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Geheimnisse in der Grünen Mark

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
256 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am29.02.2024
In der Steiermark lauert der Tod: Ein Krimi aus der Kaiserzeit mit überraschend modernen Themen! Frohnleiten, 1897: Statt die Sommerfrische zu genießen, bekommt es Arzt Titus Pyrner in der Kaltwasserheilanstalt erst mit einem verschollenen Kurgast und dann mit dessen Leiche zu tun. Zusammen mit dem jungen Untersuchungsrichter Franz Stahlbaum folgt er den zahlreichen Hinweisen und stößt dabei nicht nur auf Gerüchte um verkaufte Kinder, sondern muss sich auch mit den Vorurteilen der bürgerlichen Gesellschaft auseinandersetzen. Doch dann bringt ein Gewitter die beiden der Lösung des Falls einen entscheidenden Schritt näher ...

Gudrun Wieser, geboren 1987 in Frohnleiten, machte ihre Matura bei den Ursulinen in Graz (damals noch eine reine Mädchenschule), darauf folgte das Lehramtsstudium für Deutsch und Latein an der Karl Franzens Universität in Graz. Aus Leidenschaft für die alten Sprachen hängte sie 2017 noch ein Doktorat in Klassischer Philologie (Latein) in Graz und Wien an. Als Lehrerin verschlug es sie nach einem Abstecher als Lektorin an der Universität und mehreren Sprachkursen an der Urania an das geschichtsträchtige Akademische Gymnasium Graz, wo sie nun Latein, Deutsch, Interkulturelles Soziales Lernen und Darstellendes Spiel unterrichtet. Daneben tritt sie als Erzählerin allein und als Duo Wieser&Wiesler mit der Schauspielerin und Autorin Marion Wiesler auf.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextIn der Steiermark lauert der Tod: Ein Krimi aus der Kaiserzeit mit überraschend modernen Themen! Frohnleiten, 1897: Statt die Sommerfrische zu genießen, bekommt es Arzt Titus Pyrner in der Kaltwasserheilanstalt erst mit einem verschollenen Kurgast und dann mit dessen Leiche zu tun. Zusammen mit dem jungen Untersuchungsrichter Franz Stahlbaum folgt er den zahlreichen Hinweisen und stößt dabei nicht nur auf Gerüchte um verkaufte Kinder, sondern muss sich auch mit den Vorurteilen der bürgerlichen Gesellschaft auseinandersetzen. Doch dann bringt ein Gewitter die beiden der Lösung des Falls einen entscheidenden Schritt näher ...

Gudrun Wieser, geboren 1987 in Frohnleiten, machte ihre Matura bei den Ursulinen in Graz (damals noch eine reine Mädchenschule), darauf folgte das Lehramtsstudium für Deutsch und Latein an der Karl Franzens Universität in Graz. Aus Leidenschaft für die alten Sprachen hängte sie 2017 noch ein Doktorat in Klassischer Philologie (Latein) in Graz und Wien an. Als Lehrerin verschlug es sie nach einem Abstecher als Lektorin an der Universität und mehreren Sprachkursen an der Urania an das geschichtsträchtige Akademische Gymnasium Graz, wo sie nun Latein, Deutsch, Interkulturelles Soziales Lernen und Darstellendes Spiel unterrichtet. Daneben tritt sie als Erzählerin allein und als Duo Wieser&Wiesler mit der Schauspielerin und Autorin Marion Wiesler auf.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783987071492
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum29.02.2024
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4013 Kbytes
Artikel-Nr.14003459
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


PROLOG

⦠etwa ein halbes Jahr bevor die Sommerfrische beginnt â¦

Natürlich hatte er gewusst, worauf er sich einließ.

Er hatte es ja so gewollt.

Von Anfang an hatte er es so gewollt.

Schon im Gymnasium hatte er diesen Plan gefasst, damals, als man ihm sowohl mit Worten als auch mit Schlägen und mehrmaligen Aufenthalten im Karzer klarmachen wollte, dass es für einen Galgenstrick und Tunichtgut - mochte er sich auch noch so großer Beliebtheit unter den Klassenkameraden erfreuen - keinen anderen Weg gab als den nach unten. In den Dreck, in die Gosse, auf das liederliche Pflaster, wo sich nur der Unrat der Gesellschaft herumtrieb und auf das ihm zugedachte Los harrte. Was erwartete so ein kleiner Proletarier auch anderes, der es allein durch die Fürsprache seines Pfarrers in eine anständige Schule geschafft hatte, nur um dort dann allen zu beweisen, dass es eben doch einen Unterschied zwischen denen gab, aus welchen etwas werden konnte, und jenen, die von Anfang an verloren waren?

Franz Stahlbaum verzog die Lippen zu einem grimmigen Lächeln, als er bei Nacht und rußig schmeckendem Nebel durch die engen Gassen der Stadt eilte.

Im Grunde hatten sie recht gehabt: Unter seinen Sohlen knirschte der Dreck der Gosse, das liederliche Pflaster, das man ihm immer prophezeit hatte. Allerdings hatten seine Lehrer, die mit Stock und Strafarbeiten sich damals redlich bemüht hatten, aus ihm doch noch ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft zu machen, ihn wohl eher in einer anderen Rolle imaginiert.

Ein Mann in der Uniform der Grazer Sicherheitswache winkte ihm von einer Toreinfahrt aus zu. »Herr Untersuchungsrichter, da oben«, er deutete auf eine schmale Treppe, die im Innenhof des Hauses in das oberste Stockwerk führte. Offensichtlich wohnten hier nur noch jene, deren Mittel gerade noch ausreichten, sich eine zugige Dachkammer zu leisten.

Franz nickte dem Mann zu, der daraufhin einen militärischen Gruß andeutete.

Für einen kurzen Moment fragte er sich, ob der Mann ihn dabei spöttisch angesehen hatte. Hielt er ihn auch bloß für einen Wichtigtuer, der seine Jugend und seinen geringen Stand mit Übereifer zu kompensieren suchte?

Aber er hatte es doch geschafft! Was vor Jahren niemand ihm zugetraut hätte, hatte er getan. Wer hätte erwartet, dass ausgerechnet der Schüler Stahlbaum, der mehr Stunden im Karzer verbracht und mehr Schläge einkassiert hatte als alle andern, tatsächlich die Matura bestand - obwohl sich mehr als ein Lehrer gegen ihn ausgesprochen hatte? Wer hätte erwartet, dass er tatsächlich ein Studium beginnen, sich mit kleinen Hilfsarbeiten so lange über Wasser halten würde, bis er sich Magister Iuris nennen würde und nun als Untersuchungsrichter genau das täte, was so viele andere, die dasselbe Amt bekleideten, am liebsten an andere delegierten?

Er war hier, am Tatort eines Verbrechens.

Auch wenn er wusste, dass er nicht immer so genau nach Protokoll vorgehen konnte, wollte er zumindest am Anfang seiner Karriere es seinem Vorbild Hans Gross nachmachen und wirklich dort sein, wo etwas geschehen war.

Auf der Treppe kam ihm ein Mann entgegen, den Hut tief ins Gesicht gezogen, eine unförmige Tasche an der Seite, der einen Gruß murmelte, ohne ihn anzusehen.

Oben erwartete ihn ein weiterer Wachbeamter, der vor einer windschiefen Tür stand. »Da drinnen«, sagte er nur und stieß die Tür auf, die dabei ein klagendes Geräusch von sich gab. »Der Arzt war schon da. Tot. Die Nachbarin und die beiden Schlafgänger warten unten zur Befragung.«

»Danke«, erwiderte Franz. »Ich werde gleich kommen.«

Im Grunde hätte er diese Arbeit getrost auch jemand anderem überlassen können, genügte es doch vollkommen, wenn er danach das Protokoll mit seiner Unterschrift abzeichnete. Aber er wollte es selbst machen, es richtig machen.

Franz trat in den kleinen Raum. Es brauchte nur einen kurzen Blick, um sich ein Bild der Situation zu verschaffen.

Eine Frau lag mit aufgerissenen Augen am Boden, ein umgestoßener Sessel neben ihr hatte mit seinem Poltern wohl die Nachbarin aufgeschreckt, die daraufhin die Sicherheitswache alarmiert hatte. Ein Waschkrug aus schwerem Steingut lag in Scherben neben der Toten, man konnte sich leicht vorstellen, dass ihr damit der Schädel zertrümmert worden war, was auch das Blut, das aus ihrem mausbraunen Haar sickerte, bestätigte.

Es gab kaum einen Platz in der Wohnung, an dem man aufrecht stehen konnte. Statt eines Fensters gab es lediglich eine Luke, die hinaus aufs Dach führte. Tatsächlich war es kaum mehr als eine Kammer unter den schrägen Giebelbalken, in die man einen mickrigen Ofen, eine Bettstatt und einen Tisch nebst Sessel gequetscht hatte. Die wenigen übrigen Habseligkeiten der Bewohner waren an die Dachbalken gehängt oder auf Regalbretter gestellt, die jeglicher Schwerkraft trotzend an die Wände genagelt waren. Ein verblichener Frauenhut, eine Schürze, ein paar Kleidungsstücke, mehrmals geflickt, ein Topf â¦ Das Paar, das hier lebte, konnte sich kaum das Notwendigste leisten.

Wenigstens gab es hier keine Kinder.

Franz drehte sich einmal um die eigene Achse. Er konnte sich gut vorstellen, wie der Mord geschehen sein könnte.

Die Arbeiter in den Fabriken bekamen einmal in der Woche ihren Lohn ausgezahlt. In den meisten Fällen zu wenig zum Leben, zu viel zum Sterben, jeder Groschen schon genau verplant, ehe man ihn überhaupt in den Fingern hielt. Aber manchmal brauchte man auch ein wenig Vergnügen, ein paar Stunden, den Alltag leichter zu ertragen, ein paar Schluck Bier, die geschundenen Hände vergessen zu machen. Der Mann war heimgekommen, statt des bitter notwendigen Geldes in den Taschen Alkohol in der Kehle, die Frau machte ihm Vorwürfe.

Der Blick auf ihre abgezehrte Gestalt auf dem Boden ließ Franz in seinen Überlegungen einen Moment innehalten. Diese Geschichte hätte auch seine sein können â¦

Es kommt zum Streit. Es geht um enttäuschte Erwartungen, Vorwürfe, Drohungen - und am Ende beendet der Krug den Disput und das Leben der Frau. Die Arbeit in der Fabrik hatte einen Mann zum Mörder gemacht.

Franz schaute sich noch einmal um. Sobald sie den Namen des Mannes und seine Arbeitsstätte kannten, wäre es nur noch eine Frage der Zeit, bis man ihn hätte. Eine Formalität.

Plötzlich ließ ein Schatten in seinem Augenwinkel ihn herumfahren.

Eine Sekunde lang war er sich sicher, dass es bloß ein Tier gewesen war, das sich vor der Dachluke bewegt hatte, doch dann hörte er das Scharren und Knarren von Schritten, die sich über ihm bewegten.

Er hätte nach dem Wachbeamten rufen können, er hätte jemanden darauf aufmerksam machen können, dass womöglich der Täter noch ganz in der Nähe war - doch in diesem Moment vergaß Franz Stahlbaum, dass er nun Untersuchungsrichter war. Wie der Junge, der sich einst einen Sport daraus gemacht hatte, seinen Lehrern das Leben nach Kräften zu erschweren, wand er sich durch die Luke auf das Dach hinaus. Kurz wankte er auf den abschüssigen Ziegeln, doch seine Beine hatten seine früheren verbotenen Ausflüge nicht vergessen.

Ein paar Meter vor sich erkannte er eine Gestalt, die einen Augenblick lang in der Bewegung verharrte und ihn ungläubig anstarrte. In der nebeligen Dunkelheit konnte er nicht viel mehr sehen, als dass es sich wohl um einen Mann handelte, schmale Schultern und lange Gliedmaßen, die sich mit einem Ruck herumwarfen und über das Dach davonhetzten.

»Stehen bleiben!«, schrie Franz. Ohne weiter als bis zum nächsten Schritt zu denken, rannte er dem Mann nach.

Offenbar hatte jener keineswegs erwartet, von jemandem über die Dächer der Stadt verfolgt zu werden, denn schon trennten sie nur noch wenige Schritte.

»Stehen bleiben!«, brüllte Franz abermals.

Ein Wachbeamter, von dem Poltern und den Stimmen alarmiert, steckte seinen Kopf durch die Dachluke und sah wohl gerade noch, wie der Untersuchungsrichter Stahlbaum und eine unbekannte Person hinter der Giebelkante des Nebengebäudes verschwanden.

Für einen Moment meinte Franz, dass der Flüchtende vom Dach gestürzt wäre, doch dann entdeckte er die Leiter, die zu einem Sims weiter unten führte, von dem man sich an einer Regenrinne bis zur Straße hinunterhangeln konnte. Ohne einen weiteren Gedanken sprang er die Leiter hinab. Der Fremde war kaum eine Armlänge unter ihm.

Da traf ihn der Blick des Mannes. Im nächtlichen Dämmer konnte er nur die tiefen Augenhöhlen in einem mageren Gesicht ausmachen, breite, abgearbeitete Hände, die sich an die Dachrinne krallten. Hände, die womöglich einer Frau mit einem Krug den Schädel zertrümmert hatten.

Franz ersparte es sich, den Abstand zur Straße noch einmal genauer in Erwägung zu ziehen. Mehr als ein Stockwerk konnte es kaum sein. Hoffte er zumindest. Mit einem Schrei ließ er sich fallen, wobei er den Mann mit sich riss.

Teilweise ging sein Plan auch auf, denn er landete vergleichsweise unbeschadet auf dem Pflaster. Doch statt dass sich der mutmaßliche Mörder, der bei dem Sturz einen unsäglichen Fluch von sich gegeben hatte, nun geschlagen gab und festsetzen ließ, warf dieser sich mit ungeahnter Kraft herum, setzte Franz sein Knie auf die Brust und seine Hände an die Kehle.

»Hundsfott, elendiger«, zischte er, während er ihm die Luft abdrückte.

Zu einer Erwiderung hatte Franz weder den Atem noch die Gelegenheit. Denn während ihm vage dämmerte, dass es wohl doch keine so glorreiche Idee gewesen war, ganz allein einem potenziellen Mörder quer über die Dächer von Graz zu folgen, begannen sich purpurfarbene Ringe vor seinen Augen zu drehen, und ein merkwürdiges Rauschen breitete sich in seinen...
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Gudrun Wieser, geboren 1987 in Frohnleiten, machte ihre Matura bei den Ursulinen in Graz (damals noch eine reine Mädchenschule), darauf folgte das Lehramtsstudium für Deutsch und Latein an der Karl Franzens Universität in Graz. Aus Leidenschaft für die alten Sprachen hängte sie 2017 noch ein Doktorat in Klassischer Philologie (Latein) in Graz und Wien an. Als Lehrerin verschlug es sie nach einem Abstecher als Lektorin an der Universität und mehreren Sprachkursen an der Urania an das geschichtsträchtige Akademische Gymnasium Graz, wo sie nun Latein, Deutsch, Interkulturelles Soziales Lernen und Darstellendes Spiel unterrichtet. Daneben tritt sie als Erzählerin allein und als Duo Wieser&Wiesler mit der Schauspielerin und Autorin Marion Wiesler auf.