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Der Duft von Gru¨n

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
236 Seiten
Deutsch
Verlag Freies Geisteslebenerschienen am14.02.20241. Auflage
Liebe wird aus Mut gemacht Raven ist ein ganz normales 16-jähriges Mädchen, das Geschichten liebt und von der Liebe träumt. Das Einzige, was sie von den meisten Teenagern unterscheidet: Raven ist blind. Doch May-Lin, ihre beste Freundin, erklärt ihr wie Farben riechen und sich anfühlen - mit ihr ist das Leben aufregend und bunt. Mit May-Lin an der Seite scheint für Raven alles möglich. Eines Tages aber geschieht etwas, das Ravens Leben völlig auf den Kopf stellt und alle Farben verschwinden lässt. In einer Welt, die nicht nur ihre Farbe, sondern auch ihren Glanz verloren hat, muss sie ihren eigenen Weg finden - und den Mut, für ihre erste große Liebe über sich selbst hinauszuwachsen. Mit einem ganz eigenen Sound und voller Empathie hat Pamela Sharon Figuren geschaffen, die man nicht so schnell wieder vergisst. ?Der Duft von Grün? liegt noch lange in der Luft und schillert beim Lesen von der ersten Seite an.

Pamela Sharon liebt das Schreiben, Kleider und Chai Latte. ?Der Duft von Grün? ist ihr Debüt und wurde für mehrere Preise nominiert. Sie ist Grundschullehrerin und hat zusammen mit einer Kollegin eine Lesemethode entwickelt, bei der das Schreiben von Geschichten im Mittelpunkt steht und die sich in der Praxis als sehr erfolgreich erwiesen hat. Außerdem betreibt Pamela Sharon mit drei weiteren YA-Autorinnen den Podcast I Write Better Than I Talk.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR20,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR16,99

Produkt

KlappentextLiebe wird aus Mut gemacht Raven ist ein ganz normales 16-jähriges Mädchen, das Geschichten liebt und von der Liebe träumt. Das Einzige, was sie von den meisten Teenagern unterscheidet: Raven ist blind. Doch May-Lin, ihre beste Freundin, erklärt ihr wie Farben riechen und sich anfühlen - mit ihr ist das Leben aufregend und bunt. Mit May-Lin an der Seite scheint für Raven alles möglich. Eines Tages aber geschieht etwas, das Ravens Leben völlig auf den Kopf stellt und alle Farben verschwinden lässt. In einer Welt, die nicht nur ihre Farbe, sondern auch ihren Glanz verloren hat, muss sie ihren eigenen Weg finden - und den Mut, für ihre erste große Liebe über sich selbst hinauszuwachsen. Mit einem ganz eigenen Sound und voller Empathie hat Pamela Sharon Figuren geschaffen, die man nicht so schnell wieder vergisst. ?Der Duft von Grün? liegt noch lange in der Luft und schillert beim Lesen von der ersten Seite an.

Pamela Sharon liebt das Schreiben, Kleider und Chai Latte. ?Der Duft von Grün? ist ihr Debüt und wurde für mehrere Preise nominiert. Sie ist Grundschullehrerin und hat zusammen mit einer Kollegin eine Lesemethode entwickelt, bei der das Schreiben von Geschichten im Mittelpunkt steht und die sich in der Praxis als sehr erfolgreich erwiesen hat. Außerdem betreibt Pamela Sharon mit drei weiteren YA-Autorinnen den Podcast I Write Better Than I Talk.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783772545771
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum14.02.2024
Auflage1. Auflage
Seiten236 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2227 Kbytes
Artikel-Nr.14357696
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

eins
GRÜN

Grün ist meine absolute Lieblingsfarbe. Das Grün von frisch gemähtem Gras, vom Zirpen der Grillen in unserem Garten oder vom ohrenbetäubend lauten Quaken der Frösche im schlammigen Wassergraben hinterm Haus. Der Geschmack von Minze und frischen Äpfeln.

Grün ist die Farbe des Neuanfangs, wir können grünes Licht geben oder uns grün und blau ärgern. Wir können grün im Gesicht oder grün vor Neid sein. Grün gibt mir das Gefühl, diejenige sein zu dürfen, die ich sein will. Alles ist möglich, wenn man an persönliches Wachstum glaubt. Lauter neue Möglichkeiten und Chancen, versteckt zwischen Gelb und Blau. Der Pulli, den ich heute aus dem Schrank gezogen habe, ist grün. Das weiß ich, weil ich ihn mit meiner Mutter gekauft habe und sie ständig gesagt hat, dass er meine Augen noch grauer wirken lässt, als sie es ohnehin schon sind. Es ist ein Wollpulli, der sich ganz weich anfühlt und mich gegen die Kälte schützt - jetzt, wo der Winter auch noch das letzte Grün vertrieben hat.

Ich versuche darin zu verschwinden, als ich aus Mutters Auto steige.

«Denk dran, Liebes, Schule heißt Zukunft ...»

«... und dafür muss ich mich anstrengen», beende ich ihren Satz.

Sie nickt. Zumindest in meiner Fantasie. Ich schlage die Autotür zu, höre, wie die Scheibe heruntergelassen wird und drehe mich seufzend um.

«Es gibt Nudeln, also sieh zu, dass du pünktlich nach Hause kommst.» Als wären Nudeln ein wichtiger Grund, pünktlich nach Hause zu kommen!

«Ja, Mama.»

Dann höre ich das Auto endlich davonfahren. Ich kann problemlos allein zur Schule gehen und mir das Pausenbrot selbst schmieren, das sie mir in den Ranzen gesteckt hat. Aber weil sie so übertrieben besorgt um mich ist, besteht sie darauf, all das für mich zu tun, so als hätte sie Angst, überflüssig zu werden, wenn ich mir mein Brot selbst mache. Jeden Morgen bringt sie mich mit dem Auto zur Schule. Wir wohnen gerade mal zwanzig Minuten fußläufig entfernt. Nach der Schule nehme ich sowieso immer den Bus, weil meine Mutter da noch arbeiten muss. Trotzdem besteht sie darauf, mich jeden Morgen zu fahren, damit sie sich sicher sein kann, dass ich pünktlich zum Unterricht komme.

Stattdessen bin ich viel zu früh dran. Eine halbe Stunde zu früh, um genau zu sein. Es ist noch still. In ungefähr dreißig Minuten wird sich der Raum mit dem Stimmengewirr unzähliger Jugendlicher füllen.

Obwohl ich auf eine kleine Schule gehe, ist der Raum, in dem ich mich jetzt befinde, ziemlich groß. Die Tische sind zusammengeschoben, werden aber manchmal umgestellt, weshalb ich sie ertasten muss, um meinen Weg zu finden - Tische, in die jemand Ich liebe Melanie und Ich hasse Herrn Lindenboom geritzt hat, dann den mit der angestoßenen Ecke, weil er direkt am Gang steht. Ich kenne sie alle. An der Wand befindet sich eine große Pinnwand, daran hängt ein Gruppenfoto von allen, die letztes Jahr abgegangen sind. Noch ein Jahr, dann werde ich ebenfalls dort hängen. Nicht, dass ich das sehen könnte, aber egal. Die Aussicht, diese Schule hinter mir lassen und ein neues Leben beginnen zu können, macht den Unterricht und die Hausaufgaben ein bisschen erträglicher. In der Ecke steht der Snackautomat, an dem May-Lin und ich unsere Sucht nach M&M´s befriedigen.

May-Lin kann Grün nicht ausstehen. Aus ihrer Sicht ist das die Farbe von Schnodder, der einem bei Schnupfen aus der Nase läuft.

Sie hat mir mehrfach erklärt, dass Grün definitiv keine angesagte Farbe ist. Normalerweise interessiere ich mich nicht dafür, was angesagt ist und was nicht, aber May-Lins Meinung interessiert mich schon. Lins Lieblingsfarbe ist Lila, und sie spricht ständig darüber. Die meisten Leute finden etwas cool, mega oder geil. Lin findet es lila. Ich höre, wie sich die Stimmen unserer Mitschüler ändern, wenn sie mit ihr reden. Sie klingen dann ein winziges bisschen erwachsener, und ich stelle mir vor, dass sie sich wichtig machen, ja Eindruck bei ihr schinden wollen.

Mein Telefon piept, und ich stecke die Kopfhörer rein, um die gerade eingetroffene Sprachnachricht abzuhören. Die roboterartige Stimme der Sprachfunktion hallt in meinem Kopf wider. Es ist eine Nachricht von May-Lin, die mich daran erinnert, dass wir die letzten beiden Stunden schwänzen wollen, weil ich versprochen habe, mit ihr shoppen zu gehen. Und daran, dass ich auf keinen Fall diesen eklig-grünen Pulli tragen soll, den ich mit meiner Mutter gekauft habe. Ich streiche über den eklig-grünen Pulli und muss grinsen. Tut mir leid, Lin, zu spät.

Ich weiß, dass meine Mutter alles andere als glücklich ist über meine Freundschaft mit May-Lin. Vor allem die Anrufe der Schule, weil Lin und ich so oft schwänzen, treiben sie zur Verzweiflung. Das Leben meiner Mutter dreht sich überwiegend um mich. Nach der Trennung meiner Eltern war ich alles, was sie noch hatte. Manchmal vergisst sie, dass Freiräume nötig sind, wenn man wachsen soll, dass ich meine eigenen Fehler machen muss.

Mit einem Becher Tee in der Hand unterhalte ich mich kurz mit Mevrouw Hart, die die Schulkantine leitet, und nach und nach füllt sich der Raum mit Stimmen. Gleich fängt die erste Stunde an. Schnell trinke ich meinen Tee und werfe den Becher weg. Ich frage mich gerade, wo Lin bleibt, als ich sie auch schon hinter mir höre.

«Ah, das bist du ja, du Bitch!»

Sie brüllt mir die Worte ins Ohr und umarmt mich, als hätten wir uns seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen, dabei ist es erst gestern gewesen. Ich versetze ihr einen Stoß, und sie lässt rasch wieder los. Seit Neustem macht sie sich einen Spaß daraus, mich zu erschrecken, was ihr allerdings nur selten gelingt. Mein Gehör nimmt Dinge wahr, die anderen gar nicht auffallen. Laut Lin habe ich Ninja-Skills, mit denen ich echt was machen sollte: bei der Armee arbeiten oder so.

«Ich freu mich auch, dich NICHT zu sehen», scherze ich sarkastisch, während Lin meine Hand nimmt und wir zusammen zum Klassenzimmer gehen, in dem die erste Stunde stattfindet.

Ich höre das vertraute Knarzen der Stühle, Füße, die ihrem Platz zustreben. Lin flüstert mir zu, dass ganz rechts in der zweiten Reihe noch ein paar Tische frei sind. Mit den Fingerkuppen fahre ich über die Plätze, bis ich den Ort erreicht habe, den May-Lin mir genannt hat. Vor mir sitzt ein Junge aus der Fußballmannschaft, ich rieche sein Deo, Erde und Gras. Er schaut mich an. Ich spüre seinen Bick auf mir und lächle ihm zu. Die Lehrerin an der Tafel räuspert sich, und ich entnehme dem Knarzen des Stuhls vor mir, dass sich der Junge rasch umdreht und über sein Heft beugt. Ich tue es ihm gleich. Ich arbeite meist auf meinem Laptop mit Braille-Display. Meine Schulbücher werden in spezielle Dateien umgerechnet, damit ich sie darauf lesen kann. Manche Bücher gibt es auch in Brailleschrift, aber weil die oft sehr dick und blöd zu transportieren sind, benutze ich lieber meinen Laptop. Die Lehrkräfte wandeln die Schulaufgaben meist so für mich ab, dass ich sie problemlos auf dem Laptop machen kann. Wenn ich mit anderen zusammenarbeite, geben wir immer zwei verschiedene Versionen ab, meine Datei und eine Papier-Version.

Die Stimme der Lehrerin entführt mich in eine Welt aus Zahlen und Formeln. Ich liebe Mathe. Manchmal wünsche ich mir, alles würde aus Zahlen bestehen. Es wäre so viel übersichtlicher, wenn sich die Welt aus nichts als Formeln zusammensetzen würde! Wäre es nicht praktisch, den Charakter eines Menschen berechnen zu können? May-Lin hasst Mathe und sitzt stöhnend neben mir, sodass es mir schwerfällt, mich auf die Lehrerin zu konzentrieren.

«Darren sieht richtig gut aus heute. Er hat sich die Haare schneiden lassen, sie sind jetzt kurz. Nicht raspelkurz, aber so, dass sie ihm nicht mehr übers Ohr fallen.»

«Genau wie Kylen», flüstere ich, während meine Finger über das Braille-Display meines Laptops gleiten, um eine Anmerkung zu machen.

«Hä? Woher weißt du das schon wieder?», fragt sie dermaßen laut, dass es bestimmt die ganze Klasse mitkriegt. Ich ramme ihr den Ellbogen in die Seite.

«Psst! Weil Sylvia gerade zu ihm gesagt hat, wie gut ihm kurze Haare stehen», flüstere ich ihr zu.

«Meine Güte, Raaf, du solltest Detektivin werden.»

«May-Lin und Raven! Konzentriert euch bitte!» Die Stimme der Lehrerin hallt streng durchs Zimmer. Erschreckt beugen wir uns wieder über die Aufgabe, und fürs Erste besteht die Welt ausschließlich aus komplizierten Mathe-Formeln.

Der Vormittag ist im Nu vorbei, und in der Mittagspause suchen wir uns einen Platz in der überfüllten Kantine. Es riecht nach belegten Broten und Limonade. Ein vertrauter Duft, den ich mit May-Lins Freunden und Freundinnen in Verbindung...
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