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Gottloser Westen?

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
224 Seiten
Deutsch
Evangelische Verlagsanstalterschienen am01.09.20171. Auflage
Während weltweit Religion, insbesondere das Christentum, boomt, neue kraftvolle Gemeinden entstehen und sich ganze Landstriche dem Glauben zuwenden, leeren sich im kulturellen Westen die Kirchen und die gesellschaftliche Gestaltungskraft des Christentums schwindet. Europa ist eine säkulare Insel im religiösen Meer. Worin könnten die Gründe dafür liegen, dass die Kirchen außerhalb der westlichen Hemisphäre lebendig sind, ausstrahlen und begeistern, während das Christentum des Westens eigenartig müde, kraftlos und überaltert wirkt? Der bekannte Pfarrer und Publizist Alexander Garth findet sechs Indikatoren für das enorme globale Wachstum des Christentums und benennt vier Faktoren, die in ihrem Zusammenspiel zu einer Säkularisierung der westlichen Gesellschaften führen. Im zweiten Teil des Buches geht es um die Frage, wie die Kirchen in Deutschland darauf reagieren können. Hat der Glaube eine Zukunft oder müssen wir sein Aussterben hinnehmen? Müssen sich die Kirchen - die katholische, die evangelischen und freikirchlichen - ändern, wenn sie auf die Herausforderungen der Zukunft erfolgreich reagieren wollen? In welche Richtung müssen Kirchenreformen gehen, damit Gott auch im Westen für die nachwachsenden Generationen wieder erfahrbar und zu einer prägenden Kraft wird?

Alexander Garth, Jahrgang 1958, aufgewachsen in Sachsen, studierte Theologie in Leipzig. Er war Pfarrer und Gemeindegründer in Sonneberg (Thüringen), dann Pfarrer und Bereichsleiter in der Berliner Stadtmission und Gründer der Jungen Kirche Berlin, der viele Menschen aus nichtchristlichem Hintergrund angehören. Seit 2016 ist er Pfarrer an der Stadtkirche St. Marien in Wittenberg, der Kirche Martin Luthers. Der unkonventionelle Pfarrer geht besonders der Frage nach, wie Glaube und Kirche in einer säkularen, postmodernen Welt zukunftsfähig sind. Er ist Autor mehrerer Bücher und lebt mit seiner Familie in Wittenberg und Berlin.
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Produkt

KlappentextWährend weltweit Religion, insbesondere das Christentum, boomt, neue kraftvolle Gemeinden entstehen und sich ganze Landstriche dem Glauben zuwenden, leeren sich im kulturellen Westen die Kirchen und die gesellschaftliche Gestaltungskraft des Christentums schwindet. Europa ist eine säkulare Insel im religiösen Meer. Worin könnten die Gründe dafür liegen, dass die Kirchen außerhalb der westlichen Hemisphäre lebendig sind, ausstrahlen und begeistern, während das Christentum des Westens eigenartig müde, kraftlos und überaltert wirkt? Der bekannte Pfarrer und Publizist Alexander Garth findet sechs Indikatoren für das enorme globale Wachstum des Christentums und benennt vier Faktoren, die in ihrem Zusammenspiel zu einer Säkularisierung der westlichen Gesellschaften führen. Im zweiten Teil des Buches geht es um die Frage, wie die Kirchen in Deutschland darauf reagieren können. Hat der Glaube eine Zukunft oder müssen wir sein Aussterben hinnehmen? Müssen sich die Kirchen - die katholische, die evangelischen und freikirchlichen - ändern, wenn sie auf die Herausforderungen der Zukunft erfolgreich reagieren wollen? In welche Richtung müssen Kirchenreformen gehen, damit Gott auch im Westen für die nachwachsenden Generationen wieder erfahrbar und zu einer prägenden Kraft wird?

Alexander Garth, Jahrgang 1958, aufgewachsen in Sachsen, studierte Theologie in Leipzig. Er war Pfarrer und Gemeindegründer in Sonneberg (Thüringen), dann Pfarrer und Bereichsleiter in der Berliner Stadtmission und Gründer der Jungen Kirche Berlin, der viele Menschen aus nichtchristlichem Hintergrund angehören. Seit 2016 ist er Pfarrer an der Stadtkirche St. Marien in Wittenberg, der Kirche Martin Luthers. Der unkonventionelle Pfarrer geht besonders der Frage nach, wie Glaube und Kirche in einer säkularen, postmodernen Welt zukunftsfähig sind. Er ist Autor mehrerer Bücher und lebt mit seiner Familie in Wittenberg und Berlin.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783374050284
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum01.09.2017
Auflage1. Auflage
Seiten224 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1105 Kbytes
Artikel-Nr.5497984
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
4. DEUTSCHLAND ZWISCHEN SÄKULARISIERUNG UND SPIRITUELLEM ERWACHEN
4.1 SPIRITUALITÄT IN EINER SÄKULAREN WELT

Bei Religionssoziologen und Meinungsforschern, in den Medien und sozialen Netzwerken ist die Rede von einem vermehrten Interesse an Spiritualität. Der Trendforscher Matthias Horx spricht von »Respiritualisierung als globalem Megatrend«.49 Der Publizist Wolfram Weimer kündet ein Comeback von Religion in das Bewusstsein der Weltbevölkerung an.50 Die Säkularisierungsthese des 20. Jahrhunderts, dass der Glaube in modernen Gesellschaften mit der Zeit verschwindet, hält kaum noch jemand, der sich mit dem Thema auskennt, für plausibel. Stattdessen fasziniert Religion mehr denn je. Auch Europa wird spiritueller, das prognostizieren zumindest die Experten. Spiritualität ist zu einem attraktiven, inflationär gebrauchten Modewort geworden. Allein das zeigt schon, dass wir es dabei mit einem absolut populären Thema zu tun haben. Aber was steckt hinter diesem verschwommenen »Containerbegriff für spätmoderne Religiosität« (Thomas Klie) und wie äußert sich Spiritualität heute bei postmodernen Menschen, die nicht unbedingt aus einer religiösen Tradition kommen oder diese zumindest hinter sich gelassen haben?
Nur was ich fühle, ist real!

Die Moderne versuchte, alles Religiöse oder Metaphysische durch den engen Trichter der Vernunft zu quetschen, und verlor sich dabei in einer dumpfen Diesseitigkeit. Die Welt und das Leben wurden entzaubert. Eine öde und auf ihre Art naive Wissenschaftsgläubigkeit trat an die Stelle religiösen Staunens. Für die Postmoderne dagegen bilden Wissenschaft und Mystik keine Gegensätze. Das Weltbild hat sich verändert. Es ist tiefer, weiter, universaler, kurz: multidimensionaler geworden. Die Errungenschaften der Moderne werden ebenso geschätzt wie die spirituellen Traditionen der Vergangenheit. In diesem neuen Lebensgefühl bilden Wissenschaft und Mystik, Mündigkeit des Individuums und hingegebener Glaube, Naturgesetze und Magie keine zwingenden Gegensätze mehr. Vielmehr möchte der postmoderne Mensch die Dissonanzen des Lebens überwinden, scheinbar Gegensätzliches harmonisieren und einbauen in eine neue, ganzheitliche Weltsicht.
Erlebe dein Leben!

Der Soziologe Gerhard Schulze konstatierte 1992 in seinem zum Soziologieklassiker gewordenen Buch »Die Erlebnisgesellschaft« einen umfassenden gesellschaftlichen Wandel: Medien, Konsum, Werbung und Freizeitindustrie bestimmen unser Leben. Die Erlebnisorientierung wird zur Suche nach dem Glück und steigert sich zur Suche nach dem »Kick«, nach Aktion, nach Performance, nach immer neuen Reizen. Das Erleben tritt in das Zentrum der Lebensgestaltung. » Erlebe dein Leben! ist der kategorische Imperativ unserer Zeit.«53 Unter dem Aspekt, das Leben zu genießen, wandelt sich unsere gesamte Alltagskultur zur Spaßgesellschaft. Das Leben wird zum Wettlauf nach dem schnellen Glück.54 Die zunehmende Erlebnisorientierung macht auch vor dem Glauben nicht halt. Nun heißt es: »Erlebe deinen Glauben!« Spiritualität wird zum coolen life-act hochgestylt. Es geht um den spirituellen Kick, holy vibrations, Gefühle von Liebe und Annahme. Religionssoziologen sprechen von postmoderner Event-Spiritualität. Auf Kirchentagen, Taize-Treffen, Esoterikmessen, Jugendgottesdiensten, spirituellen Wellnesswochenenden, in Meditationszirkeln und Selbsterfahrungsgruppen sucht man das religiöse Erleben. Postmodern geprägte Menschen sind Individualisten, aber sie sind es in Gemeinschaft. Sie suchen Beziehungen und gemeinschaftliche spirituelle Erfahrungen.
Individualistische Spiritualität ohne Dogma

Postmoderne Spiritualität ist grundsätzlich undogmatisch. Die Wirklichkeit ist zu widersprüchlich und komplex, um sie in Lehrsätzen zu fixieren. Jeder religiöse Absolutheitsanspruch von Religion gilt als anmaßend und steht unter dem Generalverdacht, zu Intoleranz und Gewalt zu führen. Mit Dogmen, die eine gewisse Verbindlichkeit beanspruchen, kann man wenig anfangen. Glaube ist von Bedeutung, sofern er das Leben leichter, interessanter und »peppiger« macht. Predigten müssen dogmatikfrei und »soft« sein und Antworten auf Fragen geben, die sich mit der Optimierung des Lebens befassen. Religiöse Texte und Aussagen sind nur von Bedeutung, wenn sie direkt zum Erleben und zur Bewältigung von Existenzproblemen führen. Religiosität ist eine innenorientierte Ich-Religiosität. Man hat keinen Anspruch an andere. Mission gilt als Zumutung. Jeder muss seinen eigenen spirituellen Weg finden. Die Trendreligion unserer Tage ist der Buddhismus. Er kommt friedfertig im exotischen Gewand daher, ist hilfreich gegen Stress, kennt keine Dogmen, erteilt keine Vorschriften und äußert sich nicht zur Frage nach Gott: Religion light, gut verdaulich für das Ego, Genuss statt Muss.
Patchwork-Religiosität

Die Pluralisierung von Glauben wird mit dem Wort »Patchwork-Religiosität« beschrieben. Es ist ein Trend unserer Zeit, sich seine Religion aus den Elementen unterschiedlicher Religionen und spiritueller Traditionen zu kombinieren. Mehr als ein Fünftel der Deutschen pflegt diese Form der Religiosität - so das Resultat einer Studie der Universität Münster.55 Aus der unüberschaubaren Fülle von Religionen, Philosophien, Weltanschauungen, Heilslehren, Ideologien, Lebensentwürfen stellt man sich seine individuelle Lebensphilosophie zusammen. Auch seine Religion sampelt man aus unterschiedlichen Versatzstücken. Sampling ist ein Begriff aus der Medienästhetik und umschreibt ein künstlerisches Verfahren, das audielle und visuelle Zitate aus Kunst, Musik, Mode kombiniert und zu einer neuen kreativen Einheit verarbeitet. Die Auswahl, aus der man seine Privatreligion samt dazugehörigem Lifestyle sampeln kann, ist riesig. In Berlin gibt es über 200 verschiedene Religionen und eine Fülle von spirituellen und esoterischen Angeboten. Der Markt ist groß und unübersichtlich. Man fährt sozusagen mit dem Einkaufswagen durch den spirituellen Supermarkt und nimmt sich, was das eigene Leben optimiert und spirituell auffrisiert.
4.2 ABER DIE SEHNSUCHT BLEIBT
Postmoderne Spiritualität und christlicher Glaube

Wenn es tatsächlich so etwas wie ein wachsendes spirituelles Interesse auch bei uns gibt, und die Anzeichen dafür mehren sich, könnten die Kirchen davon profitieren? Die Frage ist doch: Gibt es überhaupt Berührungspunkte zwischen der postmodernen Suche nach Spiritualität und den Angeboten des christlichen Glaubens? Gleicht die Situation nicht der verqueren Kommunikation in dem Witz: »Können Sie mir sagen, wie ich zum Bahnhof komme?« Antwort: »Nein, aber ich kann Ihnen sagen, wie spät es ist.« Die Antwort des Glaubens korreliert wenig mit den spirituellen Fragen postmodern geprägter Menschen. Sie suchen zwar spirituelle Erfahrungen, und die gibt es im christlichen Glauben reichlich, aber das Erleben Gottes im Christentum ist verbunden mit dem Glauben an den Erlöser, mit einer von christlichen Werten inspirierten Lebensführung, mit Taufe, Bibel, Kirche und Abendmahl. Hat die Bochumer Theologin Isolde Karle Recht, wenn sie sagt: »Es ist äußerst umstritten, ob wir gegenwärtig tatsächlich einen Religionsboom oder nicht vielmehr eine weitergehende Säkularisierung der Gesellschaft erleben - letzteres legen einschlägige empirische Studien nahe. Was als Religionsboom verkauft wird, ist eine Religion, die weitgehend ohne Gott und ohne Kirche auskommt. Konjunktur haben esoterische Suchbewegungen, die eine vage Sinnsuche des ortlos gewordenen und vielfältig verunsicherten Individuums der späten Moderne anzeigen. Deshalb umfasst postmoderne Spiritualität nahezu alles, was die Kundschaft mit einem Gefühl der Bedeutsamkeit des eigenen Seins versorgt. Sie hat kaum Interesse an religiösen Inhalten oder an einer Lebensführung, die von einer religiösen Grundhaltung bestimmt wäre. Insofern wird Kirche auch dann nicht, wenn sie sehr attraktiv ist, den Markt spiritueller Suchbewegungen innerhalb und jenseits des kirchlichen Lebens für sich nutzen können.«56 Isolde Karle spricht die Bedenken vieler Kirchenleute aus. Tatsächlich ist die postmoderne Suche nach dem religiösen Kick wenig kompatibel mit dem christlichen Glauben. Dennoch, der christliche Glaube kann eine ungeheure Faszination und Attraktivität für postmoderne Menschen haben, ohne dass wir den kontraproduktiven Fehler der innerkirchlichen Säkularisierung und Anpassung an mehrheitsfähige Inhalte wiederholen.
Von Steve Jobs lernen

Ich bin davon überzeugt, dass auch postmodern geprägte Menschen für den Glauben gewonnen und begeistert werden können. Auch wenn das, was ihre Sehnsucht kennzeichnet, sich erst einmal unterscheidet von dem, was der christliche Glaube anscheinend bietet, so kann den Menschen durch Christus etwas so Heilmachendes und Faszinierendes begegnen, dass alte Vorstellungen und Herzenswünsche transzendiert werden. Außerdem liegt es im Wesen des Evangeliums, den Menschen nicht einfach das zu geben, was sie gerade wollen. Als die Masse nach der erfolgreichen Brotvermehrung Jesus zum König machen wollte, entzog er sich ihr. Jesus ist kein Brotkönig, kein Bedürfnisbefriediger, auch dann nicht, wenn es um spirituelles Begehren geht. Jesus will mehr. Die Kirche hat in ihrer erfolgreichen Geschichte den Menschen noch nie das...
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Autor

Alexander Garth, Jahrgang 1958, aufgewachsen in Sachsen, studierte Theologie in Leipzig. Er war Pfarrer und Gemeindegründer in Sonneberg (Thüringen), dann Pfarrer und Bereichsleiter in der Berliner Stadtmission und Gründer der Jungen Kirche Berlin, der viele Menschen aus nichtchristlichem Hintergrund angehören. Seit 2016 ist er Pfarrer an der Stadtkirche St. Marien in Wittenberg, der Kirche Martin Luthers. Der unkonventionelle Pfarrer geht besonders der Frage nach, wie Glaube und Kirche in einer säkularen, postmodernen Welt zukunftsfähig sind. Er ist Autor mehrerer Bücher und lebt mit seiner Familie in Wittenberg und Berlin.