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Das Buch von Eden

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
820 Seiten
Deutsch
Von Morgen Verlagerschienen am21.04.2024
Das große Mittelalter-Epos von Bestseller-Autor Kai Meyer Tauchen Sie jetzt ein! 'Diese Pflanze', sagte der Mann im Schein des Kaminfeuers, 'die Lumina, ist das letzte überlebende Gewächs des Gartens Eden. Daran gibt es nicht den geringsten Zweifel. Wir müssen sie dorthin zurücktragen, wo sich einst der Garten Gottes befunden hat. An den Ort, an dem sie vor langer Zeit aus einem Samenkorn entsprungen ist. Nur so werden wir einen neuen Garten Eden schaffen und der Menschheit eine Zukunft schenken. Neue Unschuld. Ein zweites Paradies auf Erden.' Die Frau starrte ihn an. 'Und daran glaubt Ihr wirklich?' Winter 1257. Zwei Reisende kämpfen sich durch Eis und Schnee bis zu einem einsamen Kloster in der Eifel. Der Novize Aelvin erkennt in einem der Fremden den berühmten Albertus Magnus, begleitet von dem todkranken Mädchen Favola. Sie trägt ein begehrtes Gut bei sich: die sagenumwobene »Lumina«, eine Pflanze, die der Legende nach aus dem Garten Eden stammt. Albertus und Favola wollen das rätselhafte Gewächs zurück an seinen Ursprungsort tragen, um so das Paradies auf Erden wieder erstehen zu lassen. Doch ein machtgieriger Erzbischof hat andere Pläne, er will die Lumina für sich allein. Seine Krieger sind den Fliehenden dicht auf den Fersen. Aelvin schließt sich den beiden an - und ahnt nicht, dass damit eine Odyssee bis ans Ende der bekannten Welt beginnt ... Mit unvergleichlichem Geschick nimmt Kai Meyer seine LeserInnen mit auf eine abenteuerliche Reise vom winterlichen Europa bis in den Orient von Tausendundeiner Nacht. Freuen Sie sich auf atemberaubende Spannung, gewaltige Schlachten - und eine ergreifende Liebe.

Kai Meyer hat rund siebzig Romane veröffentlicht, viele davon Bestseller. Übersetzungen erscheinen in dreißig Sprachen. Seine Geschichten wurden als Film, Hörspiel und Graphic Novel adaptiert und mit Preisen im In- und Ausland ausgezeichnet.
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Produkt

KlappentextDas große Mittelalter-Epos von Bestseller-Autor Kai Meyer Tauchen Sie jetzt ein! 'Diese Pflanze', sagte der Mann im Schein des Kaminfeuers, 'die Lumina, ist das letzte überlebende Gewächs des Gartens Eden. Daran gibt es nicht den geringsten Zweifel. Wir müssen sie dorthin zurücktragen, wo sich einst der Garten Gottes befunden hat. An den Ort, an dem sie vor langer Zeit aus einem Samenkorn entsprungen ist. Nur so werden wir einen neuen Garten Eden schaffen und der Menschheit eine Zukunft schenken. Neue Unschuld. Ein zweites Paradies auf Erden.' Die Frau starrte ihn an. 'Und daran glaubt Ihr wirklich?' Winter 1257. Zwei Reisende kämpfen sich durch Eis und Schnee bis zu einem einsamen Kloster in der Eifel. Der Novize Aelvin erkennt in einem der Fremden den berühmten Albertus Magnus, begleitet von dem todkranken Mädchen Favola. Sie trägt ein begehrtes Gut bei sich: die sagenumwobene »Lumina«, eine Pflanze, die der Legende nach aus dem Garten Eden stammt. Albertus und Favola wollen das rätselhafte Gewächs zurück an seinen Ursprungsort tragen, um so das Paradies auf Erden wieder erstehen zu lassen. Doch ein machtgieriger Erzbischof hat andere Pläne, er will die Lumina für sich allein. Seine Krieger sind den Fliehenden dicht auf den Fersen. Aelvin schließt sich den beiden an - und ahnt nicht, dass damit eine Odyssee bis ans Ende der bekannten Welt beginnt ... Mit unvergleichlichem Geschick nimmt Kai Meyer seine LeserInnen mit auf eine abenteuerliche Reise vom winterlichen Europa bis in den Orient von Tausendundeiner Nacht. Freuen Sie sich auf atemberaubende Spannung, gewaltige Schlachten - und eine ergreifende Liebe.

Kai Meyer hat rund siebzig Romane veröffentlicht, viele davon Bestseller. Übersetzungen erscheinen in dreißig Sprachen. Seine Geschichten wurden als Film, Hörspiel und Graphic Novel adaptiert und mit Preisen im In- und Ausland ausgezeichnet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783910990326
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum21.04.2024
Reihen-Nr.1
Seiten820 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1926 Kbytes
Artikel-Nr.14498057
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Libuse im Winterwald

 

 

Die Eifel

Anno domini 1257

 

Es hatte aufgehört zu schneien, während der junge Mönch auf das Mädchen wartete.

Satt und schwer lag der Winter über den Wäldern. Längst war der Schnee durch das Dach der Tannenwedel und laublosen Äste gesunken und bedeckte kniehoch den zerklüfteten Boden. Fichtenwipfel verbargen sich unter weißen Hauben, spitz und Ehrfurcht gebietend wie Henkerskapuzen. Hin und wieder rieselten Vorhänge aus Eiskristallen in die Tiefe, wenn sich irgendwo ein Tier regte.

Das Mädchen kam spät an diesem Tag.

Aelvin rieb sich ungeduldig die steifgefrorenen Finger. Gewiss, er konnte ihr schwerlich einen Vorwurf machen; sie wusste ja nicht, dass er sie erwartete. Vielmehr wäre sie wohl gar nicht erst aufgetaucht, hätte sie geahnt, dass er sie aus seinem Versteck im Unterholz beobachtete. Oder, nein, verbesserte er sich im Stillen, sie wäre sogar ganz bestimmt gekommen - allerdings mit einem starken Knüppel in der Hand, und ehe er sich´s versah, hätte sie ihm wohl eine Tracht Prügel verabreicht.

Der Gedanke daran hätte ihn schmunzeln lassen, wären seine Züge nicht längst zu einer eisigen Maske erstarrt gewesen. Vor einer Weile hatte seine Haut zu brennen begonnen. Seine Finger und Füße taten weh, aber immerhin spürte er sie noch. Was in Anbetracht der Umstände durchaus ein Grund zur Freude war, Gott sei´s gedankt.

Libuse - das war ihr Name. Er hatte ihn aufgeschnappt, als sie einmal mit ihrem Vater zur Abtei gekommen war. Es geschah nicht oft, dass der furchteinflößende Alte seinen einsamen Turm in den Wäldern verließ, um die Mönche zu besuchen. Dass er dieses eine Mal gar seine Tochter mitbrachte, hatte tagelang für Gesprächsstoff gesorgt. Später wurde gemunkelt, er habe den Abt gebeten, das Mädchen am Unterricht der Novizen teilnehmen zu lassen. Was dieser - wen wundert´s? - unter schärfstem Protest abgelehnt hatte. Erzürnt hatte Libuses Vater daraufhin mehrere Monate lang nichts mehr von den Mönchen gekauft. Erst seit einer Weile verließ er gelegentlich die Wälder, um im Kloster das Nötigste zu besorgen und auf seinen mächtigen Ochsenschultern davon zu tragen. Manchmal ward er wochenlang nicht gesehen, dann wieder erschien er innerhalb weniger Tage gleich mehrfach an der Klosterpforte, wortkarg und nie um einen finsteren Blick verlegen, wenn ihm einer der Mönche zu nahe kam.

Aelvin zog den Rand der Kapuze unter seinem Kinn zusammen, damit sie sich noch enger um seinen Kopf legte. Nicht, dass es einen Unterschied machte. Der messerscharfe Wind drang durch den groben Wollstoff und schnitt in seine Ohren. Odo hatte ihn gewarnt, dass es Wahnsinn sei, sich bei solch einer Kälte im Wald auf die Lauer zu legen, nur um einen Blick auf Libuse zu erhaschen. Eine Hexe sei sie, erzählten manche im Kloster, weil sie es nicht ertrugen, junges Mädchenfleisch in ihrer Nähe zu wissen. Eine Hexe, jawohl, und mit dem Leibhaftigen im Bunde. Warum sonst kröche sie nachts in die Träume der braven Zisterzienser, um sich ihnen in Sünde feilzubieten?

Aelvin war nicht sicher, ob das, was ihm bei Libuses Anblick durch den Kopf ging, tatsächlich sündig war. Zugegeben, er schämte sich dann und wann dafür - so hatte man es ihn in den vergangenen Jahren gelehrt -, und in seinen Gebeten bat er den Herrn um Vergebung. Aber er hatte es sich abgewöhnt, das Mädchen in der Beichte zu erwähnen. Nicht so sehr aus Furcht vor Strafe oder dem mahnenden Blick seines Beichtvaters, sondern weil er fürchtete, sie in noch größeren Verruf zu bringen.

Aelvin war sechzehn, noch ein Novize, und wie alle Zisterzienser trug er außerhalb des Chors eine weiße Kutte mit schwarzem Skapulier, ein schulterbreites Wolltuch, das von der Kapuze herabfiel und Rücken und Vorderseite des Körpers bedeckte. Das Cingulum, ein schmales Lederband, gürtete Kutte und Skapulier in der Körpermitte; es war das Zeichen mönchischer Keuschheit und Würde. Abt Michael hatte einmal zornig vorgeschlagen, Aelvin das Cingulum lieber um den Hals zu schnüren: Vielleicht geriete ihm seine tiefere Bedeutung dann nicht gar so oft in Vergessenheit. Das war vor einem halben Jahr gewesen, als Aelvin dem Bruder Benediktus, Küchenmeister und ewig geizig mit dem Honig, frische Pferdeäpfel in die Kapuze gelegt hatte - was diesem erst aufgefallen war, als er sie im Beisein des Abtes hochgeschlagen hatte. Kindisch? Ganz sicher. Den Ärger wert? Himmel, ja! Das Ganze war eine alberne Wette gewesen, mit Aelvins Freund Odo, der zwar so groß und breit war wie ein Bär, aber mit dem Mut einer Maus gestraft.

Weiße Atemwolken nebelten um Aelvin empor und verdeckten seine Sicht, weil der Wind in dem rauen Waldland aus den unmöglichsten Richtungen wehte, sogar aus den Tälern und tiefen Senken herauf. Aelvin würde Acht geben müssen, dass Libuse die weißen Schwaden nicht entdeckte, sonst würde sein Versteck keinen Pfifferling mehr wert sein.

Herrgott noch mal, wo blieb sie nur?

Sie kam immer an den Montagen, und stets in der Stunde vor der Vesper. Das gemeinsame Abendgebet der Mönche war die feierlichste Zeit des Tages, und es würde keine Entschuldigung für Aelvins Abwesenheit geben. Was bedeutete, dass ihm eine harte Strafe in Haus stände, falls Libuse nicht bald auftauchte, und er nach einem kurzen Blick auf sie geschwind zum Kloster zurückkehren konnte. Er wagte viel mit diesem verbotenen Ausflug in die Wälder; aber zudem auch noch die Vesper zu verpassen, das überstieg seinen Wagemut, Verliebtheit hin oder her.

Verliebtheit. Aelvin schluckte und schlug schuldbewusst die Augen nieder, beinahe als beuge sich der Herr selbst aus den Schneewipfeln der Bäume herab, um ihn zu rügen.

Ganz unvermittelt horchte er auf, als das Geräusch stapfender Schritte ertönte. Irgendwo links von ihm brach die Eiskruste, ein fernes Scharren und Rascheln, das geschwind näher kam.

Sein Herzschlag hämmerte und pumpte heißes Blut bis in die Ohren. Für einen Augenblick vertrieb wallende Hitze den Frost aus seinen Gliedern. Alles drehte sich in seinem Kopf, und das nicht nur, weil er abrupt die Luft anhielt.

Libuse kam. Die schöne, süße, überirdische Libuse.

Aelvin entwich ein leises Keuchen, als er sie endlich, endlich, endlich erblickte.

Und fuhr abermals zusammen.

Libuse war nicht allein.

 

*

 

Die Luft schien zu knistern, der Wind für einen Augenblick zuzunehmen, um dann vollständig innezuhalten. Sogar die Welt vergaß das Atmen, als Libuse zwischen den Bäumen hervortrat, über den Rand eines Schneewalls kletterte und in die Senke unterhalb von Aelvins Versteck schlitterte. Selbst das tat sie mit einer Grazie, die womöglich allen Frauen angeboren oder aber Gottes Geschenk an dieses eine besondere Geschöpf war; Aelvin wusste es nicht, denn seit er im Kloster in den Eifelbergen lebte, war ihm kein anderes weibliches Wesen unter die Augen gekommen. Abgesehen von ein paar groben Bauersfrauen, aber die zählten nicht. Jedenfalls nicht, wenn man zuvor die Schönheit Libuses gekostet hatte.

Ein Großteil der Senke, in der Libuse nun niederkniete, wurde vom verschlungenen Wurzelwerk einer mächtigen Eiche eingenommen. Ihr Stamm war so breit wie sechs Männer - acht, legte man das Maß der mageren Zisterziensermönche zu Grunde -, und das Alter hatte sich mit Furchen, Knoten und Schrunden in ihre Rinde gefressen. Die Zweige des Baums breiteten sich wie ein Dach über die Mulde an ihrem Fuß. In wärmeren Monaten war das Erdreich zwischen den Wurzeln ein guter Nährboden für Pilze, manchmal auch für seltsame Beeren, die man besser nicht probierte.

Da war noch jemand jenseits des Schneewalls, auf der anderen Seite der Mulde.

Aelvin war ganz sicher. Er hatte Schritte von mehr als nur einem Menschen gehört, wenngleich keine Stimmen; er hatte ein tiefes Schnauben vernommen, rasselnd und laut und äußerst unangenehm. Konnte das ihr Vater sein? Falls Odo und die Anderen Recht behielten, dann mochte dort drüben der Teufel höchstselbst auf der Lauer liegen.

Aber sogar das war Aelvin jetzt gleichgültig. Libuse schaute sich um. Ihr Blick strich für einen Moment über das Geäst vor seinem Versteck. Ihre Blicke berührten sich, ganz kurz nur.

Sie hat mich bemerkt!, durchfuhr es ihn. Sie muss mich einfach bemerkt haben.

Aber dann wanderte ihr Blick weiter, ohne jedes Zeichen von Unruhe. Sie trug ein grobes braunes Kleid, das bis auf ihre derben Stiefel fiel. Über der Hüfte hatte sie es wie immer eng gegürtet. Heute war allerdings von ihrer zarten Gestalt unter all dem groben Webwerk wenig zu sehen. Sie hatte eine dicke Weste aus grauem Schaffell übergezogen, bedeckt von einer Kruste aus Eis. Zudem trug sie Handschuhe, so formlos wie all ihre Kleidung zu jeder Jahreszeit. Im herrlichsten Gegensatz dazu stand die Anmut ihrer Züge. Unter dunklen Augenbrauen leuchteten große, hellgrüne Augen. Ihr Gesicht war schmal, doch nicht so zerbrechlich wie das der geschnitzten Muttergottes hinter dem Altar der Abteikirche.

Libuse sah aus wie ein Mädchen auf dem besten Wege eine Frau zu werden. Aelvin hoffte, sie würde immer so bleiben, wie sie an diesem Tag war; und immer wieder in diesen Wald zurückkehren, zu diesem Baum; und niemals bemerken, dass er sie beobachtete, oder, Gott, vielleicht doch, und dann würde sie lächeln und mit ihm sprechen und vielleicht gar ein wenig näher kommen, noch ein wenig, und, ja, dann würde sie seine Hand nehmen oder er die ihre, und dann, in jener fernen oder auch nahen - hoffentlich, hoffentlich nahen - Zukunft, würde er auf ihre Lippen sehen, wie sie sich ganz leicht öffneten, nur für ihn, und dann würde er den...
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Autor

Kai Meyer hat rund siebzig Romane veröffentlicht, viele davon Bestseller. Übersetzungen erscheinen in dreißig Sprachen. Seine Geschichten wurden als Film, Hörspiel und Graphic Novel adaptiert und mit Preisen im In- und Ausland ausgezeichnet.

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