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Düstere Provence

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am29.04.20201. Auflage
Die Provence war noch nie so düster - Der fünfte Fall für Commissaire Albin Leclerc von Bestseller-Autor Pierre Lagrange Eine Mordserie erschüttert die Provence. Drei Männer sind bereits tot: ein Bankier, ein Priester und ein Restaurant-Besitzer. Sie alle haben vor 25 Jahren gegen Louis Rey ausgesagt. Jetzt kommt der ehemalige Gangsterboss aus dem Gefängnis. Und er rächt sich. Als Albin Leclerc die Ermittlungen aufnimmt, glaubt er noch, dass seine privaten Probleme seine einzigen wären. Doch schon bald wird es ernst für den Commissaire. Denn er ist der vierte Mann, den der Gangster beseitigen will.

Pierre Lagrange ist das Pseudonym eines bekannten deutschen Autors, der bereits zahlreiche Krimis und Thriller veröffentlicht hat. In der Gegend von Avignon führte seine Mutter ein kleines Hotel auf einem alten Landgut, das berühmt für seine provenzalische Küche war. Vor dieser malerischen Kulisse lässt der Autor seinen liebenswerten Commissaire Albin Leclerc gemeinsam mit seinem Mops Tyson ermitteln.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDie Provence war noch nie so düster - Der fünfte Fall für Commissaire Albin Leclerc von Bestseller-Autor Pierre Lagrange Eine Mordserie erschüttert die Provence. Drei Männer sind bereits tot: ein Bankier, ein Priester und ein Restaurant-Besitzer. Sie alle haben vor 25 Jahren gegen Louis Rey ausgesagt. Jetzt kommt der ehemalige Gangsterboss aus dem Gefängnis. Und er rächt sich. Als Albin Leclerc die Ermittlungen aufnimmt, glaubt er noch, dass seine privaten Probleme seine einzigen wären. Doch schon bald wird es ernst für den Commissaire. Denn er ist der vierte Mann, den der Gangster beseitigen will.

Pierre Lagrange ist das Pseudonym eines bekannten deutschen Autors, der bereits zahlreiche Krimis und Thriller veröffentlicht hat. In der Gegend von Avignon führte seine Mutter ein kleines Hotel auf einem alten Landgut, das berühmt für seine provenzalische Küche war. Vor dieser malerischen Kulisse lässt der Autor seinen liebenswerten Commissaire Albin Leclerc gemeinsam mit seinem Mops Tyson ermitteln.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104911847
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum29.04.2020
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.5
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1875 Kbytes
Artikel-Nr.4936611
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Blut fordert Blut, dachte Louis Rey und wartete vor der schweren Stahltür. Er trug einen dunkelblauen Anzug von Armani, allerdings in einem Schnitt aus den neunziger Jahren, dazu zeitlose Schuhe von Gucci. Das zur Hälfte aufgeknöpfte Hemd war fast so weiß wie seine Haare, die auf dem Kopf und die auf der Brust. Er hielt eine kleine Sporttasche in der Hand, die durch den Kunstledergriff schon ganz schwitzig war.

Er spürte seinen Puls. Er ging schneller als normal. Kräftiger. Kein Wunder. Es lag an der Aufregung und dem Zorn. Denn Blut, überlegte Rey und starrte auf den mattgrauen Lack vor sich, Blut will fließen. Dazu ist es gemacht. Wie Benzin für Motoren. Es treibt den Körper an. Es hat nur diesen einen Zweck. Es pumpt durch die Adern und Venen und hält die große Maschine am Laufen. Blut ist der Saft des Lebens. Aber es braucht ein geschlossenes System. Wird es beschädigt, sucht sich das Blut seinen Weg, genau wie Wasser. Genau wie das Leben. Es läuft aus einem heraus und kommt nicht mehr zurück. So einfach ist das.

Viele drehen durch, sobald sie ein paar Tropfen verlieren. Denn weg ist weg, und die Reserven sind begrenzt. Ein Fingerhut voll versetzt manche Menschen bereits in Panik. Dabei verfügt jeder Mensch über fünf bis sechs Liter, je nach Konstitution, Männer mehr als Frauen. Bei einer Geburt geht allenfalls ein halber Liter verloren. Nicht der Rede wert. Erst ab zwei Litern wird es kritisch. Andererseits kann bereits ein Viertelliter nach der zehnfachen Menge aussehen, wenn man ihn überall an den Wänden und auf dem Fußboden verteilt. Schmeiß mal ein Bierglas an die Wand und stell dir die Pfützen und Spritzer in Rot vor. Das gibt schon eine ziemliche Sauerei, wusste Louis Rey und wartete weiter.

Schon seit fast fünf Minuten stand er hier. Vielleicht machten die Idioten das extra, um ihn zu ärgern, oder es war eine Art bescheuertes Ritual. Rey befeuchtete seine trockenen Lippen, streckte das Kinn hoch, rollte den Kopf im Nacken und zählte die Schrauben am Türrahmen, der ebenfalls aus Stahl und grau lackiert war.

Er hatte Blut auf jede nur erdenkliche Art und Weise fließen sehen. Aus manchen Menschen spritzte es wie aus einem defekten Schlauch. Es blubberte wie ein Geysir, tropfte wie ein leckender Wasserhahn oder floss gemächlich wie ein purpurner Fluss. Er hatte gesehen, wie es aus Schusswunden sprudelte, aus klaffenden Schnitten, zerquetschten Nasen, geplatzten Muskeln und offenen Brüchen rann. Manches Blut war hellrot, anderes dunkel. Es roch nach Metall, wenn es frisch war, und stank schon nach kurzer Zeit abartig - umso schlimmer, je älter es war.

Es gab Freaks, die auf Blut standen. Sie sahen es gern und machten manchmal irgendwelchen Scheiß damit, spielten herum und genossen es, wenn es warm an den Fingern klebte. Das Blut ihrer Gegner an den eigenen Händen: das stärkste Symbol für Macht. Tja. Für einige arme Irre war es eine Art Elixier, eine Droge. Gefährliche Typen, deren Sucht und Gier man zwar für sich ausnutzen konnte, vor denen man sich aber dennoch vorsehen musste, weil sie schlicht und ergreifend nicht ganz richtig im Kopf waren. Wandelnde Zeitbomben, die jederzeit explodieren konnten, und dann wollte man mit Sicherheit nicht in der Nähe sein.

Louis Rey war Blut jedenfalls stets völlig egal gewesen. Für ihn hatte es keinerlei Bedeutung gehabt. Er hatte es höchstens lästig gefunden, und wenn Menschen entweder gar keines hätten oder schlicht und ergreifend nicht bluten würden, wäre ihm in der Vergangenheit ziemlich viel Ärger erspart geblieben. Denn wann immer Leute bluteten, blieben Spuren zurück, die man mit Bleiche oder sonst was aufwändig beseitigen musste und dabei wiederum neue Spuren hinterließ. Man konnte sich außerdem noch so vorsehen - es blieben immer irgendwo verräterische Mikrotröpfchen an den Fingern, im Hemdstoff oder auf den Schuhen zurück. Nein, Blut war ein lästiges Mistzeug.

Aber inzwischen dachte Rey anders darüber - gerade jetzt im Moment zum Beispiel, während die Tür sich nach einem Surren endlich automatisch öffnete und mit einem dumpfen Klacken vor ihm aufsprang. Seine Sichtweise hatte sich in den vergangenen fünfundzwanzig Jahren radikal verändert. Jetzt, dachte Louis und schritt in den langen Raum, wollte er Blut sehen. Jede Menge davon. Er wollte es an den Fingern spüren und beobachten, wie es sich zu Pfützen ergoss. Er wollte hören, wie Knochen splitterten, Sehnen rissen, und fühlen, wie Klingen in Fleisch eindrangen, um es zu zerteilen. Definitiv. Es würde so sein wie in der Bibel, die er in der Zelle häufig gelesen hatte und wo es hieß: »Und der zweite Engel goss aus seine Schale ins Meer; und es wurde zu Blut wie von einem Toten, und alle lebendigen Wesen im Meer starben.« Und an einer anderen Stelle stand auch: »Ohne Blutvergießen geschieht keine Vergebung.«

Aber an Vergebung war Louis Rey ohnehin nicht interessiert. Nein, keine Vergebung, für niemanden.

Rey ging durch den Flur zu einer Art Tresen. Hier roch es immer noch so wie auf der anderen Seite der Stahltür - nach Menschen und Putzmitteln. Wie in einem Altersheim. Hinter dem Ausgabeschalter stand ein uniformierter Angestellter der Justizvollzugsbehörde. Sein Name war Jean, gut zwei Köpfe größer als Rey. Jean grüßte ihn wortlos mit einem Nicken. Rey stellte seine Tasche auf dem Metalltisch vor sich ab. Er öffnete den Reißverschluss und sah ein paar seiner Habseligkeiten aus der Zelle sowie die Broschüre für die Haftentlassung mit den Checklisten für das Leben nach dem Knast.

In den letzten Wochen hatte er mit ziemlich viel Papierkram zu tun gehabt. Es war ein bürokratischer Irrsinn, um was man sich alles kümmern musste. Mit einem Fingerschnippen wurde man aus der Matrix des Alltags entfernt und in den Knast gesteckt. Sich wieder in die Matrix einzufügen war hingegen nicht so leicht: Sozial- und Krankenversicherungen, Rentenbescheide, eine Adresse, eine Wohnung, Zuschüsse des Staates, Abschlussberichte, ein neuer Führerschein, Erstausstattungen ... Vor fünfundzwanzig Jahren hatte sich Rey um nichts kümmern müssen. Andere hatten das für ihn getan. Er hätte sich sogar Leute anstellen können, die ihm jeden Morgen den Hintern abwischten. Aber jetzt hatte er nichts mehr. Nichts und niemanden. Na ja, fast niemanden. Nur eine einzelne treue Seele war verblieben.

Jean nahm einen Karton aus dem Regal, der mit Louis Reys Namen beschriftet war. Er zog einige Plastikbeutel heraus und ließ sich quittieren, dass er sie Rey übergeben hatte, der die Verpackungen nacheinander öffnete. Die Seidenkrawatte steckte er in die Sporttasche. Den inzwischen viel zu weiten Gürtel zog er durch die Schlaufen an der Hose, die goldene Rolex mit den Brillanten legte er an. Auch sie saß zu locker. Er würde das Armband anpassen lassen müssen oder die Uhr beim Juwelier versetzen, weil er vielleicht das Geld brauchen würde, je nachdem.

Jean pfiff durch die Zähne. »Eine echte Rolex. Die wird ein Vermögen wert sein.«

Rey sparte sich einen Kommentar und nahm die Geldbörse, in der sich lediglich ein paar lausige Geldscheine befanden. Früher hatte er stets ein paar tausend Francs dabeigehabt. Er warf das Portemonnaie in die Sporttasche, ließ das Feuerzeug von Cartier folgen, zwei mit Monogramm bestickte Taschentücher aus feinem Stoff und eine noch nicht geöffnete Packung Gauloises Blondes.

»Wirst dich wundern«, sagte Jean. »Hat sich viel geändert dort draußen im letzten Vierteljahrhundert.«

»Manche Dinge ändern sich nie«, erwiderte Rey.

»Wenn du das sagst.«

Rey setzte seine letzte Unterschrift. Aber Jean hatte nicht Unrecht, dachte er. Die Welt hatte sich in einem atemberaubenden Tempo weitergedreht. Er hatte Zellennachbarn gehabt, die regelrecht Angst vor dem hatten, was sie draußen erwartete.

Rey nahm einige Dokumente an sich, steckte sie ebenfalls in die Sporttasche und verschloss sie schließlich. Fertig. Das war es dann.

Jean sagte: »Herzlichen Glückwunsch.« Er grinste belustigt. »Und was machst du draußen? Dein Imperium wieder aufbauen?«

Sterben, dachte Rey. Sterben werde ich. Aber ein paar Leute nehme ich mit auf die große Reise.

»Ich weiß nicht, wovon du redest, Jean«, erwiderte er und fasste nach der Tasche.

»Na, du hast doch bestimmt ein paar Schweizer Konten und Immobilien?«

Rey zuckte mit den Schultern. Früher gab es Immobilien und Schweizer Konten. Er hatte alles gehabt. Jetzt war alles weg.

»Sind wir dann fertig?«, fragte er.

»Wir sind fertig«, bestätigte Jean und machte eine Geste zu einer weiteren Stahltür.

Rey nickte und setzte sich in Bewegung. Vor der Tür, die der vorherigen glich, blieb er stehen und wartete darauf, dass Jean sie öffnete. Einen Moment später gab es einen elektrischen Summton. Die Tür sprang auf und füllte das Halbdunkel mit gleißendem Sonnenlicht. Rey gab sich einen Moment, schloss die Augen, sog die frische Luft ein. Dann ging er schließlich nach draußen. Hinter ihm fiel die Tür wieder zu. Er hörte den metallischen Ton der Verriegelung. Er öffnete die Augen und blinzelte in den hellblauen Morgenhimmel, der sich wolkenlos über der Provence spannte. Es war noch frisch, aber es würde zweifellos ein heißer Tag werden.

Rey ließ seinen Blick über die Flächen mit dem von der Sonne verbrannten Rasen schweifen. Er hörte das ferne Rauschen vom Verkehr und das leise Zischen von Bewässerungsanlagen. Er sah zwei Lkw, die durch den Kreisverkehr fuhren und auf das Gelände des Centre Pénitentiaire d´Avignon abbogen. Sie waren an den Seiten mit Bildern bedruckt, die Obst-Arrangements zeigten, und stoppten direkt...
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Autor

Pierre Lagrange ist das Pseudonym eines bekannten deutschen Autors, der bereits zahlreiche Krimis und Thriller veröffentlicht hat. In der Gegend von Avignon führte seine Mutter ein kleines Hotel auf einem alten Landgut, das berühmt für seine provenzalische Küche war. In dieser malerischen Kulisse lässt der Autor seinen liebenswerten Commissaire Albin Leclerc gemeinsam mit seinem Mops Tyson ermitteln.