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Leise steigt die Flut

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am28.09.20221. Auflage
In einer stürmischen Dezembernacht verschwindet ein junges Mädchen auf den Scilly-Inseln vor Cornwall - der fünfte Fall für den charismatischen Ermittler Ben Kitto Kurz vor der alljährlichen Narzissenernte schleicht sich die elfjährige Jade Minear mit ihrem Zwillingsbruder Ethan nachts aus dem Haus und verschwindet auf dem Weg zum Strand spurlos. Ethan ist seither so traumatisiert, dass er nicht mehr spricht.  Detective Inspector Ben Kitto sucht jeden Winkel der kleinen Insel St. Martin's ab, es gibt nur wenige Orte, an denen ein Kind versteckt sein könnte. Aber eines wird ihm bei den Gesprächen mit den Inselbewohnern immer klarer: Die Minear-Familie, eine der reichsten der Scilly-Inseln, hat viele Feinde, und Jade ist in ernsthafter Gefahr.  Ben versucht herauszufinden, wer ihm etwas verheimlicht. Bis eine Leiche gefunden wird, und plötzlich niemand mehr sicher ist. »Tolle Urlaubslektüre« news-magazin »Ein spannender Plot vor einer Wahnsinnskulisse.« Westdeutsche Zeitung »Spannend und atmosphärisch erzählt Kate Penrose ihre Geschichte, die Einblick gibt in eine faszinierende Inselwelt.« Hamburger Abendblatt

Kate Penrose kennt die Scilly-Inseln vor der Küste Cornwalls wie ihre Westentasche. Seit Kindertagen verbringt sie fast jeden Sommer dort und ist jedes Mal aufs Neue fasziniert von dem atemberaubenden Naturparadies. Die Idee für eine Krimiserie mit diesem einzigartigen Schauplatz kam ihr spontan bei einem Restaurantbesuch, und aus ein paar hastig hingekritzelten Stichworten auf der Speisekarte wurde einige Monate später der erste Insel-Krimi. Kate Penrose, die auch unter dem Namen Kate Rhodes schreibt, lebt mit ihrem Mann, dem Autor David Pescod, in Cambridge am Ufer des River Cam.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR16,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextIn einer stürmischen Dezembernacht verschwindet ein junges Mädchen auf den Scilly-Inseln vor Cornwall - der fünfte Fall für den charismatischen Ermittler Ben Kitto Kurz vor der alljährlichen Narzissenernte schleicht sich die elfjährige Jade Minear mit ihrem Zwillingsbruder Ethan nachts aus dem Haus und verschwindet auf dem Weg zum Strand spurlos. Ethan ist seither so traumatisiert, dass er nicht mehr spricht.  Detective Inspector Ben Kitto sucht jeden Winkel der kleinen Insel St. Martin's ab, es gibt nur wenige Orte, an denen ein Kind versteckt sein könnte. Aber eines wird ihm bei den Gesprächen mit den Inselbewohnern immer klarer: Die Minear-Familie, eine der reichsten der Scilly-Inseln, hat viele Feinde, und Jade ist in ernsthafter Gefahr.  Ben versucht herauszufinden, wer ihm etwas verheimlicht. Bis eine Leiche gefunden wird, und plötzlich niemand mehr sicher ist. »Tolle Urlaubslektüre« news-magazin »Ein spannender Plot vor einer Wahnsinnskulisse.« Westdeutsche Zeitung »Spannend und atmosphärisch erzählt Kate Penrose ihre Geschichte, die Einblick gibt in eine faszinierende Inselwelt.« Hamburger Abendblatt

Kate Penrose kennt die Scilly-Inseln vor der Küste Cornwalls wie ihre Westentasche. Seit Kindertagen verbringt sie fast jeden Sommer dort und ist jedes Mal aufs Neue fasziniert von dem atemberaubenden Naturparadies. Die Idee für eine Krimiserie mit diesem einzigartigen Schauplatz kam ihr spontan bei einem Restaurantbesuch, und aus ein paar hastig hingekritzelten Stichworten auf der Speisekarte wurde einige Monate später der erste Insel-Krimi. Kate Penrose, die auch unter dem Namen Kate Rhodes schreibt, lebt mit ihrem Mann, dem Autor David Pescod, in Cambridge am Ufer des River Cam.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104915661
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum28.09.2022
Auflage1. Auflage
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse6093 Kbytes
Artikel-Nr.9165685
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Samstag, 18. Dezember

Meinem Großvater ging Schönheit über Sicherheit. Er hätte überall auf den Scilly-Inseln bauen können, aber er entschied sich für die Hell Bay an der Westküste Bryhers, wo das Haus jeder Sturmbö vom Atlantik her schutzlos ausgeliefert ist. Meine Freundin Nina scheint das Unwetter, das heute Abend tobt, gar nicht wahrzunehmen; obwohl es schon fast Mitternacht ist, sitzt sie seelenruhig am Küchentisch und schreibt Weihnachtskarten. Sie hat das Haus mit Lichterketten und Lametta geschmückt und im Wohnzimmer einen großen Baum aufgestellt. Jetzt wirkt es hier sogar festlicher als in meiner Kindheit. Draußen vor dem Fenster sieht es weitaus weniger einladend aus. Regen rinnt die Scheibe hinab, und fünfzig Meter weiter donnern Brecher gegen die Küste. Mein Hund, Shadow, scharwenzelt um mich herum und bettelt um einen letzten Spaziergang.

»Keine Chance, mein Freund«, sage ich zu ihm. »Es schüttet wie aus Eimern.«

»Sei nicht gemein, Ben«, sagt Nina. »Lass ihn noch mal laufen.«

Als ich die Haustür öffne, wirft der Wind mich fast um, aber Shadow ist überglücklich. Er sprintet los, als wollte er das Auge des Orkans suchen, und ich bleibe kopfschüttelnd zurück. Vor vier Monaten wurde er so schwer verletzt, dass zwei OPs nötig waren, um seine inneren Blutungen zu stoppen, und danach hatte er, während die Wunden heilten, wochenlang Schmerzen, doch sein Kampfgeist hat ihn in all der Zeit nie verlassen. Der Tierarzt meinte, Wolfshunde seien eine zähe Rasse, und das stimmt offenbar. Der einzige Unterschied, den ich seit Shadows Nahtoderfahrung in seinem Verhalten feststellen kann, ist, dass er, abgesehen von gelegentlichen Streifzügen über die Insel, zumeist an meiner Seite bleibt. Nun prescht er am Flutsaum entlang und sucht nach Unrat, den er nach Hause schleppen kann.

»Ihm geht´s besser, aber ganz der Alte ist er noch nicht.«

»Posttraumatische Belastungsstörung«, erwidert Nina. »Gib ihm Zeit, sich zu erholen.«

»Können Hunde auch depressiv werden wie Menschen?«

»Sie haben Emotionen, das ist sicher. Wenn Shadow sauer ist, findet er doch einen Weg, es dich wissenzulassen, oder nicht?« Ein Windstoß von draußen fegt ihre Umschläge vom Tisch. »Mach die Tür zu, um Himmels willen!«

Ich sehe ihr an, dass sie nur so tut, als wäre sie verärgert. Sie ist im August auf die Scilly-Inseln gezogen, und ich habe Monate gebraucht, um ihre Launen zu durchschauen. Ihr Schutzschild des Geheimnisvollen ist so undurchdringlich, dass ich ein Röntgengerät bräuchte, um herauszufinden, was sich dahinter alles verbirgt. Nina lässt sich selten aus der Ruhe bringen, aber der Tod ihres Ehemanns vor bald drei Jahren macht ihr immer noch zu schaffen. Sie verbringt jedes Wochenende mit mir, schätzt ihre Unabhängigkeit jedoch viel zu sehr, um Kompromisse einzugehen. Ich hab sie vor Wochen gefragt, ob sie nicht zu mir ziehen will, und warte noch immer auf eine Antwort. Morgen kehrt sie zurück auf die Insel St. Martin´s, die mit dem Boot zwanzig Minuten von Bryher entfernt ist; dort hütet sie das Haus eines einheimischen Paares, das den Winter im Ausland verbringt. Dieses Arrangement passt ihr perfekt in den Kram. So kann sie ungestört für ihre Abschlussprüfung zur Therapeutin lernen, Gartenarbeiten erledigen und mich auf Distanz halten.

Nina legt ihre Weihnachtskarten zu einem ordentlichen Stapel zusammen, was mir Zeit gibt, sie erneut zu betrachten. Ich kann nicht erklären, warum sie sich in meinem Kopf festgesetzt hat wie eine Melodie, die ich andauernd vor mich hin summen muss. Davon abgesehen, dass sie morgens mit einem Kamm durch ihre schulterlangen schokobraunen Haare fährt, hält sie sich nie mit ihrer äußeren Erscheinung auf. Heute trägt sie eine alte Levi´s und ein weißes T-Shirt, ihre olivfarbene Haut, die sie von ihrer italienischen Mutter hat, ist eine Nuance dunkler als meine.

»Starr mich nicht so an, Ben. Du lenkst mich ab.«

»Warum schreibst du jetzt noch Karten? Die kommen doch eh nicht mehr rechtzeitig an.« Ich setze mich zu ihr.

»Der Wille zählt. Du solltest auch ein paar verschicken.«

»Weihnachten ist nichts als eine geschickte Marketingstrategie. Wann hat dir zuletzt jemand was geschenkt, das du wirklich brauchst?«

Nina verdreht die Augen. »Das kann nur ein Mann so einseitig sehen. Jetzt stör mich nicht weiter und spiel mir was auf dem Klavier vor.«

»Bin ich so schlecht in Konversation?«

»Ich möchte den Tag lieber mit Musik ausklingen lassen.«

Ich erhebe mich demonstrativ widerwillig. Nina spielt Geige, als wäre das Instrument eine Verlängerung ihres Körpers, ich dagegen haue auf dem Klavier, das mein Dad irgendwann mal dem Insel-Pub abgekauft hat, häufig daneben. Da meine Eltern keinen Fernseher im Haus haben wollten, hab ich mir als Kind aus Langeweile selbst das Klavierspielen beigebracht, indem ich Lieder aus dem Radio nachgespielt habe. Ein paar Melodien kriege ich noch zusammen, aber es ist schwieriger geworden, sie abzurufen. Ich beginne »Someone to Watch Over Me« im falschen Tempo, aber dann setzt das motorische Gedächtnis wieder ein, und sofort geht alles viel leichter. Binnen kurzem überlasse ich mich stattdessen der Musik des Sturms und ahme die hohen Töne des Windes und den langsamen Herzschlag der Wellen nach.

Als ich fertig bin, hat Nina es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht. »Für einen, der nie übt, gar nicht übel«, sagt sie lächelnd.

»Ich hätte in der Schule Klavierunterricht nehmen können, aber das Rugbyspielen kam dazwischen.«

»Dann bist du ein Naturtalent.«

»Warum schmierst du mir Honig ums Maul?«, frage ich und klappe den Klavierdeckel zu. »Möchtest du, dass ich dich morgen nach St. Martin´s bringe?«

Sie schüttelt den Kopf. »Ray hat mich zum Frühstück eingeladen, danach fahren wir in seinem Schnellboot rüber.«

»Der alte Knabe ist in dich verknallt. Brich ihm nicht das Herz, hörst du?«

Mein Onkel Ray ist nicht leicht zu beeindrucken. Er ist eingefleischter Junggeselle und nach vielen Jahren auf See nach Bryher zurückgekehrt, um Boote zu bauen. Obwohl er dafür bekannt ist, dass er gern für sich bleibt, darf Nina stundenlang in seiner Werft herumhängen, ohne dass er sie wegschickt.

»Bist du eifersüchtig, Benesek Kitto?« Sie benutzt nur dann meinen vollständigen Namen, wenn sie mich aufziehen will.

»Nicht im Geringsten. Wenn er mich zum Zweikampf herausfordert, habe ich einen nicht unbeträchtlichen Gewichtsvorteil.«

Nina steht abrupt auf. »Hör auf zu prahlen und komm mit ins Bett.«

»Ist das deine Vorstellung von Verführung?«

»Du musst ja nicht.«

»Vielleicht sollte ich häufiger Klavier spielen.«

Ich lasse mich widerstandslos ins Schlafzimmer führen. Unser Sex ist nicht mehr so ungestüm wie am Anfang, aber ich will sie immer noch so sehr, dass ich am liebsten nachhelfen würde, während sie sich auszieht. Als Kind war es mir peinlich, dass ich wie ein Preisboxer gebaut bin, doch die Art, wie sie mich jetzt anschaut, wischt jeden Selbstzweifel beiseite. Sie knöpft betont langsam mein Hemd auf und entfernt Stoffschicht um Stoffschicht, bis uns nichts mehr trennt als das Deckenlicht, das jedes Detail bloßlegt. Ich liebe es zu sehen, wie sie sich bewegt und die Emotionen über ihr Gesicht fließen, und es fällt mir schwer, nicht die Kontrolle zu verlieren, aber als sie schließlich richtig loslegt, hat sich das Warten gelohnt.

Ihr Blick ist noch verschleiert, als wir in die Kissen sinken, ihre bernsteinfarbenen Augen wirken weicher als zuvor. »Also gut, die Sache ist entschieden«, murmelt sie.

»Welche Sache?«

»Ich nehme dich, nicht Ray.«

»Gott sei Dank.«

»Aber ich wünschte, du würdest hin und wieder über deine Gefühle reden.«

»Die hab ich dir doch gerade gezeigt, oder nicht?«

»Das war schön, aber Gespräche sind das, was eine Beziehung zusammenhält.«

»Ich kann es schlecht erzwingen.« Es fällt mir schwer, meine Gefühle in Worte zu fassen. Meine Arbeit als Undercover-Ermittler hat mich gelehrt, meine Emotionen zu verbergen, und diese Angewohnheit streift man nicht so leicht wieder ab.

Sie legt eine Hand an mein Gesicht. »Denk einfach dran, dass ich zuhören werde, wann immer du bereit bist.«

Ich stehe auf, um das Licht auszumachen, und als ich wieder unter die Decke schlüpfe, fallen ihr bereits die Augen zu. Ihr großes Ruhebedürfnis erstaunt mich immer wieder; Nina kann zwölf Stunden am Stück schlafen, ohne sich auch nur ein Mal zu rühren. Sie schmiegt sich an mich und murmelt leise etwas.

»Es wird sich einiges ändern, Ben. Aber du musst bereit dafür sein.«

»Wie meinst du das?«

Ich warte auf eine Antwort, höre jedoch nur ihre ruhigen Atemzüge und den Sturm, der über uns an den Dachziegeln rüttelt. In dem Mondlicht, das durch die Vorhänge dringt, wirkt ihr ovales Gesicht so reglos wie das einer Statue. Ich denke noch über ihre Worte nach, als Shadow an der Haustür scharrt. Das Geräusch erinnert mich an die quietschenden Autobremsen, von denen ich in London häufig wach wurde. Shadows Fell ist klatschnass, als ich ihn hereinlasse, und ich reibe ihn mit einem alten Handtuch trocken. Anschließend legt er sich mir zu Füßen und wärmt sich an der glühenden Asche im Kamin. Ich lasse...
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Autor

Kate Penrose kennt die Scilly-Inseln vor der Küste Cornwalls wie ihre Westentasche. Seit Kindertagen verbringt sie fast jeden Sommer dort und ist jedes Mal aufs Neue fasziniert von dem atemberaubenden Naturparadies. Die Idee für eine Krimiserie mit diesem einzigartigen Schauplatz kam ihr spontan bei einem Restaurantbesuch, und aus ein paar hastig hingekritzelten Stichworten auf der Speisekarte wurde einige Monate später der erste Insel-Krimi. Kate Penrose, die auch unter dem Namen Kate Rhodes schreibt, lebt mit ihrem Mann, dem Autor David Pescod, in Cambridge am Ufer des River Cam.Birgit Schmitz hat Theater- und Literaturwissenschaften studiert und arbeitete einige Jahre als Dramaturgin. Heute lebt sie als Literaturübersetzerin, Texterin und Lektorin in Frankfurt am Main.