauenbewegung 834.Kontinuitäten des segregierten Arbeitsmarktes 89VII. Frauenbewegung als Sittlichkeitsbewegung 921.Frauenbewegung und Sexualität 922.Der Deutsche Kulturbund, der Verein Jugendschutz und die deutschen Zweigvereine der InternationalenAbolitionistischen Föderation 943.Der Bund für Mutterschutz und Sexualreform (BfMS) 974.Die Reaktionen des BDF auf die Sexualreformdebatten 98VIII. Nationalisierung der Frauenbewegung im Ersten Weltkrieg 1021.Die Entwicklung des BDF zu Beginn des 20. Jahrhunderts 1032.Die nationalen Frauenvereine in Deutschland 1043.Die Diskussion um das weibliche Dienstjahr 1074.Der Nationale Frauendienst (NFD)108IX. Frauenbewegung im Spannungsfeld zwischen Internationalismus und Nationalismus 1151.Die internationalen Frauenorganisationen 1152.Das internationale Engagement der deutschen Frauenbewegungbis 19141183.Der Abbruch der internationalen Beziehungen im ErstenWeltkrieg 1194.DieWiederaufnahme der internationalen Beziehungen nach dem ErstenWeltkrieg 120X. Differenzierungen und zentrifugale Tendenzen innerhalb der Frauenbewegung 1918 bis 1933 1261.Die Frauenorganisationen in derWeimarer Republik 1262.Organisationsstruktur und Arbeitsfelder des BDF 1283.Die Neuorientierung des BDF nach der erfolgten staatsbürgerlichen Gleichstellung der Frauen 1324.Die Erosion des BDF 136XI. Frauenbewegung und Nationalsozialismus1421.Zur Situation der Frauenbewegung am Ende der Weimarer Republik 1432.Annäherungen und Abgrenzungen: Bäumer, der BDF und der Aufstieg des Nationalsozialismus3.Auflösung, Selbstauflösung und Unterordnung einzelner Frauenorganisationen nach dem Januar 1933 149Ortskarte der Generalversammlungen des BDF 157Abkürzungsverzeichnis 158Quellen- und Literaturverzeichnis 158Biografische Skizzen ausgewählter Vertreterinnen der Frauenbewegung 166Personenregister 175mehr
Leseprobe

Einführung: 1815/1848 bis 1933- Das Jahrhundert der Frauen?

Ein komplexes Phänomen wie die Frauenbewegung ist nicht einfach zu definieren. Käthe Schirmacher formulierte 1905 kämpferisch: Von jeher hat der Mann diejenige, die ihm Genossin, Kameradin sein sollte, zu beherrschen versucht. Auf Grund des Faustrechts ist ihm das meist gelungen. Jeder Protest gegen dieses Faustrecht war - Frauenbewegung . Ähnlich vage, wenn auch weitaus vornehmer, definierten andere den unübersehbaren Aufbruch der Frauen. Die Geschichte der Frauenbewegung ist zumeist als Ideen- und Organisationsgeschichte konzipiert worden, in der einige herausragende Persönlichkeiten und überregional agierende oder bekannt gewordene Vereine als Initiatoren der Frauenbewegung beschrieben wurden. In Lokalstudien und in Stadtgeschichten wird eine weit facettenreichere und differenziertere Geschichte der Frauenbewegung rekonstruiert, die mit der Geschichte der überregionalen Vereine unübersehbar zusammenhängt, aber doch ganz eigene Seiten hat. Und in den Arbeiten, die zu einzelnen Aktionsfeldern dieser Frauenbewegung verfasst wurden, zur Wohlfahrtspolitik, zur Bildungspolitik, zur Jugendarbeit, zu juristischen Fragen und zu einzelnen Berufszweigen, tauchen wiederum andere Aspekte der Frauenbewegung auf. Auch die biografischen Arbeiten zur Frauenbewegung lassen die Vielfalt und das dichte Netz dieser Bewegung aufscheinen, dessen Erforschung noch am Anfang steht.

Die wichtigsten Anstöße erhielt die Frauenbewegung von der Französischen Revolution 1789 und der europäischen Revolution 1848/49. Die Französische Revolution mobilisierte mit der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte auch die Forderungen nach der rechtlichen und sozialen Gleichstellung der Frau, die zumeist mit einer radikalen Kritik an den bestehenden Verhältnissen verknüpft waren. Die Anfänge der organisierten Frauenbewegung in Deutschland reichen in die Vierzigerjahre des 19. Jahrhunderts zurück. Die Aufbruchstimmung, die Deutschland im Vormärz erfasste, beschränkte sich nicht auf den männlichen Teil der Bevölkerung. Aus vereinzelter Kritik an der Situation von Frauen wurde eine Frauenbewegung, die um die Jahrhundertwende in der Öffentlichkeit unübersehbar an Einfluss und Ansehen gewonnen hatte. Es entstand eine vielfältige, publikumswirksame Vereinskultur mit eigenen Publikationsorganen, Beratungsstellen sowie einem umfangreichen Angebot an Informationsveranstaltungen, Treffen und Kongressen, die nicht nur das jeweilige städtische beziehungsweise regionale Milieu prägte, sondern auch der nationalen und internationalen Vernetzung diente. Da die Frauenorganisationen von Frauen aus bürgerlichen Schichten, zum Teil auch aus dem Adel, gegründet und geleitet wurden, stand die Forderung nach Bildungs- und Berufsmöglichkeiten für (bürgerliche) Frauen sowie die Verbesserung der sozialen Lage der Unterschichten im Mittelpunkt der zahlreichen Bildungs-, Berufs- und Wohltätigkeitsvereine. Aus der Bevormundung durch die bürgerlich geprägte Frauenbewegung lösten sich die Arbeiterinnen, die sich mit der Entstehung der sozialistischen Parteien und der Arbeitervereine zunehmend in Frauenabteilungen oder separaten Interessenvertretungen organisierten und eine Gleichstellung der Frau in erster Linie durch die radikale Veränderung der Gesellschaft zum Sozialismus erreichen wollten.

Die Frauenbewegung, die sich im 19. Jahrhundert in den USA und in Westeuropa entwickelte, setzte sich aus verschiedenen Vereinen und Organisationen zusammen, die von Frauen gegründet, geleitet und dominiert wurden und deren Mitglieder mehrheitlich Frauen waren. Diese Frauenvereine engagierten sich auf unterschiedlichen Feldern für eine Verbesserung der Situation von Frauen, mit der sie auch gesamtgesellschaftliche Reformen durchsetzen wollten. Hinter dieser sehr allgemeinen Definition steht eine Vielzahl von Frauenvereinen mit unterschiedlichsten Zielsetzungen, die eine Beteiligung an nationalen Belangen, ein Mitspracherecht in Kommunen und Kirchen, eine Anerkennung der familiären Leistungen von Frauen, bessere Bildungs- und Erwerbsmöglichkeiten für Frauen und die politische Gleichberechtigung forderten. Andere Vereine bemühten sich um die Milderung der Not armer Bevölkerungsschichten, organisierten die Betreuung und Speisung von Arbeiterkindern, engagierten sich für eine bessere medizinische Betreuung von Frauen und Kindern, kämpften gegen schlechte Wohn- und Arbeitsbedingungen sowie gegen staatlich geregelte Prostitution, Mädchenhandel und Alkoholmissbrauch. Während die einen die Anerkennung der Gleichwertigkeit des weiblichen Geschlechts in einer reformierten Gesellschaft erreichen wollten, forderten die anderen gleiche Rechte und gleiche Pflichten in einer revolutionierten Welt. Wie radikal auch immer die Forderungen aussahen: Sie waren an eine Gesellschaft gerichtet, in der die Vorstellung von einer Gleichberechtigung der Geschlechter wenig Akzeptanz fand und ein deutliches Machtgefälle zwischen Männern und Frauen allgegenwärtig war.

Die Vereine und Organisationen der deutschen Frauenbewegung werdenin der Forschung meistunterdem Terminus bürgerliche Frauenbewegung rubriziert. Diese Bezeichnung ist, was die Mitgliedsstruktur dieser Frauenvereine betrifft, in der Regel gerechtfertigt. Wenn sich auch Frauen aus anderen Schichten in diesen Organisationen engagierten, so stammte die Mehrheit doch aus bürgerlichen Kreisen: Ute Gerhard schätzt, dass 85 % der Frauen aus bürgerlichen Familien stammten, 10%aus Arbeiterfamilien und 5% aus dem Adel. Problematisch und belastet ist der Begriff bürgerliche Frauenbewegung jedoch dadurch, dass er von sozialistischen Zeitgenossinnen pejorativ benutzt wurde: Mit der Bezeichnung bürgerliche Frauenbewegung grenzten sich Politikerinnen wie Clara Zetkin und Lily Braun (die eine war die Tochter eines Lehrers, die andere stammte aus einer adeligen Familie) von den nicht sozialistischen Vereinen ab, die ihnen die Interessen der Arbeiterklasse zu wenig oder gar nicht zu berücksichtigen schienen. Die innerhalb oder in ideologischer Nähe zur SPD, KPD und den Gewerkschaften angesiedelten Frauenorganisationen werden in der Forschung proletarische oder sozialistische Frauenbewegung genannt, obwohl sich z.B. Clara Zetkin immer davon distanzierte, Arbeiterinnenvereine als Teil der Frauenbewegung zu definieren.Sie postulierte, dass jede Klasse ihre eigene Frauenfrage habe. Da die proletarische Frauenbewegung die Lösung der Frauenfrage in und mit der Entstehung der sozialistischen oder kommunistischen Gesellschaft erhoffte, ordnete sie die Fraueninteressen den Parteiinteressen unter. In dieser Hinsicht waren die hier im Mittelpunkt stehenden Frauenorganisationen der (bürgerlichen) Frauenbewegung autonomer, da sie in der Regeldenliberalen Parteien nahestanden, sich ihnen aber nicht unterordneten.

Neuere biografische, stadt- und regionalgeschichtliche sowie auf die unterschiedlichsten Sachthemen bezogene Arbeiten haben deutlich gemacht, dass die in der Geschichtsschreibung seit dem Ende des 19. Jahrhunderts übliche Unterteilung der Frauenbewegung in eine bürgerliche und in eine sozialistische oder proletarische Frauenbewegung fragwürdig ist. Nur die bürgerliche Frauenbewegung strebte von Anfang an die Etablierung einer selbstständigen feministischen Organisation an, während die proletarische sich in die sozialistische Arbeiterbewegung eingliederte. Trotzdem verfolgten beide Gruppierungen, in Anerkennung von Geschlechterunterschieden und Hochschätzung von Mutterschaft, entgegen aller politischen Abgrenzungsrhetorik zum Teil gemeinsame Ziele.

Eine statische Einteilung der Vereine in diese beiden Rubriken ist auch deshalb wenig sinnvoll, da Frauenvereine Entwicklungsprozessen unterlagen, in denen sich die Vereinstätigkeit, die Kooperationen und die politischen Einstellungen einzelner Mitglieder oder ganzer Vereine ändern konnten. Die Aktivistinnen der Frauenbewegung bildeten, obwohl sie für unterschiedliche Richtungen vereinnahmt werden, trotz vieler Streitigkeiten, Differenzen und Animositäten immer wieder Aktionsbündnisse, um sich auf verschiedenen Gebieten, mit unterschiedlichen Mitteln und in variablen Koalitionen für eine Änderung der männerdominierten Gesellschaft einzusetzen.

In dieser Darstellung wird von der deutschen Frauenbewegung gesprochen und der Schwerpunkt auf den Dachverband der deutschen Frauenbewegung, den Bund Deutscher Frauenvereine (BDF) sowie auf die ihm angeschlossenen Vereine und deren Protagonistinnen gelegt. Diese Perspektive soll dazu anregen, die Vielfalt der Frauenvereine, die sich unter diesem Dach versammelten, näher in den Blick zu nehmen und nach ihren Potenzialen zu fragen. Weder vorher noch nachher ist es einer deutschen Frauenorganisation gelungen, ein so breites Spektrum von Frauenvereinen zu mobilisieren, denen nach Schätzungen zuletzt 500 000 bis 1 Million Mitglieder angehörten. Wie bruchstückhaft unser Wissen über diese erfolgreiche soziale Bewegung immer noch ist, zeigen neuere Untersuchungen, die die Überlieferungslücken nicht nur für die Frauenbewegung in Deutschland, sondern für die Frauenbewegungen auf der ganzen Welt verdeutlichen.

Auch wenn es richtig bleibt, dass der BDF sich trotz programmatisch festgelegter Neutralität gegenüber den sozialistisch und...
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