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Shackletons Kinder

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
379 Seiten
Deutsch
neobookserschienen am12.07.2024
Im Jahr 2068 beginnt das ambitionierteste Projekt der Menschheit: Die Besiedlung des Mondes. Doch kurz nachdem die ersten elf Mitglieder der ersten Mondstation eingetroffen sind, bricht der Kontakt zur Erde ab. Auf sich allein gestellt müssen die Besatzungsmitglieder inmitten der lebensfeindlichen Umgebung überleben. Ihre Isolation wird nach fünfzehn Jahren durch das Auftauchen eines jungen Mannes unterbrochen, der ohne Schutzanzug draußen im Vakuum steht. Die Biologin Dava ist sich sicher, in diesem Fremden ihr während der Schwangerschaft verlorenes Kind zu erkennen. Durch das Auftauchen des Fremden, der sich an nichts erinnern kann und von manchen als feindliches Alien betrachtet wird, treten die latenten Spannungen innerhalb der Besatzung zum Vorschein. Als die Situation zu eskalieren droht, befindet sich plötzlich ein Raumschiff von der Erde im Landeanflug.

Michael J. Awe wurde 1973 in Münster geboren und lebt heute mit seiner Frau in Bonn. Privat taucht er gerne in vergangene oder zukünftige Welten ein, was sich auch in seinem Schreiben widerspiegelt, das sich von historischen Stoffen über Fantastik bis hin zur Science-Fiction erstreckt. Sein erster Roman, »Der Neiding«, erschien 2019. Mit »Shackletons Kinder« legte er 2024 seinen zweiten Roman vor.
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Produkt

KlappentextIm Jahr 2068 beginnt das ambitionierteste Projekt der Menschheit: Die Besiedlung des Mondes. Doch kurz nachdem die ersten elf Mitglieder der ersten Mondstation eingetroffen sind, bricht der Kontakt zur Erde ab. Auf sich allein gestellt müssen die Besatzungsmitglieder inmitten der lebensfeindlichen Umgebung überleben. Ihre Isolation wird nach fünfzehn Jahren durch das Auftauchen eines jungen Mannes unterbrochen, der ohne Schutzanzug draußen im Vakuum steht. Die Biologin Dava ist sich sicher, in diesem Fremden ihr während der Schwangerschaft verlorenes Kind zu erkennen. Durch das Auftauchen des Fremden, der sich an nichts erinnern kann und von manchen als feindliches Alien betrachtet wird, treten die latenten Spannungen innerhalb der Besatzung zum Vorschein. Als die Situation zu eskalieren droht, befindet sich plötzlich ein Raumschiff von der Erde im Landeanflug.

Michael J. Awe wurde 1973 in Münster geboren und lebt heute mit seiner Frau in Bonn. Privat taucht er gerne in vergangene oder zukünftige Welten ein, was sich auch in seinem Schreiben widerspiegelt, das sich von historischen Stoffen über Fantastik bis hin zur Science-Fiction erstreckt. Sein erster Roman, »Der Neiding«, erschien 2019. Mit »Shackletons Kinder« legte er 2024 seinen zweiten Roman vor.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783756584048
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum12.07.2024
Seiten379 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1108 Kbytes
Artikel-Nr.17118759
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1


 

Regolith stieg vom Boden auf und bedeckte Jenns Stiefel. Der graue Staub, den sie mit jedem Schritt aufwirbelte, legte sich träge wie eine zweite Haut auf ihren BioSuit. Das Mädchen trat aus dem Schatten des Gebäudes und sah vor sich die 68 Sonnenkollektoren, die sich in geordneten Reihen am Rande des Kraters entlangzogen. Das Panoramavisier des Helmes dunkelte sich in den Strahlen der tief stehenden Sonne automatisch ab. Auf den ersten Blick waren neue Einschläge im Mondstaub zu erkennen, die meisten kleiner als der Abdruck ihres Zeigefingers. Sie musterte die zerklüftete, graue Wüstenlandschaft. Ein geometrisches Muster aus Licht und Schatten, in der ihr jede Änderung auffiel. In der Ferne erhob sich das Bergmassiv des Malaperts in die Höhe, dessen Gipfel ewig leuchteten.

»Siehst du schon was?«, erklang Goozers Stimme aus dem Helmlautsprecher.

»Bin gleich da«, antwortete sie.

Sie stieß sich vom Boden ab und beförderte ihre hoch aufgeschossene, dünne Gestalt einige Meter weiter. Kurz vor der ersten Reihe der Kollektoren blieb sie stehen. Ihre glänzenden Oberflächen der Sonne zugewandt, zeigten sie ein tiefes Blau, eine einzigartige Farbe in einer Welt, die aus Weiß, Grau und Schwarz bestand.

Ein Sonnenkollektor in der Nähe vom Kraterrand war von einem kleinen Meteoriteneinschlag zerstört worden. Sie beugte sich vor und fluchte leise. Jenn löste das Multitool aus der Halterung ihres Anzugs und begann damit, das Panel abzumontieren. Vorsichtig legte sie es in das weiche Regolith.

»Ein Treffer!«, funkte sie.

»Das komplette Panel?«

»Glatter Durchschlag.«

»Bring es rein«, antwortete Goozer. »Ich sehe es mir mal an.«

Nachdem Jenn den Rest der Sonnenkollektoren kontrolliert hatte, hüpfte sie am Rand des Kraters zurück. Das große Rund des Shackletons klaffte neben ihr, eine gigantische Öffnung von 21 km Durchmesser, in dessen Tiefe nie ein Sonnenstrahl drang. Das Mädchen warf einen Blick in das riesenhafte, schwarze Loch. Vermutlich war auch so einiges da unten eingeschlagen und hatte seinem pockennarbigen Grund noch die eine oder andere Delle mehr verpasst.

Als sie das abmontierte Solarpanel erreichte, hob sie es behutsam auf und machte sich langsam auf den Rückweg. Die Erde hing tief über dem Horizont. Bläulich, mit weißen Wolkenschlieren, stachen die Umrisse der Kontinente beige und grünlich hervor. Ein unbekannter Ort mit fremden Farben für sie. Jenn achtete nicht weiter darauf. Ihr Blick war fest auf die Station gerichtet. Vierundzwanzig in einem Kreis angeordnete Gebäude mit einem größeren Habitat in der Mitte, zu dem die Gänge wie die Speichen eines Rades liefen. Die mit Regolith beschichteten Kuppeln verschmolzen mit der grauen Wüstenlandschaft. Nur der Mondgarten mit seiner transparenten Außenhülle bildete eine Ausnahme. Er benötigte die dicke Schicht aus Mondstaub nicht, um Bewohner vor der Strahlung zu schützen, und gestattete sowohl einen Ausblick auf den Shackletonkrater, als auch auf die Erde.

Jenn begab sich zur Luftschleuse, die direkt an Goozers Werkstatt angeschlossen war. Sie legte das Solarpanel ab und drehte das dreispeichige Rad in der Mitte der dicken, weißen Tür, bis sich das Außenschott öffnen ließ. In dem kleinen Raum dahinter war gerade so viel Platz, dass vier Personen hereinpassten. Jenn bugsierte das Panel durch die schmale Tür und zog das Schott hinter sich zu. Als die Lampe auf grün schaltete, löste sich der Verriegelungsmechanismus des Innenschotts und sie konnte die Station betreten. In der Reinigungskammer begann sie damit, die dünne Staubschicht zu entfernen. Mit geübten Bewegungen schrubbte sie die Oberseite des BioSuits ab und betätigte die Wasserdüsen an der Decke. Geduldig sah sie zu, wie die trübe Flüssigkeit zu ihren Füßen ablief. Im Umkleideraum schlüpfte aus dem engen BioSuit und verstaute Helm und Anzug in der dafür vorgesehenen Aufbewahrungseinrichtung, wo die Sachen trocknen konnten. Wie eine Reihe von Vogelscheuchen pflegte ihr Vater bei dem Anblick der aufgereihten Anzüge zu sagen. Sie zog einen blauen Overall an und lief in die Werkstatt. Goozer saß über den Tisch gebeugt und inspizierte durch eine Leuchtlupe eine Platine. Das Licht der Lampe spiegelte sich in seinen runden Brillengläsern.

»Wie sieht es aus?«, fragte er.

»Sonst war alles intakt. Aber das defekte Panel ist zur Hälfte zerschmettert worden.«

»Ist auch in unserer Schlafphase einiges heruntergekommen«, meinte Köhler. »Man konnte die Einschläge spüren.« Der sehnige Mann saß am runden Tisch im hinteren Teil der Werkstatt, vor sich einen Becher und eine Flasche, beide aus dem dunkelgrauen Material, das der 3-D-Drucker ausgab, und trank etwas von dem selbstgebrannten Alkohol.

»Es waren auch einige größere Brocken dabei.« Jenn zeigte die Größe mit den Händen an. »Einer hat die äußere Reihe der Kollektoren knapp verfehlt.«

»Der hätte auch uns aufs Dach fallen können«, brummte Goozer.

Köhler trank einen Schluck. »Ich glaube, das meiste ist im Krater gelandet.«

»Ein richtiger kleiner Schwarm.« Goozer legte die Platine beiseite und wuchtete seinen massigen Körper vom Stuhl. Der Techniker ging zum runden Tisch und setzte sich Köhler gegenüber. Mit einer seiner großen Hände zog er einen Becher zu sich heran. »Du auch?«, fragte er Jenn mit einem Schulterblick.

»Was findet ihr nur an dem Mist?«, sagte Jenn.

»Gewohnheit, meine Liebe«, antwortete Goozer. Er trank den Becher mit einem Zug leer und verzog das Gesicht.

Jenn nahm zwischen den beiden Männern Platz.

»Wir könnten mal die Rezeptur ändern!«, meinte Köhler.

»Viel Auswahl haben wir nicht und ich muss jetzt schon Ruth darum anbetteln, dass ich etwas von dem Weizen bekomme. Purer Luxus nennt sie das. Dabei hält das Zeug die halbe Station zusammen.«

Jenn griff nach dem Wasserbehälter und goss sich ebenfalls ein. Sie nahm einen kleinen Schluck und ließ das Wasser eine Weile im Mund, bevor sie es herunterschluckte.

Goozer hob den Becher. »Auf die Sonnenenergie.«

»Auf den Fortschritt«, bekräftige Köhler.

Der Techniker klopfte auf die Tischplatte. »Aber andersherum, was hat uns der ganze Fortschritt genutzt? Jetzt sitzen wir hier fest und kommen weder vor noch zurück.«

»Gut, wenn man es so sieht ...« Köhler trank und strich sich mit dem Ärmel über den Mund. »Aber ohne den Fortschritt wären wir niemals ins All aufgebrochen.«

»Ich weiß nicht, ich weiß nicht ...«, murmelte Goozer. »Es wurde doch immer gemacht, was getan werden konnte. Gab es auch nur einen Cent zu gewinnen, ging man über Leichen. Und wenn man jemanden suchte, der die Verantwortung dafür übernahm, gab es niemanden. So ging es also die ganze Zeit. Kurzlebige Menschen trafen mit ihren großen Firmen Entscheidungen, die ihnen kurzfristig Gewinn brachten und unwiderruflich den Ast absägten, auf dem wir alle saßen. So ist der Mensch! Beklage ich mich darüber?« Goozer schüttelte seinen massigen Schädel. »Aber vielleicht wäre ich nicht hier, wenn die menschliche Natur eine andere wäre.«

»Ich dachte, du wolltest wieder zurück?«, fragte Jenn. Goozers Frau und sein Sohn waren auf der Erde zurückgeblieben. Was eine Trennung von einem halben Jahr werden sollte, hatte sich auf unbestimmte Zeit ausgedehnt. Und vermutlich lebte dort ohnehin niemand mehr. Aber Jenn hatte gelernt, diese Gedanken für sich zu behalten.

Goozer sah durch seine runden Brillengläser zu der Stelle, wo sich hinter der dicken Wand der blaue Punkt der Erde befinden musste. »Je länger ich von der Erde fort bin, um so mehr vermisse ich sie. Ich wünschte, ich hätte sie nie verlassen.«

Vermutlich wärst du dann tot, dachte Jenn und nippte an dem Wasserbecher.

»Du kennst die Erde nicht«, sagte Goozer zu ihr. »Du weißt nicht, wie es dort ist.«

Goozer und Köhler stießen gemeinsam an und schwiegen. Schließlich lachte Köhler leise. »Warum sollten wir zurückkehren? Wir haben hier die Chance, eine neue Gesellschaft aufzubauen. Eine bessere!«

Wie immer war seine Stimme ruhig. Noch nie hatte Jenn gesehen, dass er nervös oder hektisch wurde, obwohl er von ihnen allen die meisten Außeneinsätze durchführte.

Goozer verzog das runde Gesicht, tastete mit der Zunge nach seinem Backenzahn und ließ den Alkohol in seinem Mund etwas wirken. »Ich weiß nicht, was ich darüber denken soll, aber immer dann, wenn in der Vergangenheit eine bessere Gesellschaft geschaffen werden sollte, endete das mit Tod und Diktatur. Immer war die Freiheit das erste, was geopfert wurde. Und immer mussten Menschen für das Versprechen einer besseren Gesellschaft sterben. Es beginnt immer damit, dass der Einzelne nichts mehr wert ist.«

»Und was schlägst du vor?«

»Ich? Ich bin kein Politiker. Frag schlauere Menschen als mich. Ich sage nur, dass wir beim Einzelnen anfangen sollten. Ist der Einzelne frei und hat seinen Wert, ergibt sich alles andere von selbst.«

Köhler beugte sich über den Tisch. »Die sogenannte Freiheit des Einzelnen bedeutet bloß, dass einige wenige Menschen unwahrscheinlich reich und die meisten anderen...
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Autor

Michael J. Awe wurde 1973 in Münster geboren und lebt heute mit seiner Frau in Bonn. Privat taucht er gerne in vergangene oder zukünftige Welten ein, was sich auch in seinem Schreiben widerspiegelt, das sich von historischen Stoffen über Fantastik bis hin zur Science-Fiction erstreckt. Sein erster Roman, »Der Neiding«, erschien 2019. Mit »Shackletons Kinder« legte er 2024 seinen zweiten Roman vor.