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Über Militarismus und Pazifismus

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
184 Seiten
Deutsch
BoD - Books on Demanderschienen am06.05.20241. Auflage
Der linksliberale Erzdemokrat Ludwig Quidde (1858-1941) war ab dem Ersten Weltkrieg 15 Jahre lang Vorsitzender der Deutschen Friedensgesellschaft und erhielt 1927 den Friedensnobelpreis. Er schrieb schon 1893 die heute leider wieder hochaktuelle Warnung: "Jede Stärkung des Militarismus kommt schließlich reaktionären Bestrebungen zugute, und will man einer freieren Auffassung im Staatswesen die Bahn öffnen, so muss man entschlossen den Militarismus angreifen; denn in ihm steckt der Kern und der Halt des im Grunde doch noch immer halbdespotischen Systems. ... Mit dem brutalen Übermute des Siegers wird der Militarismus unserem Kulturleben, der bürgerlichen Gesellschaft und der Freiheit den Fuß auf den Nacken setzen und wird unser wirtschaftliches Leben für seine Zwecke ausnützen." Die Schulen in Deutschland waren in einem erbärmlichen Zustand. Überall im zivilen Bereich wurde gespart. Doch wenn es um Ausgaben für die Massenmordtechnologien des Militärs ging, konnte das Geld von den Regierenden stets ohne Begrenzung umgeleitet werden. Die hier vorgelegte Sammlung enthält vier Schriften Quiddes über Kriegsideologie und Pazifismus: "Der Militarismus im heutigen Deutschen Reich" (1893); "Caligula" (Skandal-Satire, 1894); "Geschichte des Pazifismus" (Überblick, 1922); "Im Kampf gegen Cäsarismus und Byzantinismus im Kaiserlichen Deutschland" (Erinnerungen, 1926). Ein Band der edition pace, herausgegeben von Peter Bürger

Ludwig Quidde (geb. 1858, gest. 1941), aufgewachsen in einer freiheitlichen Bremer Kaufmannsfamilie, war Historiker, Politiker und Friedensaktivist. Schon 1893 wandte sich der linksliberale Erzdemokrat in einer Anklageschrift gegen den deutschen Militarismus, der - zulasten der zivilen, sozialen und kulturellen Bereiche - überall die Vorherrschaft ausübte: "Es mag sein, dass mir diese Dinge schlimmer als anderen erscheinen, weil ich in besonders menschenwürdigen Verhältnissen aufgewachsen bin; aber wenn ich höre, was die Schule an Zwang dem Schüler und dem Elternhause zu bieten wagt, so bin ich starr vor Verwunderung, wie viel man sich gefallen lässt." Nach dem Ersten Weltkrieg war Quidde 15 Jahre lang Vorsitzender der Deutschen Friedensgesellschaft, zu deren bürgerlichem Flügel er gehörte, und erhielt 1927 den Friedensnobelpreis.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR8,90
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR2,99

Produkt

KlappentextDer linksliberale Erzdemokrat Ludwig Quidde (1858-1941) war ab dem Ersten Weltkrieg 15 Jahre lang Vorsitzender der Deutschen Friedensgesellschaft und erhielt 1927 den Friedensnobelpreis. Er schrieb schon 1893 die heute leider wieder hochaktuelle Warnung: "Jede Stärkung des Militarismus kommt schließlich reaktionären Bestrebungen zugute, und will man einer freieren Auffassung im Staatswesen die Bahn öffnen, so muss man entschlossen den Militarismus angreifen; denn in ihm steckt der Kern und der Halt des im Grunde doch noch immer halbdespotischen Systems. ... Mit dem brutalen Übermute des Siegers wird der Militarismus unserem Kulturleben, der bürgerlichen Gesellschaft und der Freiheit den Fuß auf den Nacken setzen und wird unser wirtschaftliches Leben für seine Zwecke ausnützen." Die Schulen in Deutschland waren in einem erbärmlichen Zustand. Überall im zivilen Bereich wurde gespart. Doch wenn es um Ausgaben für die Massenmordtechnologien des Militärs ging, konnte das Geld von den Regierenden stets ohne Begrenzung umgeleitet werden. Die hier vorgelegte Sammlung enthält vier Schriften Quiddes über Kriegsideologie und Pazifismus: "Der Militarismus im heutigen Deutschen Reich" (1893); "Caligula" (Skandal-Satire, 1894); "Geschichte des Pazifismus" (Überblick, 1922); "Im Kampf gegen Cäsarismus und Byzantinismus im Kaiserlichen Deutschland" (Erinnerungen, 1926). Ein Band der edition pace, herausgegeben von Peter Bürger

Ludwig Quidde (geb. 1858, gest. 1941), aufgewachsen in einer freiheitlichen Bremer Kaufmannsfamilie, war Historiker, Politiker und Friedensaktivist. Schon 1893 wandte sich der linksliberale Erzdemokrat in einer Anklageschrift gegen den deutschen Militarismus, der - zulasten der zivilen, sozialen und kulturellen Bereiche - überall die Vorherrschaft ausübte: "Es mag sein, dass mir diese Dinge schlimmer als anderen erscheinen, weil ich in besonders menschenwürdigen Verhältnissen aufgewachsen bin; aber wenn ich höre, was die Schule an Zwang dem Schüler und dem Elternhause zu bieten wagt, so bin ich starr vor Verwunderung, wie viel man sich gefallen lässt." Nach dem Ersten Weltkrieg war Quidde 15 Jahre lang Vorsitzender der Deutschen Friedensgesellschaft, zu deren bürgerlichem Flügel er gehörte, und erhielt 1927 den Friedensnobelpreis.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783759771544
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum06.05.2024
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.15
Seiten184 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1085 Kbytes
Artikel-Nr.14648533
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Vorbemerkungen zu dieser Edition
Jede Stärkung des Militarismus kommt schließlich reaktionären Bestrebungen zugute, und will man einer freieren Auffassung im Staatswesen die Bahn öffnen, so muss man entschlossen den Militarismus angreifen; denn in ihm steckt der Kern und der Halt des im Grunde doch noch immer halbdespotischen Systems. ... Mit dem brutalen Übermute des Siegers wird der Militarismus unserem Kulturleben, der bürgerlichen Gesellschaft und der Freiheit den Fuß auf den Nacken setzen und wird unser wirtschaftliches Leben für seine Zwecke ausnützen. (LUDWIG QUIDDE: Der Militarismus im heutigen Deutschen Reich, 1893)

Unter linksliberal wird heute gemeinhin ein politisches Spektrum bezeichnet, in dem es eine große Zahl von Anhängern der militärischen Heilslehre gibt und aus dem erschreckende Beiträge zur rasanten Militarisierung des öffentlichen Lebens kommen. Umso dringender ist es, an einen friedensbewegten bürgerlichen Erzdemokraten wie den aus einer wohlhabenden Bremer Kaufmannsfamilie stammenden Ludwig Quidde (1858-1941) zu erinnern. Er ist mit gleicher Leidenschaft als 1848er und Friedensarbeiter hervorgetreten. Sein Motiv war für beide Betätigungsfelder nur eines, denn nichts bedroht jede freiheitliche Entwicklung der Menschenwelt so sehr wie der Schwertglaube , der in unseren Tagen nun wieder auf allen Kanälen gepredigt wird. - Liberale wie diese beeindruckende politische Persönlichkeit braucht jede Gesellschaft, während jene, die unter gleichem Label die Demokratisierung des Wirtschaftslebens verhindern, die Interessen der Rüstungsindustrien durchsetzen und unentwegt der Kriegsertüchtigung das Wort reden, uns in autoritäre Verhältnisse hineintreiben - in Wirklichkeit also Antiliberale heißen müssen.

Als Hans-Ulrich Wehler 1977 die vier auch in unserer kleinen Edition enthaltenen Texte in einem Auswahlband mit dem Titel Caligula darbot, schrieb er einleitend über den Verfasser: Ludwig Quidde, seit Jahrzehnten in Vergessenheit geraten, war ein geradezu klassischer Außenseiter: Demokrat und Republikaner schon im Kaiserreich , in seiner Fachwissenschaft, der Geschichte, nach glänzendem Start und einer kurzen Periode intensiver und erfolgreicher Wirksamkeit nur noch wenig und auch dann nur am Rande tätig . Dafür wurde er aber in den ersten vier Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts die bekannteste Persönlichkeit in der deutschen Friedensbewegung , zwar nie in Deutschland geehrt, jedoch 1927, ein Jahr nach Stresemann, der zweite deutsche Friedensnobelpreisträger von hohem internationalem Ansehen. Die neuere deutsche Geschichte ist nicht reich an eigenständigen Charakteren wie Quidde: Ein unabhängiges politisches Urteil verband sich bei ihm mit rastloser Aktivität, fachwissenschaftlicher Scharfsinn und Erfolg mit publizistischen Fähigkeiten, Organisationstalent mit rhetorischer Begabung. Vor allem aber behielt Quidde als ein außerordentlich integrer Mann den Kopf über dem Nebel verhüllender Phrasen, wenn er die Schwächen wilhelminischer Innenpolitik furchtlos kritisierte oder eine rechtlich verankerte internationale Friedensordnung mit Leidenschaft forderte. Es wirft daher ein scharfes Schlaglicht auf die politischen Möglichkeiten in der Bundesrepublik, dass zwar Kriegsschiffe auf den Namen von Offizieren, die Hitler bereitwillig bis zum Ende gedient haben, getauft werden konnten, jedoch ein Repräsentant des besseren Deutschland wie Quidde bis heute nicht durch einen Preis oder eine Stiftung wenigstens postum geehrt und den Schatten der Vergangenheit entrissen worden ist. Auch 1972, als mit Brandt ein dritter deutscher Politiker den Friedensnobelpreis erhielt, ist diese Chance vertan worden. 1

Schon 1881 war Quidde als junger Historiker mit einer weitsichtigen Broschüre Die Antisemitenagitation und die Deutsche Studentenschaft an die Öffentlichkeit treten. Der erste - schon von Wehler ausgewählte - Text im vorliegenden Band ist die Anklageschrift Der Militarismus im heutigen Deutschen Reich aus dem Jahr 1893, zunächst ohne Verfassernamen veröffentlicht (âI). Zentral ist der bereits in den oben vorangestellten Zitaten deutlich werdende Gegensatz von Freiheit und Soldatenreligion: Die Liberalen, die dem Militarismus vorsichtig ausweichen und ihn ängstlich hätscheln, in der Hoffnung, die Träger dieses Militarismus dadurch zugänglicher zu machen für die doch so bescheidenen und einleuchtenden liberalen Forderungen, sind noch immer die Gefoppten gewesen. Quidde beklagt unter anderem die elende Lage des Schulwesens und zeigt unter Heranziehung einer zeitgenössischen Publikation auf, wie Interesse und Geld nur für militärische Zwecke vorhanden sind und wie erschreckend gering das Maß von Anforderungen geworden ist, das die zivilen Interessen noch zu machen wagen. ... Das ist in Wahrheit der Druck der Militärlast, dass die militärischen Interessen bei uns angefangen haben alle Kulturinteressen zu absorbieren . Der Verfasser ist Zeitzeuge eines Phänomens, das sich in wandelnder Gestalt zu allen Zeiten wiederholen kann - so heute.

Unter dem Titel Caligula folgt ein Meisterwerk der Satire (âII), das Quidde wider Anraten der Freunde 1894 unter seinem wahren Namen und im Inland zur Drucklegung brachte. Im Tarngewand einer wissenschaftlichen Altertumsstudie wird hier der oberste Hohenzollernherrscher einer speziellen Betrachtung unterzogen, was nicht lange unbemerkt blieb. Besser konnte später auch ein Bertolt Brecht nicht vormachen, wie man erprobt, die Wahrheit zu sagen . Es handelt sich beim Caligula um eine herausragende Skandalschrift des deutschen Kaiserreichs, die in kurzer Zeit - nicht zuletzt dank der Ränkespiele reaktionärer Presseerzeugnisse - dreißig Auflagen erreichte. Das freie Wort beendete jedoch die wissenschaftliche Karriere des Verfassers und führte zu großer Feindseligkeit auf der rechten Seite. In seinen 1926 vorgelegten Erinnerungen Im Kampf gegen Cäsarismus und Byzantinismus im Kaiserlichen Deutschland erhellt Quidde die Entstehung und Wirkungsgeschichte des Caligula sowie die gegen ihn - stellvertretend für die gesamte demokratische Sache - gerichteten Repressionen (âIV).

Immer noch lesenswert ist der als vierter Text nachfolgend dargebotene Überblick Geschichte des Pazifismus (âIII), erstmals veröffentlicht 1922 im Handbuch Die Friedensbewegung .

Wichtige Seiten der Biographie und des Schaffens von Ludwig Quidde werden in der vorliegenden Publikation nicht beleuchtet. Quidde war ab dem Ersten Weltkrieg fünfzehn Jahre lang Vorsitzender der Deutschen Friedensgesellschaft, zu deren bürgerlich-gemäßigtem Flügel er zählte. Er beteiligte sich an der öffentlichen Aufklärung zur geheimen - alsbald Hitler dienlichen - Aufrüstung in der Weimarer Republik ohne Republikaner und musste direkt ab Anfang 1933 - wie so viele pazifistische Persönlichkeiten nach der Machtübertragung an die Faschisten - dauerhaft im Ausland leben. Im Schweizer Exil entstand 1934-1940 die Studie Der deutsche Pazifismus während des Weltkrieges 1914-1918 , die Karl Holl und Helmut Donat dann vor über vier Jahrzehnten aus dem Nachlass herausgegeben haben.2 Wichtige andere Texte der Exilzeit sind 2008 als Sammlung ediert worden.3

Zeitlebens war Quidde dankbar für das Privileg, in besonders menschenwürdigen Verhältnissen (âS. 52) aufgewachsen zu sein, in welchen das Eigene, die Achtung des Anderen und der freie Sinn gedeihen konnten - nicht aber Obrigkeitsgehorsam.4 Leidenschaft für wirkliche Demokratie, die niemals mit militäraffinen Weltbildern einhergehen kann, braucht Vorbilder. An den Friedensaktivisten Ludwig Quidde zu erinnern, das birgt eine Er-Mutigung sondergleichen - wider die traurige Stimmungslage der Gegenwart.

Das hier vorgelegte Bändchen ist Teil eines Regals zur Geschichte des Pazifismus , herausgegeben in Kooperation mit dem Alois Stoff Bildungswerk der DFG-VK NRW. Als Erstauflage erscheint die im Internet kostenfrei abrufbare Digitalfassung; es folgt jedoch wie bei allen Teilen auch eine nichtkommerziell kalkulierte Taschenbuchausgabe der edition pace.
Düsseldorf, im März 2024 Peter Bürger
1 Ludwig QUIDDE: Caligula. Schriften Über Militarismus und Pazifismus. Mit einer Einleitung herausgegeben von Hans-Ulrich Wehler. Frankfurt a. M.: Syndikat 1977, S. 7 (hier unter Fortlassung der Fußnoten).

2 Ludwig QUIDDE: Der deutsche Pazifismus während des Weltkrieges 1914-1918. Aus dem Nachlaß Ludwigs Quiddes, herausgegeben von Karl Holl unter Mitwirkung von Helmut Donat. Boppard am Rhein: Boldt 1979. - Es wäre sehr zu...
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Autor

Ludwig Quidde (geb. 1858, gest. 1941), aufgewachsen in einer freiheitlichen Bremer Kaufmannsfamilie, war Historiker, Politiker und Friedensaktivist. Schon 1893 wandte sich der linksliberale Erzdemokrat in einer Anklageschrift gegen den deutschen Militarismus, der - zulasten der zivilen, sozialen und kulturellen Bereiche - überall die Vorherrschaft ausübte: "Es mag sein, dass mir diese Dinge schlimmer als anderen erscheinen, weil ich in besonders menschenwürdigen Verhältnissen aufgewachsen bin; aber wenn ich höre, was die Schule an Zwang dem Schüler und dem Elternhause zu bieten wagt, so bin ich starr vor Verwunderung, wie viel man sich gefallen lässt." Nach dem Ersten Weltkrieg war Quidde 15 Jahre lang Vorsitzender der Deutschen Friedensgesellschaft, zu deren bürgerlichem Flügel er gehörte, und erhielt 1927 den Friedensnobelpreis.