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Lore-Roman 181

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
64 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am06.04.20241. Aufl. 2024
Ist der Wunsch der jungen Prinzessin Marie-Theresa von Straiz-Argenstein nicht verständlich? Sie möchte einmal keine Prinzessin sein! Zwar lebt sie in herrlicher Bergwelt, umgeben von Luxus, doch ihr einziger Gesprächspartner ist die sittenstrenge Familie, die sich auf eine Verbindung zur ehemaligen Kaiserin Maria Theresia berufen darf. Hier steht das Leben noch ganz im Zeichen einer längst vergangenen Zeit. Die hübsche dunkelhaarige und blauäugige Prinzessin Theresa aber sehnt sich nach Freiheit. Sie sehnt sich, aus dem goldenen Käfig auszubrechen und wenigstens einmal einen Blick in die andere Welt zu werfen. Und sie ahnt nicht, dass ausgerechnet eine Reise nach Heidelberg das Abenteuer ihres Lebens werden soll ...

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Produkt

KlappentextIst der Wunsch der jungen Prinzessin Marie-Theresa von Straiz-Argenstein nicht verständlich? Sie möchte einmal keine Prinzessin sein! Zwar lebt sie in herrlicher Bergwelt, umgeben von Luxus, doch ihr einziger Gesprächspartner ist die sittenstrenge Familie, die sich auf eine Verbindung zur ehemaligen Kaiserin Maria Theresia berufen darf. Hier steht das Leben noch ganz im Zeichen einer längst vergangenen Zeit. Die hübsche dunkelhaarige und blauäugige Prinzessin Theresa aber sehnt sich nach Freiheit. Sie sehnt sich, aus dem goldenen Käfig auszubrechen und wenigstens einmal einen Blick in die andere Welt zu werfen. Und sie ahnt nicht, dass ausgerechnet eine Reise nach Heidelberg das Abenteuer ihres Lebens werden soll ...

Details
Weitere ISBN/GTIN9783751767361
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum06.04.2024
Auflage1. Aufl. 2024
Reihen-Nr.181
Seiten64 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1036 Kbytes
Artikel-Nr.14139390
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Nur einmal keine Prinzessin sein

Sie sehnt sich nach der
»anderen Welt«

Von Katja von Seeberg

Ist der Wunsch der jungen Prinzessin Marie-Theresa von Straiz-Argenstein nicht verständlich? Sie möchte einmal keine Prinzessin sein! Zwar lebt sie in herrlicher Bergwelt, umgeben von Luxus, doch ihr einziger Gesprächspartner ist die sittenstrenge Familie, die sich auf eine Verbindung zur ehemaligen Kaiserin Maria Theresia berufen darf. Hier steht das Leben noch ganz im Zeichen einer längst vergangenen Zeit. Die hübsche dunkelhaarige und blauäugige Prinzessin Theresa aber sehnt sich nach Freiheit. Sie sehnt sich, aus dem goldenen Käfig auszubrechen und wenigstens einmal einen Blick in die andere Welt zu werfen. Und sie ahnt nicht, dass ausgerechnet eine Reise nach Heidelberg das Abenteuer ihres Lebens werden soll ...

»Wir haben alles besprochen, meine Liebe. Du kannst mit den Reisevorbereitungen beginnen.«

Fürst Hubertus nickte seiner Gemahlin zu und verließ das Damenzimmer im ersten Stock des Schlosses Argenstein.

»Warte, ich komme mit dir«, rief Fürstin Elisabeth ihm nach und erhob sich rasch aus dem zierlichen Empiresessel.

»Wohin willst du denn?«, erkundigte sich ihr Mann.

»Oh, nur ins Souterrain. Ich möchte in den Wirtschaftsräumen noch einmal nach dem Rechten sehen, ehe wir abreisen. Vielleicht fällt mir das eine oder andere auf, was ich Frau Hasselberg noch ans Herz legen möchte.«

Elfriede Hasselberg hieß die erprobte Wirtschafterin, die seit Jahren den fürstlichen Haushalt leitete.

Nebeneinander gingen der Fürst und die Fürstin den teppichbelegten Flur entlang. Auf der Treppe, die in elegantem Bogen zur Halle hinunterführte, ließ der grauhaarige Fürst seiner Gattin den Vortritt.

Vielleicht war eine der Messingstangen, von denen der rote Läufer gehalten wurde, nicht sorgfältig genug befestigt gewesen, die Fürstin stolperte und knickte um. Sie stieß einen schrillen Schmerzensschrei aus und rutschte einige Stufen hinunter, dann blieb sie hilflos liegen.

»Elisabeth!« Zutiefst erschrocken und in großer Sorge war der Fürst in Sekundenschnelle an ihrer Seite und kniete neben ihr nieder. »Liebste, was ist? Du bist ja ganz blass. Tut es sehr weh? Wie konnte das nur geschehen?«

»Oh, mein Fuß! Mein rechter Fuß!«, stöhnte die Fürstin und umklammerte mit einer Hand eine Strebe des geschnitzten Treppengeländers so fest, dass die Knöchel unter der Haut weiß hervortraten.

»Ein Arzt muss her! Du brauchst sofort einen Arzt, Elisabeth.«

Der Fürst sprang auf und sah sich suchend um.

Die Geräusche auf der Treppe sowie der Schrei der Fürstin waren gehört worden. Der Diener Johann kam in die Halle geeilt. Das ungewohnte Bild, das sich ihm bot, ließ ihn zunächst verblüfft stehen bleiben. Aus dem Esszimmer hastete ein anderer Diener herbei.

»Tragen Sie die Fürstin in ihr Schlafgemach hinauf!«, befahl Fürst Hubertus. »Sie ist ausgeglitten und scheint sich den Knöchel gebrochen zu haben. Ich muss sofort mit Dr. Hertlinger sprechen. Wo finde ich seine Telefonnummer, Johann?«

»Auf der ersten Seite des Telefonverzeichnisses, Hoheit«, antwortete der alte Diener. »Soll ich nicht schnell dort anrufen?«

Doch der Fürst wies mit einer gebieterischen Handbewegung zur Treppe hinauf.

»Nein, kümmern Sie sich zuerst um meine Frau! Ich erledige das schon selbst.«

Auf einer zierlichen Rokokokommode befand sich der Telefonapparat in der Halle. Ohne Mühe fand der Fürst die Nummer des Hausarztes.

Fürst Hubertus nahm den Hörer von der Gabel und wählte die Nummer, während die beiden livrierten Diener seine Frau vorsichtig zwischen sich auf die verschränkten Arme hoben und sie behutsam hinaufzutragen begannen.

Der Fürst von Straiz-Argenstein hatte Glück. Der alte Landarzt, der ein sehr tüchtiger Mann war, hatte seine Hausbesuche nach der Vormittagssprechstunde bereits beendet und war schon wieder daheim.

»Ich komme sofort«, erklärte er, nachdem er gehört hatte, um was es sich handelte.

Die Kammerfrau der Fürstin war noch damit beschäftigt, diese möglichst bequem zu betten, als der Wagen des Arztes vorfuhr.

Der Diener Johann, der bereits wieder unten in der Halle war, öffnete dem Mediziner die Tür und geleitete ihn dann bis vor die Tür zum Schlafzimmer der Fürstin.

»Wir haben Ihre Durchlaucht zu Bett gebracht«, meldete er. »Seine fürstliche Hoheit ist bei ihr. Sie scheint große Schmerzen zu haben. Jede Bewegung lässt sie zusammenzucken.«

»Wahrscheinlich handelt es sich wirklich um einen Knöchelbruch«, vermutete der Arzt und folgte dem Diener treppauf, so rasch er konnte.

Das Schlafzimmer der Fürstin war ein Traum in Weiß, Gold und Rosa. Die immer noch schöne Frau, der die Kammerfrau ein spitzenbesetztes Nachtgewand übergestreift hatte, lehnte bleich in den Kissen. Das Gesicht war schmerzverzerrt.

Nach einer flüchtigen Untersuchung entschied der Arzt: »Hier muss eine Röntgenaufnahme gemacht werden. Es scheint sich um einen Drehsplitterbruch zu handeln, dessen Einrichtung sicherlich schwierig sein wird. Es hilft nichts, Durchlaucht, aber das muss im Krankenhaus gemacht werden, wo alle erforderlichen Einrichtungen vorhanden sind. Erlauben Sie bitte, dass ich von Ihrem Telefonapparat aus nach einem Krankenwagen telefoniere!«

»Bitte, tun Sie, was notwendig ist, Doktor!«, erlaubte sie ihm. Und dann fragte sie beklommen: »Muss ich dort bleiben oder kann ich, wenn ich einen Gipsverband erhalten habe, nach Hause entlassen werden?«

»Ich nehme das letztere an, Durchlaucht. Ich kann mir vorstellen, dass Sie lieber hier in der vertrauten Umgebung sein möchten.«

»Sie sagen es, Doktor. Ich ziehe einige eventuelle Unbequemlichkeiten in meinem Heim der besten Pflege in einem Hospital vor.«

Dr. Theodor Hertlinger wählte bereits die Nummer des Bezirkskrankenhauses in der oberösterreichischen Kreisstadt und informierte die dortige Aufnahme über das baldige Eintreffen der erlauchten Patientin. Anschließend rief er die Feuerwehr an und bat um einen Wagen für den Krankentransport.

»Ich gebe Ihnen jetzt noch eine Spritze, Durchlaucht«, sagte er. »Diese Injektion wird Sie weitgehend von Schmerzen befreien. Ich möchte vermeiden, dass Sie auf dem Transport ins Krankenhaus zu leiden haben.«

»Danke, Doktor. Ich weiß, man kann sich auf Sie verlassen«, sagte Fürstin Elisabeth und lächelte etwas mühsam.

»Und was wird nun aus unserer Reise?«, jammerte ihr Mann, der während der Untersuchung am Fußende ihres Bettes gestanden hatte.

»Du wirst allein fahren müssen, Hubertus«, erwiderte sie mit einem Schulterzucken. »Ich kann durch dieses dumme Missgeschick keinen Schritt mehr gehen. Das siehst du doch wohl ein, nicht wahr?«

»Ich muss es ja wohl«, brummte er. »Aber du bist es, die der Stadt Heidelberg das Kinderheim schenkt. Ich begleite dich doch nur dorthin. Du sollst es einweihen und ihm seinen Namen geben. Wer soll das denn jetzt an deiner Stelle tun?«

Er wandte sich mit ein paar erklärenden Worten dem Landarzt zu, der diesem kurzen Gespräch interessiert gelauscht hatte.

»Meine Frau ist eine geborene Komtesse von Neckingen«, rief er dem Doktor ins Gedächtnis zurück, was an sich allen bekannt war. »Ihre Familie stammt aus der Nähe von Heidelberg. Aus alter Anhänglichkeit schenkt sie ihrer Geburtsstadt jetzt das Haus Elisabeth, ein Heim für behinderte Kinder.«

»Ich bewundere Ihre Großzügigkeit, Durchlaucht«, sagte der Arzt mit einer achtungsvollen Verbeugung vor seiner Patientin. »Es ist natürlich jammerschade, dass Sie die gewiss sehr stimmungsvolle Einweihung dieses Hauses nicht selber vornehmen können. Aber ich glaube, diesen Gedanken müssen Sie sich ganz und gar aus dem Kopf schlagen. Vier bis sechs Wochen wird es dauern, bis Sie wieder richtig laufen können.«

»Dann bleibt nichts anderes übrig, Hubertus, dann wirst du mit Theresa fahren müssen«, entschied die Fürstin.

Der Fürst von Straiz-Argenstein schnitt eine kleine Grimasse. Er war keineswegs besonders entzückt davon, in Begleitung seiner neunzehnjährigen Tochter reisen zu müssen.

»Junge Mädchen sind unberechenbar«, murmelte er. »Was wird sie wohl alles anstellen unterwegs?«

»Äußere deine Befürchtungen bitte nicht laut vor unserem lieben Leopold!«, bat sie. »Du weißt genau, dass er an den allzu freien Umgangsformen seiner Schwester ständig Anstoß nimmt. Wenn es nach ihm ginge, müsste man sich noch so benehmen, wie am Hofe der Kaiserin Maria Theresia.«

Zwischen dem Fürstenhaus von Straiz-Argenstein und dem Hof in Wien hatten stets besonders enge Beziehungen bestanden. Die Familie von Straiz stellte dem Königshaus in jeder Generation einen Kammerherrn. Es waren immer Männer mit diplomatischem Geschick, auf die man sich in allen kritischen Situationen verlassen konnte.

Kaiserin Maria...
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