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Japanische Märchen Update 1.1

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
432 Seiten
Deutsch
Machandel Verlagerschienen am10.04.2024
Was passiert, wenn ein Kind der Götter entführt wird und die Polizei nach ihm suchen soll? Wie kann der spukende Geist in einem Bürogebäude in Tokio zur Ruhe kommen? Welche Missverständnisse sind vorprogrammiert, wenn eine Schülerin einem Baumgeist Geschenke macht? Wofür lassen die Bewohner eines japanischen Dorfes nächtelang ihre Felder mit der 'Schwarzen Barbara' von Heino beschallen? Was verbirgt die wunderschöne Geisha, die in Kioto das Kirschblütenfest feiert? Diese Kurzgeschichten verraten es Ihnen - und noch einige Geheimnisse mehr. Wenn Sie Götter, Geister und Dämonen nicht scheuen, wenn edle Samurai, geheimnisvolle Kurtisanen, weise Shinto-Priester und gefährliche Yakusa-Mitglieder Sie faszinieren, sollten Sie unbedingt dieses Buch lesen, den Abschluss unserer zwölfbändigen Reihe moderner Märchen-Interpretationen.

Dieses Buch ist eine Anthologie. Über zwei Dutzend Autoren haben bei dieser Neufassung japanischer Märchen und Sagen mitgewirkt. Im Buch finden Sie einige Informationen über die Autoren und Hinweise zu ihren Webseiten.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR16,90
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR5,99

Produkt

KlappentextWas passiert, wenn ein Kind der Götter entführt wird und die Polizei nach ihm suchen soll? Wie kann der spukende Geist in einem Bürogebäude in Tokio zur Ruhe kommen? Welche Missverständnisse sind vorprogrammiert, wenn eine Schülerin einem Baumgeist Geschenke macht? Wofür lassen die Bewohner eines japanischen Dorfes nächtelang ihre Felder mit der 'Schwarzen Barbara' von Heino beschallen? Was verbirgt die wunderschöne Geisha, die in Kioto das Kirschblütenfest feiert? Diese Kurzgeschichten verraten es Ihnen - und noch einige Geheimnisse mehr. Wenn Sie Götter, Geister und Dämonen nicht scheuen, wenn edle Samurai, geheimnisvolle Kurtisanen, weise Shinto-Priester und gefährliche Yakusa-Mitglieder Sie faszinieren, sollten Sie unbedingt dieses Buch lesen, den Abschluss unserer zwölfbändigen Reihe moderner Märchen-Interpretationen.

Dieses Buch ist eine Anthologie. Über zwei Dutzend Autoren haben bei dieser Neufassung japanischer Märchen und Sagen mitgewirkt. Im Buch finden Sie einige Informationen über die Autoren und Hinweise zu ihren Webseiten.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783959594394
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum10.04.2024
Reihen-Nr.12
Seiten432 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3131 Kbytes
Artikel-Nr.14352923
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe







Das Gespenst der Familie Yamanutschi

Isabel Feller







Takumi stand auf der großzügigen Dachterrasse des Büros, die Hände um das Geländer geschlossen, und sog den Ausblick  tief in sich ein. Wie aneinandergereihte Ameisenbahnen wirkten die Autos unten auf der Straße. Es begann zu dämmern, in mehr und mehr der umgebenden Hochhäuser flackerten Lichter auf. Bald würde Tokio von einem Neonmeer überzogen sein, das die nächtliche Dunkelheit verdrängte. Er seufzte. Die meisten Menschen fürchteten die Dunkelheit, da sie verschleierte, alles Greifbare wie hinter einer Tarnglocke verschwinden ließ. Takumi selbst faszinierte sie. Denn schließlich rief sie ihn dazu auf, die Dinge genauer zu betrachten, die Sinne zu schärfen, um möglichst viel von der Umgebung wahrzunehmen. Widerstrebend löste er sich von dem Anblick seiner Heimatstadt. Er hatte noch zu tun. Ein Stockwerk weiter unten begrüßte ihn das Label der Firma an der Wand, als er aus dem Fahrstuhl trat: Yamanutschi-Industries. Die erfolgreichste Firma Japans, was den Fischhandel betraf, denn hier wurden die beliebten Designs der Ölsardinenverpackungen entworfen und auch die Vermarktung weiterer Fischsorten betrieben. Die Firma, die sein Vater aus dem Nichts hochgezogen hatte. Er hatte eine Nachfrage geschaffen, die zuvor nicht dagewesen war: Dass eben nicht nur Sardinen in schicken Verpackungen daherkamen, sondern auch alle anderen Fischsorten. Plastik war out. Blechdosen nun schon eine Weile stabil. Auf Dauer musste jedoch etwas Neues, Umweltschonendes her. An diesem Projekt arbeitete Takumi gerade, weswegen es vorkam, dass er - wie heute auch - Überstunden schob. Schließlich war er das einzige Kind seines Vaters und würde dessen Imperium in ferner Zukunft einmal übernehmen. Nicht, dass ihn die Mehrarbeit störte. Er liebt die Stille des Bürogebäudes bei Nacht. Am Besten konnte er denken, wenn er durch die leeren Büroräume wanderte, an komfortablen Sesseln und Glastischen vorbei, und schließlich mit neuer Inspiration in seinem eigenen Raum weiterarbeitete. Sein eigener Arbeitsplatz allerdings entsprach bei Weitem nicht den Standards der Räume, an denen er gerade vorübergezogen war. Sein Vater vertrat die Ansicht, dass der Sohn eines Chefs niemals bevorzugt behandelt werden dürfe, sondern im Gegenteil eher benachteiligt. Denn nur so würde kein Neid innerhalb der Firma gegen seinen einzigen Sohn aufkommen, im Gegenteil ihm sogar Respekt entgegengebracht werden. Deshalb befand sich in Takumis kleinem Büro nur das Nötigste: Tisch und Stuhl, zwei Regale und ein Aktenvernichter neben PC und Drucker. Kein Glastisch, sondern Holz. Kein Ledersessel, sondern Polster. Das einzige Besondere im Raum war ein altes Bild, das der Familie Yamanutschi seit Generationen gehörte. Edel eingerahmt war hier die Szene aus einem alten japanischen Märchen dargestellt, in welchem ein Geist die Männer eines Noblen in Gestalt eines schönen Mädchens fast verführt hätte, hätte der Noble die List nicht durchschaut und den bösen Geist erschlagen. Eine regnerische Landschaft umgab die Handvoll edler Männer auf dem Bild, die am Anfang einer Brücke standen. Auf der Brücke selbst stand eine wunderschöne Frau im Kimono und lächelte. 

Ein klirrendes Geräusch riss Takumi aus seinen Gedanken. Er stutzte. Noch jemand hier, um diese Uhrzeit? Die Ziffern der Wanduhr im Flur zeigten bereits die Mitte der Nacht an. Ein weiteres Klirren ertönte. Es kam von unten, aus einem Stockwerk tiefer. Vorsichtig stieg Takumi die Treppen des Notausgangs hinunter, um in das Stockwerk zu gelangen, ohne einen etwaigen Einbrecher auf sich aufmerksam zu machen. Im Gang war alles still. Vater benutzte Teile des Stockwerks als Keller und bewahrte als leidenschaftlicher Kunstsammler auch einige wertvolle Bilder hier auf. Von Wachleuten hatte er nie etwas gehalten. Stattdessen meinte er immer mit einem Augenzwinkern: Mein Sohn, wenn niemand davon weiß, dann wird auch niemand davon heiß. Takumi war sich darum verhältnismäßig sicher, dass außer dem engsten Familienkreis niemand von den Kunstwerken wusste. Eine stabile Tür mit Verriegelung besaß der Raum jedoch, dafür hatte sein Vater gesorgt. Deswegen erfüllte es ihn mit Entsetzen als er sah, dass die Tür offenstand.

Der Boden bot ein einziges Bild der Verwüstung. Glasscherben lagen überall verstreut. Takumi stockte das Herz. Die Glasscherben stammten von einem der Gemälde des Vaters, das normalerweise in eine alte Decke gehüllt an der Wand lehnte. Doch nun war es enthüllt und das schützende Glas beschädigt. Mit großer Erleichterung stellte er fest, dass das Bild selbst intakt schien. In Ermangelung einer besseren Waffe zog er das Taschenmesser hervor, welches er immer bei sich trug. Als Takumi sich suchend umschaute, entdeckte er ein an die Wand gelehntes Eisen. Mit Bedacht nährte er sich diesem, eine weitere Waffe konnte nicht schaden. Seine Hand umschloss die Stange fest. Nun,für alle Eventualitäten gewappnet, drehte er sich um und schritt - am Gemälde vorbei - tiefer in den Raum hinein. Das Licht des Flurs erhellte nur die ersten Meter des Raumes, danach schritt er in Dunkelheit. Da hörte er das Schluchzen. Zunächst schien es leise, fast wie ein Wimmern zu sein, dann wurde es langanhaltend und nahm eine herzzerreißende Tonlage an. Als er um die Ecke bog, nahm er wahr, dass es wieder heller wurde. Das Wachs einer kürzlich angezündeten Kerze, die ein dünnes Funzellicht in den Raum warf, formte sich zu Tropfen, die langsam auf eine darunter stehende Schale rannen. Vor dem kleinen Tisch auf dem die Kerze platziert war, lagen weitere Scherben. Und unweit von diesen ein Blätterwald herausgerissener Seiten. Der zugehörige Bucheinband, leicht beschädigt, aufgeschlagen daneben. 

Dass Takumi trotz dieser offensichtlichen Verwüstung des Raumes die Eisenstange wieder sinken ließ, wurde von dem Anblick der Person verursacht, die vor ihm und dem beschädigten Buch auf dem Boden kniete. Es war eine junge Frau, die dort saß, der die Tränen über die Wangen liefen und deren Schluchzen nicht abebben wollte. Trotz der Tränen war sie bildschön, ja, die Tränen verstärkten ihre Anmut nur und sie weckte durch ihre Zerbrechlichkeit in derselben Sekunde, in der er sie erblickt hatte, Takumis Beschützerinstinkt. Sie trug einen Kimono aus Seide, um den sich rote Blumenstickereien rankten. Zweifellos eine Dame aus gutem Hause. Der Obi war hinten in einer kunstvollen Schleife gebunden. Die schwarzen, glänzenden Haare waren nach Art der Geishas kunstvoll nach oben gesteckt. Takumi war sich ganz sicher, dass es ihre echten Haare waren und nicht nur eine Katsura, also eine bloße Perücke nach Art der Geishas - einer längst ausgestorbenen Profession. So schien die junge Frau wie eine unwirkliche Figur aus einer anderen Zeit. Ihre Füße waren entblößt, was so gar nicht zu dem Rest ihres Erscheinungsbilds passte. Doch Sandalen oder andere Schuhe konnte er nirgends entdecken. Obwohl diese moderne junge Frau dem Anschein nach wohl das seltsame Hobby frönte, sich zu verkleiden und damit in andere Zeitalter zu versetzen, war etwas an ihr Takumi so vertraut, als würde er sie schon ewig kennen. Sie schien ihn nicht bemerkt zu haben. Das Kerzenlicht ließ ihre Tränen glänzen und warf gleichzeitig Schatten auf ihr Gesicht, was diesem etwas Gespenstisches verlieh. 

Takumi war so fasziniert, dass er nicht mehr wahrnahm, wo er hintrat. Und so kam das Unvermeidliche. Mit einem lauten Knirschen zerbrach das Glas unter seinen Schritten und er konnte von Glück sagen, dass keine Scherbe es durch die Sohlen schaffte. Allerdings ließ er vor Schreck die Eisenstange fallen, die mit einem lauten Klonk auf den Boden fiel und auf die junge Frau zurollte. Mit weit aufgerissenen Augen sprang sie auf. Duâ... geh, geh, gehâ... , murmelte sie beschwörend. Takumi wollte etwas Beschwichtigendes erwidern, doch es machte ihn stutzig, dass sie ihn duzte und demzufolge auch zu kennen schien. Das Kerzenlicht flackerte kurz auf. Takumi vernahm ein Zischen. Es kam jedoch nicht von der Kerze, sondern von der jungen Frau. Geh weg! Und schließlich schrie sie noch einmal laut: Geh weg! bevor sie an ihm vorbeirannte, in Windeseile, die Stufen hinauf. 

Perplex blieb Takumi zurück. Schließlich sammelte er sich und lief zur Tür. Warten Sie! Es kam keine Antwort. Der Flur gähnte ihn mit dunklem Atem an. Verschluckte die Worte. Ein kalter Luftzug ließ ihn frösteln. Die Notausgangstür im oberen Stockwerk war offen. Und zu allem Überfluss tönte auch der Alarm, ausgelöst durch die Flucht der jungen Frau durch eben diese Tür, laut und schrill. Da es draußen regnete, lief er hoch und schloss sie energisch. Es gab einen lauten Knall, als sie ins Schloss fiel. Doch der Alarm verstummte nicht. Takumi verabscheute Lärm. Er konnte nicht mehr klar denken und sich zudem keinen Reim auf die Flucht der jungen Frau machen, geschweige denn ihrem Erscheinen in der Firma bei Nacht.Vielleicht konnte der Keller ihm Antworten geben. Das Buch! Aufgeregt wirbelte er herum und lief wieder die Stufen hinunter. Alles lag unverändert da und er umging vorsichtig das Gros der Scherben, um das Buch aufzuheben. Auch die aufgeschlagene Seite befand sich - wie der Rest der Seiten ringsum - in desolatem Zustand. Die Schrift und das Papier zeigten, dass es sich um ein sehr altes Buch handeln musste. Ein europäisches Buch zudem, mit westlicher Schrift. Ein großes D leitete - herrlich farbig illustriert - den Text ein. Takumis Blick verharrte für einen Moment auf den gelben Sternen, die das Innere des Buchstabens füllten. Der Text war alt, ja - aber höchstens zwei Generationen. Die Zeichnungen waren handgemacht und ihr Versuch, an mittelalterliche Pendants...
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