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Unser Mann in Afrika

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Kampa Verlagerschienen am13.06.2024
Der Brite Morgan Leafy ist Botschaftssekretär Ihrer Majestät im westafrikanischen Kinjanja. Er soll die kulturelle Souveränität der ehemaligen Kolonialherren repräsentieren, ist allerdings nicht gerade ein diplomatisches Naturtalent. Seine Schwäche für schöne Frauen, übermäßiger Alkoholkonsum und die Abneigung dem Land gegenüber erschweren ihm den Job. Hoffnungslos verfängt er sich in den Fallstricken der korrupten Lokalpolitik, und die zarte Romanze mit Priscilla, der Tochter seines Chefs, endet, bevor sie angefangen hat. Als dann noch eine Leiche auftaucht, die er partout nicht mehr loswird, muss Morgan endgültig einsehen, dass in Afrika nichts nach Plan läuft ...

William Boyd, 1952 als Sohn schottischer Eltern in Ghana geboren, ist dort und in Nigeria aufgewachsen, bevor er in Großbritannien zur Schule ging und studierte. Dass er sich in keiner Kultur ganz zu Hause fühlt, sei für einen Schriftsteller eine gute Voraussetzung, sagt Boyd. Seinen ersten Roman veröffentlichte er 1981, heute gilt er als einer der bedeutendsten und erfolgreichsten Erzähler der zeitgenössischen Literatur. William Boyd lebt mit seiner Frau in London und im südfranzösischen Bergerac, wo er auch Wein anbaut. Wo immer er sich gerade aufhält - er geht für sein Leben gern spazieren.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextDer Brite Morgan Leafy ist Botschaftssekretär Ihrer Majestät im westafrikanischen Kinjanja. Er soll die kulturelle Souveränität der ehemaligen Kolonialherren repräsentieren, ist allerdings nicht gerade ein diplomatisches Naturtalent. Seine Schwäche für schöne Frauen, übermäßiger Alkoholkonsum und die Abneigung dem Land gegenüber erschweren ihm den Job. Hoffnungslos verfängt er sich in den Fallstricken der korrupten Lokalpolitik, und die zarte Romanze mit Priscilla, der Tochter seines Chefs, endet, bevor sie angefangen hat. Als dann noch eine Leiche auftaucht, die er partout nicht mehr loswird, muss Morgan endgültig einsehen, dass in Afrika nichts nach Plan läuft ...

William Boyd, 1952 als Sohn schottischer Eltern in Ghana geboren, ist dort und in Nigeria aufgewachsen, bevor er in Großbritannien zur Schule ging und studierte. Dass er sich in keiner Kultur ganz zu Hause fühlt, sei für einen Schriftsteller eine gute Voraussetzung, sagt Boyd. Seinen ersten Roman veröffentlichte er 1981, heute gilt er als einer der bedeutendsten und erfolgreichsten Erzähler der zeitgenössischen Literatur. William Boyd lebt mit seiner Frau in London und im südfranzösischen Bergerac, wo er auch Wein anbaut. Wo immer er sich gerade aufhält - er geht für sein Leben gern spazieren.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783311704904
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum13.06.2024
SpracheDeutsch
Dateigrösse1267 Kbytes
Artikel-Nr.15096031
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

Morgan ging verdrossen zum Konsulat zurück. Er sah auf seine Uhr: halb sechs. Er hatte Hazel gesagt, er werde vor fünf in der Wohnung sein. Er konnte den Rauch der Kohlebecken in den Dienstbotenwohnungen riechen: Abendessenszeit, das Konsulat würde geschlossen sein. Er ging zum Parkplatz für das Personal und sah, dass als Einziger sein Wagen noch da stand, sein cremefarbener Peugeot 404 oder »Peejott«, wie sie hier am Ort hießen. Er hatte ihn im Sommer gekauft, zu einer Zeit, da jeder in Urlaub fuhr. Hazel hatte den Peugeot vorgeschlagen, ein Peugeot verlieh in Kinjanja Prestige. An seinem Wagen sollt ihr ihn erkennen. Der Mercedes stand ganz oben auf der Liste; erst mit einem Mercedes hatte man es wirklich geschafft. Mercedeswagen waren für Staatsoberhäupter, einflussreiche Regierungsbeamte, hohe Offiziere, sehr erfolgreiche Geschäftsleute und Chiefs. Danach kam der Peugeot, für die höheren Berufe: Anwälte, höhere Beamte im Staatsdienst, Ärzte, die Leiter von Universitätsfachbereichen. Der Peugeot stand für Ansehen und Solidität. Nummer drei, der Citroën, war für junge Aufsteiger, für aufstrebende leitende Angestellte, Hochschullehrer, Karrieremacher aller Art. Morgan machte sich über solche Statussymbole lustig und rechtfertigte den Kauf des Peugeots mit handfesten technischen Gründen, genoss aber dennoch die anerkennend-prüfenden Blicke, die er ihm einbrachte, und fühlte sich ein wenig geschmeichelt durch die Einschätzung, der man ihn unterwarf, wenn er aus dem Wagen stieg: nicht wichtig genug für einen Mercedes, aber dennoch ein Mann von gewisser Bedeutung. Es war Hazels Pech, dass er mit ihr nur im Schutz der Dunkelheit fuhr; keiner ihrer Freunde hatte sie in dem Wagen gesehen.

Er fuhr zum Haupttor, grüßte den Nachtwächter und bog in die Straße zur Stadt ein. Das Konsulat lag zwischen der Stadt Nkongsamba und dem Campus der Universität. Bis zur Stadt waren es drei Kilometer, einen leicht abfallenden Hang hinunter. Das Konsulat lag auf einem niedrigen Hügelkamm im Nordosten von Nkongsamba. Zwei Kilometer weiter die Straße hinauf lag der Universitätscampus, wo ein großer Teil der örtlichen englischen Kolonie wohnte und arbeitete.

Morgan wollte zuerst nach Hause fahren und duschen, überlegte es sich dann aber anders. Nach Hause, das war eine umzäunte Siedlung mit Namen New Reservation (er kam sich bisweilen wie ein Indianer vor, wenn er diese Adresse angab), die etwa zwanzig Minuten vom Konsulat entfernt an der Hauptstraße gelegen war, die nach Norden aus Nkongsamba herausführte. Er hatte seinen Dienstboten Moses und Friday gesagt, sie sollten mit seiner Rückkehr rechnen, aber er konnte sie immer noch vom Club aus anrufen. So kamen die faulen Gesellen nicht aus dem Trab, dachte er grimmig.

Die Straße war gesäumt von farbenprächtigen Bäumen, die bald scharlachrot erblühen würden. Der Regen, wenn er denn kam, würde bewirken, dass sich alle Blüten öffneten. Er fuhr an dem Sägewerk vorbei, dessen Direktor namens Muller der westdeutsche Geschäftsträger war. Es gab noch einen französischen Agronomen an einer nahegelegenen landwirtschaftlichen Forschungsstation, der sich um die Interessen der wenigen Franzosen im Land kümmerte, aber diese beiden und das englische Konsulat stellten auch schon die gesamte diplomatische Vertretung in Nkongsamba dar. Alle großen Botschaften und Konsulate waren in der Hauptstadt an der Küste konzentriert, in vier Stunden auf einer nicht ungefährlichen Straße zu erreichen.

Er begann sich den Außenbezirken der Stadt zu nähern. Die Straßenränder, staubig und ohne Graswuchs, wurden breiter; leere Stände und abgeräumte Tische, an denen tagsüber Handel getrieben wurde, säumten die Fahrbahn. Er kam an einer Agip-Tankstelle, einer Schuhfabrik und einem Fahrzeugpark vorbei, und dann war er plötzlich in der Stadt, in der es geschäftig zuging, während sich Menschen und Autos mühsam ihren Heimweg bahnten. In den Außenbezirken gab es einige größere Betonbauten, die mit schmiedeeisernen Arbeiten geschmückt waren und in ihren eigenen niedrig ummauerten Gärten standen. Eigenartige süße, brandige Gerüche wehten durch das offene Fenster ins Wageninnere.

Er ging auf Schritttempo herunter, als die Straßen sich verengten, und schloss sich der dahinschleichenden, hupenden Prozession von Wagen an, die Nkongsamba während achtzehn von vierundzwanzig Stunden verstopften. Er ließ die Hand zum Fenster heraushängen und dachte ziellos an den vergangenen Tag und die Phalanx seiner derzeitigen Probleme. Er fragte sich, ob er wegen der Sache mit Priscilla und Dalmire so schockiert war, ob sie ihm wirklich so naheging. Er bekam keine klare Antwort: Zu viel verletzter männlicher Stolz versperrte ihm den Blick. Er fuhr vorbei an den dicht bevölkerten Lehmhütten, die ein wenig unterhalb der Straße standen, vorbei an den neonbeleuchteten Friseurläden, den Limonadereklamewänden, den allgegenwärtigen Colaplakaten, den Garagen unter freiem Himmel, den Möbelgeschäften, den Schneidern, die auf Maschinen mit Fußbedienung wild drauflosnähten. Er sah die hoch aufragende, in Flutlicht getauchte Fassade des Hotels de Executive, und wie jedes Mal in den letzten zwei Monaten verließ ihn der Mut, als jäh die Erinnerung an das erste vertrauliche Treffen mit Adekunle auf ihn einschoss, das dort stattgefunden hatte. Blecherne Reklametafeln blinkten um die Tür herum auf, die Lichter reflektierend, die jetzt überall angingen, während die Dämmerung sich auf die Stadt herabsenkte. Er hörte raue amerikanische Soulmusik aus dem Innenhof mit seiner Tanzfläche herausdringen. »Heute Abend JOSY GBOYE und seine Top Dandies Band!!!«, verkündete eine schwarze Tafel neben dem Eingang. »Fans, das dürft ihr nicht versäumen!!!« Morgan fragte sich, ob Josy Gboye an jenem schicksalhaften Abend auch gespielt hatte.

Er bog in eine Straße voller Schlaglöcher ein, die am Sheila-Kino vorbeiführte, das mit Michèle Morgan und Paul Hubschmid in Tell me Whom to Kill und Neela Akash lockte, einem »prickelnden und tollen indischen Film«, wie es hieß. Er fuhr an dem Kino vorbei und steuerte den Peugeot auf den Vorhof einer Apotheke. Er gab dem Aufseher ein paar Münzen und ging dann die Straße entlang, ohne sich um die kleinen Jungs zu kümmern, die neben ihm herhüpften und »Oyibo, oyibo« riefen, was so viel wie »Weißer« hieß. Das war etwas, was jedes kinjanjanische Kind fast wie selbstverständlich tat; es störte ihn nicht, es war nur die ständige Erinnerung daran, dass er in ihrem Land ein Fremder war. Er schüttelte seine Eskorte ab, indem er schneller ausschritt, und erreichte nach zwei Minuten eine noch recht neue Reihe von Läden. Da gab es einen Optiker, eine libanesische Boutique und ein Schuhgeschäft; über den Läden waren drei Wohnungen. Hazel wohnte - Morgan machte es möglich - über der Boutique.

Er blickte sich rasch um, ehe er die Stufen an der Seite des Gebäudes hinaufrannte bis zum gemeinsamen Außengang im ersten Stock an der Rückseite. Er zog den Schlüssel heraus und öffnete die Tür. Das Erste, was ihm auffiel, war der Geruch von Zigarettenrauch, und seine reizbare Stimmung schwoll sofort zu Zorn an, da er Hazel das Rauchen ausdrücklich verboten hatte, seit er selbst nicht mehr rauchte. Der Raum war auch dunkel, da die Läden heruntergelassen waren. Er tastete nach dem Lichtschalter und knipste. Es tat sich nichts.

»Nie Strom hier«, sagte eine Stimme.

Morgan fuhr zusammen, sein Puls ging schneller. »Wer ist denn das?«, fragte er zornig, spähte in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war, und machte, als seine Augen sich an das Dunkel gewöhnten, eine Gestalt aus, die am Tisch saß. »Und wo zum Teufel ist Hazel?«, fuhr er in dem gleichen empörten Ton fort und stampfte durchs Zimmer, um die Läden hochzuziehen.

Er drehte sich um. Der unerwartete Besucher war ein schlaksiger, schwarzer Jüngling, der ein bis zur Taille offenes gelbes Hemd und eine grässlich enge graue Hose trug. Er rauchte auch eine Zigarette und trug eine Sonnenbrille. Er hob eine blassbraune Hand zu Morgan hin.

»Hallo«, sagte er. »Ich bin Sonny.«

»O ja?«, sagte Morgan, noch immer wütend. Er öffnete die Tür zum Schlafzimmer. Hazels billige Kleider lagen überall verstreut. Er hörte plätschernde Geräusche aus dem kleinen Badezimmer. »Ich bin´s!«, brüllte er und schloss die Tür.

Sonny hatte sich erhoben. Er war sehr groß und schlank, und er blickte verdrossen auf die Straße hinunter, wobei sich Rauch von seiner Zigarette aufkräuselte. Er trug, wie Morgan bemerkte, sehr spitze braune Schuhe.

»Erfreut, Sie kennenzulernen«, sagte Sonny in einem schleppenden Ton, der Morgans Ohr verletzte. »Hübsche Wohnung, die Sie Hazel da besorgt haben.« Morgan erwiderte nichts: Hazel würde einiges zu erklären haben. Sonny blickte auf das Zifferblatt seiner Uhr an der Innenseite des Handgelenks. »Ah-ah«, sagte er. »Sechs Uhr. Ich muss gehen.« Er machte einen großen Satz zur Tür. »Danke für das Bier«, sagte er, »so long«, und schlüpfte hinaus.

Morgan bemerkte zwei leere Bierflaschen auf dem Tisch. Er stürmte in die Küche und riss den Kühlschrank auf. Noch eine Flasche übrig. Er beruhigte sich ein wenig. Wenn das Stück diesem Sonny das ganze Bier gegeben hätte, sagte er sich, hätte er sie erwürgt. Dann verdunkelte sich sein Gesicht. Er fragte sich, was zum Donnerwetter dieser Kerl überhaupt in seiner Wohnung zu suchen gehabt hatte. Sein Bier getrunken hatte, während Hazel sich wusch. Drohungen vor sich hin murmelnd, schenkte er sich ein Glas aus der übriggebliebenen Flasche ein und ging zurück zur...
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Autor

William Boyd, 1952 als Sohn schottischer Eltern in Ghana geboren, ist dort und in Nigeria aufgewachsen, bevor er in Großbritannien zur Schule ging und studierte. Dass er sich in keiner Kultur ganz zu Hause fühlt, sei für einen Schriftsteller eine gute Voraussetzung, sagt Boyd. Seinen ersten Roman veröffentlichte er 1981, heute gilt er als einer der bedeutendsten und erfolgreichsten Erzähler der zeitgenössischen Literatur. William Boyd lebt mit seiner Frau in London und im südfranzösischen Bergerac, wo er auch Wein anbaut. Wo immer er sich gerade aufhält - er geht für sein Leben gern spazieren.