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Unterwassermüllmänner

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
348 Seiten
Deutsch
Verlag Klampfe & Kleeerschienen am27.03.2024
Zwei Jahre nach den Ereignissen von »Heldenschlussverkauf« ist wieder Ruhe eingekehrt in Toms Leben. Er und Kathi haben sich längst gut eingerichtet im neuen Zuhause in Oberkreuzbach, der erste Nachwuchs ist auch schon unterwegs. Doch dann stellt ausgerechnet Toms bester Kumpel Kai das Leben der Kleinschmidts gehörig auf den Kopf. Der will nämlich Zuflucht finden auf unbestimmte Zeit in der ländlichen Enklave von Toms Zuhause, um sein Leben von Grund auf umzukrempeln - und das von Tom und Kathi gleich mit. Als ob das nicht genug wäre, entpuppt sich auch noch der neue Nachbar als windiger Immobilienspekulant, der das ganze Dorfleben in Gefahr bringt. Und so muss sich Tom einmal mehr dem Chaos stellen, das seinen Alltag unversehens durcheinanderwirbelt. Wie gut, dass es die ehemaligen Bandmitglieder von »Biedermeiers Blutgericht« gibt, auf die man in der Not zählen kann. Und natürlich Rentier-Xaver! Tom Kleinschmidt ist zurück und stellt sich einmal mehr den großen und kleinen Herausforderungen des Lebens - lustiger, wahnwitziger und ehrlicher als je zuvor

Alex Langenmaier, geboren 1980, studierte sich zunächst an der LMU München einmal quer durch die deutsche Literatur- und Theatergeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Dass er dabei fast doppelt so lange wie andere benötigte, mag seiner tief empfundenen Liebe zu guten Geschichten ebenso geschuldet sein wie seiner nicht minder großen Liebe zum Münchner Nachtleben und den Versuchungen der Großstadt. Bereits als Student begann er mit dem Verfassen erster Kurzgeschichten und Erzählungen. Nach fast zwanzig Jahren in München lebt er heute mit seiner Familie irgendwo im Nirgendwo der oberbayerischen Prärie. »Unterwassermüllmänner« ist nach »Heldenschlussverkauf« sein zweiter Roman über das Leben von Tom Kleinschmidt.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR14,90
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextZwei Jahre nach den Ereignissen von »Heldenschlussverkauf« ist wieder Ruhe eingekehrt in Toms Leben. Er und Kathi haben sich längst gut eingerichtet im neuen Zuhause in Oberkreuzbach, der erste Nachwuchs ist auch schon unterwegs. Doch dann stellt ausgerechnet Toms bester Kumpel Kai das Leben der Kleinschmidts gehörig auf den Kopf. Der will nämlich Zuflucht finden auf unbestimmte Zeit in der ländlichen Enklave von Toms Zuhause, um sein Leben von Grund auf umzukrempeln - und das von Tom und Kathi gleich mit. Als ob das nicht genug wäre, entpuppt sich auch noch der neue Nachbar als windiger Immobilienspekulant, der das ganze Dorfleben in Gefahr bringt. Und so muss sich Tom einmal mehr dem Chaos stellen, das seinen Alltag unversehens durcheinanderwirbelt. Wie gut, dass es die ehemaligen Bandmitglieder von »Biedermeiers Blutgericht« gibt, auf die man in der Not zählen kann. Und natürlich Rentier-Xaver! Tom Kleinschmidt ist zurück und stellt sich einmal mehr den großen und kleinen Herausforderungen des Lebens - lustiger, wahnwitziger und ehrlicher als je zuvor

Alex Langenmaier, geboren 1980, studierte sich zunächst an der LMU München einmal quer durch die deutsche Literatur- und Theatergeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Dass er dabei fast doppelt so lange wie andere benötigte, mag seiner tief empfundenen Liebe zu guten Geschichten ebenso geschuldet sein wie seiner nicht minder großen Liebe zum Münchner Nachtleben und den Versuchungen der Großstadt. Bereits als Student begann er mit dem Verfassen erster Kurzgeschichten und Erzählungen. Nach fast zwanzig Jahren in München lebt er heute mit seiner Familie irgendwo im Nirgendwo der oberbayerischen Prärie. »Unterwassermüllmänner« ist nach »Heldenschlussverkauf« sein zweiter Roman über das Leben von Tom Kleinschmidt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783982179438
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum27.03.2024
Reihen-Nr.2
Seiten348 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse484 Kbytes
Artikel-Nr.14237382
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

UNERWARTETER BESUCH

Wann immer Tom später darüber nachdachte, an welchem Punkt in seinem Leben der ganze darauffolgende Irrsinn seinen Anfang nahm, gelangte er unweigerlich zu dem Schluss, dass das Chaos mit Kais Anruf begann. Was ihm leidtat, schließlich war Kai sein bester Kumpel seit Studententagen. Trotzdem: In dem Moment, als Toms Handy klingelte, löste sich unbemerkt ein kleiner Chaos-Stein, ein winziger Konfusions-Kiesel im mittlerweile geordneten Getriebe seines Lebens. Auf seinem unaufhaltsamen Weg durch die beschaulich dahintuckernde Maschinerie von Toms Alltag würde er andere, größere Steine anstoßen, eine Tumult-Lawine auslösen, die sich irgendwann nicht mehr stoppen lassen und zu ganz und gar unvorhergesehenen Ereignissen führen würde, einer Form von Wahnsinn, die anderen - normaleren Menschen, wie Tom bedauernd denken sollte - zum Glück ihr Leben lang erspart blieb.

Von alledem wusste Tom noch nichts, als er an jenem schicksalshaften Freitagabend gemütlich im Bett lag und einen fesselnden Fantasy-Schmöker las, während Kathi neben ihm schlief. Und hätte er geahnt, was in den folgenden Wochen über ihn hereinbrechen würde, er hätte vermutlich sein Handy im Klo versenkt, sich tief unter seiner Bettdecke verkrochen und tot gestellt. So aber wähnte er sich sicher und geborgen, während er im gedimmten Schein seiner Nachttischlampe einer Gruppe Zwerge durch den tiefen, dunklen Winterwald folgte, auf der Flucht vor einer Söldnertruppe untoter Orks.

Gerade als ein markerschütterndes Heulen die dunkle Nacht durchschnitt und auch noch ein Rudel Riesenwölfe aus dem Unterholz gesprungen kam, schrillte Toms Handy auf dem Nachttisch los. Tom erlitt beinahe einen Herzinfarkt, doch dafür war zum Glück keine Zeit. Schließlich musste er um jeden Preis verhindern, dass Kathi aufwachte, die in ihrem aktuellen Zustand nicht nur unter einem sehr unruhigen Schlaf litt, sondern momentan generell und überhaupt bei jeder Gelegenheit zu heftigen emotionalen Ausbrüchen neigte.

Sich innerlich verfluchend, weil er so doof gewesen war, sein Handy nicht auf lautlos zu schalten, warf Tom die Bettdecke zur Seite, während AC/DC »Highway to Hell« in die Stille des Schlafzimmers hineinbrüllte, sprang aus dem Bett, stolperte dabei über seine eigenen Füße, schlug mit dem Knie schmerzhaft gegen den Nachttisch, griff - sich innerlich noch mehr verfluchend - nach dem Handy und hüpfte unter Schmerzenstränen auf einem Bein aus dem Zimmer hinaus auf den Gang (wobei er sicherlich auch ein wenig wie Angus Young aussah, wenn dieser in seiner typischen Pose über die Bühne hüpfte).

Sekunden später hatte Tom die Tür zum Schlafzimmer hinter sich geschlossen, lehnte sich, sein schmerzendes Knie massierend, an die Wand, und nahm den Anruf entgegen.

»Kleinschmidt.«

»Tom, wie schön, dass ich dich um diese Uhrzeit noch erreiche.«

»Kai?«

»Genau der. Ich hoffe, es ist okay, dass ich so spät noch anrufe.«

»Natürlich, jederzeit«, log Tom. »Was liegt an? Wie gehts dir?«

Einen Moment herrschte Stille am anderen Ende, dann drang Kais Stimme seltsam tonlos an Toms Ohr: »Um ehrlich zu sein eher bescheiden. Darum rufe ich auch an. Ich weiß, das kommt jetzt ziemlich überraschend, aber wäre es in Ordnung, wenn ich noch kurz vorbeikomme?«

»Wie ... jetzt?«

»Ich will dich echt nicht überfallen, aber, na ja, ich bräuchte wirklich jemanden, mit dem ich eine Halbe Bier trinken und reden kann.«

Das klang so gar nicht nach seinem stets fröhlichen Kumpel, dachte Tom, der sich in diesem Moment aus gleich mehreren Gründen Sorgen zu machen begann.

»Das kommt jetzt ein wenig überraschend«, sagte er ausweichend, um einen Moment Zeit zu gewinnen. »Wegen mir jederzeit, das weißt du. Es ist nur so - Kathi schläft schon. Und sie reagiert extrem empfindlich auf jede Störung. Die Schwangerschaft setzt ihr gerade ziemlich zu. Da genügen Kleinigkeiten, um sie aus der Fassung zu bringen, und dann ... na ja.«

»Versteh schon. Und es tut mir auch wirklich, wirklich leid, dich so zu überfallen. Aber ich würde dich nicht darum bitten - als meinen besten Freund -, wenn es nicht wichtig wäre. Wenn ich jetzt gleich ins Auto springe und losflitze, bin ich in einer knappen Stunde da. Um Mitternacht spätestens bist du mich wieder los, versprochen«, sagte Kai und klang dabei so dermaßen unkaihaft kleinlaut, dass Toms Sorge um ihn alle anderen Sorgen verdrängte. Wie hätte er es übers Herz bringen sollen, nein zu sagen?

»Natürlich. Egal, wo dich der Schuh drückt, ich bin für dich da. Was hältst du davon, wenn wir uns beim Müllerwirt am Ortseingang treffen? Das ist besser - wegen Kathi.«

»Perfekt! Tom, das werde ich dir nie vergessen, ernsthaft. Ich leg jetzt auf. Bis gleich dann.«

Gesagt, getan, und schon stand Tom mit tausend Fragen, einem immer noch schmerzenden Knie und einem das Leerzeichen tutenden Handy am Ohr im dunklen Hausflur und begann sich zu fragen, ob es wohl unangemessen sei, sich selbst leid zu tun.

Dann seufzte er - denn ein kleines selbstmitleidiges Seufzen sollte doch auf jeden Fall erlaubt sein - und schlich zurück ins Schlafzimmer. Kathi schien gottlob von alledem nichts mitbekommen zu haben, was tatsächlich an ein Wunder grenzte. Tom kramte Jeans, T-Shirt und Unterwäsche aus dem Schrank. Er schrieb Kathi in der Küche eine kurze Notiz, dass er nochmal wegmüsse, klebte den Zettel mit einem Stück Tesa innen an die Schlafzimmertür, schaltete die Nachttischlampe aus und zog sich im dunklen Flur an.

Vor der Haustür empfing ihn eine erstaunlich laue Aprilnacht. Doch obwohl es gerade einmal halb elf war, war alles still und menschenleer im Dorf.

So ist das hier auf dem Land, dachte Tom, als er den Hang hinab zum Dorfkern wanderte. In München waren die Straßen der Innenstadt an einem dieser ersten Frühlingsabende sicherlich bunt gefüllt von Menschen, Lärm und Trubel. Ein typischer Freitagabend zu Beginn der warmen Jahreszeit. Wie wenig er es mittlerweile vermisste. Das überraschte Tom selbst immer wieder, wenn es ihm, so wie jetzt gerade, wieder einmal bewusst wurde. Nur hier und da das Flackern eines Fernsehers, das diffuse Lichtspiele an die zugezogenen Gardinen malte. Von irgendwoher leise Musik, die durch ein gekipptes Fenster in die Dunkelheit entwich und ab und an fernes Pferdewiehern von einer der Koppeln am Dorfrand oder das gelegentliche Mähen eines Schafs. Die einzigen Geschöpfe, denen Tom auf seinem Weg durchs freitagabendlich dahindösende Dorf begegneten, waren zwei Katzen, die sich in der kargen Licht-Insel einer Straßenlaterne sonnten und Tom verärgert musterten, als er vorbeischritt.

Ich bin angekommen, dachte Tom, und wie immer dachte er es mit einer Mischung aus Belustigung, innerlichem Kopfschütteln und einer Spur Wehmut. Wie und wann das auch immer geschehen sein mochte in den zwei Jahren, die sie mittlerweile hier in Oberkreuzbach lebten - er war angekommen. Angekommen und heimisch geworden in einem Dorf am Arsch der Welt, in das er nur Kathi wegen gezogen war, in das er selbst nie hatte ziehen wollen, weg von dem irrlichternden Trubel der Großstadt. Und jetzt, zwei Jahreszeitenzyklen später? Jetzt hätte er gar nicht mehr gewusst, ob er überhaupt noch zurück nach München gewollt hätte, hätte sich die Gelegenheit dazu ergeben. Tom konnte es drehen und wenden, wie er wollte: Er schätzte sein Leben hier mittlerweile aufrichtig. Sicher, es war ein kleines Leben verglichen mit dem Leben andernorts, ein bescheidenes, sich oft selbst genügendes. Aber auch ein in sich ruhendes, geordnetes Leben in einer Welt, die bisweilen arg aus dem Ruder zu laufen drohte.

Auch beim Müllerwirt war schon alles dunkel; die Lichter in der Wirtsstube ausgeschaltet, die Bierbänke im Garten hochgestellt. Allerdings hatte Wirt Schorsch unlängst einen Fleisch- und Wurstautomaten aufgestellt. Der stand bunt leuchtend neben der Eingangstür der Wirtschaft mit hauseigener Metzgerei und versorgte das Dorf auch abseits der Öffnungszeiten mit allerlei Leckereien - und mit Bier.

Vorsorglich zog Tom zwei Halbe Augustiner und ein Fünfer-Päckchen Landjäger aus dem Automaten und setzte sich an die einzelne Biertischgarnitur, die Müllerwirt Schorsch netterweise rund um die Uhr neben dem Automaten für Nachtschwärmer aufgestellt ließ.

Tom öffnete sein Bier und nahm einen Schluck. Zwei Jahre, dachte er. Wie die Zeit verging. Obzwar das ein ganz furchtbarer Gemeinplatz war, ließ es sich nicht leugnen: Gerade noch war man am Diskutieren - mit sich selbst, seiner Freundin, mit Gott und der Welt -, wie das weitere Leben aussehen sollte, hatte sich mit viel Hadern einen Fahrplan für die zweite Hälfte seines Lebens zusammengezimmert, hatte seinem alten Leben Lebewohl gewunken und war mit Sack und Pack und all den Erinnerungen an turbulentere Zeiten weggezogen aus der großen Stadt; und kaum...
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