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Der Torfschuppenmord

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
284 Seiten
Deutsch
BoD - Books on Demanderschienen am17.05.20241. Auflage
Als in der Junihitze ein Torfschuppen im Moor bei Castra Nova über zwei Männern zusammenbricht, glaubt die ganze Stadt zunächst an einen tragischen Unfall. Richterin Herrad hat nach einem unfreiwilligen Neuanfang in der Seemark eigentlich andere Sorgen, doch als sie erfährt, dass ihr alter Bekannter Ivar am Ort des Geschehens war und Verdächtiges beobachtet hat, kann sie nicht untätig bleiben. Schnell erweist sich, dass der Einsturz des Schuppens absichtlich herbeigeführt worden ist. Hatten dabei etwa die Moorgeister die Finger im Spiel, und tut Herrad sich wirklich einen Gefallen damit, die Wahrheit ans Licht zu bringen?

Maike Claußnitzer ist Germanistin und lebt als freie Übersetzerin in Hamburg.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR12,90
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,49

Produkt

KlappentextAls in der Junihitze ein Torfschuppen im Moor bei Castra Nova über zwei Männern zusammenbricht, glaubt die ganze Stadt zunächst an einen tragischen Unfall. Richterin Herrad hat nach einem unfreiwilligen Neuanfang in der Seemark eigentlich andere Sorgen, doch als sie erfährt, dass ihr alter Bekannter Ivar am Ort des Geschehens war und Verdächtiges beobachtet hat, kann sie nicht untätig bleiben. Schnell erweist sich, dass der Einsturz des Schuppens absichtlich herbeigeführt worden ist. Hatten dabei etwa die Moorgeister die Finger im Spiel, und tut Herrad sich wirklich einen Gefallen damit, die Wahrheit ans Licht zu bringen?

Maike Claußnitzer ist Germanistin und lebt als freie Übersetzerin in Hamburg.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783759755001
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum17.05.2024
Auflage1. Auflage
Seiten284 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1483 Kbytes
Artikel-Nr.15199675
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1. KAPITEL:
Es hätte schlimmer kommen können

ES HÄTTE SCHLIMMER kommen können«, sagte Herrad, als sie nach getaner Arbeit die Leges et constitutiones zuschlug.

»Das sagen wir uns jetzt so lange, bis wir es selbst glauben, nicht wahr?«, gab Ardeija zurück, aber die Richterin war fast froh über seinen beißenden Spott, der immer noch besser war als der Kummer, der in den letzten Wochen so oft in der Stimme des Hauptmanns ihrer Wachen gelegen hatte.

»Das ist so«, verkündete Stig in das Möwengeschrei hinein, das nun, da es im Gerichtssaal still geworden war, wieder gut hörbar durch die halboffenen Fenster hereindrang. Er lächelte sogar leicht, während er seine eben beendeten Notizen zusammenräumte, und Herrad sagte sich, dass es für ihn glücklichere Tage als für die übrigen Leute des Hochgerichts sein mussten. Unversehens vom dritten zum zweiten Schreiber aufzurücken, wäre sicher schon gut genug gewesen, doch hier oben in Castra Nova kam hinzu, dass anders als in Aquae Calicis kein Mensch wusste, dass seiner Zeit in Herrads Gefolge Jahre als Bettler vorausgegangen waren. Ein Neubeginn war für ihn vielleicht selbst mit einer in Ungnade gefallenen und aus dem Amt gejagten Vögtin und einer insgesamt gründlich in Unordnung geratenen Welt nicht zu teuer erkauft.

Allerdings hatte er, im Gegensatz zu Ardeija, im heimatlichen Aquae auch niemanden zurücklassen müssen, und so hatte er dreieinhalb Tagesreisen weiter nördlich den guten Fisch und den eben beendeten ersten Gerichtstag am neuen Ort weit unbeschwerter genießen können als alle, die das dumpfe Gefühl mit sich herumtrugen, dass mehr in Scherben gegangen war, als sich wieder zusammensetzen lassen würde.

Aber immer noch oder vielmehr wieder einen Richterstab in den Händen zu halten, war wirklich besser als nichts, und man durfte nicht klagen.

Ardeija hätte es dennoch gern getan oder vielmehr über Stigs Sicht der Dinge geschimpft, das war ihm anzumerken. Zweierlei hielt ihn davon ab, einmal Wulfilas mahnende Hand auf seinem Arm, dann aber auch, dass sie noch immer nicht ganz unter sich waren. All die Schaulustigen, die sich heute in dem in der Juniwärme viel zu stickigen Langhaus gedrängt hatten, waren zwar ins Freie geströmt, aber einer, den nicht allein die Neugier auf die fremde Richterin hergeführt hatte, war geblieben und stand weiter geduldig neben der großen Tür, um darauf zu warten, dass Herrad ihn begrüßen würde.

Nicht einmal der Blick, den der Hauptmann nun in seine Richtung warf, konnte ihn verscheuchen. »Wenn der da dir nicht schlimm genug ist, weiß ich auch nicht«, sagte nun Ardeija halblaut zu ihr, und das sicher mit voller Absicht in dem Wissen, dass seine Worte bis zu dem Genannten tragen würden. »Aber gut - der ist nicht meine Sorge.«

Damit sammelte er seinen kleinen Drachen ein, der schon seit Stunden unbelastet von Menschensorgen mitten auf einem sonnigen Fensterbrett döste, und ging zur niedrigeren Seitentür hinüber, als gäbe es dringend etwas mit der Wache dort zu besprechen.

Das ließ wiederum Herrad keine Wahl, als von ihrem Faltstuhl aufzustehen und sich auf den Weg zur anderen Tür zu machen, denn wenn man in einer kaum vertrauten Stadt erst allmählich Fuß fassen musste, durfte man nicht auch noch zu seinen Verwandten in der Gegend unhöflich sein.

»Guten Abend, Flavian«, sagte sie also und rang sich zu einem Lächeln durch, während Wulfila ihr folgte wie ein stummer Schatten und ganz gewiss nicht lächelte. »Was für eine Überraschung, dass du hergekommen bist.«

»Eine Überraschung ist doch eher das hier«, gab Flavian mit einem Nicken, das als Gruß durchgehen mochte, zurück. »Als du neulich geschrieben hast, du würdest in die Seemark kommen, klang es nicht danach, als wolltest du hier ein Richteramt übernehmen.«

»Ich mag mich missverständlich ausgedrückt haben«, erwiderte Herrad, obwohl das nicht ganz der Wahrheit entsprach, denn ihren ersten Brief an Flavian hatte sie auf den Weg gebracht, kurz bevor man ihr das neue Amt angetragen hatte. So hatte sie damals noch geglaubt, sie würde von dem Wohnrecht Gebrauch machen müssen, das mit ihrem Eigentum an einem Sechzehntel des Guts von Balaenae einherging, das Flavian als etwas besser gestellter Mitbesitzer für die weitverstreute Erbenschar bewirtschaftete und verwaltete. Wenn einem nahegelegt worden war, die Stadt, in der man einen Großteil seines Lebens zugebracht hatte, besser vorerst zu verlassen, musste man sich eben zähneknirschend darauf besinnen, dass es einen Ort gab, an den man konnte, ohne verjagt werden zu dürfen, auch wenn einen mit den Leuten dort nach einigem Auf und Ab eher ein vorsichtiger Waffenstillstand als engste Zuneigung verband.

Obwohl vor einigen Jahren nach außen hin so etwas wie eine Versöhnung zustande gekommen war, hatte Flavian ihr vermutlich immer noch nicht verziehen, dass sie einen einäugigen Dieb geheiratet hatte, der sein Brandmal zu allem Elend auch noch ihr zu verdanken hatte, während sie ihrem Verwandten umgekehrt ewig übelnehmen würde, dass er ihren Mann einmal zu Unrecht beschuldigt hatte, ihm einen Silberlöffel gestohlen zu haben. Aber dass manche Risse sich nicht kitten ließen, änderte nun einmal nichts daran, dass Flavians Großmutter die Schwester von Herrads Urgroßmutter gewesen war und dass sie auch über Balaenae verbunden waren, und so musste man sein Bestes tun, miteinander auszukommen.

Dennoch war es viel, dass Wulfila nun fragte: »Du bleibst doch über Nacht oder mindestens zum Essen, Flavian? Dann haben wir Zeit, dir alles zu erzählen; es ist eine etwas verwickelte Geschichte.«

Flavian murmelte, es sei ja doch ein gutes Stück Weges bis Balaenae, zumal am Abend, und nahm die Einladung dankend an.

Drüben an der Seitentür sah Ardeija, der wohl genug gehört hatte, immer finsterer drein, denn alle Hoffnungen, den Tag geruhsam ausklingen lassen und in vertrauter Runde über die ganze Lage fluchen zu können, hatten sich gerade zerschlagen.

Doch daran war, wie an so vielem, nichts zu ändern.

Aus Höflichkeit stellte sie Flavian einige Fragen, wie es seinem gleichnamigen Sohn, der Schwiegertochter und der Enkelin ging, deren Taufe vor knapp einem Jahr den Anlass zu Herrads letztem Besuch in der Seemark geboten hatte, und nahm die Antworten mit einem freundlichen Lächeln zur Kenntnis.

»Geht schon einmal vor«, bat sie dann, »ich vergewissere mich nur kurz, ob Stig auch keine Hilfe braucht, und komme dann nach.«

Dass das nur ein Vorwand war, um noch einen Augenblick hier zurückbleiben zu können, wusste zumindest Wulfila sehr gut, denn viel war nicht in den kleinen Raum am Ende des Hauses, der ihnen nun als Gerichtskanzlei diente, zu schaffen. Stig hätte es trotz seines kranken Beins und der Krücke, die er zum Gehen brauchte, sehr gut allein bewältigen können, die spärlichen Aufzeichnungen des heutigen Tages wegzuräumen. Sie hatte nur zwei Fälle zu entscheiden gehabt, einen albernen Streit um Jagdrechte, mit dem sie lieber gar nicht erst behelligt worden wäre, weil das Ermitteln von Grenzverläufen und Sichten von Urkunden ihre gesamte erste Woche in Castra Nova ausgefüllt hatte, und dann eine Totschlagssache, die damit ausgegangen war, dass die Witwe des Opfers öffentlich bekundet hatte, mit ihrem Anteil der Buße, die der verantwortliche grobe Klotz von einem Landarbeiter mithilfe seines Gutsherrn ihr und dem Hochgericht gezahlt hatte, eigentlich mehr anfangen zu können als mit dem entsetzlichen Kerl, mit dem sie es mindestens zehn Jahre zu lange ausgehalten habe.

»Da bin ich aber froh, wenn du es so siehst«, hatte der Schuldige erleichtert gesagt. Da er auch abgesehen davon eher wie ein zu Fehleinschätzungen der Kraft seiner Fäuste neigendes schlichtes Gemüt als wie ein kaltblütiger Verbrecher gewirkt hatte, war Herrad doppelt froh gewesen, dass Geld für die Buße da gewesen war und sie den Mann nicht in eine längere Gefangenschaft beim Markgrafen hatte schicken müssen, der um diese Jahreszeit verurteilte Missetäter im Moor südlich der Stadt zum Torfstechen einsetzte und ansonsten mit der Instandhaltung von allerlei Wällen und Gräben beschäftigt hielt.

Was das für einen Menschen hieß, wusste Herrad noch nicht aus eigener Anschauung, während sie zu Hause in Aquae eine recht genaue Einschätzung davon gehabt hatte, wer es verdiente, vorerst in den Steinbrüchen von Mons Arbuini zu verschwinden, und wer nicht. Dazu, auf Bohlenwegen selbst bis zu einem der Torfstiche zu wandern, hatte ihr durch die Auseinandersetzung um die Jagdrechte die Zeit gefehlt, aber sie war entschlossen, es in den drei Wochen bis zum nächsten Gerichtstag nachzuholen.

Vorerst ging sie aber nur die wenigen Schritte zu Stig hinüber und winkte Ardeija zu sich, damit er nicht mit unheilverkündendem Blick an der Seitentür stehen blieb, die Flavian und Wulfila gleich nehmen würden.

»Meinetwegen müsst Ihr...
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