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Finale am Fjord

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
230 Seiten
Deutsch
edition croissanterschienen am11.07.2024
Julchen ermittelt auf Holmsland Klit! Sommer in Mitteljütland. Hier das Meer, dort der Ringkøbing Fjord und dazwischen nichts als Sand, Dünen und dänische Sommerhäuser. Der vierte Fall erwischt Julchen mitten im Urlaub. Ausgerechnet im geliebten Hvide Sande fällt dem Bearded Collie eine Leiche vor die Pfoten. In einer dieser alten Hütten am Fjordhafen. Während die pfiffige Hündin gemeinsam mit ihrer Assistentin im Fischer- und Surfermilieu ermittelt, überschlagen sich die Ereignisse.

Die Reisejournalistin und Buchautorin zog 2010 vom Rheinland an die Küste. Auf ihrem mehrfach ausgezeichneten »Meerblog« berichtet sie über das Leben an der Nordsee und schreibt Geschichten vom langsamen Reisen in der Welt. In Nordfriesland entstanden ihre ersten Romane.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextJulchen ermittelt auf Holmsland Klit! Sommer in Mitteljütland. Hier das Meer, dort der Ringkøbing Fjord und dazwischen nichts als Sand, Dünen und dänische Sommerhäuser. Der vierte Fall erwischt Julchen mitten im Urlaub. Ausgerechnet im geliebten Hvide Sande fällt dem Bearded Collie eine Leiche vor die Pfoten. In einer dieser alten Hütten am Fjordhafen. Während die pfiffige Hündin gemeinsam mit ihrer Assistentin im Fischer- und Surfermilieu ermittelt, überschlagen sich die Ereignisse.

Die Reisejournalistin und Buchautorin zog 2010 vom Rheinland an die Küste. Auf ihrem mehrfach ausgezeichneten »Meerblog« berichtet sie über das Leben an der Nordsee und schreibt Geschichten vom langsamen Reisen in der Welt. In Nordfriesland entstanden ihre ersten Romane.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783982595030
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum11.07.2024
Reihen-Nr.4
Seiten230 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse505 Kbytes
Artikel-Nr.17073137
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

5. Vernebelt

Die nächtliche Geräuschkulisse auf Langsand war anders. Zu Hause in Møgeltønder fuhr der Wind durch die Bäume und Sträucher und ließ die Blätter rascheln. Auch in Nordfriesland, nicht gerade eine mit Wald gesegnete Region, hatten wir unter Bäumen gelebt. Leider fiel bei heftigen Stürmen schon mal einer um. Nichtsdestotrotz liebte Madame die grünen Riesen. Oft sagte sie, sie fühlte sich reich inmitten von Bäumen. Die Luft wäre besser, und im Sommer spendeten sie Schatten. Sie beherbergten zahlreiche Piepmätze, die mir zu jeder Jahreszeit auf der Nase herumtanzten. Doch galt ich als gutmütiger Hund. Nachts hörte man manchmal eine Katze schreien, die wie ein Baby klang. Frisch geborenen Lutschernachwuchs gab es in unserer Ecke gerade nicht, also tendierte ich zur Katze. Bisweilen erklangen Rufe von einem Käuzchen. Hier dagegen rauschte der Fjord, blies der Wind, meist beides gleichzeitig. Dann schlackerten und klapperten irgendwelche losen Dinge. Ansonsten tote Hose, oder wie man in Hundekreisen zu sagen beliebte: Da moderte der Knochen im Verborgenen. Doch Madame, diese Verrückte, schwärmte: Das Meer, der Fjord, die Möwen. Dieses Gesocks! Kreischte unentwegt. Letztens hatte sich ein besonders dickes Exemplar auf dem Dachfirst über dem Innenhof niedergelassen. Es hatte frech gekräht und auf mein Frühstück geschielt, zu dessen Konsum ich mich noch nicht entschieden hatte.

»Trau dich, komm nur näher«, schlug ich in ruhigem Ton vor. Und dachte mir: »Du wirst schon sehen, was du davon hast!« Die Möwe entschied sich für einen geordneten Rückzug, ich begann zu fressen.

An windlosen Abenden genoss ich die Stille. Etwas, das mir mit zunehmendem Alter immer wichtiger wurde. Mitten in der Nacht wachte ich auf. Eine dunkle Gestalt hatte sich an mir vorbei gezwängt, die Bude war recht übersichtlich. Meine empfindsame Nase nahm den Geruch von Madame war, die im Nachthemd an der Fensterwand klebte. Ich drehte und streckte mich in die Yogastellung herabschauender Hund und stellte mich neben sie.

»Oh, du bist wach, Chacha?«

Die Blitzmerkerin kraulte mich.

»Unfreiwillig«, wollte ich antworten, verkniff es mir aber. Madame öffnete die durchsichtige Tür und ging hinaus. Sie sternwandelte, eindeutig. Den Kopf nach oben gerichtet, blieb sie mitten in der Botanik stehen. Als läge die Lösung für alles im Universum. Nichts wie hinterher, dachte ich. Wenigstens checkte Madame in dieser Phase der Begeisterung meine Anwesenheit auf verbotenem Terrain nicht. »Vielleicht sehen wir eine Sternschnuppe?«

Ernsthaft? Sie schaute schon wieder nach verglühendem Material im Weltraum. Ich zweifelte bisweilen am vielbeschworenen Lutscherhirn.

»Das Sternenzelt, ein leuchtendes, dreidimensionales Dach, entwickelt gleichsam einen Sog, zieht dich hinauf, macht dir deine eigene Winzigkeit bewusst.«

Mich zog nichts in die ferne Welt der Sterne und Schnuppen. »Der Gemeine Lutscher braucht den Perspektivwechsel, sonst narrt ihn die Hybris.« Mademoiselle Julie schien ebenfalls wach zu sein.

Verstanden. Konnten wir jetzt in die Hütte zurückgehen und weiter schlafen?

Als ich einen gewissen Druck verspürte, lief ich ein bisschen weiter hinaus und fand eine geeignete Stelle für kleine Beardinen. Da raschelte doch etwas! Ich also hinterher, immer weiter von der Hütte weg.

»Juli!!!« Madame rief mit gedämpfter Stimme, um die Nachbarn nicht zu wecken. Wie ein Zischen klang es. In dem knappen Hemdchen huschte sie hinter mir her. Vermutlich hatte sie geschnallt, dass ich einer wichtigen Fährte folgte. Ich achtete nicht auf meine nähere Umgebung, wenn professionell unterwegs. Es duftete so verführerisch. Nach Hase. Ganz frische Spuren, so viel stand fest.

Seenebel legte sich über Langsand. Ich stoppte unvermittelt, als die Spur vor dem Wassergraben endete. Konnte ein Hase so weit hüpfen? Er musste Meister im Weitsprung sein. Ich vernahm ein Keuchen hinter mir. Madame und ich hatten uns vom Fjord entfernt und waren in den Gassen von Langsand gelandet. Die Lichter der Hütten schienen sanft in eine Welt aus Watte. Da hörte ich, wie sich eine Blechhöhle näherte. Madame lockte mich zum Straßenrand: »Vorsicht, die können dich nicht sehen!«

Wenn ich das Auto sah, konnte es mich auch sehen! Meine Beste hatte noch nicht mal ein Leckerli dabei, um mich in die gewünschte Position zu manövrieren. Aber wenn ihr soviel daran lag, stellte ich mich eben neben sie. Eine lange schwarze Blechhöhle zog leise an uns vorbei. Viel zu elegant für diese sportlich-lässige Gegend. Man konnte nicht erkennen, wer drin saß, die Fenster waren verdunkelt. Eine dänische VIP? Und was trieb man als solche mitten in der Nacht in dieser verschnarchten Gegend?

»Seltsam«, konstatierte Madame, als die Limousine kurz danach in der parallelen Gasse auftauchte. Was wurde das, eine Suchaktion? Wir schlüpften durch einen nicht offiziellen Durchgang zwischen zwei Hütten und verbargen uns hinter einer Holzwand. Wie gut, dass wir Langsand inzwischen wie Madames Leckerli-Tasche kannten! Wieder sahen wir, wie sich zwei Lichter durch die Nebelschwaden bewegten. Ausgesprochen langsam für eine Blechhöhle. Und dann der ominöse Zickzackkurs! Wir sahen uns an, Madame zuckte die Schultern. War ihr kalt? Kein Wunder, in dem Fummel!

Das längliche Auto kreuzte immer noch durch die Gegend. Es passte nicht nach Langsand. Zu groß. Zu teuer. Zu geheimnisvoll. Madame flüsterte mir das zu, obschon sie uns nicht hören konnten. Es mussten mehrere Personen in einer so geräumigen Blechhöhle sitzen. Irgendwann hörten wir das Motorengeräusch nicht mehr. Zur Sicherheit warteten wir noch einige Sekunden und schlichen dann zurück zum Haus. Grandmadame stand schon in der Tür. »Wo habt ihr euch herumgetrieben? Ich habe ein komisches Geräusch gehört und bin aufgestanden.«

Madame beruhigte sie. »Da ist nichts, Julchen musste nur mal.«

Etwas später öffnete sie erneut die Haustür, blickte eine Weile in das grauweiße Nichts und lauschte. Schließlich schloss sie ab und kümmerte sich auch um die Terrassentür, die wir offen gelassen hatten. Nun aber ab in die Koje! Ich folgte meiner Besten ins Schlafzimmer. Tagsüber der kühlste Raum der ganzen Bude, weswegen ich ihn gerne zur Siesta aufsuchte. Mit einem Seufzer ließ ich mich neben dem Bett nieder. Madame hatte das Fenster aufgedrückt, so dass frische Nachtluft eintrat. Sie kuschelte sich in ihre Bettdecke. Noch ehe ich meine Überlegungen bezüglich einer Inbesitznahme einer recht bequem aussehenden Betthälfte abschließen konnte, ließ mich ein verdächtiges Geräusch hochfahren. Der große Nachteil der Stille ist, dass sich mancher Laut schneller seltsam anhört. Draußen vor dem offenen Fenster näherten sich Schritte. Mitten in der Nacht! Rundherum urlaubten junge Familien, Pärchen jeglichen Alters sowie Sportler, die nachts üblicherweise schliefen.

Mir stockte der Atem.

Ich reckte und streckte mich, so viel Zeit musste sein. Sehen konnte ich nichts, das Fenster war zu hoch für unsereins. Ich könnte natürlich aufs Bett springen... Die Schritte wurden lauter. Also tapste ich zur Bettkante, um Madame auf die sanfte Tour zu wecken. Sie sollte nicht gleich einen Herzinfarkt bekommen. Ich stupste ihre Hand. Sie schien wach zu sein, richtete sich langsam auf. Ich merkte, dass sie die Sache ebenfalls ominös fand. Die Schritte stoppten unmittelbar vor der Hütte. Man hörte nichts mehr, nur ein Atmen. In der Luft lag ein aufdringlicher Duft. So ein Parfüm, wie es männliche Lutscher manchmal benutzten. Eklig. Wollte er, dass wir ihn bemerkten? Madames Herz klopfte laut, oder war es mein eigenes? Wir standen dicht nebeneinander, ich trat zur Sicherheit auf ihren Fuß. Sie versuchte sich hinabzubeugen, um durch den Spalt des aufgedrückten Fensters zu schauen.

Madames Augen weiteten sich vor Schreck. Der Typ musste direkt vor unserem Fenster stehen, ich roch es. Herbe Duftnoten mischten sich mit denen des Parfüms.

Absolute Stille.

Madame hielt den Atem an.

Ich war kurz davor loszudonnern.

Endlose Sekunden verstrichen.

Etwas kitzelte in meiner Nase.

Dann entfernten sich die Schritte, nur der aufdringliche Geruch haftete in der Luft. Vermischt mit dem des Meeres, der mit dem Nebel gekommen war und sich feucht über Wege, Pflanzen, Häuser gelegt hatte.

Mademoiselle Julie schalt mich. Dass ich ja wohl nach nur drei Kriminalfällen bereits zur déformation professionelle neigte! Ich schnaubte. Diese Psychotante hatte doch keine Ahnung von krimineller Energie! So was spürst du als Ermittlerin einfach. Du riechst sie.

Madame wagte es, das Rollo etwas höher zu schieben. Leise informierte sie mich über das Geschehen: »Eine größere, dunkel gekleidete, durchtrainierte Gestalt überquert die Straße und verschwindet im Nebel. Vielleicht in einem der Häuser schräg gegenüber.«

Unser Nachbar, der...
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Die Reisejournalistin und Buchautorin zog 2010 vom Rheinland an die Küste. Auf ihrem mehrfach ausgezeichneten »Meerblog« berichtet sie über das Leben an der Nordsee und schreibt Geschichten vom langsamen Reisen in der Welt. In Nordfriesland entstanden ihre ersten Romane.