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Die Entführung

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
Diogeneserschienen am29.09.20211. Auflage
David Balfour wird nach dem Tod seiner Eltern entführt: Sein Oheim will ihn aus dem Weg räumen. Das Schiff Covenant, auf dem David als Sklave in die amerikanischen Kolonien verschleppt werden soll, erleidet aber Schiffbruch. Flucht und Verfolgung bestimmen auch danach Davids Leben.

Robert Louis Stevenson wurde 1850 als Sohn eines Leuchtturmingenieurs in Edinburgh geboren, gab eine juristische Karriere zugunsten der literarischen Aktivität auf, heiratete die zehn Jahre ältere Amerikanerin Fanny Osbourne, reiste - auf der Suche nach einem Kurort für sein Lungenleiden - rastlos um die Welt: durch ganz Europa, Amerika und in die Südsee, wo er 1894 starb.
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Produkt

KlappentextDavid Balfour wird nach dem Tod seiner Eltern entführt: Sein Oheim will ihn aus dem Weg räumen. Das Schiff Covenant, auf dem David als Sklave in die amerikanischen Kolonien verschleppt werden soll, erleidet aber Schiffbruch. Flucht und Verfolgung bestimmen auch danach Davids Leben.

Robert Louis Stevenson wurde 1850 als Sohn eines Leuchtturmingenieurs in Edinburgh geboren, gab eine juristische Karriere zugunsten der literarischen Aktivität auf, heiratete die zehn Jahre ältere Amerikanerin Fanny Osbourne, reiste - auf der Suche nach einem Kurort für sein Lungenleiden - rastlos um die Welt: durch ganz Europa, Amerika und in die Südsee, wo er 1894 starb.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783257610444
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum29.09.2021
Auflage1. Auflage
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse795 Kbytes
Artikel-Nr.8036893
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



ICH BEGINNE DIE GESCHICHTE MEINER ABENTEUER mit einem bestimmten Morgen zu Anfang des Monats Juni im Jahre des Heils 1751, als ich zum letztenmal den Schlüssel aus der Tür meines Vaterhauses zog. Die Sonne rötete gerade die Gipfel der Berge, während ich den Weg hernieder schritt, und als ich das Pfarrhaus erreichte, schlugen die Amseln in den Fliederbüschen des Gartens, und der Nebel, der während der Morgendämmerung über dem Tale geschwebt hatte, begann sich zu heben und dahinzuschwinden.

Mr. Campbell, der Pfarrer von Essendean, erwartete mich bereits an der Gartenpforte, der treffliche Mann! Er erkundigte sich, ob ich schon gefrühstückt hätte; und als er hörte, daß mir nichts mangelte, ergriff er meine Rechte mit seinen beiden Händen und schob sie freundlich unter seinen Arm.

»Schön, Daviebub,« sagte er, »ich werde dich bis zur Furt geleiten, um dich auf deinen Weg zu bringen.« Und schweigend gingen wir vorwärts.

»Tut es dir leid, Essendean zu verlassen?« fragte er mich nach einer kleinen Weile.

»Warum, Herr?« erwiderte ich. »Wüßte ich nur, wohin ich mich wenden oder was aus mir werden soll, würde ich´s Euch ehrlich sagen. Essendean ist sicherlich ein guter Ort, und ich bin dort sehr glücklich gewesen; doch ich bin ja noch nie irgendwo anders hingekommen. Seit Vater und Mutter beide tot sind, werde ich ihnen in Essendean nicht näher sein als im Königreich Ungarn; und um die Wahrheit zu gestehen, wenn ich glaubte, ich hätte dort, wohin mich mein Weg führt, Aussicht, mich zu verbessern, ich würde freudig gehen.«

»Wirklich?« fragte Mr. Campbell. »Ausgezeichnet, Davie. Dann ist es jetzt für mich an der Zeit, dir deine Zukunft vorauszusagen, wenigstens soweit ich das vermag. Als deine Mutter dahingegangen war, und dein Vater (der würdige, christliche Mann) seiner Auflösung entgegenzukränkeln begann, übergab er meiner Obhut einen gewissen Brief, der, wie er sagte, dein Erbe enthielte. Wenn ich erst gegangen bin´, erklärte er, und das Haus aufgelassen und der Hausrat verkauft ist´ (und das, Davie, ist ja inzwischen geschehen), legt diesen Brief in die Hände meines Jungen und schickt ihn auf den Weg zum Haufe Shaw, nicht fern von Cramond. Das ist der Ort, von dem ich stamme,´ sagte er, und es ziemt sich, daß mein Sohn dorthin zurückkehrt. Er ist ein strammer Bursche´, sagte dein Vater, und ein zielbewußter, und ich zweifle nicht, daß er sicher hinkommen und überall, wohin er sich auch wendet, wohlgelitten sein wird´.«

»Das Haus Shaw?« rief ich. »Was hat mein armer Vater mit dem Hause Shaw zu schaffen?«

»Hm,« meinte Mr. Campbell, »wer könnte darüber etwas Sicheres sagen? Doch der Name jener Familie, Daviebub, ist der gleiche Name, den auch du trägst - Balfour von Shaw: ein altes, ehrenwertes, reputables Haus, wenn auch vielleicht in letzter Zeit etwas heruntergekommen. Auch war dein Vater ein gelehrter Mann, wie es seiner Stellung entsprach; nie leitete jemand mit besserem Recht eine Schule. Auch sein Benehmen und seine Redeweise waren keineswegs die eines gewöhnlichen Dominus; daher war es mir (wie du dich noch erinnern wirst) stets eine Freude, wenn er im Pfarrhause mit dem Adel zusammentraf; und die Edelleute aus meinem eigenen Geschlecht, die Campbells von Kilremet, die Campbells von Dunswire, die Campbells von Minch und andere, alles wohlangesehene Herren, freuten sich seiner Gesellschaft. Um dir endlich alle Einzelheiten dieser Sache zu unterbreiten, hier ist das Brieftestament selbst, von der eigenen Hand unseres dahin gegangenen Bruders adressiert.«

Damit übergab er mir den Brief, der folgende Aufschrift trug: »Zu Händen von Ebenezer Balfour, Esquire von Shaw, dem dieser Brief in seinem Hause Shaw von meinem Sohne David Balfour übergeben werden soll.« Mein Herz schlug heftig angesichts dieser großartigen Aussichten, die sich so plötzlich vor mir, einem Burschen von sechzehn Jahren, dem Sohne eines armen Landdominus im Walde von Ettrick eröffneten.

»Mr. Campbell,« stammelte ich, »und wenn Ihr an meiner Stelle wäret, würdet Ihr gehen?«

»Natürlich,« entgegnete der Pfarrer, »natürlich würde ich gehen, und zwar ohne Verzug. Ein flinker Bursche wie du müßte Cramond (das nahe bei Edinburgh liegt) in zwei Wandertagen erreichen. Und wenn es schlecht zu schlecht kommen sollte, und dein hochgestellter Verwandter (was ich aber nicht an nehmen möchte, bist du doch von seinem Blute), dir die Tür weiset, brauchst du ja nur die zwei Tage zurückmarschieren und an der Tür des Pfarrhauses klopfen. Doch ich will eher hoffen, daß man dich, wie es dein armer Vater prophezeit hat, wohl aufnehmen wird; und du mit der Zeit, was weiß ich, noch ein großer Mann wirst. Und jetzt, Daviebub,« schloß er, »liegt es mir sehr am Herzen, diese Abreise zu sichern und dich rechtermaßen gegen die Gefahren der Welt zu wappnen.«

Er schaute sich nach einem bequemen Sitze um, er blickte unter einer Birke am Wegrande einen großen, flachen Stein, ließ sich mit ganz lang gezogener ernster Oberlippe auf ihm nieder und breitete, da die Sonne jetzt zwischen den Gipfeln zweier Hügel auf uns niederbrannte, zum Schutze sein Taschentuch über seinen Dreispitz. Mit emporgehobenem Zeigefinger fing er dann an, mich zunächst vor einer erklecklichen Anzahl Ketzereien zu warnen, zu denen ich gar keine Neigung verspürte, und drang in mich, eifrig im Gebete zu verharren und die Bibel zu lesen. Als er geendet hatte, entwarf er mir ein Bild von dem großen Hause, das mein Bestimmungsort war, und riet mir, wie ich mich seinen Bewohnern gegenüber benehmen sollte.

»Sei nachgiebig, Davie, in allen nebensächlichen Dingen«, sagte er. »Denke stets daran, daß du, obwohl edelgeboren, nur eine Landerziehung genossen hast; mach´ uns keine Schande, Davie, mach´ uns keine Schande! Zeige dich in jenem großen, vornehmen Hause mit all seinen Domestiken, hohen und niedrigen, so freundlich, so umsichtig, so schnell im Begreifen und so zurückhaltend im Gespräch wie nur irgendeiner. Was den Schloßherrn anbetrifft - sei stets eingedenk, daß er der Herr ist; mehr sage ich nicht: Ehre, wem Ehre gebührt. Es ist eine Freude, einem Gutsherrn zu gehorchen; oder sollte es wenigstens für die Jugend sein.«

»Schön, Herr Pfarrer,« entgegnete ich, »so soll es sein, und ich verspreche Euch, ich werde versuchen, es so zu halten.«

»Gut gesprochen«, erwiderte Mr. Campbell herzlich.

»Und jetzt, zu der Hauptsache, oder (um einen Scherz zu machen) zu der Nebensache. Ich habe hier ein kleines Paket, das vier Dinge enthält.« Während er sprach, zog er mit ziemlicher Mühe das Päckchen aus der Tasche seines Rockschoßes. »Von diesen vier Dingen ist das erste dein gesetzmäßiger Anteil: das erbärmliche bißchen Geld für deines Vaters Bücher und Hausgerät, die ich (wie ich schon zu Anfang erklärte) in der Absicht gekauft habe, sie mit Nutzen an den neuen Dominus wiederzuveräußern. Die anderen drei Sachen sind kleine Gaben von Mrs. Campbell und mir, und wir würden uns freuen, wenn du sie annehmen wolltest. Der erste Gegenstand ist rund, und er wird dir wahrscheinlich zunächst die größte Freude bereiten; aber, Daviebub, er ist nur ein Tropfen Wasser im Meere; nur einen Schritt wird er dir vorwärts helfen und vergehen mit dem Morgen. Der zweite, der flach und rechteckig und mit Schriftzügen bedeckt ist, wird dein ganzes Leben dir zur Seite stehen wie ein guter Wanderstab und ein sanftes Kissen in Krankheitsfällen für dein Haupt; und endlich der letzte, der eckig ist, wird dich, das ist mein frommer Wunsch, in ein besseres Land geleiten.«

Mit diesen Worten stand er auf, nahm seinen Hut ab und betete eine kleine Weile laut in den rührendsten Ausdrücken für den jungen Menschen, der hinaus in die Welt zieht; dann schloß er mich plötzlich in seine Arme und küßte mich herzhaft, hielt mich auf Armeslänge von sich und betrachtete mich mit einem Gesicht, in dem die Sorgen kämpften; und dann wandte er sich ab, rief mir ein Lebewohl zu und eilte in einem Juckeltrab den Weg zurück, den wir gekommen waren. Manchem hätte sein Verhalten lächerlich erscheinen können, doch mir war nicht nach Lachen zumute. Solange er zu sehen war, folgte ich ihm mit meinen Blicken; aber er verlangsamte seinen Schritt keinen Augenblick und blickte auch nicht einmal zurück. Da wurde es mir klar, welchen Kummer ihm meine Abreise bereitete, und mein Gewissen schalt mich scharf und schwer, daß ich meinerseits so überglücklich war, diese stille Landschaft zu verlassen, um nach einem großen, geschäftigen Hause zu reisen, zu geachteten Personen von Stand, die meines Namens und meines Blutes waren.

»Davie, Davie,« dachte ich, »hat man je so schwarze Undankbarkeit gesehen? Kannst du alte Gunstbezeigungen und alte Freunde beim bloßen Flüstern eines Namens vergessen? Pfui, pfui! Schäme dich!«

Und ich ließ mich auf dem Steine nieder, den der gute, alte Mann soeben verlassen hatte, und öffnete das Päckchen, um die Art der Geschenke kennenzulernen. Über den Gegenstand, den er als eckig bezeichnet hatte, war ich nie sehr im Zweifel gewesen; und richtig, es war eine Bibel, klein genug, um sie in einer Plaidfalte bei sich zu tragen. Was er als rund bezeichnet hatte, erwies sich als ein Shillingstück, und der dritte Gegenstand, der mir so wundersam mein ganzes Leben lang in gefunden und kranken Tagen helfen sollte, war ein kleines Stückchen groben, gelben Papiers, auf dem mit roter Tinte folgendes geschrieben stand: »Rezept zur Herstellung von Maiglöckchenwasser. Man nehme die Blüten von Maiblumen, setze...
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Robert Louis Stevenson wurde 1850 als Sohn eines Leuchtturmingenieurs in Edinburgh geboren, gab eine juristische Karriere zugunsten der literarischen Aktivität auf, heiratete die zehn Jahre ältere Amerikanerin Fanny Osbourne, reiste - auf der Suche nach einem Kurort für sein Lungenleiden - rastlos um die Welt: durch ganz Europa, Amerika und in die Südsee, wo er 1894 starb.