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Der kleine Pferdehof am Deich

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
283 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am13.03.20242024
Der kleine Pferdehof ihrer Großmutter war für Lara der Lieblingsort ihrer Kindheit. 19 Jahre lang hatte sie nach einem Familienstreit keinen Fuß mehr auf das Anwesen gesetzt, als der Brief vom Notar eintrifft. Ihre Großmutter hat ihr den zauberhaften Reetdachhof hinterm Deich vermacht. Mit der Absicht, das Anwesen schnellstmöglich zu verkaufen, reist Lara in den Norden. Aber es gibt einen weiteren Erben - den Pferdetrainer André - und der hat ganz andere Pläne. Es stellt sich heraus: Nur wenn sie das Gestüt ein Jahr lang gemeinsam führen, können sie den Hof und die Pferde retten ...

Mit 30 Jahren erfüllte sich die Journalistin Susanne Ziegert einen Kindheitstraum und erlernte das Reiten. Kurz darauf entschied sie sich für ihr erstes eigenes Pferd - Haflingerstute Hanna. Aus der Leidenschaft entstand der Wunsch, mit Pferden zu leben. 2019 zog sie mit ihrem Ehemann, zwei Pferden und zwei Eseln in einen alten Bauernhof im Landkreis Cuxhaven. Sie ist als Journalistin und Dolmetscherin für Französisch tätig. Sie liebt das Meer und die grüne Landschaft ihrer neuen Heimat, ganz besonders aber die herzlichen Menschen im Norden und lässt sich hier für ihre Romane inspirieren.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
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EUR9,99
E-BookPDF0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDer kleine Pferdehof ihrer Großmutter war für Lara der Lieblingsort ihrer Kindheit. 19 Jahre lang hatte sie nach einem Familienstreit keinen Fuß mehr auf das Anwesen gesetzt, als der Brief vom Notar eintrifft. Ihre Großmutter hat ihr den zauberhaften Reetdachhof hinterm Deich vermacht. Mit der Absicht, das Anwesen schnellstmöglich zu verkaufen, reist Lara in den Norden. Aber es gibt einen weiteren Erben - den Pferdetrainer André - und der hat ganz andere Pläne. Es stellt sich heraus: Nur wenn sie das Gestüt ein Jahr lang gemeinsam führen, können sie den Hof und die Pferde retten ...

Mit 30 Jahren erfüllte sich die Journalistin Susanne Ziegert einen Kindheitstraum und erlernte das Reiten. Kurz darauf entschied sie sich für ihr erstes eigenes Pferd - Haflingerstute Hanna. Aus der Leidenschaft entstand der Wunsch, mit Pferden zu leben. 2019 zog sie mit ihrem Ehemann, zwei Pferden und zwei Eseln in einen alten Bauernhof im Landkreis Cuxhaven. Sie ist als Journalistin und Dolmetscherin für Französisch tätig. Sie liebt das Meer und die grüne Landschaft ihrer neuen Heimat, ganz besonders aber die herzlichen Menschen im Norden und lässt sich hier für ihre Romane inspirieren.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839278383
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum13.03.2024
Auflage2024
Seiten283 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1962 Kbytes
Artikel-Nr.14005156
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel 1

Erschrocken löste Lara ihre Arme vom Hals des Ponys und sah durch einen Tränenschleier auf.

»Was tun Sie da?« Vor ihr stand ein hochgewachsener Mann, der mit Jeans und Cowboyhut aussah wie aus der Zigarettenwerbung. Dunkle Locken quollen unter seinem Hut hervor. Sein Gesichtsausdruck wirkte, als würde er gleich den Colt ziehen.

»Das ist mein Pferd.« Sie streichelte ihre Stute an der Stirn, und diese schürzte genussvoll ihre Lippen zu einer Grimasse. Das Fell, der Geruch. Alles war vertraut, obwohl sie 19 Jahre lang nicht mehr hier gewesen war.

Einen Moment hatte sie innegehalten, nachdem sie der Taxifahrer vor dem schmiedeeisernen Tor der Ranch abgesetzt hatte. Es schnürte ihr den Hals zu, als sie das alte Reetdachhaus wiedersah. »786« stand an der Fassade, die »1« von der Jahreszahl war verschwunden.

Mehrere Generationen ihrer Familie hatten ihr Zuhause hier hinter dem Deich gehabt. Es sah genauso aus wie damals. Der Geruch, eine Mischung salzhaltiger Luft mit dem Duft der zahlreichen Rosen und von Lavendel, war so vertraut. Wie ferngesteuert war sie durch die kleine Pforte neben dem Tor geschlüpft. Ihr Koffer holperte über das bucklige Kopfsteinpflaster. Nirgendwo hatte sie so prächtig blühende Rosen gesehen wie hier an der Nordsee. Rote, gelbe und weiße Blütenköpfe reckten sich im Spalier den ganzen Weg entlang bis zum Haupteingang an der Seite, geschützt vor den Herbststürmen.

Genau wie damals in ihrer Kindheit war sie direkt zu den Koppeln marschiert. Die letzten Meter rannte sie, denn sie hatte das hellbraune Kleinpferd mit der blonden Mähne und den ausdrucksvollen dunklen Augen entdeckt. Ihre Hanna. Sie lebte, das hatte sie kaum zu hoffen gewagt.

Die Stute stand mit ihrer Herde auf dem vordersten Paddock. Sie hob den Kopf und schien in Laras Richtung zu sehen. Mit einem leisen Schnauben war das Pferd langsam auf sie zugekommen, dann hatte sie lange an ihrer Hand geschnüffelt. Lara konnte die Tränen, die sich wie eine innere Talsperre angestaut hatten, nicht mehr zurückhalten. Sie hatte ihr Gesicht ins Fell versenkt und den vertrauten Geruch eingesogen. Verstohlen wischte sie mit dem Handrücken über die Augen.

»Das wüsste ich aber. Ich habe Sie hier noch nie gesehen!« Der Mann sah sie prüfend an und strich Hanna über den Hals.

»Ich bin Lara, Johannas Enkelin.«

Er zog seine Hand zurück und musterte sie mit zusammengepressten Lippen. Er hielt es nicht für nötig, sich vorzustellen.

»Und Sie sind?«

Er antwortete nicht, stattdessen ging er in Richtung Reitplatz weiter. Dabei murmelte er: »Das verstehe ich nicht, wie man sein Pferd zurücklässt wie ein Sportgerät, das man nicht mehr braucht.«

Tausende Erwiderungen lagen ihr auf der Zunge, doch die Worte blieben ihr im Hals stecken. Was nahm der Mann sich heraus? Vermutlich war er ein Reitlehrer. Sie sah ihn, wie er mit zwei Reiterinnen und Pferden auf den Reitplatz ging und ihnen Anweisungen zurief. Was war das für ein Akzent?

Ihr Pony stupste sie mit der Nase wieder an, wie um zu sagen »weiterstreicheln«. Schon früher war es ein kleiner Frechdachs.

Am Morgen ihres siebten Geburtstags hatte ihre Großmutter sie mit diesem Blick geweckt, der verriet, dass sie etwas im Schilde führte. Sie hatte es kaum erwarten können, die sieben Kerzen auszupusten. Dann bat Johanna sie, ihr zu den Pferdekoppeln zu folgen. Das neue Pony galoppierte wiehernd über die Wiese und machte wilde Sprünge. Mit einer Möhre hatte sie es angelockt. Vorsichtig hatte es sich ihr genähert, und sie entdeckte die rote Schleife und ein Schild um den Hals. »Willst du mich, Lara?« Die kleine Stute stürzte sich auf die Leckerei und zwickte sie in die Hand.

Sie hörte in Gedanken das vertraute Lachen von Oma Johanna: »Das ist dein erstes eigenes Pferd, erziehen darfst du den Frechdachs selber.« Sie war vor Freude auf und ab gehüpft. Heute musste ihre Hanna etwa Mitte 20 sein. Das Gesicht war schmaler, sie hatte einen kleinen Bauch bekommen, aber vor ihr stand unverkennbar Hanna. Nur der unverschämte Cowboy trübte die Freude. Er hatte keine Ahnung, was in ihrem Leben vorgefallen war, und maßte sich an, ihr Verhalten zu beurteilen. Sie verabscheute Menschen, die anderen ungefragt Lektionen erteilten.

Sie schluckte und ging auf das alte Fachwerkhaus mit dem Reetdach zu. Dieses Haus strahlte noch immer Behaglichkeit aus. Wie gerne war sie als Kind hier zu Besuch gewesen, doch das war lange her. Nun stand sie wieder vor der dunkelgrünen Holztür, und während ihr ein Kloß im Hals saß, wühlte sie in ihrer Tasche, um den Schlüssel zu finden. Erhalten hatte sie diesen zusammen mit dem Schreiben des Notars. Unter ihrem Portemonnaie, Taschentüchern, dem Handy und ihrem Kalender fand sie das kleine Ledertäschchen. Sie knetete es lange in der Hand, bevor sie den Schlüssel ins Schloss steckte. Was würde sie in dem alten Haus vorfinden? Als sie die Tür berührte, sprang diese auf. Es war nicht abgeschlossen. Lara zögerte, ihr war so, als tue sie etwas Verbotenes, und sie versicherte sich, dass sie den Brief in der Tasche hatte. Zögernd setzte sie den Fuß über die Schwelle. Hinter der Tür befand sich ein kleiner Vorraum als Windschutz mit einer Garderobe. Dort hing ein blauer Reitmantel, wie ihn ihre Großmutter immer getragen hatte, daneben standen Reitstiefel. Waren es noch die von ihrer Oma? Hinter dem Eingangsbereich öffnete sich ein hoher Raum mit mächtigen Deckenbalken und einem Treppenaufgang. Hier hatte zu Weihnachten immer die prächtig geschmückte Tanne gestanden, ein riesengroßes Exemplar, und im Kamin mit den Holzschnitzereien dahinter flackerte damals ein wärmendes Feuer. Von der zentralen Diele gingen die Zimmer ab, und auf der einen Seite führte eine breite Treppe in den ersten Stock. Ein Geruch von Holzfeuer lag in der Luft, sie meinte, den Bratapfelgeruch wahrzunehmen. Oder spielte ihr die Sehnsucht einen Streich? Lara schien es, als hätte sie das Haus gestern erst verlassen. Sie sah sich eine Fotowand neben der Sitzgruppe vor dem Feuerplatz an und entdeckte ein Bild von sich und ihrem Pony Hanna im Watt. Sie erinnerte sich genau an diesen Tag, es war der letzte Sommer, den sie mit ihrem Pferd verbringen durfte, sie war damals elf Jahre alt. Als unzertrennliches Gespann waren sie in den Ferien unterwegs, schwammen in der Nordsee oder lernten gemeinsam Kunststücke. Es war die glücklichste Zeit in ihrem Leben. Sie ging weiter durch das Haus bis zur gemütlichen Wohnküche. Es duftete nach Keksen, wie sie ihre Oma immer gebacken hatte. Fast meinte sie, Johanna am Herd zu sehen, doch der Raum war leer.

Auf der Sitzbank am großen runden Holztisch nahm sie Platz. Dort kamen die Familie, Mitarbeiter und Besucher zusammen, es ging laut und fröhlich her. Jetzt saß sie allein hier, und ihre Kehle schnürte sich zusammen, die Erinnerungen hatten sie einfach überwältigt. Vor 19 Jahren hatte dieses unbeschwerte Leben mit den Pferden - zumindest für Lara - geendet. Sie versuchte, die aufsteigenden Tränen mit dem Handrücken wegzuwischen, als die Tür aufging und eine ältere Frau mit forschem Schritt in die Küche trat. Laras Blick fiel auf die blinkenden Turnschuhe, die bei der mindestens 70 Jahre alten Frau mit dem weißen Bob ungewöhnlich wirkten. Bei ihrem Anblick blieb die Besucherin wie angewurzelt stehen: »Lara?«

Die Stimme war ihr vertraut, trotz der Falten und der weißen Haare. Tante Else! Die Nachbarin und damals beste Freundin ihrer Großmutter. Sie stürzte zu ihr und umarmte sie vorsichtig, um sie nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Else drückte sie an sich und hielt Lara eine Armlänge von sich, um sie besser betrachten zu können. »Mädchen, warum kommst du jetzt erst, Johanna hat dich so vermisst.«

Lara war verwirrt. Denn Oma Johanna hatte sich nach dem einen grauenvollen Tag, den sie am liebsten aus dem Gedächtnis radieren würde, nie wieder gemeldet. Manchmal hatte sie sich gefragt, was sie falsch gemacht hatte. Als Kind hatte sie nicht die Möglichkeit, einfach in den Zug zu steigen. Damals gab es noch keine Handys. Sie hatte einmal versucht, ihre Großmutter anzurufen, doch die hatte aufgelegt. Lara hatte immer gehofft, dass ihre Oma ihre Meinung irgendwann ändern würde.

»Die interessiert sich doch nur für ihre Gäule«, hatte ihre Mutter behauptet. Sie hatte sich nicht mehr getraut, ihre Mutter darauf anzusprechen, da diese dann entweder wütend oder sehr traurig wurde. »Das hätte sie doch nicht gewollt«, ging sie auf Elses Frage ein. Die drückte sie noch fester an sich. »Eine wunderschöne junge Frau bist du. Schade, dass sie dich nicht mehr sehen kann!«

»Wie lange bleibst du?«, wollte Else wissen, während sie den schweren Wasserkessel füllte und auf den Herd setzte. Das altmodische Gefäß erinnerte Lara an Johanna, die sich geweigert hatte, einen elektrischen Kocher zu benutzen. »Trink erst einmal einen warmen Tee!«

Das hatte Johanna immer gesagt, wenn sie traurig war.

Lara fummelte in ihrer Tasche und zog das Schreiben des Notars heraus, wegen dem sie an die Nordsee gekommen war. Es ging um die Testamentseröffnung für die Ranch.

»Ich habe morgen diesen Termin. Ich sollte unbedingt persönlich kommen.« Mit dem Schreiben hatte sie vom Tod ihrer Großmutter erfahren und das Datum des Notartermins. Außerdem lag das Kaufangebot einer Hotelkette für das Grundstück bei - dadurch könnte sie das Ganze schnell hinter sich bringen. Das Notariat hatte auf ihrer Anwesenheit bestanden. Sie war überrascht gewesen, dass ihre Großmutter sie überhaupt in ihrem Testament bedacht hatte. Denn Lara hatte mit all dem abgeschlossen. Niemals...

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Mit 30 Jahren erfüllte sich die Journalistin Susanne Ziegert einen Kindheitstraum und erlernte das Reiten. Kurz darauf entschied sie sich für ihr erstes eigenes Pferd - Haflingerstute Hanna. Aus der Leidenschaft entstand der Wunsch, mit Pferden zu leben. 2019 zog sie mit ihrem Ehemann, zwei Pferden und zwei Eseln in einen alten Bauernhof im Landkreis Cuxhaven. Sie ist als Journalistin und Dolmetscherin für Französisch tätig. Sie liebt das Meer und die grüne Landschaft ihrer neuen Heimat, ganz besonders aber die herzlichen Menschen im Norden und lässt sich hier für ihre Romane inspirieren.