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E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
427 Seiten
Deutsch
Bastei Entertainmenterschienen am30.08.20241. Aufl. 2024
Baden-Baden 1847. Nach dem Willen ihrer Eltern soll die junge Claire Engel Zimmermädchen im mondänen Grandhotel werden, doch sie verfolgt ihren eigenen Traum: Sie will Croupier werden, als erste Frau und im prunkvollen Kasino der Stadt. In der berühmten Spielbank suchen Prominenz und Adel das große Glück, dank ihr ist Baden-Baden Magnet für alles, was in Europa Rang und Namen hat. Hier trifft altes Geld auf neue Regeln. Doch hinter den prachtvollen Fassaden ist nicht alles Gold, was glänzt. Versprechen werden gebrochen, Hoffnungen enttäuscht und die Liebe verraten. Schon bald muss die ehrgeizige Claire sich fragen, was sie für ihren Traum zu opfern bereit ist.




Martina SahlerundHeiko Wolzhaben als Duo zahlreiche erfolgreiche Jugendbücher veröffentlicht. Für ihren historischen RomanWEISSE NÄCHTE, WEITES LANDwurde Martina Sahler mit demHOMER LITERATURPREISin Silber ausgezeichnet, Heiko Wolz erhielt unter anderem das Literaturstipendium des Freistaats Bayern.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR18,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextBaden-Baden 1847. Nach dem Willen ihrer Eltern soll die junge Claire Engel Zimmermädchen im mondänen Grandhotel werden, doch sie verfolgt ihren eigenen Traum: Sie will Croupier werden, als erste Frau und im prunkvollen Kasino der Stadt. In der berühmten Spielbank suchen Prominenz und Adel das große Glück, dank ihr ist Baden-Baden Magnet für alles, was in Europa Rang und Namen hat. Hier trifft altes Geld auf neue Regeln. Doch hinter den prachtvollen Fassaden ist nicht alles Gold, was glänzt. Versprechen werden gebrochen, Hoffnungen enttäuscht und die Liebe verraten. Schon bald muss die ehrgeizige Claire sich fragen, was sie für ihren Traum zu opfern bereit ist.




Martina SahlerundHeiko Wolzhaben als Duo zahlreiche erfolgreiche Jugendbücher veröffentlicht. Für ihren historischen RomanWEISSE NÄCHTE, WEITES LANDwurde Martina Sahler mit demHOMER LITERATURPREISin Silber ausgezeichnet, Heiko Wolz erhielt unter anderem das Literaturstipendium des Freistaats Bayern.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751761147
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum30.08.2024
Auflage1. Aufl. 2024
Seiten427 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse939 Kbytes
Artikel-Nr.14446652
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Prolog
Baden-Baden, Mitte Mai 1838

Vor der letzten Etappe hatten sie im Hotel Cour du Corbeau in Strasbourg übernachtet. Bei Sonnenaufgang brachen sie auf, um den Rhein zu überqueren. Suzanne seufzte wegen der frühen Stunde, warf ihm vorwurfsvolle Blicke zu, nachdem sie sich ins Polster der Kutsche hatte fallen lassen und ihren voluminösen Rock um ihre Rundungen herum arrangiert hatte. Sie war müde um die Augen, aber adrett wie immer seit dem Tag, an dem er sie vor vierunddreißig Jahren geheiratet hatte. Wenn auch mit einigen Pfunden mehr auf den Hüften als damals. Doch ob schlank oder üppig, er liebte ihren Anblick. Und ihr Urteil bedeutete ihm viel. Daher wollte Jean Jacques Bénazet seiner Frau ihre neue Heimat im silbernen Licht dieses Frühlingstages präsentieren und nicht erst, wenn es beim abendlichen Eintreffen schon schwand.

Baden-Baden sollte sie freundlich empfangen. Als eine Stadt, malerisch inmitten einer aus Waldtälern, Wasserfällen und Burgruinen bestehenden Landschaft liegend, die mehr und mehr Gäste anzog. Viele waren von all der Aufklärung, Vernunft und Industrialisierung übersättigt. Die Menschen sehnten sich nach Romantik.

Er selbst reiste nicht als Naturliebhaber an. Bestimmt nicht. Er wischte sich ein Staubkörnchen vom roten, mit goldfarbenen Schlaufen versehenen Samtmantel, unter dem er ein weißes Hemd mit offenem Kragen trug. Er wusste um seine Ausstrahlung als weltmännischer Geschäftsmann. Und er wusste, dass allein er diesem verträumten Städtchen einen mondänen Anstrich geben konnte. Mit Beginn der neuen Saison würde alles anders werden im Oostal. Zum Beispiel, dass die Zeit der Vergnügungen erst Mitte Mai begann. Sobald die Gelegenheit günstig war, würde er den Start auf den Monatsanfang vorverlegen.

Bei seinen vorangegangenen Besuchen hatte er sich davon überzeugt, dass der bisherige Pächter des Spielkasinos, der griesgrämige Antoine Chabert, sich redlich mühte, ein zahlungskräftiges Publikum anzulocken, dabei aber zu behäbig war. Zu langsam im Denken. Ein Mann ohne Visionen. Und damit das genaue Gegenteil von ihm.

Chabert war jenseits der sechzig und stockkonservativ, und vor Kurzem hatte er seinen Sohn Joseph verloren. Allerdings bewies er eine sichere Hand in der Leitung seiner Häuser in Baden-Baden, Wiesbaden, Ems, Langen-Schwalbach und Schlangenbad. Jacques ging davon aus, dass Chabert ihn und seine Familie heute in Empfang nehmen und seine Anstrengungen zusammenfassen würde, bevor er das Zepter an ihn weiterreichte. Zepter. Das gefiel ihm. Er hätte nichts dagegen, zum König von Baden-Baden aufzusteigen ...

Jacques´ Blick glitt an seiner Frau vorbei zu seinem Sohn Edouard mit seinen sechsunddreißig Jahren und den akkurat gescheitelten welligen Haaren, dem ordentlich geknöpften Hemd mit schneeweißem Kragen und einer Anzugjacke darüber, die wie festgenäht an ihm saß. Seit ihrer Abreise aus Paris hatte er sich kein einziges Mal nachlässig gekleidet oder die Füße von sich gestreckt. Als könnten sie es sich zu dritt in der Eilkutsche nicht leisten, sich auch einmal salopp zu geben. Stets auf die Etikette bedacht und ohne Sinn für alles, was dem Leben Schwung gab. So war sein Jüngerer. Was ihm an Fantasie und Spontaneität fehlte, glich er mit scharfem Verstand, geschliffenen Manieren und Organisationsvermögen aus. Dennoch hätte Jacques lieber den älteren und ihm selbst im Wesen ähnlicheren Théodore mit in die deutschen Lande genommen. Der zerbrach sich aber weiter in Paris den Kopf darüber, ob er sich als Publizist oder Jurist einen Namen machen wollte. Geschäftliche Interessen lagen ihm genauso fern wie seiner Schwester Clara, die ebenfalls, gut verheiratet und glücklich mit ihrem ersten Sohn Emile, in Frankreich geblieben war.

Also begleitete Edouard ihn bei diesem Abenteuer. Zwangsläufig. Es musste ihnen gelingen, ihre so unterschiedlichen Talente miteinander zu kombinieren. Zum Besten des Kasinos und der Stadt. Und der Familie Bénazet natürlich.

Die höher steigende Sonne blinzelte durchs Blätterdach der Buchen und Erlen, nachdem sie das Rheintal verlassen hatten. Es versprach ein warmer Tag zu werden, der die Menschen vom Hochsommer träumen ließ. Ein einzelnes Bündel Licht wies auf ein Rudel Rotwild hin, das ins Unterholz davonsprang, als die Eilkutsche in ihrem halsbrecherischen Tempo mit den drei Gepäckwagen im Windschatten vorbeipreschte.

Suzanne verzog leidend das Gesicht. Sie waren seit fünf Tagen unterwegs, das Gerumpel zerrte an den Nerven aller, aber sie waren doch bald am Ziel! Jacques war gespannt, was ihn im Kasino erwartete. Mit Antoine Chabert hatte er besprochen, dass er das Personal zunächst übernehmen würde. Es würde sich zeigen, wer geeignet war und auf wen er in der nächsten Saison lieber verzichtete.

Der Kutscher lenkte das Gefährt in einen dicht stehenden Nadelwald, der nun, da es auf Mittag zuging, willkommenen Schatten spendete. Zufrieden registrierte Jacques, dass sich Suzannes Züge leicht entspannten. »Geht es dir besser, chérie?«

»Besser wäre es mir gegangen, wenn wir in Paris geblieben wären.«

Er kannte ihre schnippische Art bei schlechter Laune. Sie verschlimmerte sich, wenn sich ihr Hunger meldete. Seit dem Frühstück waren sechs Stunden vergangen. Aber sie würden keine Rast mehr einlegen, nur weil ihr der Magen knurrte.

»Also ist meine Antwort: den Umständen entsprechend«, fügte sie noch an und schenkte ihm zumindest ein halbes Lächeln.

Er öffnete ein Fenster, damit sie frische Luft bekamen.Der Duft blühender Obstbäume und Wildkräuter wehte herein. Sie passierten Wiesen und Weinberge, umgeben von den majestätischen Tannen und den Anhöhen des nördlichen Schwarzwaldes. Er steckte seinen Kopf heraus, um nach den anderen drei Kutschen zu sehen, die hinter ihnen herratterten. Die Haare verwehten, was ihn jedoch nicht kümmerte. Die Gefährte waren vollgepackt mit Möbeln, Kisten voller Geschirr und Kleiderkoffern. Jacques beabsichtigte nicht, in seiner neuen Heimat ganz von vorn zu beginnen. Mit erlesenem Geschmack hatten sie in den vergangenen Jahren, in denen er dem Kasino im Palais Royal vorgestanden und Mitpächter zehn weiterer Spielbanken in Paris gewesen war, ihre Garderobe und Einrichtung gewählt. Diesen französischen Chic nahm er mit in die Provinz, und es sollte nur der Anfang sein. Ein Lächeln glitt über seine Züge bei diesem Gedanken. »Was meinst du, Edouard, wie lange brauchen wir, um aus dem hübschen Baden-Baden eine französische Stadt zu machen?« Er gluckste vor Übermut.

Wie immer blieb Edouard ernst. »Zehn bis fünfzehn Jahre sollten wir einkalkulieren.«

Jacques lachte laut auf, der sonore Ton erfüllte die Kutsche. Suzanne schmunzelte. Sie liebte sein Lachen. Als er um ihre Hand angehalten hatte, hatte sie schelmisch geantwortet: Wie könnte ich einen Mann, der sich so leicht erheitern lässt, ziehen lassen? Du bringst das Licht in mein Leben, Jean Jacques.

Er wischte sich mit dem Brusttaschentuch über die Augen, bevor er seinem Sohn erwiderte: »Bis zum nächsten Winter wird alles im Pariser Glanz erstrahlen. Wollen wir wetten?«

Edouard zog einen Mundwinkel hoch. »Das Wetten überlasse ich den Briten. Wir werden sehen, ob die Verwaltung uns mit offenen Armen empfängt, wie du behauptest. Auch wenn wir die mit dem Geld sind, das letzte Wort bei Entscheidungen bleibt in der Politik.«

»Die mit dem Geld sind nicht wir, sondern ich, wenn ich daran erinnern darf.« Suzanne hob die Nase, um gespielt auf Mann und Sohn herabzublicken.

Jacques nahm ihr den Einwurf nicht übel. Sie hatte ja recht. Suzanne entstammte einer wohlhabenden Reedersfamilie, hatte ihm, ihrem geschäftstüchtigen Ehegatten mit den besten Kontakten, jedoch von Anfang an vertraut und ihn über ihr Vermögen verfügen lassen. Er ergriff ihre Hände und küsste ihre Fingerspitzen. »Du bist nicht nur reich, sondern auch unendlich klug. Von deiner Schönheit ganz zu schweigen.«

Sie beugte sich versöhnlich vor, sodass er sie kurz und zärtlich küssen konnte. Er hatte gelernt, ihre manchmal etwas spitze Art als liebenswert zu betrachten. Sie trug sie wie einen Schild vor sich her, und er durfte sich glücklich schätzen, derjenige zu sein, dem sie in den Stunden der Zweisamkeit ihre einfühlsame Seite zeigte. Dass sie es stillschweigend duldete, wenn er in Gegenwart schöner Frauen schwach wurde, rechnete er ihr ebenso hoch an. Wenn er sich eine Mätresse nahm, dann stets diskret, schließlich wollte er Suzanne nicht verletzen. In Paris war das kein Problem gewesen, dort machte sich eher ein Mann verdächtig, der sich neben seiner Ehefrau keine weitere Gespielin ins Bett holte.

In Baden-Baden würde sich zeigen müssen, aus welcher Klientel das Publikum bestand und wie liberal die Gesellschaft war. Jacques hoffte von Herzen, dass er zu einer freizügigen Geisteshaltung beitrug. Nichts war dem Gemüt abträglicher als Engstirnigkeit und starre Regeln.

Dass Suzanne ihm in allem, was er tat, zur Seite stand, war jedoch mehr wert als jedes Techtelmechtel.

Sie fuhren in eine bewaldete Enge ein. Man erreichte die Stadt durch ein von der Natur vorgegebenes Nadelöhr wie eine Kirche durch ihr Portal. Als behüteten die nach allen Seiten aufragenden Berge dieses Kleinod oder bildeten mit ihrem Rund ein antikes Theater. Jacques´ Herz machte einen Sprung. Wie rasch man sich in einen Ort verlieben konnte! Er war erst zum dritten Mal hier, aber ihm war bereits, als käme er nach Hause.

Jetzt passierten sie schlichte Häuser. Baden-Baden war noch nicht gänzlich von den Reichen und Adeligen in Besitz genommen worden. In dem Viertel, das sie...

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Martina SahlerundHeiko Wolzhaben als Duo zahlreiche erfolgreiche Jugendbücher veröffentlicht. Für ihren historischen RomanWEISSE NÄCHTE, WEITES LANDwurde Martina Sahler mit demHOMER LITERATURPREISin Silber ausgezeichnet, Heiko Wolz erhielt unter anderem das Literaturstipendium des Freistaats Bayern.
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