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Ikarus

Sarah Contis dritter Fall
BuchGebunden
352 Seiten
Deutsch
Kein & Abererschienen am13.09.20241. Auflage
Sarah Contis dritter Fall | Ein hochgelobter Psychiater wurde grausam ermordet. Hinweise auf den Täter und sein mögliches Motiv sind kaum auszumachen. Es sind die heißesten Tage des Jahres, und nach einer unheilvollen Gewitternacht stehen Sarah Contis Kollegen mit einem neuen Fall vor der Tür. Alle Indizien am Tatort weisen auf brutalen Mord. Auf der Suche nach dem Motiv begibt sich Sarah Conti zunächst auf die Spuren des Opfers - ein angesehener Psychiater, dessen Leben in bester Ordnung gewesen zu sein schien: eine glückliche Familie in einem beschaulichen Zuhause, ein herausragender Posten in einer psychiatrischen Privatklinik und zahlreiche Bewunderer seiner fachlichen Expertise. Doch nach und nach bekommt die Fassade Risse, und das Opfer offenbart sein zweites Gesicht.mehr
Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR23,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR17,99

Produkt

KlappentextSarah Contis dritter Fall | Ein hochgelobter Psychiater wurde grausam ermordet. Hinweise auf den Täter und sein mögliches Motiv sind kaum auszumachen. Es sind die heißesten Tage des Jahres, und nach einer unheilvollen Gewitternacht stehen Sarah Contis Kollegen mit einem neuen Fall vor der Tür. Alle Indizien am Tatort weisen auf brutalen Mord. Auf der Suche nach dem Motiv begibt sich Sarah Conti zunächst auf die Spuren des Opfers - ein angesehener Psychiater, dessen Leben in bester Ordnung gewesen zu sein schien: eine glückliche Familie in einem beschaulichen Zuhause, ein herausragender Posten in einer psychiatrischen Privatklinik und zahlreiche Bewunderer seiner fachlichen Expertise. Doch nach und nach bekommt die Fassade Risse, und das Opfer offenbart sein zweites Gesicht.
ZusammenfassungSarah Contis dritter Fall | Ein hochgelobter Psychiater wurde grausam ermordet. Hinweise auf den Täter und sein mögliches Motiv sind kaum auszumachen.
Details
ISBN/GTIN978-3-0369-5047-1
ProduktartBuch
EinbandartGebunden
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum13.09.2024
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.3
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht367 g
Artikel-Nr.55959828
Rubriken

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Prolog

Die junge Frau war erschöpft. Zwar hatte sie schon viel gesehen, aber nur selten ließ sie zu, dass die Bilder den Panzer durchdrangen, der sie vor unerwünschten Gedanken schützte. Sie hatte sich auf eine Bank im Wald gelegt. Es war ihr bevorzugter Platz, um nachzudenken, um Kraft und Wut zu sammeln. Ohne Wut ging nichts. Irgendwann war sie zur Droge geworden. Doch während die anderen Drogen fürs Abschalten waren und für die Träume, die unbeherrschbar blieben, steuerte die Wut nach außen. Manchmal geradezu wild. Dröhnend. Dann wäre die junge Frau zu allem fähig, sie könnte jeden Feind niederschlagen, jeden Spießer vor den Zug stoßen, sogar der eigenen Mutter die Meinung entgegenschreien, wenn sie noch leben würde.

Jetzt, in diesem Moment, unter den Buchen im Wald, war die Wut fast aufgezehrt. Wie etwas, das sich schmollend verzogen hatte, weil der Trägerin die Energien ausgegangen waren. Der Abend war angebrochen, die Luft stand still, es war noch immer viel zu warm, von der Stadt war nichts zu hören und wenig zu sehen, nur die Trams kreischten durch die Kurven, und von sehr fern vibrierte eine Sirene.

Die letzte Nacht war übel gewesen. Beim Gedanken daran spürte sie, wie die Wut sich leise wieder in ihr regte. Sie richtete sich auf und hob den Rucksack aus schwarzer Jute, den sie neben sich gelegt hatte, auf die Bank. Sie fühlte sein Gewicht, atmete schwer und versuchte mit fahrigen Fingern die Schlaufe zu öffnen. Sie fühlte sich alt. Was konnte das Leben noch bieten, wenn das Öffnen eines Rucksacks zur Schwerstarbeit geworden war? Was hatte die Oma sie gelehrt? Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott. Es ging nicht lange, bis sie den Spruch zu verfluchen begann. Das Gegenteil war richtig, denn erstens gab es diesen Gott gar nicht. Und zweitens hatte sie zwar versucht, sich selbst zu helfen, aber es war immer öfter in die Hosen gegangen. Pech gehabt. Je mehr sie den Eindruck hatte, dass sie eine Sache oder einen Menschen in den Griff bekam, umso heftiger fiel die Quittung aus.

Als sie die Schlaufe endlich gelöst hatte, hörte sie ein Geräusch. Sie war empfindlich, wenn ein Geräusch nicht stimmte. Bei diesem Geräusch, das langsam stärker wurde, war sie sich unschlüssig, ob es ein falsches war. Falsche Geräusche, so hatte sie lernen müssen, gingen an den Körper oder an die Seele, und zwar so, dass es übel endete. Setzte die Mutter die Kaffeetasse mit einem bestimmten Schwung auf den Teller, gab es Ärger. Fuhr der Schlüssel von Mutters Freund mehrmals um das Schloss, bis sich die Türe doch noch öffnete, folgten Schläge, weil der Hausfreund besoffen war.

Fehlalarm. Zuerst kam ein Hund, ein heller Retriever, der sie ungläubig anstarrte und gleich darauf im Buschwerk verschwand, bevor sein Gebieter heranstapfte, ein alter Mann mit Schlapphut und Stock, der ebenfalls überrascht schien, doch halbwegs freundlich nickte und eilig von dannen zog. Das scheuernde Geräusch, das der Hund zwischen den Stauden produziert hatte, bevor er plötzlich vor ihr aufgetaucht war, hörte sich in der Fortsetzung und aus dem Waldesinneren nur noch wie ein feines Wischen an, das gleich weg sein würde. Das Abenteuer hatte keine fünf Minuten gedauert.

Sie hätte ihr Messer nicht gebraucht, zum Glück. Denn es war ihr nicht gelungen, den Rucksack rechtzeitig zu öffnen.

Auf einem Trip waren fünf Minuten eine Ewigkeit. Es kam auf den Stoff und auf den Mix an, klar. Aber so oder so, die Zeit geriet wirklich aus den Fugen, was sie ja gewollt hatte. Jedenfalls zu Beginn, als sie geglaubt hatte, Herrin über ihre Exkursionen zu sein. Schluss mit den Vorschriften, den Zwängen, den Befehlen, dem ganzen Mief aus Alltag und Bosheit. Aber eines Morgens, als sie sich wieder einmal hundeelend gefühlt hatte, hatte sie sich einen Ruck gegeben.

Seither war sie zwar keineswegs clean, aber sie hatte sich einen Entscheidungsspielraum erkämpft, eine fragile Autonomie, die sie hütete wie ihr zweites Selbst.

Früher war sie eine gute Schülerin gewesen. Es war ihr leicht gefallen, Dinge auswendig zu lernen und Wissen zu verknüpfen. Manche hatten sie beneidet, während sie sich schneller langweilte, als ihr lieb war. Dann begann sie Intrigen zu spinnen, die einen gegen die anderen aufzubringen, weniger aus Bosheit als aus der Neugier heraus, was sich daraus entwickeln würde. Viele, so kapierte sie dann, hatten wenig bis nichts dagegen, wenn man sie ein bisschen manipulierte. Führung tat nicht weh, wenn man es geschickt machte, und ein gewisser Halt war durchaus willkommen. Als sie spürte, dass sich auch die Jungs beeinflussen ließen, wenn man ihnen den Schmus brachte, hatte sie eine neue Art von Macht erreicht, die von den Lehrern zuerst beargwöhnt und schließlich unterhöhlt wurde. Man versuchte, nicht ohne Erfolg, sie zu isolieren.

Wieder schreckte sie auf. Von irgendwoher knallten Schüsse. Offenbar hatten sich die Schützen in ihrem Stand eingerichtet, denn die Schüsse fielen bald mehr oder weniger regelmäßig und in einem Rhythmus, der alle Schweizer Schützenvereine auszeichnete. Zuerst wurde geredet, dann wurde abgedrückt, dann wurde wieder geredet, und zwischendurch aß man sich durch Berge von Bratwürsten. Im Hintergrund orgelte Volksmusik.

Sie holte das Smartphone aus der Seitentasche des Rucksacks. Sie hatte es in ein Futteral aus Kunststoff gesteckt, dessen Außenseite ein Smiley mit Vampirzähnen zierte. Rasch überflog sie die Nachrichten. Seit der letzten Nacht hatte sich wenig geändert. Nochmals stieg Wut auf, die gleich wieder verflachte. Der Kerl, den sie in der vergangenen Nacht abgeschleppt hatte, war gar nicht so übel gewesen. Überdies hatte er ihr gleich zu Beginn dreihundert Franken zugesteckt. Ein königliches Honorar.

Sie öffnete Google Maps. Zuerst nahm sie sich den Stadtplan vor, wie er sich im Bild der Straßen und Plätze darbot. Dann wechselte sie in die Satellitenansicht. Mit einem Schlag verwandelte sich alles in eine Luftbild-Perspektive, aus der sich die Grünflächen der Stadt Zürich geradezu gierig hervordrückten. Sollte noch mal jemand sagen, Zürich sei eine Betonwüste. Mancherorts schon, doch selbst in der Innenstadt und in den Vororten erst recht war Grün die Zauberfarbe, vor der sich die Verkehrswege, die Häuser und die unzähligen Kirchen mit Stolz in Position brachten.

Verdammter Frieden , fluchte sie vor sich hin. Alles nur Lug und Trug. Aber wartet nur, meine Lieben.

Vielleicht gäbe sie eine gute Terroristin ab. Nicht zu warm, nicht zu kalt. Kalt und kalkuliert im Kopf, warm und beherzt in der Seele, um das Feuer des Kampfs nicht ausgehen zu lassen.

Aber nein, sie wäre nicht stark genug, alles von sich zu weisen, was nur irgendwie nach Mitgefühl roch. Doch Mut besaß sie, die Wut ohnehin, zudem war sie ein wenig rachsüchtig und entsprechend raffiniert, und dass Gerechtigkeit von Fall zu Fall hergestellt werden musste, verstand sich von selbst. Dafür war kein Terrorismus vonnöten.

Sie strich sich die langen schwarzen Haare aus dem Gesicht und warf den Kopf nach hinten. Sie war eine attraktive junge Frau. Vielleicht einen Kopf zu klein, doch schlank und muskulös, und hätte sie endlich das Drogenzeugs hinter sich gebracht, wäre sie mit großen Schritten in der Welt gelandet. Sie vertiefte sich wieder in Google Maps. Je nach Ausschnitt war der Zürichsee entweder riesig wie ein Meer aus blaugrüner Farbe, oder er krümmte sich winzig klein wie ein Engerling. Dass die Stadt von allen Seiten außer im Westen von Hügeln gesäumt wurde, machte sie lieblich, jedenfalls durch die verklärende Brille des Smartphones.

Sie zoomte den Hönggerberg heran, fuhr mit dem Zeigefinger über den Zürichberg, rutschte hinunter zum Greifensee, wieder hoch in Richtung Pfannenstiel und landete irgendwo auf einer Autobahn, die mehr oder weniger parallel zum rechten Seeufer in Richtung Gebirge steuerte.

Plötzlich musste sie lachen. Es klang kurz und bitter, durchsetzt von einem Huster, der nichts Gutes verhieß. Da gaffte sie auf den Screen, wo ihr doch die ganze Herrlichkeit leibhaftig zu Füßen lag.

Tatsächlich gab die Bank eine Aussicht frei, die die Nähe des Greifensees erahnen ließ. Der Rest ihrer Umgebung war Busch und Strauch, Baum und totes Gehölz, das sich hier zu allerlei grotesken Gebilden verrenkte. In der Nacht konnte das schön unheimlich werden.

Ausgerechnet jetzt begann das Smartphone zu summen. Sie erkannte einen Namen, grunzte und stoppte den Anrufer. Wie jemanden, dessen man sich ohnehin sicher war.

Es war dunkel geworden. An den Hängen, die hinab zum Greifensee und ins Tal der Glatt führten, gingen vereinzelt die Lichter an. Die meisten Leute würden auf den Balkonen oder im Garten sitzen und das Fleisch auf den Grill werfen. Sie waren zufrieden oder taten so und redeten es sich ein, weil es unbequem gewesen wäre, sich und seinesgleichen mit dem Gegenteil zu konfrontieren.

Wieder nestelte sie an ihrem Rucksack. Aus dem Untergrund, der ein Kuddelmuddel war, holte sie eine fleckig gewordene Banane hervor, die nach Süden roch, und ein Döschen, das sie vorsichtig öffnete. Sie zog sich das weiße Pulver in die Nase, unterdrückte ein Niesen und wartete auf den Effekt.

In der Zwischenzeit beschäftigte sie sich mit einer schwarzen Kladde, die zuunterst im Sack gelegen hatte. Sie blätterte und fand fast auf Anhieb, was sie gesucht hatte. Es handelte sich um ein Foto, dessen Farben bleich geworden waren und dessen Papier sich brüchig anfühlte. Sie strich über das Foto, als wollte sie ihm Form und Leben einhauchen, hielt es dann nah vor das Auge und senkte es mit der größten Behutsamkeit vor den Mund. Ihre Lippen küssten das Bild, als wäre es ein Heiligtum.

Tatsächlich war es ein Heiligtum. Vielleicht das einzige Heiligtum, das ihr das Leben bisher beschieden hatte.

Bevor sie hätte weinen können, was sie eigentlich geplant gehabt hatte, weil nur das Weinen ihre grenzenlose Liebe und ihren grenzenlosen Hass auszudrücken vermochte, begann das Kokain seine Wirkung zu entfalten. Es war, wie häufig bei ihr, ein Mix aus Wachheit und Distanz, der sich meldete, eine Trance, die sie bei Sinnen hielt, während sie zusehends neue Kräfte fühlte. Na ja, vermutlich belügst du dich selbst , dachte sie amüsiert.

Nachdem sie den Anrufer, den sie vorher weggedrückt hatte, zurückgerufen hatte, war sie zufrieden. Alles hatte die Erwartungen überstiegen. Sie aß die Banane, ordnete den Rucksack, blickte sich prüfend um, ob sie jemand gesehen oder belauscht hatte, stand auf, zog sich die Kappe über die Stirn, sodass sie wie ein Seemann aussah, und marschierte in südöstlicher Richtung hinunter in die Großstadt Zürich, während sie versuchte, einen Marsch zu pfeifen.

 
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Kritik
»Und wieder ist [Martin Meyer] ein feingeistiger Roman gelungen, der mit der kultivierten, durch und durch sympathischen Ermittlerin überzeugt.« Karin Breyer, 50plus Magazin, 01.09.2024 50plus Magazin 20240901mehr
Ladenbeschreibung

Es sind die heißesten Tage des Jahres, und nach einer unheilvollen Gewitternacht stehen Sarah Contis Kollegen mit einem neuen Fall vor der Tür. Alle Indizien am Tatort weisen auf brutalen Mord. Auf der Suche nach dem Motiv begibt sich Sarah Conti zunächst auf die Spuren des Opfers - ein angesehener Psychiater, dessen Leben in bester Ordnung gewesen zu sein schien: eine glückliche Familie in einem beschaulichen Zuhause, ein herausragender Posten in einer psychiatrischen Privatklinik und zahlreiche Bewunderer seiner fachlichen Expertise. Doch nach und nach bekommt die Fassade Risse, und das Opfer offenbart sein zweites Gesicht.
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Schlagworte

Autor

Fabio Lanz ist das Pseudonym des Publizisten und Autors Martin Meyer. Geboren in Zürich, durchlief er eine Karriere in diversen Tätigkeiten, bevor er das Schreiben entdeckte. Dabei entwickelte sich sein Blick für das Schöne und das Böse. Fabio Lanz lebt in Zürich und in der Provence. Nach Ein kaltes Herz (2021) und Das Fallbeil (2023) erscheint 2024 mit Ikarus der dritte Band seiner Zürich-Krimireihe.