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... dass Gerechtigkeit und Frieden sich küssen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
188 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am03.04.20241. Auflage
Helmut Gollwitzer gehörte zu den einflussreichsten politisch engagierten evangelischen Theologen deutscher Sprache im 20. Jahrhundert. Theologie im "Horizont der Weltveränderung" war sein Thema, denn "der ganz andere Gott will eine ganz andere Gesellschaft". Frieden und Gerechtigkeit sind Zentralbegriffe der Theologie und des politischen und gesellschaftlichen wie kirchlichen Engagements von Brigitte und Helmut Gollwitzer. Das hier vorgelegte Buch dokumentiert wissenschaftliche Beiträge zur Biographie von Brigitte und Helmut Gollwitzer sowie zur Theologie Gollwitzers, Gedanken von Gemeindemitgliedern zu Gollwitzers Frage nach dem Sinn des Lebens zwischen 'Krummem Holz und aufrechtem Gang' und Berichte von Zeitzeug:innen des Ehepaars Gollwitzer; die Texte entstammen einer Tagung aus dem Jahr 2023 in der Kirchengemeinde Berlin-Dahlem zum 30. Todestag Helmut Gollwitzers. edition pace - Sonderbandmehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR12,90
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextHelmut Gollwitzer gehörte zu den einflussreichsten politisch engagierten evangelischen Theologen deutscher Sprache im 20. Jahrhundert. Theologie im "Horizont der Weltveränderung" war sein Thema, denn "der ganz andere Gott will eine ganz andere Gesellschaft". Frieden und Gerechtigkeit sind Zentralbegriffe der Theologie und des politischen und gesellschaftlichen wie kirchlichen Engagements von Brigitte und Helmut Gollwitzer. Das hier vorgelegte Buch dokumentiert wissenschaftliche Beiträge zur Biographie von Brigitte und Helmut Gollwitzer sowie zur Theologie Gollwitzers, Gedanken von Gemeindemitgliedern zu Gollwitzers Frage nach dem Sinn des Lebens zwischen 'Krummem Holz und aufrechtem Gang' und Berichte von Zeitzeug:innen des Ehepaars Gollwitzer; die Texte entstammen einer Tagung aus dem Jahr 2023 in der Kirchengemeinde Berlin-Dahlem zum 30. Todestag Helmut Gollwitzers. edition pace - Sonderband
Details
Weitere ISBN/GTIN9783759715906
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum03.04.2024
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.2
Seiten188 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.14279566
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Einleitung
GOTTFRIED ORTH

Die Relevanz jedes Satzes unseres Glaubensbekenntnisses werden wir unseren Zeitgenossen nur verdeutlichen können als politische und soziale, als gesellschaftlich revolutionäre Relevanz. ... Ein Satz, der unser Verhältnis zu den anderen Menschen und zur Gesellschaft beim Alten lässt, ist nicht wert, ein Satz des christlichen Glaubens zu sein. Nur durch ein verändertes Verhalten im Diesseits, nicht durch bloße Behauptungen über göttliche Wahrheiten, die angeblich an sich beschrieben werden können, können wir heute die Relevanz des Glaubensbekenntnisses bezeugen - formulierte Helmut Gollwitzer 1968 in seinem Vortrag Die Weltverantwortung der Kirche in einem revolutionären Zeitalter vor der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland.1 So hat Gollwitzer auf seine Weise den Satz des jüdischen Historikers und Philosophen Franz Rosenzweig Gott hat nicht die Religion geschaffen, sondern die Welt! 2 aufgenommen. Wenn es um Gott geht, geht es um die Menschen und die ganze Erde: Am Anfang ist Beziehung (M. Buber).

Der mit diesen Zitaten angedeutete Zusammenhang bestimmte die Tagung zu Gollwitzers 30. Todestag.

Sie begann mit dem Vortrag von Andreas Pangritz, der die Doppelbiographie von Brigitte und Helmut Gollwitzer eindrücklich vorstellte und verdeutlichte, wie wissenschaftliche Theologie, politische Praxis und gesellschaftliches Engagement im Hause Gollwitzers ebenso zusammengehörten wie in diesem Kontext die Zuwendung zu einzelnen Menschen selbstverständlich und einfühlsam gelebt wurde. Da wurde Helmut Gollwitzers theopolitische Haltung zitiert: Ich bin Kommunist ökologischer Prägung , marxistischer Prägung , christlicher Prägung , lukanischer Prägung , lutherischer Prägung , barthscher Prägung und schließlich demokratisch sozialistischer Prägung .3 Und da wurde an ein Zitat des Freundes Gustav Heinemanns aus dem Jahr 1972 (!) erinnert, das Brigitte Gollwitzer in einem ihrer Texte aufnahm: Wir sind im Begriff, im kommenden Jahrhundert, also nicht irgendwann, sondern in 40 oder 50 Jahren, in eine Weltkatastrophe hineinzutaumeln, wenn wir nicht bereit sind, jetzt und heute eine völlige Revolution im wirtschaftlichen und technischen Denken und Planen einzuleiten. Es geht um nichts Geringeres, als radikal mit Wertmaßstäben zu brechen, die spätestens seit der Industrialisierung allzu uneingeschränkt den wirtschaftlichen und technischen Ablauf bestimmt haben. Wenn wir fortfahren, alle Planungen und Entwicklungen nur unter dem Gesichtspunkt gegenwärtiger Wirtschaftlichkeit zu prüfen, werden Umweltschäden und Erschöpfung der Natur sich zur tödlichen Bedrohung für unsere Kinder und Enkel auswachsen. Jetzt und hier gilt es daher Alarm zu schlagen, damit niemand den Ernst der Lage verkennt. Wer weiß, wie schwer es ist, Denkweisen und Wertvorstellungen zu ändern, vor allem dann, wenn diese in enger Beziehung zum geheiligten Gewinn und dem allgemeinen Wohlstand stehen, wird sich klar sein, was hier in verhältnismäßig kurzer Zeit bewältigt werden muss. 4 Nicht zuletzt verdanken wir diesem Vortrag eine erste bibliographische Zusammenstellung der für eine Biographie Gollwitzers zentralen Publikationen.

Die dem Vortrag folgenden Berichte von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen erinnern auf ihre je spezifische Weise weitere Facetten der beiden Eheleute, von denen die Schwester Brigitte Gollwitzers wusste: In ihrer fast 40-jährigen Ehe war Brigitte ohne Helmut nicht zu denken und umgekehrt Helmut nicht ohne Brigitte. Das offene Haus der beiden, in dem alles stehen und liegen bleiben konnte, wenn der Patensohn Helmut incognito und wieder erkannt und völlig unangemeldet in der Tür stand, wurde wieder lebendig. Zuhören, miteinander sprechen, voneinander lernen, miteinander streiten, einander Lasten tragen helfen - das waren wohl Selbstverständlichkeiten in den ebenso wechselnden wie bunten Hausgemeinschaften in der Nebinger Straße in Berlin-Dahlem.

Weil Gollwitzers Theologie dem Predigtdienst gilt und aus Predigten heraus entstand (A. Pangritz) war der zweite Vortrag von Gottfried Orth den Predigten und der Homiletik Gollwitzers gewidmet. Und auch hier ist der Zusammenhang von Hören und Tun zentral: der Prediger / die Predigerin ist der erste Hörer / die erste Hörerin des biblischen Textes als der Grundlage jeder Predigt Gollwitzers. Der Vortrag geht den sieben Predigtbänden und ihren jeweiligen selbstreflexiven Vor- oder Nachworten nach, die Gollwitzer mit Predigten aus den Jahren 1938 bis 1980 veröffentlicht hat - trotz erheblicher Bedenken an der Institution der Predigt und ihren Wirkungsmöglichkeiten im Blick auf die Gemeinde als Gegenöffentlichkeit und handlungsfähiges Subjekt der Nachfolge seit dem Ende der 1960er Jahre.

Ist das Ziel des Dienstes der Jüngerinnen und Jünger Jesu eine sozialistische, klassenlose Gesellschaft, thematisiert der dritte Vortrag den Zusammenhang von christlichem Glauben, theologischem Denken und sozialistischer Theorie und Praxis, den Gollwitzer zu leben und zu bedenken suchte. Tobias Foß geht dem in der Biographie Gollwitzers nach und sucht dabei ständig nach Beziehungen zur gegenwärtigen gesellschaftlichen und politischen Situation, die Foß von neoliberalen Eskalationen geprägt beschreibt. Weil das Reich Gottes eine Umkehr, eine Metanoia meint aus den Todesstrukturen hinein in Strukturen, die das Leben ermöglichen und fördern, stellt sich die Frage nach einer sozialistischen, gemeinwohlorientierten Ökonomie angesichts der Weltzerstörung durch die kapitalistische Revolution immer dringender. Eine Zeitenwende von der Nekrophilie zur Biophilie - das ist es, was heute ansteht!

Wie kommt krummes Holz zu aufrechtem Gang? : Mit dieser Frage fuhr eine Dahlemer Gemeindegruppe für eine Woche ins Kloster, um Gollwitzers Buch zur Frage nach dem Sinn des Lebens gemeinsam zu lesen und zu diskutieren. In einem vielstimmigen Beitrag berichtete die gesamte Gruppe von diesem Leseerlebnis, den Gesprächen und den aufgeworfenen Fragen. Cornelia Kulawik hat den Beitrag neu für dieses Buch zusammengefasst.

Einem Herzensthema Helmut - und in anderer Weise Brigitte - Gollwitzers war der Vortrag von Peter Winzeler gewidmet. In einer kritischen Re-Lektüre und Darstellung geht er Gollwitzers Israellehre nach. Dabei beginnt Winzeler mit dem ersten Besuch des Ehepaares Gollwitzer in Israel 1958 und dem daraus entstandenen Vortrag zum zehnjährigen Staatsjubiläum Israels und er endet mit dem Störfall des Vortrages in Beer Sheba 1978, wo Gollwitzer den Einfluss Martin Bubers auf die protestantische Theologie würdigte (insbesondere bei Emil Brunner, Karl Heim und Karl Barth) und im Abspann es für vollkommen ausgeschlossen hielt, dass die Juden im Heiligen Land einem Dünkel des Herrenvolkes verfallen könnten. Wie schon damals Gollwitzers Dispute mit der ESG und der Studentenbewegung zum Thema Israel war auch dieser Vortrag umstritten, suchte Winzeler doch - wie Gollwitzer zu seiner Zeit - Anknüpfungspunkte in gegenwärtigen politischen Auseinandersetzungen z. B. um den Krieg in der Ukraine - noch nichts ahnend von den Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die die HAMAS am Tag des Vortrags in Berlin in Israel verübte.

Einem bisher nur wenig bedachten Thema ging Matthias Hahn im letzten Vortrag der Tagung nach, wenn er danach fragte, ob Gollwitzer als Vordenker für Evangelische Bildungsarbeit zu bedenken ist. Matthias Hahn bejaht diese Frage und kann aufgrund mühevoller Archivarbeiten zeigen, dass - obwohl Bildungsfragen von Gollwitzer vergleichsweise wenig thematisiert werden und eher en passant in den Blick kommen - dieser für die Religionspädagogik nicht nur aus theologischen, sondern auch aus pädagogischen Gründen ein interessanter Gesprächspartner sein könnte - nicht zuletzt hinsichtlich der kritischen Debatte um eine Religionspädagogik, die nicht in der Selbstbeschäftigung versanden, sondern sich in der Hoffnung auf das kommende Reich Gottes auch politisch vernehmbar und positionell gesellschaftlich und kirchlich einbringen möchte.

Der Band schließt mit drei Texten von Helmut Gollwitzer. Dazu gehören zwei später verschriftlichte Reden zu den Stichworten der Tagung Frieden und Gerechtigkeit . Zunächst dokumentieren wir den viel beachteten Vortrag Die Christen und die Atomwaffen aus dem Jahr 1958, sodann den Vortrag vor der EKD-Synode 1968 Die Weltverantwortung der Kirche in einem revolutionären Zeitalter , in dem Gollwitzer seine Erfahrungen aus der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Uppsala des gleichen Jahres darstellte.

Hinzugefügt haben wir die bisher lediglich schwer auffindbar veröffentlichte Abschlussvorlesung Gollwitzers vom 18. Juli 1987 mit dem Titel Der Dekalog und seine Auslegung in Luthers Kleinem...
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