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Arnulf. Der Herr der Elbe

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
560 Seiten
Deutsch
acabus Verlagerschienen am15.02.2022Originalausgabe
798 nach Christus: Karl der Große steht im Zenit seiner Macht. Doch an der unteren Elbe, der wilden Nordgrenze des Reiches, braut sich ein Sturm zusammen. Hierher ist Arnulf mit seinen Männern nach seinem Zerwürfnis mit dem König geflohen. Zwischen den miteinander verfeindeten Sachsen, Slawen und Dänen errichtet Arnulf seine eigene Herrschaft: Der charismatische Kriegsmann und seine Söhne bauen Delbende, das heutige Lauenburg, und die Hamarburg (Hamburg) zu Festungen aus. Bis dort, so hoffen Arnulf und seine Familie, wird der lange Arm Karls nicht reichen. Aber sie wissen auch, dass Karl wenig vergisst - und noch weniger vergibt. Als es zu einem sächsischen Aufstand gegen die Franken kommt, macht sich der Königssohn Karl der Jüngere mit einer großen Kriegsmacht auf den Weg nach Norden ...

Robert Focken wuchs in Holzminden an der Weser auf. Vor der Haustür lag der Solling, ein waldiges Mittelgebirge, Schauplatz grandioser Schlachten und gewaltiger Dramen - die sich im Wesentlichen in Robert Fockens Fantasie abspielten. Nach der meist undramatischen Bundeswehrzeit folgte ein Volontariat bei der FAZ. Das verstärkte das Bedürfnis nach organisierter Weiterbildung: In Bonn studierte der Autor Geschichte und Politik. Heute lebt er mit seiner Familie im Vordertaunus. Einige der Sollinger Geschichten hat er noch unterm Kopfkissen. Deshalb hat Robert Focken begonnen, sich einmal durch das ganze Mittelalter zu schreiben. Geplante Fertigstellung: Noch in diesem Jahrhundert!
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BuchKartoniert, Paperback
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Produkt

Klappentext798 nach Christus: Karl der Große steht im Zenit seiner Macht. Doch an der unteren Elbe, der wilden Nordgrenze des Reiches, braut sich ein Sturm zusammen. Hierher ist Arnulf mit seinen Männern nach seinem Zerwürfnis mit dem König geflohen. Zwischen den miteinander verfeindeten Sachsen, Slawen und Dänen errichtet Arnulf seine eigene Herrschaft: Der charismatische Kriegsmann und seine Söhne bauen Delbende, das heutige Lauenburg, und die Hamarburg (Hamburg) zu Festungen aus. Bis dort, so hoffen Arnulf und seine Familie, wird der lange Arm Karls nicht reichen. Aber sie wissen auch, dass Karl wenig vergisst - und noch weniger vergibt. Als es zu einem sächsischen Aufstand gegen die Franken kommt, macht sich der Königssohn Karl der Jüngere mit einer großen Kriegsmacht auf den Weg nach Norden ...

Robert Focken wuchs in Holzminden an der Weser auf. Vor der Haustür lag der Solling, ein waldiges Mittelgebirge, Schauplatz grandioser Schlachten und gewaltiger Dramen - die sich im Wesentlichen in Robert Fockens Fantasie abspielten. Nach der meist undramatischen Bundeswehrzeit folgte ein Volontariat bei der FAZ. Das verstärkte das Bedürfnis nach organisierter Weiterbildung: In Bonn studierte der Autor Geschichte und Politik. Heute lebt er mit seiner Familie im Vordertaunus. Einige der Sollinger Geschichten hat er noch unterm Kopfkissen. Deshalb hat Robert Focken begonnen, sich einmal durch das ganze Mittelalter zu schreiben. Geplante Fertigstellung: Noch in diesem Jahrhundert!
Details
Weitere ISBN/GTIN9783862828203
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum15.02.2022
AuflageOriginalausgabe
Seiten560 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2334 Kbytes
Artikel-Nr.14231174
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Kapitel I

Im Jahre des Herrn 798 zeigte der Frühsommer am Unterlauf der Elbe ein mildes Gesicht. Meist war es warm, ohne heiß zu werden; alle paar Tage gingen Regenschauer über das Land, die gut waren für die Feldfrüchte, ohne die Feldarbeit zu sehr zu stören. Das Unkraut allerdings wuchs stärker als sonst, mancherorts stand es so hoch wie der Roggen und die Gerste - zumindest einige Meilen östlich von Delbende, nahe des Eisenwaldes, hinter dem die slawischen Siedlungen begannen. Die Slawen selbst - sie gehörten zum ruhmreichen Stamm der Abodriten - störte das nicht. Und die sächsischen Kaufleute, die gelegentlich im Osten unterwegs waren, kamen nicht wegen des Korns, sondern um Kupferbarren gegen Leinen und Bienenwachs zu tauschen, und Wolle gegen Bernstein. Dann waren da noch die Pferde: Die Abodriten züchteten anspruchslose, robuste Rösser mit dichtem Fell und niedriger Schulterhöhe, die wendig und genügsam waren. Und billiger als die sächsischen Pferde, die meist von der unteren Weser kamen und beste Weide gewohnt waren. Aus diesem Grunde bot der Markt von Delbende, der im Sommer unterhalb der Burg stattfand, auch abodritischen Pferdehändlern Platz.

Delbende war kein alter Markt wie etwa Bremun oder das fränkische Bardovyk2 auf der anderen Elbseite. Doch seit Arnulf sax hamar die Burg über der Uferhöhe errichtet hatte, wurden es jedes Jahr mehr Zelte, Wagen und Verschläge, die die Blockhäuser der Handelsstation umlagerten. Da waren Nordmänner mit kantigen Gesichtern und silbernen Armringen, Dänen zumeist, die Wetzsteine, Walrosszähne und Fässer mit gesalzenem Fisch feilboten; auch Holsten und Sturimarn, Sachsen also, die Eisenklingen, Hafer, Gerste und Ballen roher Schafwolle zeigten. Dann Slawen vom Mittellauf der Elbe mit gestapelten Fellen von Marder, Biber und Wolf. Nicht einmal Händler aus dem Frankenreich fehlten: Männer aus Regensburg zogen am Ende des Frühjahrs über den goldenen Steig nach Böhmen und segelten auf der Elbe hinab. Ihre Glasperlen, Silberringe und Stoffe zogen besonders die Frauen der Umgebung an.

Es schien ein Sonnabend wie viele andere zu sein, als der sax hamar genannte Burgherr von Delbende mit einigen Getreuen zwischen den Ständen hindurchschlenderte. Arnulf begrüßte Bekannte, nahm hier und da einen Becher mit dünnem Bier an und lauschte aufmerksam denen, die Neuigkeiten aus der Ferne zu berichten hatten. Auch an diesem, mit mildem Sonnenschein gesegneten Tag bemerkte Arnulf neue Gesichter zwischen den Tischen, Fässern und Ballen: Es hatte sich herumgesprochen, dass in Delbende Geld zu verdienen war. In den ersten beiden Jahren zahlten Händler keine Abgaben. Doch dann, im dritten Jahr, forderte der Burgherr von jedem, ob Franke, Slawe oder Friese, dreißig Pfund Eisenerzschlacke: Diese wurden dann alsbald von den Schmieden der Burg zu Schwertern und Äxten geschmiedet. Oder zu den gefürchteten Stoßlanzen, mit denen Arnulf einst als Führer der königlichen Panzerreiter feindliche Schildwälle zerstört hatte.

Nicht jeder, der diesen bärtigen, breitschultrigen Mann in der weinroten Tunika zwischen dem Volk sah, hätte in ihm auf den ersten Blick den Kriegsherrn sax hamar selbst vermutet. Keine der goldenen oder silbernen Ketten schmückte den Hals, die einheimische Edle so mochten. Arnulfs Gesicht mit dem kräftigen Kinn war mit zahlreichen kleinen Narben durchsetzt, die Haut war sonnenverbrannt; den Bart trug Arnulf kürzer als die meist wuchernden Sachsenbärte, das braune Haupthaar bedeckte die Ohren, ohne die Schulter zu berühren. Der Schwertgürtel wies lediglich ein paar Silberbeschläge auf, die Schwertscheide selbst war schmucklos. Aber in seinem ganzen Gebaren, den Blicken, die er mit seinen schuppengepanzerten Begleitern austauschte, war etwas, das von massivem Selbstbewusstsein zeugte und von verhaltener Kraft.

Es mag an einem der Gespräche mit den Händlern gelegen haben, dass Arnulf die Schiffe auf der Elbe zunächst nicht wahrnahm: Ein halbes Dutzend schlanker Schiffe mit geschwungenen, weit hochgezogenen Steven, die trotz einer milden Brise kraftvoll stromabwärts gerudert wurden. Tief lagen sie im Wasser, denn sie hatten Beute an Bord: Menschliche Beute, wie sich herausstellen sollte.

Die Schiffe waren vom Marktflecken aus - er lag eine halbe Meile vom Ufer entfernt, außerhalb der Hochwasserzone - kaum noch zu sehen, als Arnulf das Herz des Marktes ansteuerte: ein Blockhaus, so massiv wie der Panzer einer Schildkröte. Eine Hälfte davon diente als Warenlager, die andere war Kontor, Schenke und Vergnügungsort zugleich. In der übergroßen Türöffnung des Hauses stand ein fleischiger, wuchtig wirkender Mann Ende vierzig. Es war Gallo, der Vorsteher des Handelspostens. Gallo, ein alter Gefährte Arnulfs, war ein Neustrier, einer aus Westfranken also; es mochte an der Herkunft liegen, dass er Wert auf eindrucksvolle Kleidung legte: Ärmelborten und Kragenausschnitt seiner blauen Tunika waren mit Goldfäden durchsetzt und eine für Arnulfs Geschmack etwas alberne, dotterfarbene Mütze saß auf dem dichten schwarzen Haar. Gallo nickte Arnulf zu, hatte aber noch eine seiner Mägde zu maßregeln: »Wo hast du die Essigrüben, du Luder? Und wo sind die Honigtöpfe, he? Beweg dich, magad!«

Die Gescholtene, eine kaum achtzehn Jahre alte Frau mit filzigem, langem Haar und vielfach geflicktem Kleid, huschte in die Dunkelheit des Gebäudeinnern. Zurück blieb ein südländisch aussehender Bursche mit etwas verlegenem Lächeln - seinet­wegen hatte die Kleine getrödelt und Gallos Unmut riskiert! Der Mann musterte den grimmig wirkenden Handelsvorsteher kurz und zog es vor, rasch in der Menge zu verschwinden.

»Die Slawenmädchen sind noch fauler als die Sächsinnen!«, schnaubte Gallo, was seine gewaltigen Schurrbarthaare zittern ließ. »Irgendwann jag ich die alle zurück in die Erdlöcher, aus denen sie gekommen sind!«

»Da ist so eine Sommersprossige«, grinste Arnulf, »von der reden meine Männer. Wenn ihr die verjagt, müsste ich mir Sorgen machen! Spaß beiseite, wo ist das Erz?«

»Und ich dachte, Ihr wolltet einen Krug Wein mit mir teilen«, murmelte der andere und Arnulf konnte ohne Mühe riechen, dass es nicht der erste Wein an diesem Tag gewesen wäre. Gallo zerrte zwischen den Stoffballen, die wie eine kleine Vormauer waren, einen ersten Korb mit rotbraunen Erzschlacken hervor. Die stämmigen Männer in Schuppenpanzern, die Arnulf begleiteten, nahmen den Korb auf - nicht ohne einen forschenden Blick durch die Türöffnung ins Innere der Schildkröte zu werfen.

»Jetzt nicht, Leute«, knurrte Arnulf vernehmlich und jeder wusste, was gemeint war. Die Mädchen in Gallos Diensten verdienten sich bisweilen ein Zubrot, in dem sie nett zu den Kriegern waren; die jungen Frauen waren meist Hörige, die stumpfer Fron oder einem prügelnden Herrn entlaufen waren.

»Arnulf?«, raunte Gallo plötzlich stockernst. »Habt Ihr die Schiffe gesehen? Die Besatzung sah nach Sachsen aus ... Aber woher haben die solche schlanken, schnellen Schiffe?«

Arnulfs Blick suchte zwischen den Marktgebäuden das einige Hundert Schritt weit entfernte Flussufer ab. Aber zwischen den Erlen und Weiden war nur ein rundes Fischerboot zu sehen - jemand prüfte seine Aalreusen.

»Wer weiß«, murmelte Arnulf mit einem Stirnrunzeln. »Piraten würden kaum in hellem Tageslicht vorbeisegeln, mein Freund. Weil wir ihnen auf den Schwanz hauen, sobald sie auch nur an Land spucken!«

Gallo zuckte mit den Schultern. »Vielleicht wollten sie nur angeben. Wie gesagt, die waren flussabwärts unterwegs. Übrigens, was ich Euch noch sagen wollte ...«

Aber der Zufall wollte es, dass in diesem Augenblick ein jüngerer Mann im Lederpanzer mit federndem Schritt durch die Menge drängte, niemand anders als Arnulfs Sohn Arthur. Arthur trug das dunkelbraune Haar lang, die Enden berührten fast die Schulter. Er war von kräftiger Statur, unterm Ärmelstoff der Tunika sah man die Wölbung der Armmuskeln, wenn er sich bewegte. Zwei Bewaffnete im selben Alter begleiteten ihn, alle drei führten Pferde an Rohhautriemen hinter sich her. Arnulf sah sie scherzen, sie hatten den zufriedenen Gesichtsausdruck von Leuten, die ein gutes Geschäft hinter sich und ein großes Vergnügen vor sich hatten.

»Ah, hier seid Ihr, beim Erz-Herrn!«, rief Arthur. Sofort begann er zu sprudeln. Er hatte fünf Rösser auf einen Schlag erworben. Bei einem abodritischen Händler-Züchter - ohne Arnulfs Meinung überhaupt erst einzuholen. Und warum auch nicht? Arthur - zehn Pfund schwerer und einen Zoll größer als sein Vater - führte bereits seine eigene Schwur-Mannschaft! Ein Schwert mit aufwendig verziertem Griff und ein Kurzschwert hingen an seinem Gürtel, beide handhabte er mindestens so geschickt wie Arnulf. Das behauptete Arthur jedenfalls von Zeit zu Zeit. Ja, Arthur war dabei, sich einen Namen im Grenzland zu machen!

Und musste es nicht genau so sein?

Arnulfs Blick glitt über die klugen Augen der Tiere, über ihr kurzes, gut gebürstetes Fell und die kräftigen dunklen Mähnen. Arthur hatte bereits einen Namen gefunden für die schönste der Stuten: »Windbraut! Ich werd´ sie selbst reiten!« Er hatte das eckige Gesicht des Vaters mit dem kräftigen Kinn und der massiven Stirn, während die eher spitze, kleine Nase an Arthurs Mutter Erika erinnerte. Von ihr hatte Arthur auch die Begeisterungsfähigkeit: Sein Grinsen hatte etwas Ansteckendes. Beide, Vater und Sohn, verspürten das Bedürfnis, diese Pferde möglichst schnell kennenzulernen und auszuprobieren. Der Burgherr vertröstete den...

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